Bewegungs-Abferkelbucht von Meier-Brakenberg: Gut für Tierwohl und Geldbeutel
Sauenhalter Michael Ostkotte entwickelte gemeinsam mit Meier-Brakenberg eine interessante Abferkelbucht. Lesen Sie, warum Tierwohl und Arbeitseffizienz keine Gegensätze sein müssen.
Neu bauen, umbauen oder gar mit der Sauenhaltung aufhören? — Wie aktuell die meisten Sauenhalter in Deutschland stand auch Michael Ostkotte vor rund fünf Jahren vor dieser schwierigen Frage. Er entschied sich für einen Neubau des Abferkelstalls mit 180 Plätzen auf der grünen Wiese. Den alten Abferkelstall baute er für seine in der Wartehaltung stehenden Tiere um. Zudem nutzt der Betrieb Teile der alten Stallungen für die Ferkelaufzucht.
Den Anstoß für einen neuen Abferkelstall gab aber nicht allein die 2021 geänderte Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV), welche spätestens ab 2036 unter anderem mindestens 6,5 m2 große Abferkelbuchten vorschreibt.
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Neu bauen, umbauen oder gar mit der Sauenhaltung aufhören? — Wie aktuell die meisten Sauenhalter in Deutschland stand auch Michael Ostkotte vor rund fünf Jahren vor dieser schwierigen Frage. Er entschied sich für einen Neubau des Abferkelstalls mit 180 Plätzen auf der grünen Wiese. Den alten Abferkelstall baute er für seine in der Wartehaltung stehenden Tiere um. Zudem nutzt der Betrieb Teile der alten Stallungen für die Ferkelaufzucht.
Den Anstoß für einen neuen Abferkelstall gab aber nicht allein die 2021 geänderte Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV), welche spätestens ab 2036 unter anderem mindestens 6,5 m2 große Abferkelbuchten vorschreibt.
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Ostkotte hielt länger schon seine alten Buchten für nicht zukunftsfähig. „Mit 5 m² waren sie schlicht zu klein, um die tierischen Leistungen steigern und die Arbeitsstunden je Sau senken zu können“, schildert der Unternehmer seine Überlegungen. Letztlich war so für ihn ein Neubau nicht nur eine logische, sondern vor allem auch eine ökonomische Entscheidung.
Die 3 x 2,85 m große Bucht lässt dem Landwirt die Wahl, ob er der Sau auf mehr als 4 m² ein freies Abferkeln und Säugen ermöglichen oder aus Fürsorge den Ferkelschutzkorb rund um den Geburtstermin schließen möchte.
(Bildquelle: Schildmann)
Verstecktes Detail: Der komplette Ferkelschutzkorb inklusive des Trogs ist auf einem Rahmen verankert, welcher — unsichtbar für das Auge — unter dem Boden montiert ist.
(Bildquelle: Schildmann)
Mit einem Bewegungsbereich von 2 x 2,2 m (über 4 m²) erfüllt die Bucht die künftigen Anforderungen gemäß Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung.
(Bildquelle: Schildmann)
Okay, dass seine Buchten heute großzügige 8,55 m² (3 x 2,85 m) messen, passt mit Blick auf die Ökonomie vielleicht nicht ganz ins Bild. Schließlich werden künftig „nur“ 6,5 m² gefordert. Doch Ostkotte geht neue Projekte immer um- und weitsichtig an. So war es ihm schon bei den ersten Planungen ein Herzensanliegen, dass die neuen Buchten den Sauen immer mindestens 4 m² bieten, damit diese sich jederzeit umdrehen können. So kam es, dass 2021 nach Fertigstellung seines konventionellen Abferkelstalls mit Publikation der überarbeiteten Ausführungshinweise zur TierSchNutztV sein Stall zu den ersten im Land zählte, die den Tieren ein ungehindertes Umdrehen ermöglichte.
Hersteller verweigerten sich
Als Ostkotte 2018 den Beschluss für einen Neubau traf, stand für ihn das Wohl der Tiere ganz oben. So findet er es gut und wichtig, dass die Sauen mit ihrer Nachbarin bei einem Plausch an der Trennwand soziale Kontakte pflegen kann. Mit seinen vielen Ideen im Kopf suchte er mehrere namhafte Stalleinrichter auf. Diese aber verwiesen auf ihr Standardangebot und gaben ihr Desinteresse an über 8 m² großen Abferkelbuchten zu verstehen.
Gehör fand Ostkotte bei Meier-Brakenberg. Landwirt und Hersteller verstanden sich auf Anhieb. Und mit Blick auf eine hinsichtlich Tierwohl und Arbeitswirtschaft optimierten Bucht gab es schnell eine gemeinsame Basis.
Am Ende brachte die Entwicklung zwei neue Gebrauchsmuster hervor: Schutz vor einem Nachbau genießt dadurch das Ferkelnest, das mit einer optimierten Wasserheizung arbeitet. Eingetragen ist auch der unter dem Boden verlaufende Rahmen aus korrosionsbeständigem Edelstahl. Er trägt den kompletten Ferkelschutzkorb inklusive Trog. Der versteckte Rahmen ist im Übrigen auch das Geheimnis, weshalb die in der Bucht frei stehenden Pfosten stabil wie eine Mauer sind.
Variable Größen der Bewegungs-Abferkelbucht
Wie gut die neue Bewegungs-Abferkelbucht funktioniert, erfährt Ostkotte seit 2021 mit dem Einzug in den neuen Stall täglich aufs Neue. So setzte der Betrieb zuletzt 36 Ferkel pro Sau und Jahr ab. Im Zusammenhang mit dem freien Abferkeln nicht minder entscheidend ist aber die Zahl erdrückter Ferkel. Hier berichtet Ostkotte vom letzten Durchgang mit 36 Sauen, bei dem vier von 560 Saugferkeln erdrückt wurden. Gleichwohl jedes erdrückte Ferkel eines zu viel ist, passen diese Zahlen ins Bild. Denn auch mit geschlossenem Ferkelschutzkorb sind Verluste von bis zu 1 % nicht auszuschließen.
Ein Lehrling des Betriebs wollte es einmal ganz genau wissen und verglich abteilweise die Verluste durch Erdrücken. Dazu ließ er eine Hälfte der Sauen mit geschlossenem Ferkelschutzkorb abferkeln, die andere Hälfte bei geöffnetem Ferkelschutzkorb. Am Ende stellte sich heraus, dass es in Bezug auf die Erdrückungsverluste bei Ostkotte keinen nennenswerten Unterschied macht, ob der Korb offen oder geschlossen ist.
Doch Ostkotte gibt aus eigener Erfahrung eines zu bedenken: Das freie Abferkeln mit einem geöffneten Ferkelschutzkorb funktioniert interessanterweise meist nur dann, wenn die Sau schon bei ihrem ersten Wurf im offenen Ferkelschutzkorb abferkeln durfte.
Eine interessante Erkenntnis für alle, auf die das Thema „freies Abferkeln“ noch zukommt. Die gute Nachricht: Die Bewegungs-Abferkelbucht von Meier-Brakenberg lässt sich mit wenigen Handgriffen zu einer Bucht mit geschlossenem Ferkelschutzkorb umbauen bzw. der Korb binnen kürzester Zeit verschließen. Darüber hinaus ist die Korbweite variabel einstellbar. So können durch eine 16-fache, werkzeuglose Bügelverstellung sowohl kleinere als auch größere Tiere entsprechend individuell fixiert werden.
Fehlstart beim Boden
Zu Testzwecken stattete Ostkotte im alten Abferkelstall einzelne Buchten mit Kunststoffrosten aus. Zu seinem Erstaunen führte dies zu auffällig hohen Erdrückungsverlusten — weil der Boden für die Neugeborenen schlichtweg zu warm war, so dass sie auf der Suche nach dem wärmenden Ferkelnest mehr oder minder komplett die Orientierung verloren. Die Lösung fand der Praktiker in einem Dreikantboden aus verzinktem Stahl. Frisch geborene Ferkel meiden diesen Boden so gut es eben geht, so dass allein dadurch die Gefahr eines Erdrückens minimiert ist.
Um bei der Liegefläche für die Sau den gesetzlichen Anforderungen bezüglich Schlitzanteil zu genügen und um der Sau auch den von ihr gewünschten Kühleffekt zu bieten, stattete der Landwirt den Boden innerhalb des geschlossenen Korbs mit einem teilperforierten Stahlgussrost des Herstellers Schonlau aus.
Pfiffiges Ferkelnest
Für eine einfache Tierkontrolle sind die Ferkelnester mit transparenten Deckeln und durchsichtigen Seitenteilen versehen. Die Nestgröße beträgt 1,2 m², zusätzlich ergeben sich 0,5 m² Liegefläche durch Kunststoffplatten von MIK, die vor dem Nest liegen. Daraus ergibt sich unterm Strich eine Liegefläche von 1,7 m² — wie es der Gesetzgeber für große Würfe fordert.
Das Ferkelnest ist mit einem interessant konstruierten Boden versehen, in dem eng aneinander liegend 12 m Rohr verbaut sind. Die Bauart verspricht eine hohe Wärmeleistung bei zugleich guter Wärmeverteilung. Die Heizleistung des Bodens sowie der Vorhang des Ferkelnests, welcher immer zur Hälfte geschlossen ist, erlauben dem Betrieb den ganzjährigen Verzicht auf Wärmelampen.
Zeitsparende Konstruktion
Der mit Zwangsbelüftung ausgestattete Nestvorhang erlaubt das Separieren der Saugferkel, z. B. zum Impfen mit einer Person. Und so demonstrierte uns der Landwirt eindrucksvoll, wie er im Handumdrehen alle Ferkel eines Wurfs mit einem Paddel in das Nest treibt. Am Nest angekommen genügte ihm ein kurzer Zug am Deckelgriff, und der Nestvorhang schloss innerhalb eines Wimpernschlags.
Nach Öffnen des Deckels lassen sich die Ferkel ohne nennenswerte Verrenkungen entnehmen, so dass die meisten Arbeiten an den Ferkeln mit nur einer Person durchgeführt werden können. Unterm Strich gelingt es dem Landwirt so, nur 9,7 Stunden pro Sau und Jahr aufwenden zu müssen. In seinem alten Stall waren dafür ganze 13 Stunden Arbeitszeit erforderlich.
Interessante Nebeneffekte
Seit Ostkotte beim Abferkeln nicht mehr alle Sauen fixiert, verzeichnet er interessante Effekte. Einer ist, dass die Saugferkel nicht mehr auf eine Zitze fixiert sind. Wie eine eigene Studie mit markierten Tieren ergab, saufen — anders als es im alten Stall der Fall war — die Ferkel ständig an einer anderen Zitze. Seitdem er das weiß, verzichtet der Sauenhalter auf jeglichen Wurfausgleich. Nur Jungsauen mit zu wenig geborenen Ferkeln bekommen noch Ferkel zugeteilt. Ammensauen schaffte der Betrieb hingegen komplett ab, worüber der Landwirt sich aus hygienischen Gründen besonders erfreut zeigt.
Möglich gemacht hat den Verzicht auf einen Wurfausgleich auch der Einsatz einer Saugferkelfütterung des Herstellers Tewe, welche von den Tieren gut angenommen wird. So verzehrt jedes Tier nach 28 Tagen Säugezeit ganze 180 g Trockenmasse pro Tag, was den Tieren einen Übergang in die Ferkelaufzucht ungemein erleichtert.
Weitere Details zur Bewegungs-Abferkelbucht
Der Stall verfügt über Erdwärmetauscher, der Energiekosten spart und die Zulufttemperatur ganzjährig zwischen 8 und 25 °C hält.
Die Lüftungsanlage ist mit einem Luftaustausch von bis zu 400 m³/h pro Sau knapp dimensioniert. Besser wäre eine Luftrate von 450 m³/h.
Die Option einer Nasenlüftung ist bei der Bewegungs-Abferkelbucht nicht möglich, da die Tiere sowohl in der Wahl ihres Liegebereichs als auch in der Liegeposition völlig frei sind.
Ein Schnellverschluss erlaubt das Fixieren der Ferkel z. B. zum Impfen durch das Schließen des Vorhangs mit einem Handgriff. Öffnungen im oberen Teil des Vorhangs bewirken einen ständigen Luftaustausch auch bei geschlossener Box.
Fazit
Die von Michael Ostkotte und Meier-Brakenberg gemeinsam entwickelte Bewegungs-Abferkelbucht zeigt, dass Tierwohl und Arbeitseffizienz Hand in Hand gehen können. Mit 8,55 m² Fläche übertrifft die Bucht nicht nur die ab 2036 geltenden gesetzlichen Anforderungen deutlich. Innovative Elemente wie das optimierte Ferkelnest und der variable Ferkelschutzkorb tragen auch zu guten Leistungen und zur Einsparung von Arbeitszeit bei. Vor allem aber bleiben trotz eines freien Abferkelns die Erdrückungsverluste niedrig.