Oehler Maschinen Fahrzeugbau GmbH: Vom Allesmuser bis zum Zweiachskipper...
…und vom Handel bis zur Produktion. Oehler feiert in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen. Grund genug, einen Blick auf die Geschichte des Unternehmens zu werfen.
Yvonne Oehler, die Enkelin des Firmengründers und Mitglied der Geschäftsführung, empfängt uns in der modernen Firmenzentrale in Windschläg, am Westrand des Schwarzwaldes. Der Shop im Eingangsbereich, in dem auch Gartengeräte erhältlich sind, ist ein erster Hinweis auf die Historie von Oehler. „Wir wollen nach wie vor auch für die Privatkunden hier vor Ort da sein“, erklärt Yvonne Oehler. Im Kontrast dazu draußen ein Hof voller Fahrzeuge, die stolz den Namen Oehler tragen. Dabei ist Oehler erst Mitte der 1990er-Jahre in den Fahrzeugbau eingestiegen.
Wir schreiben das Jahr 1954, auf ihrem kleinen Bauernhof im Örtchen Hesselhurst, nahe der baden-württembergischen Stadt Offenburg, starten Herbert und Marga Oehler ein zweites Standbein mit dem Vertrieb landwirtschaftlicher Maschinen. Erstes Produkt war ein Allesmuser der Firma Ringelstein. Wie auf einem Familienbetrieb nicht unüblich, stiegen auch bald die drei Kinder Winfried, Wieland und Manfred ein. Kundschaft war zu Beginn vor allem die kleinstrukturierte Landwirtschaft der Schwarzwaldregion.
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Yvonne Oehler, die Enkelin des Firmengründers und Mitglied der Geschäftsführung, empfängt uns in der modernen Firmenzentrale in Windschläg, am Westrand des Schwarzwaldes. Der Shop im Eingangsbereich, in dem auch Gartengeräte erhältlich sind, ist ein erster Hinweis auf die Historie von Oehler. „Wir wollen nach wie vor auch für die Privatkunden hier vor Ort da sein“, erklärt Yvonne Oehler. Im Kontrast dazu draußen ein Hof voller Fahrzeuge, die stolz den Namen Oehler tragen. Dabei ist Oehler erst Mitte der 1990er-Jahre in den Fahrzeugbau eingestiegen.
Wir schreiben das Jahr 1954, auf ihrem kleinen Bauernhof im Örtchen Hesselhurst, nahe der baden-württembergischen Stadt Offenburg, starten Herbert und Marga Oehler ein zweites Standbein mit dem Vertrieb landwirtschaftlicher Maschinen. Erstes Produkt war ein Allesmuser der Firma Ringelstein. Wie auf einem Familienbetrieb nicht unüblich, stiegen auch bald die drei Kinder Winfried, Wieland und Manfred ein. Kundschaft war zu Beginn vor allem die kleinstrukturierte Landwirtschaft der Schwarzwaldregion.
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Bereits 1960 wurde die erste Halle am heutigen Standort Windschläg errichtet, um Service und die Endmontage einiger Produkte vor Ort durchführen zu können. Von Beginn an wurden die Geräte im „Haustürgeschäft“ vermarktet. „Mein Vater wurde mit einem Autoanhänger voller Gerätschaften losgeschickt und durfte erst wieder nach Hause kommen, wenn alle Maschinen verkauft waren“, erzählt Yvonne Oehler mit einem Augenzwinkern eine Anekdote ihres Vaters Manfred Oehler.
1974 stieg dieser als zweite Generation in den Betrieb mit damals vier Mitarbeitern ein. Mit gerade einmal 23 Jahren übernahm der jüngste der drei Brüder die Geschäftsführung — und leitet die Unternehmensgeschicke nun seit über 50 Jahren!
Das Unternehmen bediente die Region mit landwirtschaftlicher Handelsware und hatte zwischenzeitlich einen zweiten Standort in Bayern. Dank der Kundenkontakte bei Kleingeräten konnte Oehler seit Mitte der 1980er auch Fahrzeuge wie Dreiseitenkipper, Güllefässer oder Miststreuer in Kooperation mit anderen Herstellern unter eigenem Namen absetzen.
Mit großen Schritten
Mitte der 1990er Jahre wagte Manfred Oehler zwei große Schritte: Zum einen wurde 1996 auf einem rund 1 ha großen Grundstück im thüringischen Triptis ein zweiter Standort mit Verkaufs- und Büroräumen, Servicewerkstatt sowie einer Lagerhalle eröffnet. Von hier aus wurde auch der Export nach Osteuropa weiter fokussiert.
Zum anderen stieg Oehler 1997 in den Fahrzeugbau mit eigener Produktion ein. Im rumänischen Sibiu kam dazu ein zusätzlicher Fertigungsstandort hinzu. Das Werk wurde ständig um Technologien wie eine ACC-Beschichtungsanlage, Laserschneider und Schweißroboter ergänzt. Durch die eigene Produktion konnte Oehler die Qualität der Fahrzeuge verbessern.
Spezialist am Ball: Der für den FC Bayern entwickelte Anhänger mit Spezialfahrwerk hat inzwischen auch bei anderen Vereinen und Golfplätzen Freunde gefunden.
(Bildquelle: Oehler)
Sonderwünsche wie dieser Hakenlift mit Z-Kran sind möglich.
(Bildquelle: Oehler)
Auf der Agritechnica 23 vorgestellt: Dreiseitenkipper für den Bau- bzw. Kommunaleinsatz.
(Bildquelle: Oehler)
Eines der ersten Produkte aus eigener Produktion in der neuen Farbgebung Patinagrün/Graphitgrau war der Kombianhänger: Ausgestattet mit einem Kran kann der Anhänger als Rückewagen mit Aufsteckrungen oder als klassischer Dreiseitenkipper mit Stahlbordwänden genutzt werden. Das Fahrzeug wurde ein voller Erfolg.
Inzwischen ist das Produktprogramm in fünf Bereiche aufgeteilt: Fahrzeug-, Gülle-, Forst- und Gartentechnik sowie Hoflader. „Durch den Schritt meines Vaters, in eine eigene Produktion zu investieren, konnten wir das Produktprogramm im Fahrzeugbau deutlich ausbauen“, erklärt Yvonne Oehler. „Außerdem sind Sonderwünsche der Kunden sehr viel besser umzusetzen.“ So sind Farbwünsche kein Problem, aber auch
komplexe Projekte wie ein Tridem-Hakenlift mit aufgebautem Z-Kran wurden bereits realisiert.
Ein weiteres Beispiel kommt aus dem Sport: „Mein Vater ist absoluter Fan des FC Bayern“, erklärt die junge Geschäftsführerin schmunzelnd. „Klar, dass dort auch ein Oehler-Kipper laufen sollte.“ Der Einachs-
Anhänger, der zur Schonung des Platzrasens mit vier Rädern in einer Achslinie ausgestattet ist, rollt mittlerweile auch auf Schalke und in Leipzig über das Spielfeld.
Stetiges Wachstum
Mit dem Schritt in den eigenen Fahrzeugbau legte Manfred Oehler den Grundstein für weiteres Wachstum. Mit dem neuen, 8.000 m² großen Logistikzentrum wurde 2001 der Standorte Windschläg erweitert. Ein Großteil aller Fahrzeuge wird bis heute hier endmontiert und inklusive Qualitätskontrolle und Abnahme mit der kundenspezifischen Ausstattung versehen.
Was darf es denn sein? Das Oehler-Programm reicht von Getreidequetschen…
(Bildquelle: Oehler)
über Astscheren…
(Bildquelle: Oehler)
bis hin zum Tridem-Anhänger.
(Bildquelle: Oehler)
Güllefässer in Stahl- oder GFK-Ausführung zählen ebenfalls zum Produktprogramm von Oehler.
(Bildquelle: Oehler)
Bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge ist Manfred Oehler, der selbst einige Patente hält, mit einem guten Marktgespür häufig der Entwicklungstreiber. Entwicklungsingenieure sitzen dabei sowohl in Windschläg als auch Sibiu. Zukünftig soll zudem ein technischer Geschäftsführer das Team unterstützen.
Steigende Ansprüche
Das Werk in Sibiu wird kontinuierlich erweitert: 2004 folgt eine neue Montagehalle, die 2008 um eine weitere ergänzt wird. Insbesondere für den Bereich der Gülletechnik wird in neue Produktionsmaschinen investiert. Stetig ausgebaut wird auch das Forstmaschinenprogramm, das heute vom einfachen Holzspalter über Seilwinden bis zu Holzhäckslern reicht. Traditionell und regional begründet hat Oehler ein umfangreiches Angebot an Transport- und Forsttechnik für kleinere Betriebe.
„Aber auch wir merken natürlich den Strukturwandel in der Landwirtschaft“, hält Yvonne Oehler fest. „Die Ansprüche an die Fahrzeuge steigen ständig.“ So ist eine der neusten Ausstattungsoptionen eine elektronische Zwangslenkung von ADR.
Vertrieb über den Fachhandel
Rund 1.500 Fahrzeuge werden pro Jahr allein in der Transporttechniksparte gefertigt — einen „Stückzahlkönig“ gibt es dabei nicht. Zu sehr beeinflussen mittlerweile Exportmärkte das Geschäft. Auch wenn Deutschland nach wie vor der Hauptmarkt ist, liefert Oehler z. B. auch Fahrzeuge im Rahmen von Projektausschreibungen nach Aserbaidschan oder Usbekistan. Wichtige Auslandsmärkte sind darüber hinaus Osteuropa, Belgien und Luxemburg.
Vertrieben werden die Fahrzeuge nicht mehr wie in den Anfangszeiten über das „Haustürgeschäft“, sondern nur noch über Fachhandelspartner und Importeure, die nicht zwangsläufig das komplette Oehler-Portfolio abnehmen. Oehler setzt auf einen eigenen Fuhrpark mit fünf Lkw, um Neumaschinen, aber auch Ersatzteile, flexibel liefern und Messen gut beschicken zu können. „Früher haben wir selbst mehr als 30 Messen pro Jahr bedient“, berichtet Yvonne Oehler. „Sie sind auch heute noch sehr wichtig für uns, wobei wir aber vor allem die Handelspartner unterstützen.“
Die Ballenwagen werden von Oehler europaweit verkauft. Das Nebengeschäft Zeltverleih wird dagegen nur im 30-km-Radius um Windschläg betrieben.
(Bildquelle: Colsman)
Mit fünf eigenen Lkw setzt Oehler auch eine eigene Auslieferungsflotte ein.
(Bildquelle: Oehler)
Apropos Messen, an dieser Stelle wird es Zeit für einen kleinen Exkurs: Im Umkreis von 30 km um Windschläg betreibt Oehler nämlich auch noch einen eigenen Zeltverleih. „Es gab eine langfristige Partnerschaft für regionale Veranstaltungen. Als der bisherige Eigentümer plötzlich verstarb, übernahm mein Vater kurzerhand den Zeltverleih“, erklärt Yvonne Oehler, wie das Unternehmen zu diesem zugegeben sehr kleinen Nebengeschäft kam.
Die dritte Generation
Neben einer Investition in PV-Anlagen an allen Standorten mit insgesamt 5.000 kWp im Jahr 2022 blieb auch am Standort Windschläg die Zeit nicht stehen: 2014 wurde das neue Büro- und Verwaltungsgebäude mit großzügigen Schulungsräumen fertiggestellt, in dem auch Kettensägen- und Seilwindekurse für die regionale Kundschaft angeboten werden.
Bereits zwei Jahre zuvor trat mit Yvonne Oehler die dritte Generation in das Familienunternehmen ein, die seit September 2023 neben Manfred Oehler Geschäftsführerin der Oehler Maschinen Fahrzeugbau GmbH ist.
Während bei dem Einstieg von Vater Manfred Oehler vor über 50 Jahren der Schwerpunkt noch der Handel war, ist es heute der Fahrzeugbau im Bereich Transporttechnik. „Hier möchten wir immer neue Nischen besetzen, wie zuletzt bei unseren Schwerlast-Dreiseitenkippern für die Bau- und Kommunalbranche oder den Aquaspeed-Tankwagen für die Bewässerung“, so Yvonne Oehler.
Bleibt noch ein Blick in die Zukunft: So soll in Kürze ein 18-t-Tandemkipper mit niedriger Brückenhöhe und Hardoxaufbau als Schnellläufer für 80 km/h Höchstgeschwindigkeit vorgestellt werden. Außerdem ist geplant, zukünftig auch den französischen Markt zu berücksichtigen und in den Fokus zu nehmen. Das ist fast schon kurios, denn obwohl die Grenze zu Frankreich nur wenige Kilometer von Windschläg entfernt liegt, erschwerten die bisherigen Zulassungsbedingungen einen Absatz der Fahrzeuge in Frankreich enorm.
Wir halten fest
In seinen über 50 Jahren als Geschäftsführer hat Manfred Oehler gemeinsam mit seiner Frau Diana das Unternehmen vom Handelsbetrieb zu einem professionellen Fahrzeugbauer weiterentwickelt. Mit Yvonne Oehler ist seit vergangenem Jahr die dritte Generation mit am Ruder: „Angst habe ich keine, mit einem breiten Produktprogramm und einem breiten Kundenspektrum sind wir gut aufgestellt“, ist sich die Geschäftsführerin sicher.
Einige Dinge wie das Geschäft für Privatkunden und das Serviceangebot für Kleingeräte haben sich bis heute gehalten. Gleichzeitig werden eigene Fahrzeuge vom 2-t-Einachskipper bis zum Tridem-Muldenkipper und -Güllefass gefertigt.
Wer sich selbst ein Bild machen möchte: Vom 22. bis 24. März findet in Windschläg eine Jubiläumsveranstaltung statt, bei der ein Großteil des Oehler-Programms zu sehen ist.