Lasertherapie von Neeo Bovis: Laserlicht bei Euterentzündungen?
Neeo Bovis bietet ein Gerät zur Behandlung von Euterentzündungen mit Laser an. profi hatte die Gelegenheit zu einem ersten Gespräch mit der Erfinderin der Technik.
Stellen Sie sich bitte gedanklich kurz vor: Beim Vormelken entdecken Sie Flocken in der Milch bzw. ihr Melkroboter schlägt Alarm aufgrund von veränderter Milch. Ein Schalmtest bestätigt, dass eine Euterentzündung vorliegt. Anstatt des Tierarztes behandeln nun aber Sie die Mastitis — mit einem mobil einsetzbaren Lasergerät.
Weil die Milch frei von Antibiotika ist, können Sie diese nach Pasteurisierung an die Kälber verfüttern. Weitere Wartezeiten oder dergleichen sind nicht zu beachten.
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Stellen Sie sich bitte gedanklich kurz vor: Beim Vormelken entdecken Sie Flocken in der Milch bzw. ihr Melkroboter schlägt Alarm aufgrund von veränderter Milch. Ein Schalmtest bestätigt, dass eine Euterentzündung vorliegt. Anstatt des Tierarztes behandeln nun aber Sie die Mastitis — mit einem mobil einsetzbaren Lasergerät.
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Mastitis mit Laser behandeln: Alles nur Hokuspokus?
Was nach Hokuspokus klingt, praktizieren bereits 100 dänische Milchviehbetriebe, so der Anbieter im exklusiven Gespräch mit profi. Mit einem Betrieb konnten wir sprechen (Kasten „Ja, es funktioniert!“). Dass die Behandlung von Eutererkrankungen mit Laserlicht gelingt, hat mit Entwicklungen in der Humanmedizin zu tun. Denn neben energiereichem Licht zum Schneiden, z. B. bei Operationen am Auge, gibt es parallel den sogenannten Low-Level-Laser — landläufig auch Softlaser oder Kaltlichtlaser genannt.
Zum Einsatz kommen Softlaser bei allerlei therapeutischen Anwendungen, z. B. bei der Behandlung eines unfallbedingten Schleudertraumas. Die Behandlungen verlaufen dabei sehr sanft, da der Low-Level-
Laser mit 5 bis 500 mW nur geringe Leistungen verlangt, so dass dabei weder ein Gewebe geschnitten noch verbrannt oder anderweitig zerstört wird.
Softlaser für Kühe
Mit der Technik von Neeo Bovis steht nun ein Softlaser zur Behandlung von Kühen zur Verfügung. Entwickelt wurde der Laser von Gleenie Christensen aus Silkeborg (Dänemark). Christensen ließ sich in jungen Jahren zur Laser-Technikerin für medizinische Anwendungen ausbilden. Sie blieb in ihrem Gebiet und sammelte Erfahrungen, zuletzt auch in den USA. Nach ihrer Rückkehr therapierte sie unter anderem Spieler einer Profi-Football-Mannschaft.
2021 behandelte sie eine stillende Frau, die mehrmals an einer Brustentzündung erkrankte und entsprechend häufig Antibiotika einnehmen musste. Überrascht vom Erfolg der Lasertherapie kam ihrem Mann spontan die Idee, damit auch seine an Mastitis erkrankte Kuh zu behandeln. Doch die Wirkung eines Low-Level-Lasers endet bei 7 cm Tiefe — zu wenig für ein voluminöses Kuheuter. Der Forschergeist von Christensen war jedoch geweckt. Und so kam ihr nach kurzer Zeit die treffende Idee, wie die Wirkung auf eine Tiefe von 26 bis 28 cm gesteigert werden kann.
Als sie vor knapp zwei Jahren das erste Gerät anbot, machte die Technik schnell die Runde unter dänischen Landwirten. Und so haben bereits rund 100 Landwirte ein Gerät in Benutzung, ohne dass Werbung betrieben wurde.
Stimuliert die eigene Abwehr
Die Wirkung des patentierten Geräts beruht laut Christensen allein auf der Aktivierung natürlicher Reparaturmechanismen. Drei etwa zehn Minuten dauernde Anwendungen reichen dafür in der Regel aus. Durchführen darf der Landwirt die Anwendung selbst, nachdem Neeo Bovis ihn gründlich eingewiesen hat. In der rund 1,5-stündigen Schulung lernt der Landwirt auch, welches Programm er am Gerät in Abhängigkeit von der Schwere und den Symptomen der Mastitis wählen sollte. Eine mit dem Gerät kombinierte App erleichtert die Dokumentation und Verwaltung der Behandlungen.
Neben einer Mastitis vermag der für Rinder entwickelte Laser übrigens eine Reihe weiterer Beschwerden zu lindern. So zeigt die Technik bereits gute Ergebnisse beim Kurieren von Mortellaro sowie anderen Erkrankungen der Klauen, etwa bei dick geschwollen Gelenken und bei anderen Wunden und Hauterkrankungen wie z. B. einem Zwischenschenkel-Ekzem.
Die Kosten für die Lasertherapie
Aktuell gibt es für Deutschland noch keine Preise. Wie eine Preisgestaltung aussehen kann, lässt ein Blick nach Dänemark erahnen. Hier kann man die Geräte nur mieten. Die Monatsrate setzt sich aus einem Grundpreis und einem von der Tierzahl abhängigen Aufschlag zusammen. Ein 400er Kuhbetrieb zahlt so etwa 800 Euro/Monat.
Diskussion
Dass man zum Behandeln einer Mastitis nicht mehr als ein handliches Gerät benötigt, ist gewiss schwer zu glauben. Doch Glennie Christensen, die bis vor drei Jahren nicht im geringsten mit Landwirtschaft zu tun hatte, zeigt sich in ihrer Arbeit bestätigt. Unter anderem deshalb, weil ihre Kunden mit Zellzahlmessung am Melkroboter den Verlauf einer Mastitis regelmäßig in Zahlen beschreiben und aussagekräftig dokumentieren können.
Dennoch: Ohne selbst mit dem Gerät gearbeitet zu haben, vermögen wir keinen Freibrief auszustellen. Wir von profi freuen uns deshalb auf einen ausgiebigen Praxistest des neuen Geräts in 2025.
Fazit
Die von Neeo Bovis entwickelte Lasertherapie für Kühe zeigt vielversprechende Resultate in der Behandlung euterkranker Kühe. Stand heute bietet so die Technologie eine Alternative und Ergänzung zu Antibiotika. Damit verbunden ist eine verbesserte Tiergesundheit und Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung.
Die geplante Einführung in Deutschland ist für 2025 geplant. Bis dahin sind vom Hersteller — neben Fragen zum Preis — eine Reihe organisatorischer Fragen zu klären.
Praktikermeinung zur Lasertherapie von Mastitis: Ja, es funktioniert!
Torben Brødbæk ist Biolandwirt in der zweiten Generation. Mit 1.650 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche, 950 Kühen zuzüglich Nachzucht und jährlich 10.000 vermarkteten Mastschweinen zählt er zu den großen ökologisch wirtschaftenden Betrieben Dänemarks. Und mit 12.800 kg/Kuh/Jahr wohl auch zu den erfolgreichsten.
Die von Gleenie Christensen entwickelte Lasertherapie nutzt der Landwirt seit 18 Monaten. Eingesetzt wird das Gerät vor allem zur Behandlung akuter Fälle an Mastitis erkrankter Kühe. Behandelt wird über sechs Tage mit insgesamt drei zehnminütigen Anwendungen. Seit dieser Zeit kommt bei ihm in 80 % der Fälle einer Euterentzündung kein Antibiotika mehr zum Einsatz.
„Meine Tierarztkosten sind seit Einführung des Lasers um 25 % rückläufig. Was soll ich sagen: Ja, es funktioniert!“, beschreibt Brødbæk seine Erfahrungen der vergangenen eineinhalb Jahre. Einmal im Monat unterziehen seine 25 Mitarbeiter alle Kühe einer Behandlung, wenn diese bei der letzten Milchleistungsprüfung mit hohen Zellzahlen auffielen.
„Die Thise Mejeri zahlt als Verarbeiter unserer Bio-Milch 2 % Aufschlag, wenn die von uns angelieferte Milch weniger als 200.000 Zellen aufweist. Um dieses Ziel zu erreichen, mussten wir uns früher von einzelnen Kühen trennen — das ist jetzt spürbar seltener der Fall“, so Brødbæk. Die durchschnittliche Lebensleistung seiner Herde gibt er mit 3,9 Laktationen und 46.000 kg an. In Dänemark und Deutschland erreichen Kühe aktuell eine durchschnittliche Lebensleistung von 31.000 bis 33.000 kg.
Erfreut zeigt sich der Landwirt auch darüber, dass er deutlich weniger Milch verwerfen muss. Denn als zertifizierter Ökobetrieb darf er die Milch von mit Antibiotika behandelten Kühen erst nach verdoppelter Wartezeit an die Molkerei liefern. Was banal klingt, macht im Betrieb Brødbæk bis zu 200 l täglich aus, die nun mehr an die Molkerei gehen. Bei 4,65 Dänischen Kronen (etwa 65 Cent) für den Liter ökologisch erzeugter Milch erzielt der Betrieb bis zu 136 Euro mehr am Tag, im Monat rund 3.000 Euro. Die Nachfrage, ob sich das Lasergerät für ihn rechnet, konnten wir uns angesichts dieser Zahl sparen.