Sejem Agra in Gornja Radgona, Slowenien: Ein anderer Maßstab

Die slowenische Messe Sejem Agra ist mit über 70.000 m² Ausstellungsfläche die größte Agrar-Messe Sloweniens.
vor einem Monat
Schon bei der Anfahrt zur Sejem Agra lässt sich erahnen, warum die größte Agrartechnik-Messe in Slowenien ein anderer Maßstab ist: Die slowenische Landwirtschaft ist kleiner ­strukturiert als bei uns in Deutschland. Etwa 90 % aller Betriebe sind Familien­betriebe und der durchschnittliche Hof bewirtschaftet 7 ha, der größte Familienbetrieb etwa 400 ha.
Einige große Agrarbetriebe ackern auf über 4.000 ha, diese sind aber nicht unter familiärer Führung. Die Messe bot vom 24. bis 29. August 2024 für alle Besucher ein buntes Rahmenprogramm, das mit einem interessanten Fachprogramm ergänzt wurde.
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Technik für das Grünland

Einen großen Anteil an der Messe hat die Grünlandtechnik, denn über 80 % der Nutzfläche in Slowenien ist Dauergrünland. Aber auch hier ist alles etwas kleiner strukturiert. Auf der Ausstellung waren meist 3 bis 4 m breite Heckmähwerke, Vierkreisel-­Wender und Einkreisel-Schwader zu finden. SIP ist ein großer Hersteller von Grünlandtechnik aus Slowenien, im Jahr 2023 betrug der Umsatz 37 Mio. Euro. Der Marktanteil in Sachen Grünlandtechnik in Slowenien liegt bei etwa 50 %, und etwa 70 % der produzierten Maschinen gehen in den Export. Hier ist derzeit vor allem Frankreich ein wich­tiger Markt.
Aktuell ist ein leichter Strukturwandel in der slowenischen Landwirtschaft spürbar, so steigt bei SIP beispielsweise die Nachfrage nach Zweikreisel-Schwadern und Schmetterlings-Mähkombinationen. Aber auch Grünlandmaschinen für den alpinen Bereich, wie zum Beispiel Balkenmäher, waren auf der Messe zahlreich zu finden.

Forsttechnik

Auch die Forsttechnik-Hersteller waren auf der Sejem Agra stark vertreten, denn rund 60 % der Landesfläche Sloweniens sind Forstflächen. Bekannte Forsttechnik-Hersteller aus Slowenien sind unter anderem Tajfun (Seilwinden, Holzspalter und Sägespalter), Uniforest (Seilwinden, Rückeanhänger) oder Krpan (Seilwinden, Holz­spalter). Im Forstbereich wurde von der Motorsäge bis hin zum Harvester alles gezeigt, was die Hersteller zu bieten haben.

Technik für Winzer

Die slowenische Nutzfläche eignet sich auch gut für den Weinanbau. Etwa 21 000 ha Wein gibt es aktuell, deshalb war ein großer Teil der Ausstellungsfläche für die Weintechnik reserviert. Von der Pflege, über die Ernte bis hin zur Verarbeitung und Lagerung waren viele Hersteller mit moderner Technik vertreten.

Heimische Produkte

Einen sehr großen Stellenwert auf der Messe haben die slowenischen Erzeugnisse. Vor allem Stände mit Käse, Wurst und Wein nahmen einen großen Teil der überdachten Messefläche ein und wurden von den Besuchern gut angenommen. Vor allem die vielen Probierangebote luden zum Verweilen an den Ständen ein. Außerdem gab es auch Pflanzenöle, Knoblauch, Honig oder Saatgut aus heimischer Produktion.
Besonders interessant war auch der Stand mit Chili aus eigenem Anbau. Die unter anderem angebaute Sorte Carolina Reaper (zu Deutsch: Sensenmann) hat es mit 1 569 300 Scoville (Maßeinheit für Schärfe) als schärfster Chili der Welt sogar in das Guinnessbuch der Weltrekorde geschafft.

Von Groß bis klein

Neben den vielen kleinen Maschinen war auch große Technik vertreten. Ein Land­maschinenhändler stellte beispielsweise einen gebrauchten John Deere 8400R aus, der zum Besuchermagnet wurde.
Ein Hersteller, der sich ebenfalls mit großen Maschinen von der Masse abheben wollte, war die Firma Farmtech. Am Stand war der neue Tridem-Muldenkipper Durus 3000S mit 42 m3 Ladevolumen zu bestaunen. Außerdem ausgestellt war ein Tridem-Güllefass der Polycis-Baureihe. Beide Fahrzeuge bekamen im Rahmen der Messe eine Goldmedaille verliehen — ähnlich wie die DLG-Goldmedaille. Farmtech ist ein slowenischer Transporttechnikhersteller, der im Jahr 2023 rund 42 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftete.
In Sachen Technik sind die slowenischen Landwirte eher einfach gestrickt. Die Bedienung soll möglichst einfach und funktionell sein — ohne viel elektronischen Schnickschnack. Die Stimmung in der slowenischen Landwirtschaft und Landtechnik ist ähnlich wie bei uns in Deutschland. In Sachen Investitionen haben die Bauern derzeit den Fuß auf der Bremse. Auch für österreichische Betriebe ist die Messe auf Grund der kleinen Maschinen ein wichtiger Anlaufpunkt.