BvL bietet für seine Futtermischwagen ein aufgebautes Strohgebläse an. Was das bringt und warum dafür weniger als 100 PS Motorleistung benötigt werden, haben wir für Sie recherchiert.
Das Einstreuen von Stroh im Rinder- und Bullenstall wird immer beliebter. Stellt sich die Frage: Wie streut es sich am besten ein? Neben angebauten und gezogenen Einstreugeräten liegen Einstreuroboter bei Praktikern aktuell im Trend.
Doch was, wenn mehrere Ställe einzustreuen sind, wenn Wert auf Sauberkeit auf dem Hof gelegt wird oder der Fuhrpark nicht unbegrenzt wachsen soll? — Das Einstreuen mit einem auf dem Futtermischwagen aufgebauten Strohgebläse ist nicht allzu verbreitet, jedoch bei genauerem Hinsehen eine gute Alternative zu den genannten Systemen. So unser Fazit, nachdem wir das V-Comfort Turbo-Strohgebläse von BvL unter die Lupe genommen haben.
Hohe Wurfleistung
Das Gebläse erreicht Durchsätze von rund 300 kg Stroh je Minute mit Wurfweiten von 12 bis 18 m im Kern- und bis zu 24 m im Nebenstrom. Für die Anforderungen der Praxis sollte dies in den meisten Fällen ausreichen. Eine Klappe am Turm erlaubt das Einstellen der Wurfweite und -richtung. Für niedrige Stalleinfahrten misst der starre Turm eine Höhe von 2,52 m. Einen höheren sowie einen um 190° hydraulisch schwenkbaren Turm bietet BvL gegen Aufpreis ebenfalls an.
Kern des Gebläses ist eine im Durchmesser 1,46 m große Turbine. Auf ihrer Vorderseite befinden sich Flügelschaufeln, welche nicht nur sprichwörtlich viel Wind machen. Unabhängig vom Füllgrad der Turbine garantiert sie einen gleichmäßigen Gutfluss. Zudem wird durch die Sogwirkung der Turbine im Zuführkanal liegendes Stroh gleichmäßig angesaugt.
Auf der Rückseite der Turbine sind Wurfschaufeln platziert, wie man sie vom klassischen, stationären Heugebläse her kennt. Und wie beim Heugebläse bewegen die Schaufeln das Stroh mechanisch. Allerdings bietet die Technik keine Möglichkeit zum Einbau von Schneidwerkzeugen wie z. B. Messer. Wer also kurz geschnittenes Stroh einstreuen möchte, sollte es schon zuvor auf das gewünschte Maß bringen.
Sanfter Anlauf
Angetrieben wird die Strohturbine mechanisch über die 540er Zapfwelle des Schleppers, wobei sie eine maximale Drehzahl von 810 U/min erreicht. Die dafür erforderliche Motorleistung des Schleppers gibt BvL mit mindestens 70 PS an.
Um beim Start der Turbine die Zapfwellenkupplung des Schleppers zu schonen, bietet BvL eine Softstart-Lösung an. Ein mechanisch angetriebener Hydraulikmotor bewirkt dabei, dass das hohe Anlaufmoment der Turbine selbst mit einem schwach motorisierten Schlepper gut überwunden wird. Die Hydraulik ist jedoch nur beim Einschalten in Betrieb, den Rest der Zeit wird die Turbine über die Gelenkwelle mit zwischengeschaltetem Winkelgetriebe rein mechanisch angetrieben.
Per Hydraulik erfolgt das Verstellen der Wurfklappe, das Öffnen und Schließen des Dosierschiebers und das Drehen des Turms um 190° (Option). Theoretisch können die einzelnen Hydraulikfunktionen mit den Steuergeräten des Schleppers bedient werden. Von Praktikern bevorzugt wird aber eine von BvL auf Wunsch angebotene elektrohydraulische Steuerung. Unabhängig von der Zahl an Funktionen genügt dann für das Strohgebläse ein einziges Steuergerät mit einem Vor- und einem drucklosen Rücklauf.
Optimaler Gutfluss
BvL montiert das Strohgebläse vor dem Mischbehälter. Der Fahrzeugrahmen ist dafür wie beim Wagen mit einem Querförderband vorn um 1 m verlängert. Das Mehrgewicht von Rahmen und Gebläse gibt BvL mit 900 kg an.
Für einen optimalen Gutfluss und für einen gradlinigen Kraftfluss ist die Turbine nicht zentral auf dem Bock, sondern leicht versetzt zur Mitte angeordnet. Gleiches gilt für den im Futterbehälter liegenden Schieber, welcher beim Füttern die Öffnung zur Turbine verschließt.
Einem optimierten Gutfluss dient auch die sogenannte Strohglocke im Innern des Behälters. Und damit Steine weder zu einem gefährlichen Wurfgeschoss noch zum Funkenspender für ein Strohfeuer werden, kann werkseitig der Zuführkanal auf Wunsch mit einer Steinfangmulde ausgestattet werden.
Zum Schieber, der vor dem Zuführkanal angeordnet ist, ist zu erwähnen, dass dieser nach einem Einstreuen zwingend zu schließen ist. Wird dies nämlich vergessen, pressen die Mischschnecken beim Austrag Futter in den Kanal. Und zwar so viel, dass die Turbine nicht mehr anlaufen kann. Dem Fahrer steht dann eine einstündige Aktion zur Säuberung mit Abbau von Teilen bevor. Eine Einrichtung, welche den Fahrer vor einem Bedienfehler bzw. einem offenen Schieber warnt, gibt es aktuell nicht.
Bereits verfügbar ist hingegen eine Wassersprühanlage zum Binden von Staub in Form einer am oberen Behälterrand installierten Düse (Option). Sie ist mit einer Stahlleitung verbunden, welche eine Anschlussmöglichkeit für den Wasserschlauch bietet. Nach Erfahrung von BvL reichen 3 bis 5 l je 100 kg Stroh in der Regel aus, um vor allem bei fein geschnittenem oder gehäckseltem Stroh einer übermäßigen Belastung der Stallluft entgegenzuwirken.
Zur Praxis
Eingesetzt haben wir das BvL-Strohgebläse V-Comfort Turbo mit dem 20 m3 großen Zweischneckenmischer Plus 20 H2S. Vorgespannt war ein Fendt 312 Vario, der laut Landwirt gut zum Wagen passt. Nach dem Befüllen des Wagens mit vier im Durchmesser 2,20 m großen Rundballen, nutzten wir die rund 400 m lange Strecke vom Strohlager zum Bullenstall zum Auflösen des Strohs. Wasser kam bei uns nicht zum Einsatz.
Am Stall angekommen belastete das Einschalten der Strohturbine den Motor des 312er durch den Softstart nicht sonderlich — sehr gut. Zum Austrag mit der 540er Zapfwelle beschleunigten wir die Turbine auf volle Drehzahl, dabei gab die Technik sonore und durchaus laute Töne von sich. In der Schlepperkabine bekommt man davon jedoch nur wenig mit.
Die Vorführmaschine war mit kurzem Turm und hydraulisch verstellbarer Klappe ausgestattet. Zum Einstreuen der 20 m tiefen Tretmistboxen vom Futtertisch aus genügte dies vollkommen. Sofern mit einem Stichfuttertisch ein Wenden nicht möglich ist, empfiehlt sich für ein beidseitiges Einstreuen die Ausstattung mit dem hydraulisch um 190° schwenkbaren Turm.
Nach dem Öffnen des Schiebers beschicken die Mischschnecken das Strohgebläse sehr gleichmäßig. Ohne anzuhalten lassen sich bei langsamer Fahrt nahezu ohne Unterbrechung bis zu 300 kg/min einstreuen. Binnen fünf Minuten war so der 200er Bullenstall eingestreut.
Alles in allem lässt sich gut mit dem Strohgebläse arbeiten. Gut gefallen hat uns auch die Tatsache, dass die Verluste an Stroh auf dem Weg zum Stall gegen Null tendieren — sofern beim Beladen der Ballen kein Stroh auf dem oberen Behälterrand abgelegt wurde. Und weil unser Einsatz in der kalten Jahreszeit stattfand: Mit Blick auf den Maschinenverschleiß bleibt zu erwähnen, dass man den beim Füttern warm gefahrenen Schlepper auch zum Einstreuen verwenden kann.
Die Preise
Das von BvL für seine 8 bis 40 m3 großen Futtermischwagen angebotene Einstreugerät V-Comfort Turbo wird zu einem Grundpreis von rund 16 700 Euro angeboten (Preise ohne MwSt.). Der hydraulisch um 190° drehbare Turm mit hydraulischer Wurfweitenverstellung kostet knapp 1.400 Euro Aufpreis. Sollte für niedrige Einfahrten ein klappbarer Turm erforderlich sein, sind dafür weitere 870 Euro zu veranschlagen. Die Softstarteinrichtung bietet BvL für knapp 2.000 Euro an, der elektrohydraulische Steuerblock kostet fast 1.800 Euro. Die Wassersprüheinrichtung ist für rund 350 Euro zu haben, die Steinfangmulde für knapp 400 Euro.
Fazit
Das Einstreuen mit dem Futtermischwagen ist eine interessante Alternative zum angebauten Einstreugerät, denn man benötigt nur einen Traktor zum Füttern und Einstreuen — ohne umhängen zu müssen. Dass die Technik im Alltag gut funktioniert, beweist die sechste Generation des Strohgebläses V-Comfort Turbo von BvL.
Besitzer der Technik von BvL schätzen die Zuverlässigkeit und den niedrigen Leistungsbedarf. Kritik gibt es für den Strohschieber, welcher von unerfahrenen Fahrern wie Azubis hin und wieder vergessen wird zu schließen. Lob verdient der geringe Strohverlust beim Fahren über den Hof, so dass dieser ganzjährig sauber bleibt.
Praktikermeinung: Das Einstreuen mit dem Futtermischwagen aus Praktikersicht
Volker Theißing aus Engden in Niedersachsen vermarktet 500 Bullen jährlich über ein Markenfleischprogramm. Um am Programm teilnehmen zu können, baute er 2019 einen Tretmiststall für 200 Bullen ab 350 kg. Zum täglichen Einstreuen von zwei Rundballen Stroh liebäugelte er erst mit einer fest installierten Anlage. „Als wir erfuhren, dass diese eine Löscheinrichtung verlangt hätte, war das Thema für mich aber durch“, erinnert sich Theißing.
Den Gedanken an ein angebautes Einstreugerät verwarf er ebenfalls bald wieder. Denn für das Anbauen wäre ein weiterer Schlepper nötig gewesen, und es wären längere Laufwege angefallen. „Es sind zwar nur 400 m einfache Strecke, doch die Wege summieren sich über das Jahr“, rechnet Theißing vor.
Alternativ hätte er auch an 365 Tagen im Jahr zwischen Futtermischwagen und Einstreugerät umhängen können. Dafür wären jedoch mindestens 100 Stunden im Jahr an Mehrarbeit angefallen.
Heute ist Theißing froh über den Kauf seines BvL-Futtermischwagens mit aufgebautem Strohgebläse. Getreu seinem heutigen Motto „Ein Mann, ein Trecker — und eine Maschine zum Füttern und Einstreuen“ mischt und verteilt der Landwirt mit dem Wagen jeden Tag 13 t Futter. Das Einstreuen erfolgt immer unmittelbar nach der morgendlichen Fütterung. Dabei reinigt nach Erfahrung von Theißing das Stroh den Behälter von Futtersäuren — was erklärt, warum sein Wagen nach fünf Jahren kaum Anzeichen von Korrosion zeigt.
Theißing zieht so nach fünf Jahren ein positives Fazit: „Die Kombination von Füttern und Einstreuen in einer Maschine spart uns viel Zeit. Und die robuste Konstruktion sowie der geringe Wartungsaufwand halten die laufenden Kosten unten“, so der Mäster.
Begeistert zeigt sich der Landwirt auch von der Tatsache, dass durch den geschlossenen Wagen sein Hof an 365 Tagen im Jahr picobello sauber ist. „Ich mag es nicht, wenn sich Stroh über den Hof verteilt, weil einem sonst der Dreck irgendwann über den Kopf wächst.“
Einen Kritikpunkt hat Theißing dennoch: „Wenn das Schließen des Schiebers vor dem Zuführkanal vergessen wird, stopft die Maschine die Öffnung mit Futter zu. Das Strohgebläse läuft dann nicht mehr an, so dass es — trotz Warnung — vor allem Azubis immer wieder passiert, dass sie Verstopfungen beseitigen müssen.“
Wasser zum Staublöschen verwendet Theißing nicht — da er sein Stroh nicht schneidet, und weil er beim Bergen seiner 750 Ballen pro Jahr in einem 60 m langen Folienhaus viel Wert auf beste Strohqualitäten legt.
Übrigens: Theißing nutzt das aufgebaute Einstreugerät auch zum Schließen seiner Feldmieten für Kartoffeln und Rüben. Zuerst werden die Mieten mit Vlies abgedeckt, dann folgt das Stroh. Die Ballen dafür bringt der Landwirt mit dem Tieflader zum Feld.