profi-Leserreise in die USA - Teil 1: Horizont-Erweiterung
Einmal die Landwirtschaft im mittleren Westen der USA hautnah erleben — dieser Traum ging für 26 Teilnehmer der profi-Leserreise Ende Oktober/Anfang November 2024 in Erfüllung.
Die von Farm-Tours und profi organisierte Reise führte die Teilnehmer durch fünf Bundesstaaten. Das Ziel dabei: einen authentischen Eindruck über Landwirtschaft und Landtechnik entlang des Weges zu erhalten. Im ersten Teil nehmen wir Sie mit auf kleinere und größere landwirtschaftliche Betriebe, in Museen und Produktionshallen sowie zu Landmaschinenhändlern.
Erst Theorie, dann Praxis
Nach einem rund neunstündigen Flug startete die Reise in der Stadt Minneapolis im Bundesstaat Minnesota. Erster Stopp war das Hauptquartier der Handelsgenossenschaft Crystal Valley Coop mit 2 100 Mitgliedern, 16 Standorten und 230 Mitarbeitern.
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Die von Farm-Tours und profi organisierte Reise führte die Teilnehmer durch fünf Bundesstaaten. Das Ziel dabei: einen authentischen Eindruck über Landwirtschaft und Landtechnik entlang des Weges zu erhalten. Im ersten Teil nehmen wir Sie mit auf kleinere und größere landwirtschaftliche Betriebe, in Museen und Produktionshallen sowie zu Landmaschinenhändlern.
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Nach einem rund neunstündigen Flug startete die Reise in der Stadt Minneapolis im Bundesstaat Minnesota. Erster Stopp war das Hauptquartier der Handelsgenossenschaft Crystal Valley Coop mit 2 100 Mitgliedern, 16 Standorten und 230 Mitarbeitern.
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Durch Sam Ziegler von der Organisation Green Seam, die sich die Förderungen von Minnesota und Iowa als zentrale Region für zukunftsweisende Themen rund um Landwirtschaft und Ernährung auf die Fahnen geschrieben hat, gab es eine Vorstellung der Landwirtschaft im mittleren Westen. Besonders eindrucksvoll: Der Größenvergleich der Landfläche von Deutschland und Minnesota — Deutschland zieht dabei den kürzeren…
Nachmittags nach der Theorie direkt raus auf den Acker: Denn Sam Ziegler ist Nebenerwerbslandwirt — zusammen mit seiner Familie bewirtschaftet er 485 ha Ackerbau und betreibt eine Lohn-Schweinemast mit 2.400 Plätzen. Auf seinem Betrieb ist die Gülleausbringung bereits abgeschlossen, aber auf einem Nachbarbetrieb ist das Lohnunternehmen Sohre Farms noch im Einsatz. Zwei 380 PS starke Case Magnum 380 CVX, ausgerüstet mit 1.100er Breitreifen ziehen dazu zwei Gea-Güllefässer. Die Vierachser fassen je 9500 Gallons, also knapp 36 m³ Gülle. Dazu legen sechs Schläuche ein Gülleband auf dem Boden ab, das von jeweils zwei schräg angestellten Scheiben mit Erde bedeckt wird. Ausgebracht wurden knapp 33 m³/ha.
Sam Ziegler und sein Vater (Hintergrund) bewirtschaften knapp 500 ha. Seine Challenger-Raupe durften die Teilnehmer der Reisegruppe selbst steuern.
(Bildquelle: Colsman)
Die Farm von Sam Ziegler mit Lagerkapazität für die eigene Ernte ist typisch für Minnesota.
(Bildquelle: Colsman)
Das Lohnunternehmen Sohre Farms bringt mit vier solcher Gespanne rund 160 000 m³ Gülle pro Jahr aus.
(Bildquelle: Colsman)
Bei der Ausbringung im Herbst wird ein Nitrifikationshemmer zugesetzt. Die kalten Winter der Region tragen dazu bei, dass sich die Stickstoffverluste im Rahmen halten sollen. Insgesamt bringt das familiengeführte Lohnunternehmen pro Jahr rund 40 Millionen Gallons (gut 150.000 m³) aus, zum Teil auch mit Zubringer-Lkw und Feldrandcontainern.
Bevor es mit dem Bus zurück zum Hotel geht, machen wir noch einen Stopp an einem der Maisfelder von Sam Ziegler. Hier ist sein Challenger-Raupenschlepper MT 845 B mit dem aufgesattelten Ecolotiger von Case IH mit der tiefen Bodenbearbeitung der fruchtbaren, aber schweren Böden beschäftigt.
Wer wollte, konnte selbst einmal in der untergehenden Sonne eine Runde mit der 400 PS starken Raupe drehen — ein Highlight für die Teilnehmer und USA-Feeling pur!
Fendt-Raupenschlepper in der Ferne
Am zweiten Reisetag führte die Route nach Jackson, Minnesota. Für die profi-Reisegruppe gab es hier einen Blick hinter die Kulissen. Denn in Jackson werden die Fendt-Raupenschlepper der Baureihen MT 900 und MT 1100 sowie die RoGator-Selbstfahrspritzen gefertigt.
Eine interessante Werksführung gab einen tiefen Einblick: Rund 800 Mitarbeiter sind an diesem Standort beschäftigt, aktuell rollen zwei Raupen pro Tag aus den Hallen — zu Hochzeiten sind es sogar bis zu 14 Stück.
Einen Blick in die Produktion der Fendt-Raupenschlepper gehörte zum Programm — fotografieren war jedoch untersagt.
(Bildquelle: Colsman)
Auf dem 6,5 ha großen Werksgelände in Jackson, Minnesota, werden die Fendt MT-Raupenschlepper produziert.
(Bildquelle: Colsman)
(Bildquelle: Colsman)
Zur Zeit unseres Besuchs stand der amerikanische Landtechnikmarkt stark unter Druck, das war auch im Jackson-Werk zu spüren. Und nur gut 25 % der hier produzierten Schlepper gehen in den Export. Importiert wird dagegen der Motor (MAN) und das Vario-Getriebe, beides aus Deutschland. Das war nicht immer so: Denn hier wurden bereits früher die gelben Challenger-Raupenschlepper gebaut. So haben die heutigen Fendt-Modelle ihren Ursprung in den ersten Gummiraupenschleppern überhaupt — damals noch von Caterpillar.
Spezialist für Streuer
In einer ganz anderen Dimension als das Agco-Werk am Vormittag ist Carey Umbarger unterwegs, den wir am Nachmittag in Clear Lake, Iowa, besuchten. Mit nur sieben Mitarbeitern hat er sich auf Technik für die Düngung und den Pflanzenschutz spezialisiert. In der eigenen Werkstatt werden gebrauchte Selbstfahrer von Grund auf überholt und mit Wachs-Korrosionsschutz und neuen Aufbauten versehen — unter anderem von Amazone. Auch die Anbaustreuer von Amazone möchte man in der Region etablieren, bisher ist Technik dieser Art hier kaum verbreitet.
Bei FES (Fertilizer Equipment Specialists) hat sich die Kundenstruktur durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft in den vergangenen Jahren geändert: „Früher waren 70 % der Kunden für die Selbstfahrer große Genossenschaften und 30 % Farmer. Heute hat sich das Verhältnis umgekehrt“, weiß der 57-Jährige.
Carey Umbarger hat sich mit seinem Betrieb komplett auf Technik für die Düngerausbringung spezialisiert.
(Bildquelle: Colsman)
Gebraucht und neu kombiniert: Bei FES werden gebrauchte Selbstfahrer mit neuen Streuaufbauten von Unverferth oder Amazone kombiniert.
(Bildquelle: Colsman)
Übrigens: FES hat bereits einen AgChem Rogator zu einem selbstfahrenden Propanbrenner für die mechanische Unkrautbekämpfung umgebaut. „Das Thema gewinnt auch bei uns an Bedeutung“, berichtet der Firmengründer. Durch seine Flexibilität sieht Carey Umbarger sich mit seiner Nische in einer guten Position gegenüber den teils riesigen Handelsorganisationen der großen Konzerne. Und diese Ansicht teilen auch seine drei Söhne, die alle im Betrieb integriert sind.
Berühmter Pflug
Waterloo-Boy — John Deere-Fans ist der Name geläufig: Ab 1920 wurde mit dem Waterloo Boy „N“ der erste Traktor unter der Marke John Deere gefertigt und vertrieben — er zählt heute zu den gesuchtesten Oldtimer-Schleppern. An Tag drei der USA-Reise konnten die Teilnehmer nicht nur diese Meilensteine in Stahl und Eisen, sondern auch die komplette John Deere-Geschichte authentisch erleben. Noch älter ist der ausgestellte, legendäre John Deere-Pflug für den Pferdezug — theoretisch zumindest. Denn es handelt sich um eine Replika von 2012.
Welche Wege John Deere bei der Traktorenfertigung ging, zeigen viele schöne Exponate aus der Zeit der Anfänge bis in die 1970er Jahre. Jüngstes Ausstellungsstück: der erste Prototyp des 8RX mit vier Raupenlaufwerken — dem man seinen intensiven Testeinsatz noch ansieht. Und auch ein Lanz Bulldog hat es in die Hallen nach Waterloo geschafft — schließlich ist Mannheim noch heute ein wichtiger Standort für den US-Konzern.
Das John Deere Tractor & Engine Museum gibt einen schönen Einblick in die Traktorenentwicklung in Waterloo.
(Bildquelle: Colsman)
(Bildquelle: Colsman)
(Bildquelle: Colsman)
Die Replika des Froehlich-Traktors von 1892 im John Deere Museum macht die Geburtsstunde des Traktors lebendig.
(Bildquelle: Colsman)
Die senkrecht gestellte Drillmaschine dreht sich von der Arbeitsposition (waagerecht) in die Transportposition (senkrecht). Im Hintergrund das imposante Kinze-Verwaltungsgebäude.
(Bildquelle: Colsman)
Übrigens: Dort, wo das Museum steht, war auch der Standort des ersten John Deere-Werkes — und noch immer sind in der Waterloo-Region einige John Deere-Werke in Betrieb. Ein Besuch der 8R-Traktorenfertigung konnte leider nicht stattfinden.
Mit dem Bus ging es nach den grün-gelben Geschichtsstunden weiter nach Williamsburg, Iowa. Ein Turm aus neun Überladewagen und eine senkrecht in den Himmel ragende Einzelkorndrillmaschine sind die Wahrzeichen des Ortes. In dem eindrucksvollen Werk von Kinze Manufacturing Inc. werden mit rund 600 Mitarbeitern Überladewagen und Einzelkorndrillmaschinen gefertigt — nach eigenen Angaben mit einer Fertigungstiefe von 85 %. Für die Teilnehmer der profi-Leserreise ging es mit einem kleinen Zug auf Rädern durch die Werkshallen. Zum Teil sind die fast 15 ha großen Gebäude per Tunnel verbunden — sie sollen den Mitarbeitern im Falle eines Tornados auch als Schutzbunker dienen.
Mit den Pivot-Fold-Rahmen, bei denen die komplette Schiene samt Säaggregaten über einen zentralen Zylinder angehoben und für den Straßentransport um 90° geschwenkt wird, hat Kinze ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt. Ebenso verhält es sich bei den Push-Row-Units: Geschobene und gezogene Säaggregate sind immer im Wechsel an einem gemeinsamen Rahmen montiert.
Erster Überladewagen von Kinze
Mindestens genauso interessant wie die Produktion ist die Geschichte des Unternehmens, die im Kinze Innovation Center ansprechend präsentiert wird. 1965 gründete John Kinzbaw das Unternehmen — als Einmann-Schweißbetrieb. Gleichzeitig hatte er aber auch eine Menge eigener Ideen. So stellte er etwa 1971 den ersten Überladewagen auf die Räder oder konstruierte 1975 einen klappbaren Rahmen für Einzelkornsäaggregate — der sich bestens verkaufte. Eine Zeit lang war auch das Repowering ein Standbein. Hier stattete Kinze gebrauchte Traktoren nachträglich mit leistungsstarken V8-Motoren aus. Und man entwickelte mit dem Big-Blue-Knicklenker 1974 auch einen eigenen Traktor. Heute hält Kinze über 100 Patente, und das Unternehmen ist durch John Kinzbaw und seine Frau Marcia sowie Tochter Susanne Veatch familiengeführt.
Das Kinze Innovation Center zeigt Highlights wie den Knicklenker Big Blue, der 640 PS aus zwei Motoren schöpft — ein Einzelstück.
(Bildquelle: Colsman)
Die hohen Standplatzkosten auf Messen brachten Unternehmensgründer John Kinzbaw auf die Idee, seine Überladewagen zu stapeln — der Turm ist ein echtes Wahrzeichen.
(Bildquelle: Colsman)
Noch ein Einzelstück: 2010 konstruierte John Kinzbaw diesen Raupenschlepper, der komplett autonom betrieben werden kann.
(Bildquelle: Colsman)
Fazit
In den ersten Tagen und auf über 700 km der Reise stand die Landtechnik klar im Fokus. Im komfortablen Reisebus ging es bei meistens gutem Wetter durch die weiten Mais- und Sojafelder. Zwar kannten sich die Teilnehmer der Reise aus Deutschland, der Schweiz und Tschechien vorher nicht, das gemeinsame Interesse schweißte aber schnell zusammen.
Bald gibt es den zweiten Teil auf profi.de nehmen wir Sie mit auf den zweiten Teil der Reise — zu weiterer Landtechnik, zu Agrarbetrieben, nach Chicago und zum größten Truckstopp der Welt.