Auch wenn wir bei diesem Vergleich keine Messungen zu Durchsatz, Verlusten etc. machen konnten, möchten wir Ihnen unsere Erfahrungen mit den beiden Schneidwerken im Praxiseinsatz nicht vorenthalten.
Das bereits 1972 von einem schottischen Landwirt erfundene PowerFlow-Schneidwerk zeichnet sich durch die rund 60 cm langen Förderbänder zwischen Messerbalken und Einzugsschnecke aus (profi 3/1995).
Starres PowerFlow...
Mit der Einführung der Ideal-Mähdrescher hat Agco das PowerFlow weiterentwickelt und bietet es heute bis 12,20 m Arbeitsbreite (40 Fuß) an. Wir haben den 10,70 m breiten Vorsatz (35 Fuß) eingesetzt, bei dem das Material von drei Förderband-Einheiten zur durchgehenden „SuperFlow“-Schnecke gefördert wird. Sie hat bei 18 cm hohen Windungen mit 76 cm einen großen Durchmesser. Außerdem gibt es gesteuerte Einzugsfinger über die komplette Breite. Zuvor wird das Erntegut vom Schumacher-Messerbalken geschnitten.
Der Zulieferer Schumacher beim Schnittsystem ist wohl die einzige Gemeinsamkeit, die das PowerFlow von Agco mit dem TruFlex-Bandschneidwerk von Geringhoff hat. Doch der Reihe nach...
Die Bügel für die Höhenführung unterscheiden sich erheblich. Hier die Lösung von Geringhoff mit Stützrädern,…
(Bildquelle: Wilmer)
…hier das PowerFlow-Schneidwerk.
(Bildquelle: Wilmer)
...gegen dreigeteiltes TruFlex
Bei dem TruFlex handelt es sich schließlich um ein Draper-Schneidwerk, bei dem zwei 1,05 m breite Querförderbänder das Erntegut vom Messerbalken zur Mitte führen. Dort arbeitet ein 2,20 m breites Längsförderband, um das Getreide mit der Einzugstrommel in den Schrägförderer zu leiten. Die gleichmäßige Gutzufuhr mit den Ähren voraus sorgt erfahrungsgemäß für 3 bis 5 % mehr Durchsatz im Vergleich zu Schneckenschneidwerken (profi 3/2021).
Zudem hat Geringhoff für die Schneidwerke von 10,65 m bis 13,70 m ein dreiteiliges Rahmenkonzept entwickelt (profi 2/2014), das den Seitenteilen einen Schwenkbereich von +4 bis –5° und somit eine sehr viel bessere Bodenanpassung ermöglicht. Insbesondere bei den großen Arbeitsbreiten haben sich dabei nicht nur die doppelten Tastbügel bewährt, sondern auch die Abstützung über die nachlaufenden Tasträder. So überzeugt das TruFlex mit gleichmäßiger Stoppellänge und — vor allem bei Lager — mit einer verlustfreieren Gutaufnahme. Dazu werden bei diesen Modellen auch dreiteilige Haspeln verbaut, so dass ihr Abstand zum Messer immer gleich bleibt.
Und wer sich für das TruFlex Razor entscheidet, bekommt — z. B. für die Ernte von Erbsen oder Sojabohnen — zusätzlich noch den flexiblen Messerbalken. Er kann bis zu 150 mm Höhenunterschied ausgleichen — das stellt einen sauberen Schnitt unterhalb der Schoten sicher.
Hydraulische Antriebe
Apropos Schnitt: Im Unterschied zum PowerFlow hat das TruFlex einen mittigen hydraulischen Messerantrieb, um die Seitenteile vor allem für den Rapsdrusch schön schmal zu halten. Stichwort Raps: Während Agco auf schwere Messer mit Elektroantrieb setzt, kommen bei Geringhoff leichte Rapstrenner mit durchzugsstarken Ölmotoren zum Einsatz. Dafür ist hier aber die Querförderschnecke Pflicht.
Beim PowerFlow muss auch rechts eine Gelenkwelle gekoppelt werden.
(Bildquelle: Wilmer)
Beim TruFlex ist der hydraulische Messerantrieb in der Mitte angeordnet.
(Bildquelle: Wilmer)
Was den Schneidwerksan-/-abbau angeht, muss beim PowerFlow auf der rechten Seite noch eine zweite Gelenkwelle gekuppelt werden. Alternativ gibt es hier das „AutoDock“ zum automatischen Kuppeln von Gelenkwellen, Elektro- und Hydraulikleitungen, das für die Geringhoff-Vorsätze erst ab 2023 verfügbar sein soll.
Während das PowerFlow im Mähdrescherterminal bedient werden kann,…
(Bildquelle: Wilmer)
…braucht es für das TruFlex ein eigenes Display.
(Bildquelle: Wilmer)
Ein weiterer Vorteil des „Original“-Schneidwerks: Es braucht kein separates Terminal für die Bedienung. Alle Einstellungen können bequem im 10,4 Zoll großen Touch-Monitor des Ideal vorgenommen werden. Beim TruFlex gibt es dagegen ein eigenes Kontrollterminal, für das man ein gut zugängliches Plätzchen suchen muss. Schließlich werden hier nicht nur Bandgeschwindigkeiten justiert, sondern auch so schöne Funktionen wie der „Hochschnitt“ des äußeren Flügels beim Andreschen aktiviert.
Fehlen noch die Gewichte und Preise: Beim TruFlex 35 haben wir 4 220 kg gewogen. Das sind wegen der aufwändigeren Konstruktion usw. rund 500 kg mehr als beim Power-Flow. Ähnlich ist das Verhältnis bei den Preisen: Das Geringhoff TruFlex kostet mit Querförderschnecke und Rapstrennern laut Liste 96 470 Euro (alle Preise ohne Mehrwertsteuer). Das PowerFlow mit elektrischen Rapstrennern ist dagegen schon für „nur“ 72500 Euro zu haben.
Bei den unterschiedlichen Preisen, Gewichten und Bedienkonzepten muss somit jeder Betrieb für sich entscheiden, ob seine Früchte, seine Erntebedingungen sowie seine Flächen-Topografie ein aufwändigeres Schneidwerk erfordern. Oder ob er besser mit einem Schnecken-Schneidwerk und konventionellem Gutfluss bedient ist.