profi damals: Schlepper per Funk fernsteuern: Hat die Zukunft schon begonnen?

Der Schlepper der Zukunft pflügt in Finnland - ohne Fahrer: Radiosignale steuern seine Arbeit und dosieren Dünger und Spritzmittel auf jeden Meter Fahrtstrecke. profi-Mitarbeiter Henk Beunk hat sich das System in Finnland angesehen.

vor 3 Monaten

In der Erprobung: Ein Prototyp mit 164 PS ohne Kabine, der über Funk vom Feldrand aus ferngesteuert wird. (Bildquelle: Beunk)

Autonome Anfänge

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Vor über 30 Jahren gab es erste Versuche für autonome Traktoren. Daten speicherte eine Diskette, Clouds waren noch unbekannt. Und GPS war nur auf 1 m genau.

Die Fernsteuerung für Fahrzeuge gibt es schon lange, ob beim Spielzeug der Kinder oder bei gefährlichen Arbeiten. Der finnische Hersteller Kone Sampo entwickelte einen Traktor, bei dem der "Fahrer" mit zwei Joysticks und einigen Knöpfen über ein Bedienpult den Schlepper fernsteuert. Was bringt das?

Die kleine Pflege- und Transporteinheit wird mit 60 PS ferngesteuert. (Bildquelle: Beunk)

Solange der Fahrer dazu am Feldrand stehen muss, ist das System natürlich noch nicht fertig. Geplant ist jedoch, die Fernsteuerung mit einem Videosystem zu unterstützen. Dann kann ein "Fahrer" zuhause am Bildschirm gleichzeitig 5 Schlepper überwachen, die mit Videokameras und Sensoren Kontakt zu seinem Büro haben ...

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Vor über 30 Jahren gab es erste Versuche für autonome Traktoren. Daten speicherte eine Diskette, Clouds waren noch unbekannt. Und GPS war nur auf 1 m genau.

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Die Fernsteuerung ist heute schon bei dem finnischen Hersteller Kone Sampo in der Erprobung. Für die Zukunft planen die finnischen Konstrukteure jedoch noch weitergehende Automationen:

Ein Leitsystem soll aufgebaut werden, das aus drei kleinen Sendemasten besteht, die etwa 5 km voneinander entfernt im Gelände stehen. Mit ihrer Hilfe lässt sich jederzeit die exakte Position des Schleppers auf 15 cm genau feststellen.
Dann wird der Traktor im ersten Jahr ganz konventionell eingesetzt, ein Computer an Bord registriert jedoch alle Bedienvorgänge des Fahrers und speichert sie mit den Positions-Koordinaten ab. Pro Sekunde wird sieben Mal festgehalten, wo der Schlepper den Pflug hebt oder senkt, wie gelenkt und wann die Fahrtrichtung gewechselt wird.
Im folgenden Jahr geht dann der Traktor allein aufs Feld und wiederholt die Arbeit. Weil die Daten auf der Diskette an die Position gekoppelt sind und nicht zeitabhängig gefahren werden, spielen Einflüsse wie z.B. unterschiedlicher Schlupf keine Rolle.
Die Steuerung des Düngerstreuers und der Pflanzenschutzspritze kann in das Leitsystem, das Kone-Sampo unter dem Namen Agtrak 3020 aus Kanada importierte, eingebunden werden. Eine Schnittstelle zur Schlagkartei und Düngeplanung auf dem PC existiert ebenfalls.

Die Mehrkosten für eine solche Fernsteuerung sind zunächst einmal beträchtlich, wo kann man Einsparungen nutzen? – Mikko Sampo, Geschäftsführer von Kone Sampo, gibt dazu Auskunft: "Einmal spart das System Lohnkosten, weil eine Person mehrere Schlepper einsetzen und überwachen kann. Und zum anderen muss der fahrerlose Schlepper gar nicht teurer sein als ein konventioneller Traktor: Schließlich können sämtliche Bedienungselemente von der Kabine bis zur Federung entfallen, für das Geld wird Elektronik eingebaut".

Projektleiter Mikko Sampo (rechts), Techniker Matti Jalo: „Viele Wiederholungen bei der Arbeit lassen sich automatisieren.“ (Bildquelle: Beunk)

Um diese Theorie zu beweisen, baute Kone Sampo bereits zwei Prototypen eines ferngesteuerten Schleppers. Der "Module" mit 123 kW/164 PS hat einen Sechszylinder-Perkins-Motor und ist für die schwere Bodenbearbeitung geeignet, der" Modulaire" als kleine selbstfahrende Pflege- und Transporteinheit arbeitet mit 43 kW/60 PS aus einem Vierzylindermotor von Kubota. Beide Maschinen sind ferngesteuert und haben einen stufenlosen hydrostatischen Antrieb über eine Axialkolbenpumpe und Sternmotoren in den Radnaben.

Warum Kone-Sampo nicht das GPS-System nutzt und eine eigene Navigation verwendet, erklärt Mikko Sampo so: "Im Vergleich zu GPS hat das Agtrak-System zunächst einmal den Vorteil der höheren Genauigkeit. GPS arbeitet derzeit mit Abweichungen von etwa 1 m, unser System kommt mit 15 cm aus. Und mit Hilfe dieser Genauigkeit ist auch ein Mehrfachnutzen beispielsweise bei Drain-Arbeiten oder bei der Anlage und beim Wiederfinden von Versuchspazellen problemlos möglich."

Das bleibt festzuhalten: Die Fernsteuerung des Schleppers ist technisch lösbar und funktionsfähig. Kone Sampo hat die fahrerlosen Schlepper konstruiert als wichtigen Schritt zur automatischen Arbeitserledigung, im kommenden Jahr soll das System erstmals in der Praxis eingesetzt werden. Ob die Landwirte und Lohnunternehmer dieses System akzeptieren, bleibt abzuwarten. Als Kone Sampo Anfang des Jahres die Fernsteuerung vorstellte, kamen Anfragen hauptsächlich von der Polizei, dem Militär und von einigen Industriebetrieben mit besonders riskanten Arbeitseinsätzen.

Noch einmal Mikko Sampo: "Einerseits ist es schade, dass die Landwirtschaft bislang so wenig Interesse an dieser Lösung zeigt. Andererseits ist aber die Fernbedienung mit Joystick ohnehin nur eine Zwischenlösung, die auf Dauer durch das vollautomatische System ersetzt wird." Und dann soll die Praxis sich interessieren.

GPS: eine Abkürzung, zwei Bedeutungen

GPS war vor einigen Jahren schon einmal in aller Munde, als es um neue Ernteverfahren für Getreide ging: Ganz-PflanzenSilage heißt das System, bei dem das Getreide vor der Totreife gemäht und einsiliert wird.

GPS heute heißt Global Positioning System und kommt aus dem Englischen. Gemeint hier ist, dass vom Fahrzeug aus zwei Satelliten im Weltall angepeilt werden, von ihrer Position lässt sich zurückrechnen auf den Standort des Schleppers, Mähdreschers oder Güllewagens.

Theoretisch hat ein Navigationssystem – ob nun GPS oder das finnische System – in der Landwirtschaft viele Vorteile. Der komplette Ackerbau kann in kleinsten Teilstücken erfolgen, Düngung und Pflanzenschutz erfolgen nach Entzug am Ort und nicht mehr pauschal. Bei extensiverer Bearbeitung können mit Computertechnik und Navigation auch Großparzellen intensiv und individuell genutzt werden.

Allerdings muss dann der komplette Ackerbau über Computer laufen, von der Bodenprobe (in entsprechend engem Raster) über Gülle und Düngung bis zur Ernte. Hier sind aber noch nicht alle technischen Probleme gelöst.

Christian Brüse

Henk Beunk

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