Selbstfahrende Feldspritze Van der Sluis als Umbau: Neuer Selbstfahrer von Fendt oder CHD?
Ist dieser Selbstfahrer aus einer Kooperation von Fendt und CHD entstanden? Nein — was tatsächlich dahinter steckt, konnten wir uns in den Niederlanden genauer ansehen.
Auf Basis eines Standardschleppers und einer Aufbauspritze entstand dieser Umbau zu einem Pflanzenschutz-Selbstfahrer des Landmaschinenhändlers Van der Sluis aus Nordholland. Der Händler hat sich bereits vor 30 Jahren Gedanken darüber gemacht, wie er die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln für seine Kunden optimieren kann.
Rund um die fünf Betriebsstandorte von Van der Sluis sind hauptsächlich Gemüse- und Blumenzwiebelbetriebe angesiedelt. Dadurch ergeben sich besondere Anforderungen an die Technik im Pflanzenschutz. Wichtig ist, dass die Maschine möglichst kompakt ist, um das Vorgewende kurz zu halten. Bei Gemüse- und Blumenzwiebelbetrieben wird das Vorgewende nicht bestellt und bei einem Flächenpreis von 200.000 Euro/ha wollen die Landwirte natürlich möglichst wenig Fläche ungenutzt lassen.
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Auf Basis eines Standardschleppers und einer Aufbauspritze entstand dieser Umbau zu einem Pflanzenschutz-Selbstfahrer des Landmaschinenhändlers Van der Sluis aus Nordholland. Der Händler hat sich bereits vor 30 Jahren Gedanken darüber gemacht, wie er die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln für seine Kunden optimieren kann.
Rund um die fünf Betriebsstandorte von Van der Sluis sind hauptsächlich Gemüse- und Blumenzwiebelbetriebe angesiedelt. Dadurch ergeben sich besondere Anforderungen an die Technik im Pflanzenschutz. Wichtig ist, dass die Maschine möglichst kompakt ist, um das Vorgewende kurz zu halten. Bei Gemüse- und Blumenzwiebelbetrieben wird das Vorgewende nicht bestellt und bei einem Flächenpreis von 200.000 Euro/ha wollen die Landwirte natürlich möglichst wenig Fläche ungenutzt lassen.
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Da die Flächenstruktur in der Region eher klein ist (3 ha durchschnittliche Flächengröße) und die Aussaat der Gemüsepflanzen etappenweise erfolgt, ist kein großer Tank erforderlich. Dennoch wird gerne mit großen Arbeitsbreiten gearbeitet.
Das Fahrgestell der selbstfahrenden Spritze
Die Basis des Selbstfahrers bildet ein Fendt Vario 514 Gen3 mit der Ausstattung Profi+ Setting 2. Der 156 PS starke Schlepper wurde speziell für den Umbau neu bei Fendt bestellt. Ausgestattet mit einem dritten Bildschirm, einem zweiten Joystick (3L-Joystick) sowie einem Lenksystem mit Freischaltungen für Section Control und Variable Rate Control, bietet er eine professionelle technische Ausstattung.
In der Werkstatt von Van der Sluis wurden zunächst die Kabine, das Fronthubwerk, die Motorhaube und die vorderen Kotflügel demontiert. Anschließend hat Van der Sluis den Schlepper per Tieflader zu einer regionalen Metallbaufirma transportiert. Dort wurde eine spezielle Halterung für die Kabine angefertigt, die an der ehemaligen Aufhängung des Fronthubwerks montiert wurde. Unter der Kabine installierten die Metallbauer eine abschließbare Kiste für Pflanzenschutzmittel, die leicht zugänglich ist. Zusätzlich fanden in den ehemaligen Radhäusern zwei 330 l große Klarwassertanks ihren Platz.
Im letzten Schritt ging der Schlepper zum 200 km entfernten Spritzenhersteller CHD, wo die Pflanzenschutztechnik aufgebaut wurde.
Selbstfahrende Feldspritze von Van der Sluis: Der Aufbau
Der Pflanzenschutz-Aufbau besteht aus einem 2 600 l großen Tank, einer Aufstiegsplattform mit großer Wartungsluke und einem 34,50 m breiten Gestänge. Um die Maschine auf den kleinen Parzellen mit teils weiten Hof-Feld-Entfernungen wirtschaftlich einsetzen zu können, ist der Spritzbrühetank geteilt. Der vordere Teil des Tanks fasst 1 080 l. In diesem wird die Spritzbrühe angemischt. Der andere Teil des Tanks fasst 1 520 l und wird nur mit Frischwasser befüllt.
Das Einspülen der Pflanzenschutzmittel erfolgt von oben.
(Bildquelle: Rüther)
Die Luftunterstützung sorgt für eine hohe Abdriftminderung.
(Bildquelle: Rüther)
Das Gestänge hat eine Arbeitsbreite von 34,50 m bei 25 cm Düsenabstand.
(Bildquelle: Rüther)
So kann bei 200 l/ha Ausbringmenge eine Mischung für etwa 5 ha angemischt werden. Danach kann mit den 660 l Klarwasser das System gereinigt und im Anschluss mit Frischwasser aus dem 1.520-l-Tank eine neue Mischung für eine andere Kultur oder Parzelle angemischt werden.
Mit den 2.600 l Wasservorrat können bei 200 l Ausbringmenge etwa 12,5 ha Fläche behandelt werden. Benötigt man das Klarwasser aus den beiden kleinen Tanks nicht zum Reinigen, kann auch dieses Wasser
für die Pflanzenschutzapplikation genutzt werden, und es steht somit insgesamt Wasser für knapp 16 ha zur Verfügung. Zum Pumpen sind zwei 250-l-AR-Kolbenmembranpumpen installiert.
Das Gestänge verfügt über die Turbulance-Luftunterstützung zur Abdriftminderung. Aufgrund der örtlichen Nähe zur Küste ist das laut Praktiker auch nötig. Außerdem sind Dreifach-Düsenstöcke angebracht, um bei einem Kulturwechsel auch schnell die Düsen wechseln zu können. Um auch auf der Straße kompakt und wendig zu bleiben, wurde auf ein vierteilig klappendes Gestänge zurückgegriffen, das weniger weit nach hinten herausragt als ein dreiteiliges.
Bedienung des Selbstfahrers
Bedient wird der Selbstfahrer wie ein Schlepper mit Anhängespritze: alle Schlepperfunktionen wie gewohnt, die Funktionen der Spritze per Isobus. Dazu können die beiden Joysticks des Schleppers frei mit Funktionen belegt werden.
Trotzdem gibt es noch eine Notbedienung von CHD, über die die Teilbreiten und Gestängefunktionen bedient werden können. Section Control und variable Rate Control laufen über den GPS-Empfänger und das Terminal von Fendt. Darüber lassen sich auch die Bilder der Kameras unter dem Schlepper und der Rückfahrkamera anzeigen.
Zum Antrieb der Pumpe und des Gebläses verfügt die Spritze über einen eigenen Ölkreislauf, der mit einer Zapfwellenpumpe betrieben wird. Alle weiteren Funktionen werden über Loadsensing vom Schlepper mit Öl versorgt.
Alles Standard
Bei der Auswahl der Zuliefererteile wurde Wert darauf gelegt, nur Standardteile zu verwenden, bei denen eine zuverlässige Ersatzteilversorgung und ein gutes Händlernetz sichergestellt sind. Deshalb hat man auf Fendt, CHD und BBLeap zurückgegriffen. Außerdem kann der Schlepper zum Beispiel beim Verkauf problemlos wieder zum Standardschlepper zurückgerüstet werden. Das sichert einen höheren Wiederverkaufswert als bei einem normalen Selbstfahrer.
Der Preis
Der Preis dieses Sonderbaus hat uns im Vergleich zum Selbstfahrer überrascht. Wenn man bedenkt, dass allein der Schlepper laut Liste über 200.000 Euro kostet, und eine Anhängespritze in guter Ausstattung auch schnell mit 100.000 Euro zu Buche schlägt, dann ist der Kaufpreis von 380.000 Euro durchaus gerechtfertigt. Mit diesem Preis liegt der kleine Selbstfahrer im Mittelfeld des Selbstfahrer-Preissegments.
Die Spritze im Einsatz
Wir konnten den Selbstfahrer auf einem Gemüsebetrieb nahe Amsterdam einsetzen. Hier haben wir Fungizide in Sellerie und Salat mit einer Ausbringmenge von 200 l/ha ausgebracht. Die einfache Bedienung konnte uns durchaus überzeugen, denn jeder Fahrer, der mit der Fendt-Bedienung vertraut ist, kann auf diese Maschine aufsteigen und losfahren. In Sachen Fahrkomfort steht der Selbstfahrer einem Schlepper in nichts nach. Dank der hohen Bereifung ist die Spritze mit 60 km/h auf der Straße unterwegs.
Bei Feld- und Kulturwechseln erwies sich der geteilte Tank als großer Vorteil, der viele Fahrten zum Betriebsgelände einspart. Die Luftunterstützung des Gestänges vermindert die Abdrift deutlich, vor allem bei windigen Bedingungen war das sichtbar. Durch den kurzen Radstand konnte das Vorgewende auf 4 m Breite reduziert werden.
Fazit
Der Sonderbau des Landmaschinenhändlers Van der Sluis ist eine spezielle Lösung für Gemüse- und Blumenzwiebelbetriebe. Mit den Umbauten hat der Händler mittlerweile 30 Jahre Erfahrung, allerdings wurden bisher erst zwei Fendt-Traktoren umgebaut. Vorher wurde auf Schlepper von John Deere zurückgegriffen.
Die Maschine ist mit moderner Technik ausgestattet, und durch ihren kurzen Radstand können die Vorgewendebreiten minimiert werden. Der geteilte Tank macht den Selbstfahrer sehr flexibel und spart unnötige Fahrten. Preislich überrascht die Maschine und ordnet sich im Mittelfeld der Selbstfahrspritzen ein.
Der Betrieb hinter der Spritze — B4Agro
Eingesetzt wird der Selbstfahrer auf dem niederländischen Betrieb B4Agro in Warmenhuizen, der etwa 130 ha bewirtschaftet. Angebaut werden verschiedene Salatsorten, Sellerie und Kohl. Pro Tag werden 180 Paletten Salat an einen benachbarten Großhändler und Verarbeiter geliefert und landen danach im Supermarkt.
Für 9 Mio. Euro wurde vor einigen Jahren eine Indoor-Farm gebaut, die eine Halle mit Vertical Farming-System und ein 3 ha großes Gewächshaus mit Hydrokultur umfasste. Hier wurden die Salatpflanzen automatisch ausgesät und in der Vertikal Farm dann kontrolliert mit Wasser, CO2-Nährstoffen und Licht versorgt. Hier beeinflussen unterschiedliche Lichtfarben das Wachstum der Pflanzen, und der Salatkopf wird so optimal geformt. Nach 20 Tagen kamen die Salatpflanzen in die Hydrokultur, wo sie mit ihren Wurzeln nicht in Erde, sondern in einer Wasser-Nährstofflösung hingen. Etwa 6,5 Wochen nach der Aussaat war der Salat erntereif.
Aufgrund der gestiegenen Energiepreise und der günstigen Konkurrenz aus Spanien wurde die Indoor-Farm aber nach nur drei Jahren Betrieb stillgelegt. Aktuell wird ausprobiert, wie die Anlage weitergenutzt werden kann. Auch der Anbau von Cannabis war schon in Planung, wurde aber von der Regierung nicht genehmigt, da die geplante jährliche Produktionsmenge zu gering war.
Neben dem Gemüseanbau betreiben die Niederländer noch eine Biogasanlage. Hier werden jährlich 18.000 t Salat und Gemüsereste und unverkäufliche Ware als Substrat eingesetzt. Die Gemüsereste liefern etwa 50 m³ Gas pro Tonne. Zusätzlich werden pro Jahr noch 7.000 t Kakaobohnen-Schalen eingesetzt, die etwa 500 m³ Biogas pro Tonne liefern. Das Gas wird aufbereitet und in das Erdgasnetz eingespeist. Das herausgefilterte CO2 kann im Gewächshaus eingesetzt werden.
Der Betrieb ist komplett eigenmechanisiert. Neben einem Gülleselbstfahrer stehen vier selbstfahrende Eigenbau-Salaterntemaschinen, vier Lkw, sechs Schlepper, drei Beregnungsanlagen und eine Vielzahl an Anbaugeräten bereit. Beschäftigt werden 50 Mitarbeiter.