Getreideschneidwerke 2023: Draper weiter auf dem Vormarsch
Der Trend zu Draper-Schneidwerken und zur Adaption der Erntevorsätze an verschiedenste Erntebedingungen setzt sich fort. Beides wirkt sich auf die Vielfalt des Marktangebotes aus.
Die aktuellen Rahmenbedingungen zwingen Landwirte zum Anbau von Kulturen aus südlicheren Regionen in vielfältigeren Fruchtfolgen. Die Hersteller der Mähdrescher-Schneidwerke reagieren darauf mit angepassten Konstruktionen.
Von Standard bis Gelenk-Flex-Draper
Die Bezeichnung der Getreide- (Raps-)Schneidwerke ist nicht immer eindeutig. Grundsätzlich ist in Hinblick auf die Querförderung auf dem Schneidtisch zu unterscheiden zwischen Schnecken- und Draper-Schneidwerken:
– Gelenk-(Flex)-Draper-Schneidwerk: wie Draper, aber mit Gelenkrahmen
Draper mit Konturanpassung…
Draper-Schneidwerke werden immer häufiger verkauft, weil sie oft mit flexiblem Messerbalken ausgerüstet sind (Claas Convio Flex, Geringhoff Flex, Honey Bee Airflex und John Deere RDF). Die Gelenk-Draper HDX von John Deere und TrueFlex von Geringhoff können sich über ihren segmentierten Rahmen quer zur Fahrtrichtung an Bodenunebenheiten anpassen. Die beste Anpassung bieten Draper mit Flexmesser und Gelenkrahmen (Geringhoff TrueFlex Razor und MacDon FD2). Dies reduziert vor allem bei großen Arbeitsbreiten, aber auch in kupiertem Gelände die Aufnahmeverluste.
MacDon tastet mit ContourMax beim FD2 die Bodenkontur über sechs zusätzliche Tasträder ab. Das soll eine gleiche Stoppelhöhe bis etwa 48 cm über die gesamte Arbeitsbreite liefern. Neu im Angebot hat MacDon das FD225 mit 15,20 m Schnittbreite.
...optimiert für Raps…
Der Raps ist wegen der Jahreswitterung sehr unterschiedlich beschaffen, so dass Aufnahmeverluste entstehen können. Mit Detaillösungen wie Leit- und Komprimierschnecken versuchen alle Hersteller, diese Verluste zu minimieren bzw. den Gutfluss im Schneidwerk zu optimieren.
John Deere nutzt beim HDX zusätzlich profilierte Querförderbänder. Bandführungen in dichten Leitschienen reduzieren die Rieselverluste. Geringhoff setzt mit IAS bei den Truflex-Drapern sogar auf einen hinter dem Messerbalken austretenden Luftstrom zur Verringerung von Aufnahmeverlusten.
...und tiefen Schnitt
Detailverbesserungen am Schnittsystem sind erforderlich, wenn mit hohen Geschwindigkeiten nahe der Bodenoberfläche gemäht wird. Ähnlich der Gleitfläche eines Ährenhebers über dem Boden schrägt MacDon beim Icut-System auch die Mähfinger an der Unterseite ab, um bei angepasster Schneidwerksneigung in Fahrtrichtung möglichst verstopfungsarm zu mähen. Dazu gehören auch spezielle Mähfinger ohne Spitze, die gegen die Mähmesser einstellbar sind, um den Scherenschnitt zu maximieren.
CNH (Case IH, New Holland) setzt ab der Saison 2023 auf die neuesten Generationen der Draper und FlexDraper von MacDon. Die Schneidwerke werden ab 2022 europaweit über das bestehende CNH-Händlernetzwerk vertrieben.
Zur Saison 2022 hat Geringhoff die Doppeltastkufen (Serie bei allen Drapern), optional angetriebenen Halmteiler (TruFlex, TruFlex Razor) und optionale Schnittwinkelverstellung für das Flex (Serie bei beiden TruFlex) eingeführt. Zu 2023 sind werkzeuglos verstellbare Stützkufen am Messerbalken beim Flex und TruFlex Razor (Serie), ein reversierendes Mittelband (Option) sowie die automatische Vorsatzerkennung bei Agco-Mähdreschern (Option) neu.
Agco vertreibt die Draper-Schneidwerke von Geringhoff für die Ideal-Mähdrescher.
(Bildquelle: Wilmer)
CNH (New Holland, Case IH) setzt ab Saison 2023 wahlweise auf die Draper von MacDon.
(Bildquelle: MacDon)
Neues bei Schnecken-Schneidwerken
Bereits zu 2022 erhielten die großen Vario-Schneidwerke von Claas (10,80 bis 13,80 m)ein Update, das jetzt auf die Schnittbreiten von 5 bis 9,30 m übertragen wird. Dazu gehören mechanische Rapsmesser-Antriebe, mehr Einstellungskomfort beim Schneckenabstreifer, Höhenverstellung der Einzugsschnecke per Cebis-Terminal sowie die Nutzung des vollen Vario-Verstellbereichs von 70 cm auch mit Rapsmessern. Neu ist auch die Zugkraftregelung der Haspel, die bei ansteigendem Öldruck im Haspelantrieb die Haspel automatisch etwas anhebt.
Klappschneidwerke sind in kleinstrukturierten Gebieten beliebt. Für das Havest Star und Harvest Star Vario mit Schnittbreiten von 5,40 bis 7,80 bzw. 7,20 m bietet Geringhoff auf Wunsch eine hydraulische Schnittwinkelverstellung an, um den Gutfluss auch bei Lagerbeständen optimieren zu können.
Biso rüstet sein 3 D Varioflex Air und Air i (i = elektronisch geregelter Flex-Messerbalken) auch zur Schwadablage aus (Option). So erhöht sich die Einsatzvielfalt des 5,80 bis 18,50 m breiten Vario-Flex-Schneidwerks. Das Schneidwerk kann außer am Mähdrescher auch am Traktor angebaut werden (Technik auch bei Honey Bee).
Zürn hat das Bandschneidwerk Premium-Flow seit 2005 für die John Deere-Mähdrescher im Programm. Zur Saison 2023 sind das 735PF und 740PF mit 10,70 bzw. 12,20 m Schnittbreite auch für die große X9-Baureihe von John Deere verfügbar.
Claas Cemos Auto Header: Bestandsscanner regelt die Haspelposition, Schichtdickensensor die Tischlänge für gleichmäßigen Gutfluss.
(Bildquelle: Claas)
Klappbare Schneidwerke bis 7,80 m Schnittbreite (4,20 m Transportbreite!) sind in kleinstrukturierten Regionen nach wie vor beliebt.
(Bildquelle: Werkbild)
Noch vor fünf Jahren waren Draper-Schneidwerke selten bei uns. Nach Anpassung an europäische Verhältnisse haben sie jedoch vor allem bei großen Schnittbreiten ihren Siegeszug angetreten. Mit gelenkigem Rahmen und flexiblem Messerbalken sind sie fast unschlagbar, was die Bodenanpassung angeht.
Bodenanpassung ist auch bei Schnecken-Schneidwerken ein Thema. Biso bietet sein 3D Varioflex mit elektronisch geführtem Flexmesser bis 18,50 m Schnittbreite und Schwadablage an. Und dass die Gutflussoptimierung im Schneidwerk noch Potenzial hat, zeigt Claas mit dem Cemos Auto Header.