Stoppeln zerfasern, Ausfallkörner zum Keimen anregen, Stroh nachverteilen und eine schlagkräftige Saatbettbereitung: All das fokussiert Amazone mit der Konzeptstudie und dem dazugehörigen Werkzeugträger TopCut 12000.
Wir waren mit dem ersten Funktionsmuster im Sommer auf Rapsstoppeln unterwegs und haben dort für Sie einen Einblick in die Funktion des 12 m breiten Funktionsmusters bekommen. Verkauft wird der TopCut jedoch auch in absehbarer Zeit noch nicht. Zunächst sammelt Amazone Erfahrungen mit dem Konzept, um die Geräteanforderungen zu konkretisieren. Erst danach folgt ein finales Konzept.
Amazone TopCut-Konzeptstudie: Erster Überblick
Aktuell erlaubt der universelle Werkzeugträger zahlreiche und individuelle Werkzeugkombinationen. Aufgebaut ist das Gerät derzeit in drei aufeinanderfolgende Sektionen: Vor-, Haupt- und Nachlaufwerkzeuge.
Als Vorwegzeug gibt es aktuell drei Optionen, um vor allem Ernterückstände zu zerkleinern. Hierfür sieht Amazone wahlweise eine längs schneidende Wellscheibenreihe oder eine quer arbeitende Messerwalze vor. Für die Saatbettbereitung lässt sich dort alternativ ein Crushbord installieren. Wir waren auf einer Maschinenhälfte mit der Messerwalze und auf der anderen ohne Vorwerkzeuge unterwegs.
Die Eingriffstiefe der Vorwerkzeuge verstellt der Fahrer hydraulisch in Kombination mit Absteckclips. Wird die vorlaufende Messerwalze beispielsweise auf Getreidestoppel nicht benötigt, kann diese auch vollständig aus dem Arbeitsbereich herausgeschwenkt werden.
Bei diesen und allen anderen Werkzeugen greift Amazone überwiegend auf vorhandene Komponenten zurück: Die Messerwalze mit ihren drehbaren Schneiden ist beispielsweise identisch in der Catros-
Kurzscheibenegge und im Cobra-Flachgrubber als Vorwerkzeug integriert.
Die Hauptwerkzeuge sind stets als Tandemaggregat aufgebaut. In Erprobung hat Amazone an dieser Stelle zurzeit diese Werkzeuge: Eine doppelte Messerwalze, zwei Wellscheibenreihen, eine Kombination aus Wellscheiben und Messerwalze sowie ein Walzenpaar mit Sternscheiben.
Die Wellscheiben haben einen Durchmesser von 410 mm und sind im Abstand von 20 cm zueinander auf einer 3 m breiten Welle verschraubt. Sollte eine der Scheiben einen Defekt erleiden, muss man die komplette Welle ausbauen, um sich dann von einer Seite zu der gewünschten Scheibe vorzuarbeiten.
Eine individuelle Tiefenführung der einzelnen Scheiben gibt es nicht, das schien uns bei unserem Einsatz auch nicht notwendig. Ganz im Gegenteil: Die einfache Bauweise und die wenigen Drehpunkte und Lager sehen wir als viel wichtiger an.
Zu den Messerwalzen: Diese sind mit sechs Schneiden versehen, die sich bei einseitigem Verschleiß drehen lassen. Sie messen 330 mm im Durchmesser. Auch hier haben die Konstrukteure etwa drei Meter breite Walzensegmente gewählt. Der gleiche Ansatz gilt auch für die Sternscheiben mit 405 mm Durchmesser. Jeweils an den Übergängen von einem Element zum Nachbarelement kommt es zu einem kleinen Versatz, um eine ganzheitliche Bearbeitung zu gewährleisten.
Über eine Hebelkonstruktion lassen sich die Aggregate mit Hilfe von Absteckbolzen mit weniger oder mehr Druck beaufschlagen. Realisiert wird dies, indem man an mehreren Stellen gefederte Endanschläge gegen den Rahmen verstellt. So lässt sich auf die verschiedenen Anforderungen einzelner Kulturen sowie auf unterschiedliche Bodeneigenschaften reagieren.
Bodenunebenheiten können die Wellenelemente über verschiedene Wege ausgleichen. Einerseits sind die Tandemelemente in Gummipuffern aufgehängt. Anderseits ist der Hebel-Mechanismus zur Druckbeaufschlagung mit Federn versehen.
Den Auflagedruck des Tandemaggregats verstellt man per Bolzen. Hierdurch wird ein Endanschlag an den Rahmen begrenzt.
(Bildquelle: Schulz)
(Bildquelle: Schulz)
Nachlaufwerkzeuge
In der dritten Sektion sieht Amazone im aktuellen Stadium zwei Optionen vor. Entweder einen dreireihigen Striegel oder eine Walze. Zur Rückverfestigung stehen alle Einfachwalzen von Amazone zur Auswahl. Für die Anbindung an den Rahmen nutzt der Hersteller sein bekanntes Prinzip mit Bügelschrauben am Rahmenrohr, sodass die Nachlaufwerkzeuge gegebenenfalls sogar getauscht werden könnten.
Das Konzept ist für eine ultraflache Bearbeitung äußerst interessant. Während die Sternscheiben bei unserem Einsatz sichtlich längere Stoppelreste zurückließen und vergleichsweise viel Erde bewegten, überzeugten andere Varianten mehr. Vor allem die Teilbreiten mit doppelter Messerwalze und das Segment mit Wellscheiben und Messerwalze. Einerseits war die Zerkleinerung der Erntereste hier sehr intensiv und andererseits erzeugte das Segment einen hohen Anteil an Feinerde. Zu guter Letzt schüttelt der Striegel ohne direkten Bodeneingriff weitere Samen aus, was beispielsweise auch für Ackerfuchsstandorte interessant ist. Beikräuter wurden teilweise oberflächig abgerissen, eine ganzflächige Bearbeitung leistet das System nicht.
Beeindruckend sind die Schlagkraft und der Kraftstoffbedarf: Bei Arbeitsgeschwindigkeiten von bis zu 20 km/h sind realistische Flächenleistungen von 15 bis 20 Hektar pro Stunde möglich. Je nach Gelände, Bearbeitungstiefe und Menge an Ernterückständen arbeitet das Gerät nach bisherigen Erfahrungen mit Kraftstoffverbräuchen zwischen 2 und 2,6 l/ha.
Die Übergänge von einem Element zum nächsten sind im Versatz zueinander angeordnet.
(Bildquelle: Schulz)
Für das mittlere Tandemsegment gibt es Stern- und Wellscheiben sowie alternativ auch Messerwalzen.
(Bildquelle: Schulz)
(Bildquelle: Schulz)
(Bildquelle: Schulz)
Alles Weitere in Kürze
Die Seitenflügel sind mit 60 bar vorgespannt.
Je nach Ausstattung wiegt das Gerät 8 bis 12 Tonnen.
Mittig werden die Vorwerkzeuge vor dem Fahrwerk montiert.
Das Fahrwerk ist mit Rädern der Größe 700/40-22.5 bestückt.
Wie auf dem Erlkönigfoto in profi 8/2022 zu sehen, testet Amazone den Rahmen offenbar auch für andere Zwecke.
2023 will der Hersteller weitere Erfahrungen sammeln. Danach soll — sofern sich das Konzept durchsetzt — eine Vorserie folgen. Aus unserer Sicht bleiben für eine finale Einordnung zwei Fragen offen: Wie hoch ist der Preis und wird es kleinere Arbeitsbreiten geben? Denn selbst bei breiteren Fruchtfolgen vermuten wir eine passende Auslastung eher in Flächenstrukturen, die sich nur außerhalb von Westeuropa finden. Wie denken Sie über das neue System? Schreiben Sie uns an redaktion@profi.de.