Jürgen Lapp ist in der Modellwelt kein Unbekannter. Kein Wunder, suchen doch seine hauptsächlich aus Messing und Kupfer gefertigten 1:32-Modelle ihresgleichen.
Einen Deckenkran hat Jürgen Lapp in seiner Werkstatt im Dachgeschoss zwar nicht — schwer sind die Produkte, die dort entstehen, trotzdem. Allerdings nur relativ: Der sympathische Nordhesse baut Modelle im Maßstab 1:32 – und diese überwiegend aus Metall.
Während er seine ersten Gehversuche vor rund 30 Jahren mit Lötkolben und Blechschere startete, stehen heute eine Drehbank und moderne CNC-Fräse bereit. „Ich zeichne die Modelle am PC mit den vorher organisierten Maßen vor“, erklärt Lapp seine Herangehensweise.
Für die CNC-Fräse muss er das Original virtuell zerlegen. Dafür braucht es Erfahrung. „Wenn beim Fräsen etwas schiefläuft, liegt es in den allermeisten Fällen am Bediener“, schmunzelt Lapp. Neben den aus den Messingblechen gefrästen Einzelteilen kommen unterschiedliche Rohre und Profile als Grundmaterial zum Einsatz. Für größere, abgerundete Bauteile greift er aber auch auf einen 3D-Drucker zurück. Und — aber nur wenn es wirklich zum Original passt — es kommen immer wieder auch Komponenten wie Pickups von Spendermodellen der Großserienherstellern zum Einsatz.
Monatswerke
Bei dem Baujahr seiner Originale legt sich Jürgen Lapp nicht fest. Egal ob aktuelle Maschine, Young- oder Oldtimer: Gebaut wird, was gefällt oder geordert wird. Pro Monat entsteht so etwa ein Modell in der Werkstatt des Messing-Meisters.
Aus unzähligen Einzelteilen werden die Maschinen zusammengesetzt und verlötet. „Die CNC-Fräse hat die Bauzeit im Vergleich zu früher zwar reduziert, dafür wächst der Anspruch an die Detaillierung aber ständig“, erklärt Jürgen Lapp. Während bei der Fräse, deren Anschaffungskosten im oberen vierstelligen Bereich liegen, Hightech zum Einsatz kommt, ist Lapp bei der Lackierung pragmatisch: „Ich habe alles ausprobiert, bin aber inzwischen wieder bei den Sprühdosen gelandet. Das Lackieren damit muss aber geübt sein.“ Und dass Übung den Meister macht, zeigt die tadellose Lackierung der fertigen Modelle.
Der Miststreuer vorher und nachher: Eigentlich sind die Modelle fast zu schade zum Lackieren.
(Bildquelle: J. Lapp)
(Bildquelle: J. Lapp)
Eines der neusten Werke ist der Heuwender vom Typ Lotus 1250 — natürlich fast komplett aus Messing.
(Bildquelle: Colsman)
Kleiner und älter geht auch — sehr schönes Modell eines Claas Sprint 330 S.
(Bildquelle: J. Lapp)
Braucht eine ruhige Hand: Schier unzählige Stunden stecken in Spezialmaschinen wie diesem Einzelstück eines Reform Muli T7 S.
(Bildquelle: J. Lapp)
Das große Diorama bietet jede Menge tolle Gebäude und Perspektiven.
(Bildquelle: Colsman)
Spenderorgane: Teilweise greift Jürgen Lapp auf Komponenten von Großserienmodellen zurück.
(Bildquelle: J. Lapp)
Aber auch Geduld gehört dazu: So werden die Modelle vor dem Lackieren mehrfach angeschliffen, dann grundiert und schließlich in mehreren Schichten lackiert. „So können bis zu acht Lackschichten zusammenkommen“, beschreibt der 61-Jährige den aufwendigen Prozess.
Betriebsentwicklung
Einen großen Teil des Dachgeschosses füllt das sehr detailliert gestaltete Diorama. Wie beim Modellbau wird auch der 1:32-Betrieb ständig weiterentwickelt. Die letzte große Änderung ist der 2017 errichtet Kuhstall, der mit selbst gebauten Melkrobotern ausgestattet ist.
Bei den Traktoren auf dem 1:32-Hof ist Jürgen Lapp pragmatisch: „Wenn ich ein neues Modell kaufe, wird oft der Vorgänger wieder verkauft“. Die Traktoren werden zwar verfeinert, stammen aber von den bekannten Modellherstellern.
Angehängt und angebaut
Denn Jürgen Lapp konzentriert sich bei seinen Eigenbauten vor allem auf angehängte oder angebaute Maschinen. „Bei Traktoren gibt es ein riesiges Angebot, mich reizen die Maschinen, die es nicht zu kaufen gibt“, erklärt er. Und dort schreckt er vor nichts zurück: egal, ob Sechskreiselschwader, aufgesattelte Kurzscheibenegge oder vierachsiges Güllefass mit Schleppschlauchverteiler.
Die Highlights aber sind die Modelle großer Ladewagen und Miststreuer. „In so einem Fahrzeug stecken schnell 150 Arbeitsstunden und 300 Euro Materialwert“, ordnet der talentierte Modellbauer seine Arbeit ein. Denn einen Großteil seiner Modelle sind Auftragsarbeiten — wir sind gespannt auf das nächste Werk!