Schwadmäher MacDon M 1170 NT5: Schmaler Spezialist
Einer der führenden Hersteller auf dem Gebiet der Schwadmäher ist MacDon. Jetzt haben die Kanadier aus Winnipeg einen Selbstfahrer für europäische Straßen im Programm.
Schwadmäher sind Exoten auf deutschen Feldern, in Frankreich oder Dänemark trifft man die Maschinen dagegen häufiger an. Breitere Fruchtfolgen, Witterungsbedingungen und politische Anforderungen an Ackerbaustrategien können den Schwadmäher aber auch in Deutschland interessant werden lassen — etwa durch Mischkulturen, die im Schwaddruschverfahren eine gleichmäßige Abreife erreichen können.
Schmale Transportbreite beim Schwadmäher von MacDon
Wir haben uns den MacDon M 1170 NT in Dänemark beim Schwaden von Getreide angesehen. Den M 1170 gibt es seit 2018 — neu ist die Variante NT. Das NT steht dabei für „narrow transport“, also die schmale Transportbreite. Für eine Außenbreite von 3,47 m werden die Achsen hydraulisch eingezogen — in der starren Version kommt der M 1170 sonst auf ein Außenmaß von 4,40 m. Mit dem NT werden auch schmalere Straßen passierbar und europäische sowie deutsche Maximalabmessungen eingehalten.
Durch hydraulisches Verschieben der Achsen erreicht die Maschine bei 3,47 m Transportbreite einen maximalen Raum zwischen den Rädern von 3,41 m — genug Platz für große Schwaden.
(Bildquelle: Colsman)
(Bildquelle: Colsman)
Mit 3,47 m Außenbreite sind auch enge Straßen mit dem M 1170 NT5 befahrbar.
(Bildquelle: Colsman)
Ein zweistufiger Hydrostat treibt die Maschine vorwärts. Auf dem Feld liegt die Maximalgeschwindigkeit bei 29 km/h. Für einen guten Fahrkomfort setzt MacDon auf die als CrossFlex bezeichnete Federung: Ein massiver Gummiblock ermöglicht den beiden Hinterrädern, Stöße durch Querwellen abzufedern. In Verbindung mit der Kabinenfederung Ultraglide über vier Stickstoffdämpfer ist der Fahrkomfort damit gut.
Ein wichtiges Detail, da der Schwadmäher auf der Straße flott unterwegs ist: In Dänemark sind bis zu 45 km/h erlaubt, in Deutschland liegt die Grenze bei 40 km/h. Immer fährt die Maschine auf der Straße „rückwärts“, also mit der Motorhaube voraus. Dazu wird der Sitz samt Lenkrad und Bedienkonsole um 180° gedreht — der Fahrer kann währenddessen sitzen bleiben. Während des Transports wird für eine gute Straßenlage statt des Schneidwerks ein Gewicht in den Aufnahmen gekoppelt. Daran wird der Schneidwerkswagen angehängt. Praktischer Nebeneffekt: Zum Abhängen des zweiachsigen Schneidwerkswagens legt der Fahrer einfach den Gewichtsblock auf dem Boden ab und trennt den Lichtstrom — fertig.
Als Schneidwerke stehen für den M 1170 NT5 die beiden Draper D1X und D1XL mit Arbeitsbreiten von bis zu 10,60 m zur Verfügung. Wir haben mit dem 6,10 m breiten D120X gearbeitet. Eine sechsreihige Haspel mit gesteuerten Zinken dient der Zuführ-Unterstützung. Zwei 1,27 m tiefe Bänder fördern das Erntegut zur Mitte, optional mit Unterstützung einer oberen Querförderschnecke für besonders voluminöses Material wie Raps oder Erbsen.
Ein Vorteil des Selbstfahrers gegenüber einem angebauten Schwadmäher ist die große Bodenfreiheit. Mit 1,15 m bietet der M 1170 NT5 auch für große Schwaden Platz. Hinzu kommt die durch das hydraulische Fahrwerk größtmögliche Schwadbreite: Satte 3,41 m zwischen den Rädern lassen eine breite Ablage zu — wichtig für den anschließenden Trocknungsprozess und die spätere Aufnahme. Für voluminöses Material wie z. B. Raps sind zudem hydraulisch verstellbare Schwadformplatten unter der Maschine optional erhältlich.
Für eine gute Zugänglichkeit der beiden Multikuppler auf der linken Seite beim An- und Abbau des Schneidwerks lässt sich die Aufstiegsplattform einfach nach hinten schieben. Ein mechanisch schwenkbarer Schlauchgalgen vereinfacht den Anbau. In Deutschland vorerst nicht erhältlich sind die Scheibenmäh-Vorsätze.
Angetrieben wird der M 1170 NT5 von einem relativ kompakt gebauten Cummins-Vierzylinder. Der Motor mit 4,5 l Hubraum leistet 129 kW/173 PS. Die Motorölkontrolle ist einfach ohne Öffnen der Haube möglich. Für eine gute Kühlung wird die Luft durch einen serienmäßigen Umkehrlüfter rechts und links hinter der Kabine angesaugt.
Apropos Kabine: In der gefederten Kommandozentrale geht es komfortabel zu. Der Fahrer nimmt auf einem serienmäßigen Ledersitz mit Sitzheizung und -lüftung Platz. Ein 7 Zoll großes LCD-Display dient als Anzeige- und Kontrollinstrument.
Neu ist das One-Touch-Return-System für das Schneidwerk: Damit lassen sich Werte für Höhe und Neigung, Schneidgeschwindigkeit, Haspel und Förderbänder des Schneidwerks abspeichern und per Knopfdruck wieder abrufen.
Das Display gibt einen Überblick über Fahrgeschwindigkeit, Messer, Haspel, Förderbänder und Lüfterrad. Außerdem werden die verschiedenen Hydraulikdrücke überwacht sowie die Motordrehzahl und -belastung sowie der Kraftstoffverbrauch angezeigt. Hinzu kommt die Position des Schneidwerks.
Die meisten Funktionen lassen sich über Taster auf dem Fahrhebel ansteuern. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die direkte Lenkung, die nach dem Prinzip der Panzerlenkung ein Rad abbremst und gleichzeitig das gegenüberliegende beschleunigt: Die nicht angetriebenen Hinterräder (16.5 L-16.1)sind um 360° drehbar, wodurch der M 1170 NT5 auf der Stelle drehen kann.
Details wie der klappbare Beifahrersitz und ein Bluetooth-Radio runden das Bild in der Kabine ab. Für Arbeiten bei Dunkelheit gibt es acht LED-Arbeitsscheinwerfer.
Mit dem M 1170 NT5 bietet MacDon eine interessante Maschine mit verschiedenen Vorsätzen, die dank des hydraulischen Fahrwerks und mit Ausnahmegenehmigung auch am deutschen Straßenverkehr teilnehmen kann. Wechselnde Witterungsbedingungen, breitere Fruchtfolgen und neue Kulturen könnten den Schwadmäher in Zukunft auch in Deutschland wieder interessanter werden lassen. Wir haben dazu auch mit einigen dänischen Betrieben über die Anwendungsfelder eines Schwadmähers gesprochen — deren Erfahrungen lesen Sie in einer der zukünftigen profi-Ausgaben.