Den ersten Teil der gemeinsam mit Farm-Tours organisierten Reise (profi 2/2025) ließen die Teilnehmer gemütlich in Waterloo (Iowa) ausklingen: mit einer Fahrt auf einem der berühmten Schaufelraddampfer auf dem breiten Mississippi-River.
Der nächste Morgen stand wieder im Zeichen des „jumping deere“: Im John Deere Pavillon mitten in der Stadt präsentiert sich der Hersteller mit einigen neuen und alten Maschinen und einem riesigen Fanshop auch fachfremdem Publikum.
Nachmittags dann raus aus dem Showroom und rauf auf den Acker: Denn Dennis Campbell empfängt uns nicht auf seiner Farm, sondern steigt im kleinen Örtchen Dewitt im Bundesstaat Iowa in den Bus zu. Er lotst die profi-Reisegruppe zu einem Acker, auf dem am Vorabend die Soja-Ernte durch einen Regenschauer gestoppt wurde. Ein John Deere 8 RX Raupenschlepper samt Überladewagen — ebenfalls auf Raupen — sowie zwei Mähdrescher warten hier auf besseres Wetter. Auf dem durchweichten Acker erklärt Campbell, dass hier ein Drei-Ernten-System ausprobiert wird: „Wir fahren dabei in zwei Jahren drei Ernten von dieser Fläche ein. Auf Mais für die Saatgutproduktion folgte im vergangenen Jahr Weizen, denn wir dieses Jahr am 10. Juli, für unsere Verhältnisse früh, mit einem guten Ertrag von 120 Bushel pro Acre geerntet haben (rund 8 t/ha). Danach wurden Sojabohnen angesät, die wir jetzt relativ spät ernten.“
Weiter geht es zum Betriebsgelände der „Campbell Grain Farms“. Der Familienbetrieb bewirtschaftet rund um Grand Mound in Iowa rund 10.000 Acres (gut 4.000 Hektar) und besteht bereits seit 1854.
Die 23.000-t-Siloanlage samt Trockner und einer Annahmeleistung von 220 t/h ist noch jung: „Vor einigen Jahren zerstörte ein Tornado unsere alte Siloanlage“, erklärt Dennis Campbell mit erstaunlicher Gelassenheit die Ereignisse. An einem zweiten Standort stehen weitere 12.000 Tonnen Lagerkapazität zur Verfügung — allerdings deutlich älteren Baujahres. Und Senior Dick Campbell hat ein Herz für alte Landtechnik. Stolz präsentiert er seinen Case Dampftraktor von 1922, oder der Farmall mit einem frühen Frontlader, der über eine Seilzugkonstruktion bewegt wird. Ein schöner Kontrast zur modernen Großtechnik auf dem Betrieb.
Weiter geht es mit dem komfortablen Reisebus. Entlang der Route auf dem Highway 80 durch Iowa lag auch der nach eigenen Angaben größte Truck-Stopp der Welt. Der „Iowa 80“ ist dabei nicht nur einfach ein riesiger Parkplatz. Die Fernfahrer, die den mittleren Westen der USA durchqueren, finden auf dem fast 90 Hektar großen Gelände Hotel, Gastronomie, Supermarkt, Ersatzteil- und Zubehörhandel sowie eine Tankstelle vereint. Vom Kaugummi bis zu kompletten Edelstahl-Auspuffanlagen für die typischen amerikanischen Langschnauzer-Lkw findet sich hier alles!
Der größte Truckstopp der USA ist mehr als nur ein einfacher Rastplatz.
(Bildquelle: Colsman)
(Bildquelle: Colsman)
Wer sich noch tiefgehender mit den Trucks beschäftigen möchte, dem sei das Iowa 80 Trucking Museum wärmstens empfohlen, einem wahrgewordenen Traum des Truckstopp-Gründers Bill Moon: In einer riesigen Halle wird hier mit mehr als 100 Exponaten die Lastwagen-Geschichte der USA erzählt. Vom Avery Farm Wagon von 1910 bis hin zum GMC General Sattelschlepper von 1986 ist hier alles dabei. Und das bei freiem Eintritt.
In der riesigen Halle des Museums sind mehr als 100 Trucks ausgestellt — die teils schon deutlich über 100 Jahre alt sind.
(Bildquelle: Colsman)
Bei Verschleiß kann man sich im Wald selbst helfen: die Räder des Avery Farm Wagon mit Holzstopfen.
(Bildquelle: Colsman)
Über schmalere Straßen ging es von Chicago nach Racine, Wisconsin. Seit 182 Jahren wird hier bereits Landtechnik produziert — das Werk wurde von Jerome Case persönlich gegründet. 1886 war in Racine das größte Dampftraktorenwerk der Welt. Heute werden in Racine die CNH-Großtraktoren Magnum (Case IH) und T8 (New Holland) produziert. 10 verschiedene Magnum-Modelle werden hier hergestellt, hinzu kommen Komponenten für die Quadtrac-Raupenschlepper und die Selbstfahrspritzen. Für eine hohe Fertigungsqualität wird der nächste Montageschritt auf den Bildschirmen über den einzelnen Montageplätzen erst angezeigt, wenn der Mitarbeiter den aktuellen Schritt mit dem richtigen Werkzeug ausgeführt hat. Dazu ist jedes Werkzeug mit einem eigenen Bluetooth-Sender ausgestattet.
Ein Highlight abseits von Landwirtschaft und Landtechnik war sicherlich der Aufenthalt in Chicago. Riesige Wolkenkratzer säumen die Straßenschluchten, Restaurants, Bars und Kneipen locken in der selbst ernannten Hauptstadt des Blues ins Innere. Ein Blick vom berühmten Willis-Tower (ehemals Sears-Tower) gehört dazu: Mit 442 m ist der Wolkenkratzer das dritthöchste Gebäude der USA. Im 103. Stockwerk bietet das Skydeck mit Erkern komplett aus Glas — inklusive dem Boden — schwindelfreien Besuchern einen besonderen Nervenkitzel mit einem freien Blick auf die 412 m tiefer gelegenen Straßen Chicagos. Nach einer Nacht lassen wir die Großstadt aber bereits wieder hinter uns.
Nächster Stopp ist die Remington Farm. „Wir haben 2020 einen Markenwechsel zu New Holland vollzogen, nachdem wir uns von unserem zuständigen Deere-Händler nicht gut betreut fühlten“, erklärt Quentin Overbeck einen drastischen Schritt.
Immerhin bewirtschaftet der Betrieb rund 12.600 Acres, also knapp 5.100 Hektar, während die durchschnittliche Größe der Betriebe in der Region eher bei um die 1.000 Hektar liegt. „Die Kaufpreise liegen aktuell bei etwa 16.000 $ pro Acre“, berichtet uns Quentin, dass auch in dieser Region die Bodenpreise deutlich angezogen haben. Umgerechnet entspricht das einem Quadratmeterpreis von rund vier Euro. Und auch die Pachtpreise sind mit 360 bis 420 $ pro Acre auf einem hohen Niveau. Neben Soja ist vor allem Mais für die Saatguterzeugung sowie Popcorn-Mais wichtige Fruchtfolgeglieder für die Remington Farm. Der Fuhrpark des Betriebes sieht aus wie neu. Kein Wunder, bietet die fast 1.900 m² große Werkstatt in einer freitragenden und mit einer Fußbodenheizung ausgestatteten Halle alles, was das Herz begehrt. Und dank eines hydraulisch nach oben schwenkbaren Hallentors mit satten 25 m (!) Breite passt auch jede Maschine der Farm bequem ins Innere.
Eine Frage der Perspektive: Vor der 28 000-t-Siloanlage der Remington Farm wirkt selbst ein Quadtrac klein.
(Bildquelle: Colsman)
Blaues Blut: Bis auf zwei Quadtracs setzt die Remington Farm voll auf Maschinen von New Holland.
(Bildquelle: Colsman)
Fazit
Die gemeinsam mit Farm-Tours organisierte profi-Reise durch den mittleren Westen erlaubte diesmal unter anderem einen Einblick in zwei große Familienbetriebe. Die eigene Ernte lagern zu können, scheint dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor. Und trotz des straffen Zeitplans waren auch spontane Stopps, beispielsweise bei Landmaschinenhändlern, möglich. Im dritten Teil in der kommenden Ausgabe nehmen wir Sie mit bis hinunter nach Kentucky, wo nicht nur die Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielt — seien Sie gespannt!