Auf der Agritechnica 2023 bekam All In One eine Silbermedaille für den rotierenden Dammformer verliehen. Unser Report zeigt, wie die ersten Felderfahrungen damit aussehen.
Rote Gebiete, Einschränkungen für Winterfurchen sowie pflanzenbauliche Aspekte samt Erosionsschutz: Alles Gründe, die Andreas Heiß als Inhaber und Entwickler der Firma All In One zum Überdenken bisheriger Dammkonzepte führten.
Herausgekommen ist ein neuer, rotierender Dammformer, für den der Hersteller auf der vergangenen Agritechnica ausgezeichnet wurde — ein erster Erfolg. Inwiefern das System auch in der Praxis Wurzeln schlägt, zeigt unser Besuch auf zwei Betrieben nach der ersten Einsatzsaison.
Beide Betriebe haben sich im Herbst 2023 für das neue Konzept entschieden, ohne die Technik je zuvor im Feld gesehen zu haben! Mittlerweile können sie von zahlreichen Erfahrungen berichten — sowohl positiv als auch negativ. Für die negativen hat der Hersteller mittlerweile schon Updates in petto — dazu später mehr.
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Rote Gebiete, Einschränkungen für Winterfurchen sowie pflanzenbauliche Aspekte samt Erosionsschutz: Alles Gründe, die Andreas Heiß als Inhaber und Entwickler der Firma All In One zum Überdenken bisheriger Dammkonzepte führten.
Herausgekommen ist ein neuer, rotierender Dammformer, für den der Hersteller auf der vergangenen Agritechnica ausgezeichnet wurde — ein erster Erfolg. Inwiefern das System auch in der Praxis Wurzeln schlägt, zeigt unser Besuch auf zwei Betrieben nach der ersten Einsatzsaison.
Beide Betriebe haben sich im Herbst 2023 für das neue Konzept entschieden, ohne die Technik je zuvor im Feld gesehen zu haben! Mittlerweile können sie von zahlreichen Erfahrungen berichten — sowohl positiv als auch negativ. Für die negativen hat der Hersteller mittlerweile schon Updates in petto — dazu später mehr.
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Zunächst zur Technik: Aufgebaut ist der neue Dammformer simpel und kompakt. Er folgt direkt hinter den Legeelementen ohne vorgeschaltete Zudeckscheiben. Die Basis ist ein durchgehender Wellenkern (219 mm Durchmesser, 10 mm Wandstärke), worauf einzelne Edelstahlsegmente für den trapezförmigen Dammaufbau sorgen. Je Reihe begrenzen 8 mm starke und 80 cm hohe Scheiben die Dammbreite. Diese Scheiben mindern zudem die Abdrift am Hang, da sie etwa 8,5 cm unter das Dammtal in den Boden eintauchen. Darauf montierte Spitzen bzw. Spikes sorgen für den passiven Antrieb. Sie stechen zusätzlich 9 cm tiefer und erzeugen Mulden als Erosionsschutz.
Breiter Damm
Die Dammkrone beträgt bei 75 cm Reihenweite 40 cm. Zum Vergleich: Das alternative Streichblech bringt eine 23 cm breite Krone hervor. Somit wächst das Dammvolumen laut Hersteller um 30 %. Ergänzend gibt es künftig auch eine rotierende Variante mit 35 cm breiter Krone sowie zwei Varianten für den M-Damm mit wahlweise 33 oder 47 cm breiten Dammkronen.
Die Kronenbreite bei 75 cm Reihenweite misst 40 cm. Kennzeichnend ist die offenporige Struktur kombiniert mit dem Erosionsschutz im Dammtal.
(Bildquelle: Schulz)
(Bildquelle: Schulz)
Betrieb Michael Lörks
Michael Lörks aus Weeze am Niederrhein wirtschaftet nahe der holländischen Grenze. Mit seinem Team pflanzt der Landwirt auch überbetrieblich Kartoffeln mit zwei gezogenen All In One-Maschinen. „Wir arbeiten fast komplett pfluglos im Kartoffelanbau. Mit anderen Systemen — egal ob von Grimme, Dewulf oder All In One hat uns die organische Masse vor den Streichblechen Probleme bereitet“, so Lörks.
Pro Maschine legen die Rheinländer rund 200 ha Kartoffeln pro Saison. Bei ihnen müssen die Pflanzkombinationen mit Fräse, Flüssigdüngung und Dammformung auf verschiedenen Böden funktionieren. „Vom Sand bis zum schweren Lehm gibt es bei uns nahezu alle Bodenarten. Hier ist eine flexible und einfache Maschine wichtig“, so Lörks und ergänzt: „Bis auf den Dammdruck brauchen wir beim Bodenwechsel kaum etwas zu verstellen — top.“
Bei Kalletal im Lipper Bergland setzt die Maschinengemeinschaft von Cord Delker und Stephan Weking eine Anbaumaschine mit neuem Dammformer ein. Zusammen bauen sie 70 ha Speisekartoffeln auf schweren Böden an, skizziert Weking: „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbieten mittlerweile eine Winterfurche.“ Hinzukomme die Einstufung der Flächen in „Rote Gebiete“, was den Zwischenfruchtanbau erforderlich mache.
„Aus den genannten Gründen verzichten wir heute auf den Pflug“, erzählt Delker. In ihrem Pflanzenbaukonzept wird die Getreidestoppel im Sommer gemulcht, dann folgt eine flache, ganzflächige Bodenbearbeitung. Danach grubbern sie ihre Flächen tief und bringen zeitgleich eine Zwischenfrucht aus. Diese wird im Winter gemulcht, woraufhin im Frühjahr ein flacher und ein mitteltiefer Grubberstrich folgen.
Im Rheinland arbeitet Lörks so: „Nach dem Mulchen der Zwischenfrucht fahren wir oft nur flach mit einer Güllescheibenegge über die Fläche, dann folgt die Pflanzmaschine.“
Rotierender Dammformern hat kein Problem mit organischer Masse
Mit der organischen Masse kommen Pflanzmaschine und Dammformer prima zurecht, sind sich die Betriebe einig. Zudem nennt Weking einen Vorteil in Kombination mit der integrierten Fräse: „Der Rotor schleudert die Erdmasse am Furchenzieher vorbei in den Dammformer. Hierbei kommt es zu einer Entmischung, so dass die organische Substanz auf und nicht im Damm landet.“ Bei der Frästiefe verweist Lörks auf ein nötiges Gespür: „Um die Dämme voll zu bekommen, muss man teilweise 1 bis 2 cm tiefer fräsen als üblich.“
Der flache Damm kann bei hoch stehendem Grundwasser zu Problemen führen. Fahrten durch den Bestand fordern ebenso heraus.
(Bildquelle: Schulz)
Nach der regenreichen Saison 2024 wird das System als sehr resistent gegenüber Erosionen durch Wasser beschrieben.
(Bildquelle: Schulz)
Trotz seiner Zufriedenheit hält Lörks nicht mit Ideen zur Verfeinerung des Dammform-Konzepts hinterm Berg: „Die Dämme sind tendenziell eher breit und flach. Möchte man Überdeckungshöhen von 15 bis 18 cm beibehalten, was ich empfehle, liegen die Knollen teilweise auf dem Niveau des Dammtals.“ Nach seinen Beobachtungen sieht er dies als gefährlich an, z. B. in Senken: „Obwohl dort bei uns nie Wasser zwischen den Reihen stand, sind uns dort Kartoffeln abgesoffen.“ Als Lösung favorisiert er einen schmaleren, höheren Damm.
Weking dazu: „Wir hatten trotz der Nässe im Jahr 2024 kein Problem mit Staunässe. Der Feldaufgang war top.“ Delker ergänzt: „Optisch muss man sich allerdings an die Dämme gewöhnen. Anstatt des üblichen Kartoffeldamms gleicht die Oberfläche dem Arbeitsbild eines Tiefenharkens ohne Nachläufer.“
Als positiv beschreiben sie stabile Flanken, eine offenporige Dammkrone und eine gut wasserverdauliche Krümelstruktur im Damm. Weking untermauert dies mit einem Beispiel: „Unmittelbar nach dem Pflanzen fielen 40 l/m² Regen in kurzer Zeit. Selbst danach war der Damm noch offenporig und hat keine Kruste gebildet.“
Integrierter Erosionsschutz
Überzeugt sind Weking und Delker, die in hügeligen Gefilden ackern, vom Erosionsschutz. „Die resultierenden Mulden halten das Wasser unheimlich gut auf dem Acker“, berichtet Delker. Klasse finden sie den einfachen Aufbau, der bei anderen Herstellern für ähnliche Effekte komplexer ist.
Einig sind sich beide Praktiker, dass das rollende System im Vergleich zum Dammformblech weniger Leistung fordert. Michael Lörks bringt es auf den Punkt: „Da die Maschine keinen Erdhaufen vor sich herschiebt, lassen sich sicher 20 bis 30 PS einsparen.“ Gleichwohl merken die Landwirte an, dass ihre Maschinen kaum Bodenunebenheiten ausgleichen können. Deswegen muss die Vorarbeit perfekt sein.
Spikes mit Potenzial
Bei der Haltbarkeit der Spikes haben die Betriebe ähnliche Erfahrungen gemacht: Da die Spitzen bis zur Pflugsohle eintauchen und viel Gewicht auf ihnen lastet, halten sie größere Steine im Untergrund nicht aus. Als Folge mussten sie bereits an allen Maschinen mehrfach gerichtet werden.
Dieses Problem hat Entwickler Heiß erkannt und will künftig nicht nur zwei verschiedene Spitzenlängen für leichte und schwere Böden, sondern auch eine geänderte Anlenkung anbieten. Die neuen Spitzen sollen sich künftig stärker auf den Flanken abstützen. Zudem werden die Dammtrommeln mit Abstreifern versehen, wie von Michael Lörks gewünscht.
Mehr Dammvolumen wirkt sich auch auf die Ernte aus, wissen beide Betriebe zu berichten. „Auf unseren Böden fordert das System insbesondere nach Regengüssen mehr Ruhe — und eine entsprechende Rodekapazität“, so Weking.
Von ungewünschten Schrumpfrissen im Damm und damit verbundenen grünen Knollen konnte keiner der Kartoffelanbauer berichten. Gleichwohl raten sie anderen Betrieben, ein gewisses Setzungsverhalten mit einzukalkulieren.
Mit Blick auf das Knollenwachstum und die Bodenstruktur im Damm beschreiben die Praktiker vornehmlich positive Effekte.
(Bildquelle: Schulz)
Die großen Dämme müssen zur Erntetechnik und -leistung passen. Das große Volumen und die gute Wasseraufnahmefähigkeit sind zum Zeitpunkt der Ernte zuweilen kontraproduktiv.
(Bildquelle: Schulz)
Beachten müsse man die mechanische Krautabtötung, berichtet Lörks: „Beim Krautschlagen mit einem vorgespannten Schlepper sind möglichst 230er Räder aufzuziehen, um je nach Ausbildung des Knollennestes nichts kaputt zu fahren. Zudem muss die Hauben- und Schlegelgeometrie passen.“
Ertraglich sind beide Betriebe mehr als zufrieden. Exaktversuche gibt es keine, aber dennoch verweist Lörks auf positive Erfahrungen: „Wir haben auf einer Fläche halbwegs vergleichbar neben einem Kollegen gelegt, der mit Dammformblechen arbeitet. Beim All In One-Konzept war ein Mehrertrag von bis zu 10 t/ha erkennbar.“ Inwiefern dieser nur auf den Dammformer und nicht auch auf z. B. andere Fahrwerkskonzepte zurückzuführen sei, bleibt offen.
Wir fassen zusammen
Innerhalb der ersten Saison hat der rotierende Dammformer von All In One echte Liebhaber gefunden. Sowohl Cord Delker und Stephan Weking als auch Landwirt und Lohnpflanzer Michael Lörks beschreiben vor allem ackerbauliche Vorteile, wie beispielsweise die gute Verträglichkeit von organischer Masse, eine gute Wasseraufnahme sowie ein integrierter Erosionsschutz. Änderungswünsche, z. B. an den Spikes sowie optional angepasste Dammformen, folgen bereits zur nächsten Saison.