Hallo Ansgar, stell dich doch mal kurz vor für die, die dich noch nicht so gut kennen:
Hi, ich bin Ansgar, 25 Jahre alt, wohne in Essen - im Herzen vom Ruhrgebiet - und zeige auf meinem Youtube-Kanal vor allem den Landwirtschafts-Simulator. In den letzten Jahren ist der Kanal stark gewachsen und zählt nun knapp eine halbe Million Abonnenten.
Wie bist du auf die Idee der Treckertour gekommen?Ich zeige schon seit vielen Jahren Simulationsspiele auf meinem Kanal. Irgendwann hatte ich Lust, die Dinge, die ich in den Simulationen mache, auch mal in der Realität auszuprobieren. Ich habe mich in meiner Community umgeschaut, habe viele nette Leute mit spannenden Berufen gefunden und durfte dadurch einen Mähdrescher steuern, mit dem Traktor mähen, Lkw und Bagger fahren, einen Zug steuern und viele weitere Dinge ausprobieren. Die Videos dazu kamen extrem gut an und man selbst bekommt dadurch auch einen ganz anderen Bezug zu den Dingen, die man im Simulator macht.
(Quelle: profi)
Während der Coronazeit schlief dann bekanntermaßen alles ein: Keine Veranstaltungen oder Messen mehr, viele Zuschauer saßen zu Hause und langweilten sich und in mir wuchs der Wunsch, nach der Coronazeit mal etwas komplett Abgefahrenes zu machen. Etwas, worüber man sich unterhält und etwas, das gleichzeitig noch sinnvoll ist. Mit der Erfahrung der vorangegangenen Videos und vor dem Hintergrund, dass immer mehr Landwirte aus der Community mich einluden, mal auf ihren Höfen vorbeizuschauen, wurde die Idee der Treckertour geboren. Das muss Anfang 2021 gewesen sein. Damals wusste ich allerdings noch nicht, wie aufwendig die Umsetzung der Idee werden sollte.
Wenn mich ein Hersteller mit einem coolen Traktor ausstattet und das Projekt unterstützt, möchte ich auf jeden Fall noch einmal solch eine Tour machen! Das Projekt war zu gut, um es bei dem einen Mal zu belassen.
Ansgar Blunth
Der Planungsaufwand war sicherlich enorm. Was beinhaltete deine Tour alles?
Eine Idee zu haben, ist bekanntlich immer das eine. Aber die Idee dann auch wirklich umzusetzen, ist nochmal eine ganz andere Sache. Der Planungs- und Vorbereitungsaufwand war immens, zumal im Prinzip alles in den Händen einer Person, nämlich mir, lag. Zunächst brauchte ich einen Landmaschinenhersteller, der das Projekt unterstützen würde. Ich schrieb also die Marketingabteilungen zahlreicher Landmaschinenhersteller an - manche meldeten sich gar nicht, andere baten um Zeit. Claas meldete sich umgehend zurück und erklärte sich direkt bereit, das Projekt zu unterstützen. Ob die Claas-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter direkt verstanden haben, was ich vorhatte, weiß ich offen gestanden nicht, aber sie waren an Bord, das hat mich gefreut.
Als der passende Hersteller für die Tour gefunden war, kam das erste große Problem auf: Ich hatte nicht den passenden Führerschein. Zwar ist im PKW-Führerschein auch der L-Führerschein enthalten, aber der darf bekanntermaßen nur für LoF-Zwecke genutzt werden. Und solche Zwecke erfüllte die Tour strenggenommen nicht. Nun gibt es immer mal Landwirtinnen und Landwirte, die mit dem Schlepper zur Berufsschule oder zum Dorffest fahren, da beschwert sich meistens auch niemand, aber für die Tour erschien es mir zu riskant, ohne den entsprechenden Führerschein zu fahren. Es wäre schließlich ziemlich unangenehm gewesen, wenn die Tour mittendrin von der Polizei beendet worden wäre. Also meldete ich mich in der Lkw-Fahrschule an und machte den entsprechenden Führerschein. Das zog sich - dank Corona und überlasteter TÜV-Ämter - ewig lang hin, im Dezember 2021 hatte ich den Lappen dann aber endlich. Danach ging es an die konkrete Tourplanung mit Claas.
Claas ließ mir beim Fahrzeug freie Wahl. Das fand ich natürlich mega - und was nimmt man, wenn man freie Wahl hat? Natürlich einen Xerion. Nun galt es noch, einen passenden Zeitpunkt im Jahr zu finden. Claas hatte die Idee, die Tour mit einer Überführungsfahrt zu verbinden, sodass die Strecke nicht "umsonst" zurückgelegt werden würde. Ein zusätzlicher Punkt, der bei der Zeitplanung natürlich berücksichtigt werden musste. Wir konnten uns aber schnell auf den Mai verständigen. Danach habe ich mit der Bekleidungsfirma Engelbert Strauss gesprochen, die die Idee direkt cool fand und mich u.a. mit der passenden Kleidung für die Tour versorgt hat. Mein Plan war schließlich, nicht nur zu gucken, sondern selbst mit anzupacken.
Und dann galt es natürlich noch die passenden Höfe zu finden. Mein Ziel war es, auf der Tour eine möglichst große Vielfalt unterschiedlicher Betriebe zu zeigen. Und zusätzlich habe ich bei der Auswahl der Höfe darauf geachtet, dass unterschiedliche Aktionen/Charaktere auftreten. Die Videoserie sollte später nicht nur die Vielfalt der Landwirtschaft zeigen, sondern auch unterhaltsame Elemente mit echtem Wissen über die Landwirtschaft verbinden, sodass den Zuschauern auch ein realistischer Blick hinter die Kulissen der Nahrungsmittelproduktion gegeben wird.
Nach meinem Aufruf haben sich sehr viele Höfe gemeldet. Darunter die passenden zu finden, war nicht leicht, aber rückblickend ist es glaube ich gelungen: Dabei war ein Betrieb mit Direktvermarktung, ein Weingut im Aufbau, Betriebe mit einer Biogasanlage, Betriebe, die sich auf Sonderkulturen spezialisiert haben, ein Milchviehbetrieb und noch viele mehr. Und jeder Hof hatte seinen ganz eigenen Charme.
Mit dabei waren auch viele von seinen Fans, die zu den unterschiedlichen Orten eilten.
(Bildquelle: PlanET)
Unter anderem Höfe mit Biogastechnik standen auf der Besucherliste von Ansgar.
(Bildquelle: PlanET)
Mit ein bisschen Abstand zur Tour: Welche drei besonderen Momente bleiben dir auf jeden Fall von der Tour in Erinnerung?
Jeder Tag, jeder Betrieb war ein Highlight. Ein besonderer Moment war sicherlich die Ausfahrt mit dem Xerion am ersten Treckertour-Tag. Zwar hatte ich vorher schon eine kleine Einführung bekommen, um mich mit dem Xerion vertraut zu machen, aber das Gefühl, wenn man das erste Mal mit dem Großtraktor alleine auf die Straße fährt und merkt, was für einen Koloss man da eigentlich steuert, ist schon besonders. In Kombination mit der Aufregung, ob die Tour so klappen würde, wie ich mir das vorgestellt habe, war das schon ein besonderer Moment.
Ebenfalls toll war ein Moment an Tag drei, als wir noch die Kameras aufbauten und den Dreh vorbereiteten: Ein älterer Herr kam auf den Hof gefahren und machte ein paar Fotos vom Xerion. Wir unterhielten uns kurz und dabei wurde klar, dass er meine Videos kennt und den Kanal verfolgt. An dem Tag war er eigentlich nur mit seiner Frau zu dem Hof gekommen, um im Hofladen einzukaufen, freute sich aber, mich dort auch zu treffen. Und als ich ihm dann anbot, sich mal an das Steuer zu setzen, war das schon ein toller Moment, die Freude in dem Gesicht des 71-Jährigen Mannes zu sehen. Solche Momente gab es auf der Tour oft: Menschen, die sich freuten, auf die Höfe kamen, Fotos machten und bei der Tour mitfieberten - das zu erleben, war für mich mindestens genauso toll wie für sie.
Raus aufs weite Meer: Der Xerion auf der Fähre.
(Bildquelle: Nplay)
Vielleicht etwas überdimensioniert, aber durchaus auch für kleinere Arbeiten nützlich.
(Bildquelle: Nplay)
Malör: kleine Schäden gab es auf der Tour auch – besonders wenn der Xerion seine Power spielen lässt.
(Bildquelle: Nplay)
Immer mit dabei Kameramann Alex. Hier beim Kürbis setzen.
(Bildquelle: Sohst)
Und ebenfalls ein besonderer Moment kam nach der Tour. Während der Tour realisiert man gar nicht, was man da eigentlich macht. Man funktioniert, versucht die Dinge umzusetzen und freut sich, in kürzester Zeit unglaublich viel zu sehen und zu lernen. Erst nach der Tour habe ich aber realisiert, was mein Kameramann Alex und ich da eigentlich gemacht haben und freue mich, dass die Videos so gut ankommen.
Besonders glücklich bin ich darüber, dass einige Zuschauer nach den Videos explizit die Höfe mit Hofladen besucht und dort eingekauft haben oder bei dem Weingut, das ich besucht habe, Weine bestellt haben. Als mir das geschrieben oder von den Landwirten und Winzern erzählt wurde, habe ich mich wirklich gefreut, dass die Tour nicht nur für mich ein tolles Erlebnis oder eine tolle Videoserie war, sondern auch als Werbung für die Höfe und die Landwirtschaft funktioniert hat.
Was würdest du bei einer nächsten Treckertour anders machen? Oder würdest du so ein Projekt nicht wieder umsetzen?
Wenn mich ein Hersteller mit einem coolen Traktor ausstattet und das Projekt unterstützt, möchte ich auf jeden Fall noch einmal solch eine Tour machen! Das Projekt war zu gut, um es bei dem einen Mal zu belassen. Beim nächsten Mal würde ich mir aber auf jeden Fall mehr Zeit nehmen. Ich habe so viele ausgefallene und coole Ideen, die sich nur schwer in 10 Tagen bei einer zweiten Tour umsetzen ließen. Außerdem würde ich die Videos eventuell von einem externen Cutter schneiden lassen, sodass sie zeitnah zur Tour online gehen können. Bei der ersten Tour habe ich komplett unterschätzt, wie viel Material man dreht und wie lange alleine das Sortieren und Sichten dauert. Und schließlich würde ich bei einer zweiten Tour die Route ändern. Der größte Kritikpunkt bei meiner Tour war nämlich, dass ich "nur" durch vier Bundesländer gereist bin. Beim nächsten Mal wären also möglicherweise andere Regionen dran.
Spannend! Wie geht es in den nächsten Wochen und Monaten auf deinem Youtube-Kanal weiter? Welche besonderen Projekte stehen an, auch im Hinblick auf den LS22?
Zunächst bin ich ja noch ein bisschen mit den letzten Treckertour-Videos beschäftigt. Danach werde ich wieder voll im LS durchstarten, bei dem Ende des Jahres auch noch die Platinum-Edition mit neuen Inhalten ansteht. Ende des Jahres wird's dann auch mal wieder ein neues, spaßiges Projekt geben und für das nächste Jahr habe ich auch noch eine ganze Menge vor. Es wird auf jeden Fall nicht langweilig.