Gülleverschlauchung auf dem Gut Hohen Luckow: Das schlaucht…
Gülleverschlauchung ist speziell und am speziellsten ist sie beim Gut Hohen Luckow. 230 000 m³ Wasser, Gülle und Gärrest pro Jahr auszubringen schlaucht.
Der Vergleich ist einfach: Stellen Sie sich vor, sie wässern ihren Garten. Das funktioniert mit der Gießkanne ganz gut. Wenn der Weg zum Wasserhahn aber lang ist, hilft nur die größere Gießkanne — die Arbeit wird beschwerlich. Eine Schlauchtrommel befreit den Gartenbesitzer von der harten körperlichen Arbeit. Kontinuierlich läuft das Wasser ins Beet.
Das Beet ist bei dem Gut Hohen Luckow in der Nähe von Rostock mittlerweile 6 451 ha groß. Der Wassertank (bzw. Gülle-, Prozesswasser und Gärrestlager) fasst in Summe knapp 150 000 m³ — vergessen Sie die Gießkanne.
Hier ist schlagkräftige Technik nötig, um die Nährstoffe zu Vegetationsbeginn im Frühjahr zur Pflanzenwurzel bringen zu können. Daher setzt man auf Gut Hohen Luckow auf gleich zwei selbstfahrende und eine gezogene Schlauchhaspel von Agrometer mit jeweils 500 m Schlauch bei 5 Zoll Durchmesser. Die Geräte haben 36,3 und 18 m Arbeitsbreite und fahren zur Stoßzeit 24 h am Tag, sieben Tage in der Woche.
Die Anwohner rund um Satow bemerken die hektische Zeit Anfang März kaum. Die Pumpe brummt an den Lagerbehältern in Hofnähe — hier wohnt kein Mensch. Und der Ausbringer auf den riesigen Flächen der Unternehmensgruppe Hohen Luckow, schwebt förmlich über den jungen Raps, die Gerste oder den Weizen. Gülledüngung inkognito, verstecken kann sich der SDS 8000 mit 36 m Arbeitsbreite und 23 t Gewicht aber auch nicht.
Das absetzige Verfahren mit Lkw-Zubringern und Ausbringfahrzeug auf dem Acker wäre für alle Beteiligten nervenaufreibender, ist sich Felix Holland als junger Betriebsleiter auf dem Gut Hohen Luckow sicher.
Dennoch: Der findige junge Betriebsleiter rechnet durchaus mit Ausbringleistungen von 200 m³/h und mehr mit dem absetzigen Verfahren, wenn die Logistik stimmt. Warum dann der aufwändige Weg mit der Verschlauchung? „Weniger Verkehr, weniger Dreck auf der Straße, weniger Gewicht auf dem Acker, weniger Fahrspuren, mehr Ausbringleistung“, bringt Felix Holland die Vorteile auf den Punkt.
Seit dem Erwerb der ersten 600 ha 1994 hat man das unterirdische Güllenetz rund um das Gut Hohen Luckow ausgebaut. Mittlerweile ist es in Summe über 32 km lang! Damit beträgt das Leitungsvolumen mehr als 950 m3, so viel wie bei anderen der gesamte Güllebehälter. Die Leitungen werden nach der letzten Güllegabe im Juli auf Grünland mit Wasser gespült. Sich ausdehnende Flüssigkeit kann am höchsten Punkt am Hof entweichen. Die Leitungen selbst sind frostsicher in 1,20 m Tiefe verlegt.
Mittlerweile können auf den vier Betrieben, die zur Unternehmensgruppe Hohen Luckow gehören, 5 418 ha über Andockstationen am Feldrand + Zuführschlauch erreicht werden. Die in der Erde verschweißten 200 mm dicken PE-Leitungen starten am Betrieb und verzweigen sich über vier Hauptrichtungen mit je 5 km Länge zu den Äckern. Selbst eine Autobahnunterführung ist mit dem Bau eines Windparks ermöglicht worden. Die Andocker sind unscheinbar am Feldrand angebracht. Hier wird der Schlauch für die drei Ausbringgeräte gekoppelt.
Das System einer selbstfahrenden Haspel, die den Schlauch auf und wieder abrollt, ist nur bei Agrometer in dieser Form erhältlich, erläutert Felix die eingesetzte Technik, insbesondere wenn über eine Schleppschlaucharbeitsbreite von 36 m gesprochen wird. Die Funktion der selbstfahrenden Haspeln haben wir bereits beschrieben (profi 6/2018). Auf der Hinfahrt in einer Fahrgasse wird der Schlauch abgerollt und die ersten 10 m³/ha werden ausgebracht. Auf der Rückfahrt wird der Schlauch wieder aufgerollt und dabei je nach gewünschter Stickstoffmenge pro Hektar nochmals 15 bis 20 m³/ha ausgebracht. Das Team vom Gut Hohen Luckow setzt auf einen NIRS-Sensor im Ausbringfahrzeug SDS 8000. Damit ist der N-Gehalt der Gülle direkt bekannt und die Ausbringmenge wird über die Fahrgeschwindigkeit angepasst. Der Selbstfahrer wiegt mit Trommel 23 t.
Die Felder der Unternehmensgruppe sind bis zu 250 ha groß und zum Teil auch über 1 km lang. Schlauchverlängerungen, die per Schlauchhaspel ausgerollt und angeschlossen werden, bedeuten viel Arbeit, Spuren und kalte Finger, sowie ein Abstellen der Pumpe und damit des Gülleflusses. Eine Lösung war bisher, den Ausbringer mittig, quer über den Acker fahren zu lassen, so dass er nach links und rechts 500 m weit ausschwärmen kann. Bei 23 t Eigengewicht bleibt trotz 1050er Bereifung quer eine Spur, die bei darauf folgenden Maßnahmen (Pflanzenschutz, Ernte, Stoppelsturz) stört.
Die findigen Tüftler vom Betrieb Hohen Luckow haben die Reichweite der Ausbringer mit neuer, alter Technik verdoppelt. Die von den Machern „Schlauchbiene“ getaufte Maschine schwärmt als zweite Schlauchtrommel mit integrierter Beschleunigerpumpe aus, und verlängert die Reichweite des Ausbringers auf bis zu 2 km Schlaglänge.
Das Prinzip ist einfach: An den Feldrändern sind die oben erwähnten Andockleitungen. Das Team der Ausbringung, errechnet mit Google-Maps die weiteste Entfernung vom Schlauchkoppelpunkt am Feldrand. So kann die Wahl der Technik (Ausbringer, Ausbringer+Biene, Ausbringer+Biene+Verlängerungsschlauch) bestimmt werden.
Die Schlauchbiene ist ein ausgemusterter Ausbringer von Agrometer. Das Ausbringgestänge wurde demontiert, die Schlauchhaspel ist geblieben. Zusätzlich hat man einen zweiten JD-Motor aufgebaut, der direkt die Kreiselpumpe von Bauer mit einer Leistung von 250 m³/h bei bis zu 12 bar antreibt. Mit dieser Zusatzpumpe wird der Güllestrom nochmals beschleunigt. Selbst Hof-Feld-Entfernungen von 6,5 km sind mit diesem System möglich, wenngleich die Ausbringleistung dann auf etwa 150 m³/h sinkt. Läuft alles ideal, sind 220 m³/h möglich, 3 000 m³ am Tag mit zwei Arbeitskräften sind durchaus realistisch. Ein kleiner Trick bei der Gülleverschlauchung über große Distanzen: Die Zugabe von 1,5 m³ Wasser pro Stunde direkt an der stationären Hofpumpe, wirkt wie ein Schmierfilm in den Zuführleitungen und erhöht die Ausbringleistung um bis zu 25 % bei einem Ausgangsmedium mit 7 % Trockensubstanz.
Die Handhabung und das Zusammenspiel von Pumpe, Biene und Ausbringer ist nur etwas für ausgeschlafene Mitarbeiter. Die Kaffeemaschine auf der Kabine der Agrometer-Maschinen zeugt davon. Die Zügel des Ausbringtrios hat der Fahrer des Ausbringers in der Hand. Gab es zunächst noch Probleme mit der Kommunikation beider Pumpen über Funk, hat man im letzten Jahr in eine neue Steuerung von SunovaWorx aus Kanada investiert (profi 03/21). Diese kommuniziert nicht nur per Funk, sondern auch übers Mobilfunknetz.
„Jetzt ist die Steuerung perfekt“, gibt Felix Holland stolz an. Der Fahrer des Ausbringers steuert damit Drehzahl, Druck und Funktion beider Pumpen, sowohl am Behälter als auch auf der Schlauchbiene. Der Fahrer auf der Schlauchbiene kommuniziert über Funk mit dem Ausbringer. Er muss eigentlich nur den Schlauch auf- und wieder abrollen. Anders als die üblichen Verlängerungsschläuche muss der Schlauch der Biene nicht komplett abgewickelt werden — ein entscheidender Vorteil in der nass-kalten Düngesaison.
Bei unserem Einsatz war die Reichweite beeindruckend. Während beide Fahrzeuge in eine Fahrgasse einbiegen, wickelt zunächst die Schlauchbiene 500 m Schlauch ab, dann bleibt die Biene stehen, und der Ausbringer fährt in der Fahrgasse nochmals 500 m weiter. Am Ende angekommen, wird die Kabine um 180° gedreht und der Schlauch wird wieder aufgerollt, zunächst auf der ersten Haspel, dann auf der Biene. Jetzt wiederholt sich das Manöver in der zweiten Fahrgasse, beginnend vom weit entferntesten Punkt zum Andockpunkt am Acker.
In seiner Kalkulation rechnet Holland bei einer Ausbringmenge von 230 000 m³ pro Jahr mit etwa 1,92 Euro pro ausgebrachtem Kubikmeter. Darin enthalten sind die Personal-, Diesel- und Abschreibungskosten der Technik. Nicht enthalten sind die Kosten für den Bau und Erhalt der festen Gülleleitungen, die Holland mit zusätzlichen 25 ct/m³ im Jahr veranschlagt. „Noch deutlicher ist der Vorteil einer Gülleleitung erkennbar, wenn nur die Transportkosten bis zum Acker berechnet werden, so Holland: „Bei den Dieselkosten vor zwei Jahren, kostet der transportierte Kubikmeter bis zum Acker bei uns etwa 60 ct bei einer Transportstrecke von 5 km. Den Transport mit dem Lkw berechnet Holland bereits mit 1,80 €/m³.
Für Teilflächen setzt Felix Holland aber weiter auf die Ausbringung mit dem absetzigen Verfahren samt Trecker-Fass-Gespann. Sandhaltige Gülle aus dem Sinkbecken des Transitstalls z. B. ist Gift für die schnell drehenden Kreiselpumpen sowie den Schlauch, berichtet der junge Betriebsleiter.
Die Gülleausbringung auf Gut Hohen Luckow ist speziell. Dennoch sind die Ausführung und die Planung faszinierend anzuschauen. Mit der Schlauchbiene wird die Schlagkraft nochmals erhöht. Nach 230 000 ausgebrachten Kubikmetern pro Jahr ist das Team froh um die ausgebrachte Menge, aber der Ausbringmarathon „schlaucht“ eben auch.
Der Schlauch wird in der Fahrgasse abgelegt, und bei der Rückfahrt wieder aufgerollt. Die nötige Güllegabe erfolgt auf der Hin- und Rückfahrt des Ausbringers.
(Bildquelle: Bensing)
Die Wartung und Kontrolle der Leitungen ist wichtig bei mehr als 10 bar Druck. Die Abstimmung untereinander erfolgt per Funk.
(Bildquelle: Bensing)
Neben zwei selbstfahrenden Ausbringern setzt Holland seit diesem Jahr auch auf diese neue gezogene Haspel mit einem 18 m breiten Schleppschuh. Für die Maisaussaat wird ein umgebauter Horsch-Grubber mit 50 cm Scharabstand angebaut.
(Bildquelle: Bensing)