Gemeint sind nicht die Kohlköpfe, die hier geerntet werden. Sondern die beiden Cousins Josef Büngener und Martin Schuder, die ihre Stärken clever kombiniert haben.
Herbststimmung im niederbayrischen Vilstal, in der Nähe der Stadt Landau: Mähdrescher fressen sich durch den Körnermais, auf vielen Flächen werden die Kartoffeln aus dem Boden geholt. Zudem wird in der Region am Rande des Straubinger Gäu auch intensiver Gemüsebau betrieben. So auch auf dem Ackerbaubetrieb von Martin Schuder aus Niederhausen.
Herausforderung Ernte
Der 31-Jährige bewirtschaftet gemeinsam mit seinem Vater rund 190 ha, wobei neben 65 ha Getreide und Mais vor allem Kulturen wie Zuckerrüben (15 ha) Gurken (25 ha), Rote Bete (20 ha) und Kohl (55 ha) den Schwerpunkt bilden. In der Erntesaison sind auf dem Betrieb bis zu 100 Saisonarbeitskräfte im Einsatz, hauptsächlich in der Gurkenernte. „Bis 2020 haben wir auch den Kohl in Handarbeit geerntet“, erklärt Martin Schuder. „Für uns wurde es aber schwieriger, Personal zu finden.“ Da der Kohl als Konservenware weiterverarbeitet wird, kam als Alternative auch die maschinelle Ernte in Betracht. „Bei einer Vorführung haben wir uns eine Serienmaschine eines großen Herstellers angesehen — Technik, Leistung und Anschaffungspreis passten für mich aber nicht zusammen“, hält Martin Schuder fest. An dieser Stelle kommt Cousin Josef Büngener ins Spiel.
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Herbststimmung im niederbayrischen Vilstal, in der Nähe der Stadt Landau: Mähdrescher fressen sich durch den Körnermais, auf vielen Flächen werden die Kartoffeln aus dem Boden geholt. Zudem wird in der Region am Rande des Straubinger Gäu auch intensiver Gemüsebau betrieben. So auch auf dem Ackerbaubetrieb von Martin Schuder aus Niederhausen.
Herausforderung Ernte
Der 31-Jährige bewirtschaftet gemeinsam mit seinem Vater rund 190 ha, wobei neben 65 ha Getreide und Mais vor allem Kulturen wie Zuckerrüben (15 ha) Gurken (25 ha), Rote Bete (20 ha) und Kohl (55 ha) den Schwerpunkt bilden. In der Erntesaison sind auf dem Betrieb bis zu 100 Saisonarbeitskräfte im Einsatz, hauptsächlich in der Gurkenernte. „Bis 2020 haben wir auch den Kohl in Handarbeit geerntet“, erklärt Martin Schuder. „Für uns wurde es aber schwieriger, Personal zu finden.“ Da der Kohl als Konservenware weiterverarbeitet wird, kam als Alternative auch die maschinelle Ernte in Betracht. „Bei einer Vorführung haben wir uns eine Serienmaschine eines großen Herstellers angesehen — Technik, Leistung und Anschaffungspreis passten für mich aber nicht zusammen“, hält Martin Schuder fest. An dieser Stelle kommt Cousin Josef Büngener ins Spiel.
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Josef Büngener betreibt mit seinem Vater im gleichen Dorf einen kleinen Maschinenbaubetrieb. Bereits seit 1990 werden hier Maschinen für den Gemüsebau hergestellt bzw. umgebaut. So fertigte der Betrieb unter anderem eigene Gurkenflieger und Erntebänder. Im intensiven Austausch entschieden die beiden Cousins, eine eigene Maschine für die mechanische Kohlernte zu bauen. „Martin wollte einen Zweireiher mit ausreichend Bunkerkapazität für unsere Schlaglängen. Er hat die Ideen entwickelt, ich habe mich um die technische Umsetzung gekümmert“, beschreibt der 34-Jährige die Zusammenarbeit.
Als ersten Schritt besuchten die beiden eine Maschine des früheren Herstellers Bleinroth. „Das System der Aufnahme hat uns gut gefallen, wir haben aber einige Dinge anders gelöst“, erklärt Josef Büngener. Martin Schuder stellte daraufhin die ersten konstruktiven Überlegungen an. „Ich habe mir den rudimentären Umgang mit einem CAD-Programm angeeignet, da konnte ich den groben Aufbau und die Abmessungen schon mal virtuell ausprobieren“, erklärt er. „Herausfordernd war vor allem die quer verlaufende Reinigungseinheit.“ Als das Grundkonzept stand, begann Josef Büngener damit, Komponenten zusammenzutragen. „Wir haben im Februar 2019 mit den konkreten Überlegungen angefangen, der Bau startete dann im Juli“, erinnert sich der Maschinenbauingenieur. „Kurz vor Abschluss der Kohlernte konnten wir endlich mit der Maschine raus aufs Feld. Eigentlich funktionierte alles auf Anhieb recht gut.“ Das Bunkerfüllband wurde noch etwas verlängert und ein schwenkbares Ausgleichsgewicht für eine bessere Gewichtsverteilung montiert.
Zweireihig
Wir konnten uns den zweireihigen Prototyp in seiner vierten Saison im Einsatz ansehen. Die zweireihige Aufnahme der KVE 2.12 getauften Maschine ist so konstruiert, dass alle Bauteile von oben aufgehängt sind und die losen äußeren Kohlblätter nicht zu Verstopfungen führen. Außerdem wurden die Einzugsketten statt mit Rundstäben mit gezahnten Querleisten ausgestattet. Martin Schuder erklärt: „Wir bewirtschaften zum Teil auch Hanglagen, da ist eine sichere Aufnahme bei unterschiedlich großen Kohlköpfen wichtig.“
Diese Bedingungen sorgen auch für die Notwendigkeit einer zweiten Entwicklung — der stufenlosen Schnitthöhenverstellung. Die Kombination aus Schnecken und den oben laufenden Einzugsketten „reißen“ die Kohlköpfe aus dem Boden. Im zweiten Schritt werden die Wurzelstümpfe von je einem rotierenden Kreissägeblatt abgeschnitten. Um auf die unterschiedlichen Kopfgrößen reagieren zu können, hat das findige Duo die Schneideinheiten hydraulisch höhenverstellbar konstruiert. Gleichzeitig kann damit die Putzintensität verändert werden: Wird unten viel vom Kopf weggenommen, werden auch mehr der äußeren Blätter durch die Reinigung entfernt — ein Vorteil bei später Ernte, falls die äußeren Blätter faulige Stellen haben.
Wie bereits erwähnt, war vor allem die quer unter dem Bunker verlaufende Reinigungseinheit eine Herausforderung: „Zwei Reihen lassen sich nicht so einfach um die Ecke führen.“ Die Lösung ist ein breites Igelband, auf dem die Kohlköpfe über eine diagonale Schnecke und eine Igelwalze um 180° auf den Elevator geleitet und gleichzeitig die losen äußeren Blätter entfernt werden. Elevator und Siebbänder sondern weitere lose Blattteile aus.
Bevor die Kohlköpfe über ein Befüllband mit automatischer Höhenregelung in den Bunker gelangen, können an einem Verlesetisch noch faule Kohlköpfe aussortiert werden.
Für das Aufnehmen der Kohlköpfe wird die Maschine per Schwenkdeichsel seitlich versetzt. Die Transportbreite liegt bei 3,49 m.
(Bildquelle: Colsman)
Die Reihenweite kann von 60 bis 75 cm angepasst, die hydraulisch angetriebenen Schneidblätter hydraulisch in der Höhe verstellt werden.
(Bildquelle: Colsman)
Rückwärts überladen
Bei Schlaglängen von im Schnitt 250 bis 300 m muss die zweireihige Maschine einen Bunker mit mindestens 10 t Fassungsvermögen bieten. „Wir wollen nicht mit Anhängern auf dem Feld herumfahren. Bodenverdichtungen sollen vermieden werden“, erklärt Martin Schuder die Dimensionierung der Maschine. Der insgesamt 14 t schwere Ernter rollt daher auf zwei Rädern der Dimension 1050/50 R 32. Der hydraulisch bis auf eine Überladehöhe von 4,50 m hochfahrbare Bunker fasst rund 20 m³ — genug Platz für ca. 12 t Kohl. Zum Entladen muss rückwärts an das Transportfahrzeug rangiert werden — dank drei Kameras kein Problem. Insgesamt kann der Fahrer die Maschine mit sechs Kameras überwachen. Eine klassische Schaltbox steuert die meisten Funktionen an. Einzelne Funktionen wie die Lenkdeichsel werden direkt über die Schlepperbedienung angesteuert. Alle Zylinder-Funktionen werden dabei über die Loadsensing-Hydraulik des Schleppers, die Aufnahmewalzen und alle Bänder über eine eigene Bordhydraulik versorgt.
Das Tempo der Aufnahme und Bänder wird automatisch der Fahrgeschwindigkeit angepasst. Nach dem erfolgreichen Einsatz des Prototypen hat die Büngener Schuder GmbH inzwischen auch die einreihige Variante KVE 1.8 im Programm. Die kleinere und deutlich leichtere Maschine setzt auf den gleichen Ernte- und Reinigungsprozess und ist mit einem Bunker zur Seitenentladung ausgestattet.
Die gelenkte Achse mit 1050er Bereifung erlaubt 24° Einschlag, das ausgeschwenkte Gegengewicht hält die Maschine stabil.
(Bildquelle: Colsman)
Auch bei Büngener Schuder im Programm: Aufsattelfahrwerke für Anbaudüngerstreuer, um Fahrspuren im Frühjahr zu reduzieren.
(Bildquelle: Büngener Schuder)
Mit 4,50 m Überladehöhe können auch Lkw-Auflieger direkt am Feld befüllt werden.
(Bildquelle: Colsman)
Fazit
Mit der Entwicklung der Kohlernter haben die beiden Cousins Josef Büngener und Martin Schuder ordentlich etwas auf die Beine bzw. Räder gestellt. Landwirt Schuder konnte damit sein Arbeitskräfteproblem lösen, Maschinenbauer Büngener fertigt die Maschinen. Für den Vertrieb haben sie 2020 zusammen die Büngener Schuder GmbH gegründet. Nach dem Erfolg des ersten Prototypen hat das Team inzwischen mehrere der Maschinen im Einsatz. Und auch der Prototyp erledigt nach wie vor zur vollsten Zufriedenheit von Martin Schuder die Kohlernte auf seinem Betrieb. Wir sind gespannt, was sich die beiden Tüftler in Zukunft noch einfallen lassen.
Klein, aber fein. Im Maschinenbaubetrieb Büngener wird neben den Kohlerntern auch weitere Technik für den Gemüsebau gefertigt und angepasst.
(Bildquelle: Colsman)