Siloentnahmesystem Wasserbauer Lift im Einsatzbericht
Für die automatische Siloentnahme aus dem Fahrsilo entwickelte Wasserbauer das Gerät Lift. Was die Entnahmetechnik kann und wo ihre Grenzen sind, verrät dieser profi-Einsatzbericht.
Ein flexibleres Arbeiten, höhere Tierleistungen und gesündere Kühe: Es gibt viele gute Gründe, die für die Anschaffung eines automatischen Fütterungssystems sprechen.
Andererseits: Den Wunsch vieler Praktiker nach einer deutlichen Entlastung in Sachen Arbeitszeit erfüllt ein automatisches Fütterungssystem nur teilweise. Erfolgt nämlich das Befüllen der Vorratsbunker für den Fütterungsroboter nicht automatisch, ist der Zeitbedarf fürs Füttern nach wie vor beachtlich. So ergab eine Masterarbeit an der Uni Bonn eine Einsparung an Arbeitszeit von nur 45 %, wenn die 400 Kühe eines Betriebs statt von einem gezogenen Futtermischwagen von einem automatischen Fütterungssystem versorgt werden.
Im konkreten Fall verbringt der Betrieb so immer noch 106 Minuten am Tag mit dem Füttern seiner Tiere. Der größte Anteil dieser Zeit beruht auf der manuellen Befüllung der Vorratsbehälter mit dem Radlader (profi 07/23).
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Ein flexibleres Arbeiten, höhere Tierleistungen und gesündere Kühe: Es gibt viele gute Gründe, die für die Anschaffung eines automatischen Fütterungssystems sprechen.
Andererseits: Den Wunsch vieler Praktiker nach einer deutlichen Entlastung in Sachen Arbeitszeit erfüllt ein automatisches Fütterungssystem nur teilweise. Erfolgt nämlich das Befüllen der Vorratsbunker für den Fütterungsroboter nicht automatisch, ist der Zeitbedarf fürs Füttern nach wie vor beachtlich. So ergab eine Masterarbeit an der Uni Bonn eine Einsparung an Arbeitszeit von nur 45 %, wenn die 400 Kühe eines Betriebs statt von einem gezogenen Futtermischwagen von einem automatischen Fütterungssystem versorgt werden.
Im konkreten Fall verbringt der Betrieb so immer noch 106 Minuten am Tag mit dem Füttern seiner Tiere. Der größte Anteil dieser Zeit beruht auf der manuellen Befüllung der Vorratsbehälter mit dem Radlader (profi 07/23).
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Mehr Arbeitszeit sparen kann das von Wasserbauer 2022 zur Serienreife entwickelte System Lift. Es entnimmt mit einer langsam drehenden Fräse vollautomatisch das Futter aus dem Fahrsilo. Das abgefräste Futter wird abgesaugt und über Röhren zum Fütterungsroboter transportiert. Zwischen Entnahme und Vorlage am Tier liegen so nur Minuten. Abgesehen von einer automatischen Entnahme aus dem Hochsilo gelingt eine vergleichbar frische und zeitsparende Futtervorlage mit keinem anderen Fütterungssystem.
So viel zur Grundfunktion von Lift. Was bleibt, sind unter anderem Fragen zum Energieverbrauch des Systems und zu den Sicherheitsvorkehrungen am Silo.
Basis des Siloentnahmesystems Lift ist ein 5,2 t schweres, gut 4 m langes und 2,10 m breites Gefährt. Es ist auf drei jeweils um 360° schwenkbare Antriebsräder montiert. Lift kann somit nicht nur gerade vor und zurück, sondern auch schräg zur Wand oder — mit um 90° gedrehten Rädern — parallel zum Silostock seitlich fahren.
Den Strom für den Fahrantrieb sowie für die elektronische Steuerung liefert ein Akku (4 kWh, 48 Volt, Lithium-Ionen). Ohne Schlepper und Kabelanschluss kann das Fahrzeug fürs Silieren aus dem Silo gefahren werden. Der Lithium-Ionen-Akku hat allerdings noch eine weitere Aufgabe: Damit der 16-Ampere-Stromanschluss für das Abfräsen von Futter reicht, unterstützt der Akku das System, indem die bei der Futterentnahme auftretenden Stromspitzen gekappt werden — clever gemacht!
Die Silofräse ist an einem klappbaren Mast montiert, der — je nach Ausführung — die Fräse auf eine Höhe von bis zu 4,20 m bringt. Für größere Höhen ist das Lift-System derzeit nicht ausgelegt. Das Klappen des Masts erfolgt hydraulisch per Knopfdruck. Für schräge Silowände, z. B. bei einem Traunsteiner Silo, kann der Mast zusätzlich seitlich um 10° schwenken. Vom Landwirt einmal vor dem Silostock platziert, findet das mit Laser und weiteren Sensoren ausgestattete System von selbst die zum Abfräsen des Futters passende Position.
Auch für Ladewagen-Silage
Die Fräse selbst misst einen Durchmesser von 800 mm. Sie wurde von Wasserbauer vor 15 Jahren entwickelt und verrichtet seitdem in anderen Maschinen zuverlässig ihren Dienst. Nach eigenen Angaben kommt die Fräse selbst mit langer Ladewagensilage zurecht. Mit 28 U/min dreht sie auf den ersten Blick ungewöhnlich langsam. Ihre Entnahmeleistung ist dennoch beachtlich. Gleichzeitig reduziert die niedrige Drehzahl den Messerverschleiß. Tatsächlich sind die Klingen nach Erfahrung von Wasserbauer in der Regel erst nach 2.000 m3 entnommener Silage zu wechseln.
Konkret entnimmt die Fräse mit ihren zwei jeweils 70 cm breiten Einzelelementen bei einer maximalen Entnahmetiefe von 12 cm im Schnitt 3 t Futter je Stunde. Loses Futter wird über eine Schnecke zur Maschinenmitte hin gefördert, wo es abgesaugt wird.
Das verwendete Sauggebläse mit Zyklon ist von der Entnahmetechnik bei Hochsilos bekannt. Es befindet sich am Ende der Leitung direkt in der Futterkammer des Stalls. Der beim Saugen anliegende Unterdruck beträgt 0,17 bar, wobei der Wert zwischen 0,13 und 0,21 bar schwankt. Sensoren am Eingang der Maschine überwachen die Druckverhältnisse und geben die Signale zum Steigern oder Reduzieren der Fräsleistung aus. Auf diese Weise ist die Anlage optimal ausgelastet, und Verstopfungen werden vermieden — sehr gut.
Damit das Rohrsystem dem ständig hin- und herfahrenden Lift-Entnahmesystem folgen kann, verwendet Wasserbauer für die ersten 10 m hinter der Maschine einen Saugschlauch mit 200 mm Durchmesser. Allerdings wird der flexible Saugschlauch demnächst durch ein System aus ineinanderschiebbaren Röhren ersetzt. Grund dafür ist, dass jede Biegung und jede Kurve zulasten der Förderleistung gehen. Tatsächlich bringt der Verzicht auf den flexiblen Schlauch eine gut 20%ige Leistungssteigerung mit sich, so Wasserbauer.
Eine Schnecke räumt loses Futter zur Maschinenmitte, dort wird es abgesaugt.
(Bildquelle: Zäh)
Ein System mit Teleskop-Röhren wird demnächst den hier noch verbauten und in Kurven verlaufenden Saugschlauch ersetzen.
(Bildquelle: Zäh)
Stichwort Leistung: An das 10 m lange und flexible Schlauchsystem schließt sich ein Rohrsystem mit Förderlängen von 100 m und mehr an. Damit das Leitungssystem nicht mit Fahrzeugen auf dem Betrieb kreuzt, sind Leitungen entweder unterirdisch oder mindestens 4 m über der Fahrbahn bzw. Hoffläche zu verlegen.
Abgezäunter Bereich
Durch den automatischen Vorschub arbeitet das System Lift tagelang autark, bei Ausstattung mit dem automatischen Siloabdecksystem Cabrio von Wasserbauer sogar über Wochen hinweg — zumindest in der Theorie. Lediglich zehn Schmiernippel sind alle vier Wochen zu schmieren.
Allerdings: Lift besitzt keine Personenerkennung. Deshalb ist es wichtig, dass der Zugang zum Silo gesperrt ist. In dem von uns besuchten Betrieb genügte hierfür ein Bauzaun um das Silo. Je nach Land und Region gelten davon abweichend mitunter andere Regeln, weshalb Interessierte vor einem Kaufabschluss mit ihrer Berufsgenossenschaft sprechen sollten.
Übrigens: Neben dem vollautomatisch funktionierenden Planenabdeck- und Aufrollsystem Cabrio bietet Wasserbauer auf Wunsch auch einen mobilen Absaugzyklon sowie eine Wärmebildkamera zur Erkennung verdorbenen Futters im Silostock an.
Die Kosten des Siloentnahmesystems von Wasserbauer
Das Abfräsen von Futter und dessen Weitertransport zum Fütterungsroboter beansprucht zwischen 8 und 12 kWh Strom je Tonne Futter, so der Hersteller nach Erfahrung mit 15 Lift-Systemen im Feldbetrieb. Macht umgerechnet rund 0,8 kWh je Kuh und Tag. Der Verbrauch variiert in Abhängigkeit von der Futterstruktur und der Distanz zwischen Silo und der Abscheideeinrichtung am Fütterungsroboter. Multipliziert mit einem Preis von 40 Cent/kWh kostet die Entnahme einer Tonne Futter rund vier Euro Strom. Das ist nicht wenig, vergleicht man den Wert mit dem Kraftstoffverbrauch eines Schleppers oder Radladers bezogen auf die gleiche Futtermenge. Allerdings: Das System Lift erspart dem Landwirt die Arbeit der Futterentnahme mit einem Rad- oder Frontlader.
Mit einem Lift-System können etwa 150 bis 200 Großvieheinheiten ganzjährig mit Grundfutter versorgt werden. Die dafür notwendigen Anschaffungskosten gibt Wasserbauer in Abhängigkeit von Distanz und Wunschausstattung mit 100.000 bis 130.000 Euro ohne Mehrwertsteuer an. Das klingt erst mal nach viel Geld. Tatsächlich kann der Landwirt mit dem System die Anschaffung eines Schleppers mit Frontlader oder die eines Radladers umgehen.
Allerdings: In den meisten Betrieben gibt es ein Silo für Gras und eines für Mais. Mit einem Lift-System ist es deshalb in den meisten Fällen nicht getan — gleichwohl eine zentrale Saugleitung für mehrere Entnahmesysteme ausreichend ist. Dennoch kann sich das Lift-System rechnen, denn es kommt meist ohne den Bau einer Lagerhalle und ohne teure Vorratsbunker aus.
Stand heute ist Lift von Wasserbauer das einzige am Markt verfügbare System, welches Futter aus dem Fahrsilo autark entnimmt und vollautomatisch einem Fütterungsroboter zuführt — eine tolle Leistung! Wie unsere Recherche zeigt, arbeitet das 2022 in Serie gegangene System im Alltag zudem problemlos und sehr zuverlässig.
Die autarke Arbeitsweise spart spürbar Arbeitszeit ein. Und die Versorgung des automatischen Fütterungssystems „just in time“ liefert ganzjährig frisches Grundfutter frei Fütterungsroboter, wobei es Investitionen in eine Futterlagerhalle erspart.