Autonome Traktoren: Drive-by-Wire-Technologie: Zukunftsmusik mit Ansage
Mit der Drive-by-Wire-Technologie ist Arnold NextG bereit für die Zukunft. Sie ist nicht nur Basis für Autonomie, sondern bietet weitere Möglichkeiten.
Kevin und Luca Arnold entwickeln Drive-by-Wire-Lösungen. Dabei knüpfen die Schwaben an die Idee ihres Vaters an, der seit 1998 mit der Paravan GmbH Fahrzeuge für Menschen mit Einschränkungen entwickelt. Für eine uneingeschränkte Mobilität von Personen mit schwerster Behinderung wurde 2005 das Space-Drive-System auf den Markt gebracht. Dies erlaubt per Drive-by-Wire-Technologie (Fahrzeugsteuerung per elektrischer Verbindung) das Bedienen von Fahrzeugen ohne Lenkrad und Pedale.
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Kevin und Luca Arnold entwickeln Drive-by-Wire-Lösungen. Dabei knüpfen die Schwaben an die Idee ihres Vaters an, der seit 1998 mit der Paravan GmbH Fahrzeuge für Menschen mit Einschränkungen entwickelt. Für eine uneingeschränkte Mobilität von Personen mit schwerster Behinderung wurde 2005 das Space-Drive-System auf den Markt gebracht. Dies erlaubt per Drive-by-Wire-Technologie (Fahrzeugsteuerung per elektrischer Verbindung) das Bedienen von Fahrzeugen ohne Lenkrad und Pedale.
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Den Nutzen beschreibt Firmengründer Roland Arnold so: „Wer mit einem Körperteil einen kleinen Hebel sicher ein paar Zentimeter in vier Richtungen bewegen kann, der kann mit diesem System auch ein Auto fahren.“ Sicherlich fragen Sie sich als Leser jetzt, was diese Technik mit autonomen Traktoren zu tun hat.
Dazu werfen wir einen genaueren Blick auf das NextG-System: Für die Drive-by-Wire-Technologie werden die konventionellen Bedienelemente wie Lenkrad, Pedale oder Schalter durch elektronische Bauteile wie Joystick, Tablet oder Fernsteuerung ersetzt. Die Eingaben an diesen Bedienelementen werden elektronisch an ein Steuergerät übermittelt. So wird es durch dieses System möglich, das gesamte Fahrzeug über einen Joystick, ein Tablet oder eine Fernbedienung zu steuern.
Auch Funktionen wie Beleuchtung, Scheibenwischer oder sogar Maschinenfunktionen können über diese Technik laut Hersteller präzise angesteuert werden. Für das System ist es unwichtig, welche Quelle die Impulse an das Steuergerät sendet. An Stelle einer Fernbedienung könnten also auch die Signale von Umgebungssensoren und Kameras das Fahrzeug steuern.
Der gesamte Schlepper lässt sich über die Fernbedienung von außen steuern.
(Bildquelle: Rüther)
Über den frei belegbaren Joystick wird der Schlepper gelenkt und bedient.
(Bildquelle: Rüther)
Auch per Tablet, SmartWatch oder Sprachsteuerung mit Mikrofon lassen sich sämtliche Fahrzeugfunktionen bedienen.
(Bildquelle: Rüther)
Fernsteuerung
Per Fernsteuerung lassen sich die mit der Technik ausgestatteten Maschinen von außen gefühlvoll steuern und rangieren. Sämtliche Maschinenfunktionen sind theoretisch steuerbar. Der Bediener hat dabei — zum Beispiel beim Rangieren — einen besseren Überblick als aus der Kabine. Hilfreich ist das z. B. beim Zusammenhängen von zwei Anhängern oder Einparken von Maschinen in engen Maschinenhallen, wenn keine zweite Person als Einweiser zur Verfügung steht.
Außerdem wurde in unserem Fall ein Joystick an der linken Armlehne angebracht, über den sich der Schlepper nicht nur lenken lässt, sondern der auch mit weiteren Schlepperfunktionen belegt werden kann. Das erleichtert unter anderem auch die Umsetzung einer Rückfahreinrichtung in engen Kabinen, weil kein Lenkrad nötig ist. Für Traktorenhersteller ermöglicht das ganz neue Möglichkeiten bei der Kabinengestaltung.
Autonomie
Seit 2024 verfügt das Drive-by-Wire-System über eine Straßenzulassung — eine wichtige Voraussetzung, um Prototypen unter realen Bedingungen auch auf der Straße zu testen. Dies erleichtert den Einsatz und die Erprobung in den Nutzfahrzeugen deutlich.
Aktuell wartet man bei Arnold NextG nur noch darauf, dass für den Straßenverkehr zugelassene Sensorsysteme auf den Markt kommen, die auf die Fahrzeuge aufgebaut werden können. Dann sind die Schlepper nicht nur bereit autonom zu ackern, sondern können auch fahrerlos am Straßenverkehr teilnehmen.
Einsatz
Bei unserem Besuch im November 2024 stand uns ein ferngesteuerter Schlepper auf dem betriebseigenen Testgelände für eine Probefahrt zur Verfügung. Um die Maschine im praktischen Einsatz auszuprobieren, werden wir den Schlepper im Herbst 2025 im Rahmen eines Fahrberichts in der Landwirtschaft einsetzen.
Fit für die Zukunft
Arnold NextG hat eine Technologie entwickelt, mit der Landmaschinen, Baumaschinen und weitere Fahrzeuge nicht nur ferngesteuert, sondern auch autonom eingesetzt werden können. Hierfür fehlen nur noch zugelassene Sensoren und passende gesetzliche Regelungen für den Straßenverkehr. Durch Zusammenarbeit mit Herstellern und Händlern sollen Servicenetze aufgebaut werden. Das System soll weiterhin herstellerunabhängig bleiben und nachrüstbar sein. Es ist spannend, zu erleben, was heute technisch schon möglich ist. Die Technik wird durch Praxistests und Erfahrungen weiter optimiert und ausgebaut. Auch auf der Agritechnica wird Next G erstmals vertreten sein.
Unternehmensgründer Kevin Arnold im interview
Sie haben die Technologie aus dem Pkw-Bereich auf Landmaschinen übertragen. Welche Vorteile sehen sie für die Branche?
Arnold: Unser System ermöglicht eine hochpräzise Steuerung, die eine optimale Ressourcennutzung für Betriebsmittel, Personal und Kraftstoff sicherstellt. Es bietet zudem maximale Flexibilität, da zwischen manueller Steuerung, ferngesteuerter Bedienung und autonomen Abläufen gewechselt werden kann. Die Straßenzulassung erlaubt es, Traktoren nicht nur autonom auf dem Feld einzusetzen, sondern auch eigenständig zwischen Hof und Feld zu bewegen — ein entscheidender Schritt Richtung Level-5-Vollautonomie.
Landmaschinen bringen oft hohe Unfallgefahren mit sich. Mit der Autonomie steigen diese. Wie wird das Risiko minimiert?
Arnold: Das System ist multi-redundant und fail-operational, was das Unfallrisiko durch ein einzigartiges Sicherheitskonzept erheblich reduziert. Es ist nach höchsten Standards wie ISO 26262 oder ISO 25119, die Norm für die Sicherheit für Traktoren und Maschinen in der Landwirtschaft, zertifiziert und erfüllt somit die Voraussetzungen für den Einsatz sowohl auf dem Feld als auch auf der Straße.
Landwirten ist ein kompetenter Ansprechpartner vor Ort wichtig. Streben Sie an, mit Händlern oder Herstellern ein Servicenetz aufzubauen?
Arnold: Wir möchten sicherstellen, dass unsere Kunden eine erstklassige Unterstützung erhalten. Daher arbeiten wir am Aufbau eines Servicenetzes mit Fachhändlern. Gemeinsam mit Herstellern schaffen wir langfristige Lösungen, die eine hohe Zuverlässigkeit garantieren. So können wir auch umfangreiche Servicemöglichkeiten wie Updates, Schulungen und eine schnelle Fehlerbehebung gewährleisten. Damit wollen wir sicherstellen, dass Innovation nicht an mangelnder Unterstützung scheitert. Dennoch möchten wir hersteller- und plattformunabhängig bleiben und so sicherstellen, dass sich unser System auf allen Maschinen — auch auf Gebrauchtfahrzeugen — nachrüsten lässt.
Arnold: Unser Ziel ist es, autonome Prozesse zu etablieren, die nicht nur die Bodenbearbeitung und Ernte optimieren, sondern auch die übergreifende Kommunikation von Maschinen (Smart Farming) ermöglichen. Langfristig möchten wir uns als führende Plattform für Steuerungstechnologien in der Landwirtschaft etablieren. Außerdem ermöglicht unser System, Herstellern komplett neue Konzepte im Kabinendesign zu entwickeln und umzusetzen.
Wie lange wird es noch dauern, bis Landmaschinen mit ihrem System autonom unterwegs sind?
Arnold: Technologisch ist unser System bereit für den vollautonomen Einsatz. Derzeit stellen regulatorische Freigaben und die vollständige Integration in bestehende Fahrzeugplattformen die größten Hindernisse dar. Wir erwarten, dass in den nächsten Jahren erste Traktoren autonom nicht nur auf dem Feld arbeiten, sondern auch selbstständig zwischen Hof und Feld fahren können. Die weitere Entwicklung dieser revolutionären Innovation hängt maßgeblich auch von der Unterstützung der Hersteller, vor allem aber vom Gesetzgeber ab.