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Erstes MB trac-Treffen in Dohren: Gigantischer Sternenhimmel
Erstes MB trac-Treffen in Dohren: Gigantischer Sternenhimmel
Ende August fand im emsländischen Dohren das erste MB trac-Treffen statt. Die Anzahl der Teilnehmer, die ausgestellten Modelle und auch der Veranstaltungsort suchen ihres Gleichen.
Die Idee, ein MB trac-Treffen zu organisieren, war eigentlich eine kleine Schnapsidee. Der Plan war, auf dem Gelände des MSC Dohren ein privates Treffen mit etwa 50 Teilnehmern durchzuführen. Der Standort ist geblieben, der Umfang wurde ein anderer. Aufgrund des hohen Interesses hat sich das zwölfköpfige Team recht spontan entschieden, das Treffen größer aufzuziehen als zunächst gedacht. Die Teilnehmerzahl erhöhte sich schnell auf über 200. Ein großes Campinggelände ermöglichte auch das Übernachten auf dem Gelände.
Ausrichter des Treffens war der MSC in Zusammenarbeit mit den zwölf MB trac-Freunden. Organisatorisch bot das MSC-Gelände den Vorteil, dass eine gute Infrastruktur gegeben ist. Wasser, Strom und Toiletten sind vorhanden und konnten genutzt werden.
Aber auch optisch bietet sich das Gelände an, denn die Tracs konnten auf der Speedwayrennbahn in einem Ring aufgereiht werden. Auch in der Dunkelheit war diese Kulisse — dank der Flutlichtbeleuchtung — ein echter Hingucker. Die Dohrener Bahn ist mit 220 m Länge übrigens die kürzeste Speedwaybahn Europas. Und als am Samstagnachmittag alle Teilnehmer angereist waren, war fast kein Stellplatz mehr frei.
Die Teilnehmer
Unterm Strich haben über 200 Teilnehmer aus Deutschland und den Nachbarländern an dem Treffen teilgenommen. Bemerkenswert war nicht nur, dass darunter 15 originale 1800er Tracs waren — von denen Mercedes nur 190 Stück produziert hat. Sondern auch die große Ausstellung von Fahrzeugen mit einer Sonderlackierung überraschte. Neben den silberdistel-farbenen Modellen gab es weiße und tannengrüne Traktoren sowie Fahrzeuge in Bundeswehr-Lackierung.
Alle Sonderlackierungen gab es original ab Werk. So waren die weißen Modelle für den Export nach Frankreich und Saudi-Arabien vorgesehen, damit sich die Fahrzeuge in der Sonne nicht so aufheizen. Ein weiteres Highlight war ein MB trac 1100, von dem in der großen Baureihe nur 72 Stück gebaut wurden.
Neben den MB tracs wurden natürlich auch Unimogs ausgestellt, darunter z. B. ein sehr seltener Hochrad-Umbau von Kraft & Co., von dem es laut Besitzer nur vier Exemplare gibt. Vom gleichen Besitzer stammt auch der Nachbau des letzten vom Band gelaufenen MB trac, der als 1800 intercooler „Black Beauty“ im Unimog-Museum zu finden ist (Kasten „Der perfekte Zwilling“).
Neben den Fahrzeugen von Mercedes wurden auch andere Trac-Systeme ausgestellt, darunter z. B. der Schlüter Super Trac 1900 TVL (Kasten „Ein Schlüter in MB trac-Lackierung“) und der JCB Fastrac 4220 in jeweils MB trac-Lackierung, der Doppstadt Trac 150 oder der Kramer Trac TS-C 1 014. Auch ein Deutz-Fahr Intrac war vertreten.
Weiteste Anreise
Dass viele der Teilnehmer eine weite Anreise auf sich genommen haben, lies sich an den vielen Tieflader-Gespannen auf dem Parkplatz erahnen. Die weiteste Anreise haben Michael Eckert, Dominik Sigl, Martin Kempter und Steffen Stegmann aus dem schwäbischen Burtenbach auf sich genommen. Ihre vier Tracs haben die Freunde auf zwei Tieflader verladen, und dann ging die Reise in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 0 Uhr los.
Einer der Tracs stammt aus Emsbüren, deswegen bestand seit dem Kauf immer eine Verbindung zwischen Bayern und dem Emsland. Beide Lkw wurden mit zwei Fahrern besetzt, so dass die fast 700 km lange Strecke in einem Stück zu schaffen war. Nach etwa zehn Stunden Fahrzeit erreichten die Gespanne Freitag um 10 Uhr das Gelände.
Als Anerkennung für die weite Anreise bekamen die vier MB trac-Freunde von den Veranstaltern noch ein Präsent überreicht. Die Frage, ob sich die weite Anreise gelohnt hat, beantwortet Michael Eckert so: „Wir
in Bayern sind schon bekloppt, was das Hobby angeht. Aber ihr hier oben seid noch eine ganz andere Nummer. Für das erste Treffen ist das der Wahnsinn, und alles ist super organisiert.“
Um die Leistung der MB tracs zu messen, war das „Pulling Team Uschi“ mit einer Zapfwellenbremse vor Ort, die über eine Software Drehmoment und PS in Echtzeit anzeigt. Außerdem präsentierten Teilehändler und Restauratoren ihre Fahrzeuge und Ersatzteile. Für das leibliche Wohl sorgten nicht nur eine Pommesbude und ein Bierwagen, sondern auch eine Kuchenauswahl — natürlich mit MB trac-Kuchen. Abends wurde gemeinsam gefeiert.
Fazit der Veranstalter
Die Organisation des Treffens hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Veranstalter hätten nie gedacht, dass über 200 Teilnehmer nach Dohren anreisen und haben auch noch nie so viele Modelle in Sonderlackierung auf einem Haufen gesehen. Die Teilnehmer haben keine Kosten und Mühen gescheut — man darf nicht vergessen: All das ist Hobby, und niemand verdient Geld damit. Erste Ideen für eine Wiederholung und Erweiterung in zwei Jahren gibt es schon. Wir sind gespannt und werden in zwei Jahren wieder berichten.
Sven Schüll ist mit seinem MB trac 1800 Intercooler „Black Beauty“ angereist. Er hat den Schlepper vor einigen Jahren in schlechtem Zustand gekauft und restauriert. Geplant war, den Trac im Silberdistel-
Design aufzubauen. Nach Besuch des Unimog-Museums hat Schüll sich dann aber entschieden, den letzten vom Band gelaufenen Trac 1:1 nachzubauen.
Dazu hat er in fünf Besuchen über 1 000 Fotos von dem Museumsschlepper in Gaggenau gemacht. Das Fazit: Heute besitzt er einen perfekten Zwilling des Museum-Modells. Bei der Restauration wurde auf jedes Detail geachtet: Originale Schrauben an jeder Stelle, Aufkleber, Radio und selbst der Zündschlüssel ist bei beiden Schleppern identisch.
Wie detailverliebt der Besitzer bei der Restauration war, zeigt ein Blick in die Kabine. Ewig hat Sven nach einem neuen Tacho gesucht, da es diesen nicht mehr original zu kaufen gibt. Nachdem er dann endlich fündig geworden war, musste er beim Besitzer ziemliche Überzeugungsarbeit leisten, denn der Tacho war eigentlich unverkäuflich. Einige Stunden und 6.000 Euro später konnte er das seltene Teil dann aber mit nach Hause nehmen. Im Anschluss hat er den Tacho an den Hersteller geschickt und auf exakt 5,80 Betriebsstunden einstellen und das Zählwerk außer Betrieb setzten lassen, denn auch der Schlepper im Museum hat 5,80 Stunden auf dem Zähler. Sogar die Fahrgestellnummer wurde per Aufkleber an das Museumsmodell angepasst.
Neben dem 1800er Trac hatte Sven Schüll noch einen seltenen Hochrad-Unimog, einen MB trac mit 7 000 h im Originalzustand, einen MB trac in Sonderlackierung und einen Mercedes-Lkw der SK-Baureihe mitgebracht.
Ein Schlüter in MB trac-Lackierung
Treuen profi-Lesern dürfte der Schlüter 1900 TVL von Ralf Benning in MB trac-Lackierung bereits bekannt vorkommen. Denn er war 2020 bei unserem Youngtimer-Häckseln als Abfahrer dabei. Warum die Lackierung? Der Schlüter verfügt über einen Mercedes Motor — Modell 366, genau wie die 1800er MB tracs — und wurde für Mercedes gebaut. Geplant war, dass der Schlepper über die Unimog Händler verkauft werden sollte. Im Zuge der Mercedes-Schlüter Kooperation wurden zwei Testmodelle gebaut.
Dieser Schlepper wurde von Mercedes auf dem Betrieb der Saatzuchtunion Solingen eingesetzt und getestet: Zu einer echten Zusammenarbeit zwischen Mercedes und Schlüter kam es aber nie. Mittlerweile ist der Schlepper von Ralf Benning aber ein Einzelstück, denn der zweite Schlüter ist abgebrannt. Auch der 1900 TVL von Ralf hat schon gebrannt, zum Glück war das Feuer aber schnell gelöscht.
Als Ralf Benning den Schlepper vor 14 Jahren von einem Schlüterhändler kaufte, war ihm nicht bewusst, wie selten dieses Fahrzeug ist. Anfangs hat er den Schlüter-Trac noch voll im Betrieb eingesetzt, bis ein Mitarbeiter des Unimog-Museums ihn auf den Seltenheitswert des Schleppers hinwies.
Am selben Tag kaufte Benning einen weiteren Schlepper, und der 1900 TVL wurde in den Ruhestand geschickt. Heute wird er nur noch als Hobbyschlepper genutzt. Zur Sammlung von Ralf Benning zählen vier Schlüter-, vier Fendt-, zwei John Deere- und ein Lanz-Schlepper sowie zwei Unimog.
Hier sehen Sie den vorgestellten Schlüter-Trac im Einsatz: