Kennen Sie noch den Seitenschwader R 1400 S von Stoll?
Mit dem Zweikreisel-Seitenschwader R 1400 S gelang Stoll 1990 ein Coup. Gras konnte auf einer Breite von 13 m zu einem Doppelschwad zusammengelegt werden.
Großschwader mit zwei Kreiseln waren 1990 eigentlich nichts Neues. Es gab sie bereits als klappbare Anbaugeräte mit mittiger Ablage oder als gezogene Doppelschwader mit Hauptfahrwerk und mittiger und/oder seitlicher Ablage.
Leicht und breit
Der Stoll-Seitenschwader R 1400 S bot aber zwei Besonderheiten. Er kam ohne Hauptfahrwerk aus und konnte ein Doppelschwad von gut 13 m Breite zusammenlegen. Die Kreiselfahrwerke übernahmen die Funktion eines Hauptfahrwerks. Der Rahmen war zu beiden Seiten schwenkbar: So konnten für Nachtschwaden bei der Heuwerbung zwei Einzelschwaden geformt (Schwader nach rechts geschwenkt) oder ein Großschwad gebildet werden (nach links geschwenkt). Der Schwenkbereich des hinteren Kreisels bestimmte die Arbeitsbreite. Ein Doppelschwad war dann bei der Rückfahrt möglich.
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Großschwader mit zwei Kreiseln waren 1990 eigentlich nichts Neues. Es gab sie bereits als klappbare Anbaugeräte mit mittiger Ablage oder als gezogene Doppelschwader mit Hauptfahrwerk und mittiger und/oder seitlicher Ablage.
Leicht und breit
Der Stoll-Seitenschwader R 1400 S bot aber zwei Besonderheiten. Er kam ohne Hauptfahrwerk aus und konnte ein Doppelschwad von gut 13 m Breite zusammenlegen. Die Kreiselfahrwerke übernahmen die Funktion eines Hauptfahrwerks. Der Rahmen war zu beiden Seiten schwenkbar: So konnten für Nachtschwaden bei der Heuwerbung zwei Einzelschwaden geformt (Schwader nach rechts geschwenkt) oder ein Großschwad gebildet werden (nach links geschwenkt). Der Schwenkbereich des hinteren Kreisels bestimmte die Arbeitsbreite. Ein Doppelschwad war dann bei der Rückfahrt möglich.
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Auf der Straße fuhr sich der Schwader wegen der kompakten Bauweise durchaus komfortabel. Für 3 m Transportbreite blieben die Zinkenträger aufgesteckt. Praktikabler war es, die äußeren Zinkenträger abzunehmen, um mit 1,60 m unterwegs sein zu können. Landläufig wird die Bauart des Stoll R 1400 S auch als Wurmschwader bezeichnet, weil er sich bei der Arbeit und auf der Straße sehr flexibel bewegt.
1993 hatte profi den R 1400 S einem Praxistest unterzogen, in dem er unterm Strich gut abgeschnitten hat. Die Fläche war sauber gerecht, und der Schwader hinterließ mit angebautem Schwadtuch gut geformte Schwaden. Ohne Tuch warf er das Gras aber zu weit, so dass das Schwad unsauber war. Die Maschine ließ sich flott zum Ablegen von zwei Schwaden umstellen, wobei z. B. ein zweites Schwadtuch montiert werden musste.
Bemängelt wurde, dass die Aushubhöhe der Zinken zu gering war. Das fiel negativ auf, weil die Schwaden beim Wenden am Feldende durch die Zinken teilweise wieder auseinandergerissen wurden. Außerdem dauerte das Ausheben und Senken der Kreisel etwas zu lange.
Befragte Besitzer des R 1400 S beurteilten den Schwader meist positiv — vor allem die Recharbeit, Bodenanpassung und Wendigkeit. Bemängelt wurde die Arbeit bei enger Kurvenfahrt. So übernahm der zweite Kreisel teilweise das Gras des ersten nicht komplett, und ein Teil des Futters blieb liegen. In diesem Punkt wurde der Schwader aber in den Folgejahren verbessert.
Die beiden Kreisel räumten das Gras auf einer Breite von rund 5 m. Zusammen mit einer Schwadbreite von rund 1,20 m kam man auf eine Arbeitsbreite von etwa 6,20 m.
(Bildquelle: Theißen, Tovornik)
Durch Umschwenken des hinteren Kreisels konnte auch auf zwei Einzelschwaden umgestellt werden. Dann betrug die maximale Arbeitsbreite 5,80 m.
(Bildquelle: Theißen, Tovornik)
Ständig weiterentwickelt
Die Arbeit mit dem Stoll-Seitenschwader war zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Das lag einmal an seiner gelenkigen Bauweise. Mit den anfangs einfachen Fahrwerken war der Rahmen auf unebenem Grund ständig in Bewegung. Das mochte irritieren, war aber kein echtes Manko. Mit den später verwendeten Tandem-Fahrwerken (zunächst nur am hinteren Kreisel) lief der Schwader deutlich ruhiger. Auch die einfache hydraulische Bedienung ließ Wünsche offen. Zum Wechsel zwischen „Heben/Senken“ und „Rahmen schwenken“ musste ein Umschaltventil bedient werden.
Freilich wurde der Schwader weiterentwickelt: viertes Zinkenpaar pro Zinkenträger, Vergrößerung der Arbeitsbreite bis 6,35 m und ein komfortableres Tandemfahrwerk für jeden Kreisel zur besseren Bodenanpassung. Die Bezeichnung wurde geändert in Stoll R 1405 S. Außerdem sorgte später eine Komfortversion für einen automatischen Nachlauf des zweiten Kreisels auch bei enger Kurvenfahrt für die saubere Aufnahme des Futters, das vom ersten Kreisel übergeben wurde.
Ein Vorteil des Stoll-Wurmschwaders war anfangs mit 950 kg die leichte Bauweise (Schwader mit Hauptfahrwerk wogen 500 bis 800 kg mehr) und der geringe Antriebsbedarf. Mit den Jahren stiegen die Anforderungen, und zusätzliche Ausstattungen führten zu einer deutlichen Gewichtszunahme. Der aktuelle Nachfolger des Stoll-Schwaders, der Prorotor L 640 T Auto-Steer von New Holland, bringt es heute auf knapp 1 500 kg.
Durch den schwenkbaren Hauptrahmen ohne Hauptfahrwerk war der Schwader technisch geradezu minimalistisch aufgebaut.
(Bildquelle: Theißen, Tovornik)
Einzelschwaden: Der Zylinder wurde auf der anderen Seite des zweiten Kreisels montiert.
(Bildquelle: Theißen, Tovornik)
Seinerzeit üblich: Die Arbeitshöhe der Zinken wurde über eine Lochplatte eingestellt. Der Aushub der Zinken am Vorgewende war jedoch zu gering.
(Bildquelle: Theißen, Tovornik)
Wechselnde Besitzer
Wirtschaftliche Probleme bei Stoll führten 1997 dazu, dass sich der dänische Hersteller JF zunächst mit 20 % an Stoll beteiligte. 1999 übernahm JF die Firma Stoll komplett. Die Fertigung von Zuckerrübenrodern wurde eingestellt und die Produktion der Grünfuttererntemaschinen nach Dänemark verlegt. Die Frontlader-Fertigung blieb in Broistedt.
JF führte zunächst die Zwei-Marken-Strategie fort. Aber 2005 wurden die Linien von JF und Stoll zur Marke JF-Stoll zusammengeführt, und Stoll-Maschinen wechselten die Farbe von grün auf rot. Der einstige Stoll-Wurmschwader hieß jetzt JF-Stoll R 1401 S, R 1405 S, R 1405 SB, R 1401 S und R 1425 S. Doch 2012 meldete auch JF Insolvenz an. Die Stoll-Frontlader wurden in ein eigenes Unternehmen überführt. JF wurde von Kongskilde übernommen.
Nach den umgesetzten Neuerungen wurde der inzwischen in Polen gefertigte Schwader unter dem Namen Kongskilde R+ 1410 S vermarktet. Aber auch das war noch nicht das Ende der wechselhaften Geschichte des Stoll-Wurmschwaders. 2016 kaufte CNH Industrial (Case IH und New Holland) die Sparten Grünfutterernte und Bodenbearbeitung von Kongskilde. New Holland führt den einstigen Stoll-Schwader nach über dreißig Jahren und nach einem Wechsel der Farben von grün über rot und schließlich gelb heute als Prorotor L 640 T.
Wer sich für einen Stoll R 1400 S der ersten Stunde interessiert, wird in Gebrauchtmaschinen-Portalen im Internet selbst heute noch fündig — je nach Zustand und Ausstattung werden Preise von etwa 2 000 bis 6 000 Euro verlangt.
…Stoll nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR in den VEB Landmaschinenbau Torgau überführt wurde? Die Familie Stoll siedelte 1946 nach Broistedt (Niedersachsen) um und baute dort eine neue Maschinenfabrik auf.