Scharhacke Flexcare 6200 V von Pöttinger: Reihenweise Möglichkeiten
Mittlerweile bietet Pöttinger auch Systeme zur mechanischen Unkrautpflege an. Die Technik ist mit einigen Raffinessen gespickt, z. B. für wechselnde Reihenweiten.
Vor zwei Jahren hat Pöttinger von CFS (Cross Farm Solution) die Kulturpflege-Technik gekauft und so den Start in die mechanische Unkrautkontrolle besiegelt. Heute gibt es drei Scharhacken im Programm: mit 4,70, 6,20 und 9,20 m Arbeitsbreite. Für asymmetrische Systeme gibt es zudem 30 cm breite Rahmenerweiterungen für beide Seiten.
(Quelle: profi)
Auf diesem Grundrahmen bildet der Hersteller alle gängigen Reihenweiten ab, was Vor- und Nachteile mit sich bringt. Ein Nachteil: In einigen Konfigurationen steht der Rahmen außen etwas über. Von Vorteil sind hingegen die vielfältigen und werkzeuglosen Verstellmöglichkeiten: Dazu zählen die Schnittbreite, die Reihen- und Kameraposition sowie die Scharanordnung.
Im Anbaubock (Kat. II oder III) ist serienmäßig ein Linear-Verschieberahmen integriert. Verschoben wird hydraulisch, die Stellung greift ein Linearpotenziometer ab. Der Seitenverschub kann bis zu 25 cm zu jeder Seite ausgleichen.
Angesteuert wird der Verschieberahmen per Steuergerät oder durch Kamera-Impulse. Apropos: Die Kamera von Tillet & Hague kann — wie bei unserem Einsatz — auch beidseitig positioniert werden, um das Hacken in Keilen zu erleichtern.
Das Kamerasystem erkennt die Kulturreihen zweidimensional auf Basis unterschiedlicher Farbtöne und blickt — je nach Reihenweite — auf eine bis acht Reihen zeitgleich. Im Einsatz in einem kniehohen Maisbestand mit resistentem, kräftig verwurzeltem Ackerfuchsschwanz zwischen den Reihen funktionierte die Erkennung gut.
Unter dem Verschieberahmen stützt sich das Gerät auf zwei Spurkranzrädern ab und verhindert so eine Übertragung der Lenkbewegungen auf den Schlepper. Eine Luftbereifung gibt es nicht. Verbunden sind die Räder über ein Portal mit werkzeugloser Spurweitenverstellung. Die Bodenfreiheit von nur 40 cm sollte dort optimiert werden.
Pöttinger nutzt ein Rahmenrohr (180 mal 180 mm), was der Baulänge zugutekommt. Hinten sind daran zur stufenlosen Verstellung der Reihenweite zwei Flachstähle als Schlitten angeschweißt.
Auf der Schlittenkonstruktion sind die Einzelreihen per U-Profil mit Verschleißeinlagen geklemmt. Um das Verschieben der Reihen zu erleichtern, sind im oberen U-Profil Laufrollen integriert. Trotzdem geht der Reihenverschub am besten zu zweit.
Sobald die Aggregate an die gewünschte Position verschoben wurden, können sie werkzeuglos fixiert werden. Bohrungen im Abstand von 2,5 cm und federbelastete Bolzen helfen bei der Zentrierung. Abstandsmarkierungen für gängige Reihenweiten sieht Pöttinger nicht vor und verweist auf zu viele Spur- und Reihenvarianten.
Für die formschlüssige Verbindung zwischen dem Schlitten und den U-Profilen sorgen je drei Exzenterverschlüsse: einer oben und zwei unten. Die Kombination schien als Grundlage zum präzisen Hacken stabil. Langfristig bedarf sie aber womöglich mehr Wartung als eine starre Verbindung, trotz der nachstellbaren Exzenterspanner.
Eine Besonderheit zur Reihenverschiebung gibt es an den Klappstellen des Rahmens. Je nach Schlepperspur müssen Übergangsplatten entweder am Mittel- oder Außenrahmen verschraubt werden. Mit etwas Erfahrung ist dies in etwa 15 Minuten erledigt. Fährt man die Hacke immer mit derselben Spurweite, fällt dieser Arbeitsschritt weg.
Die Einzelreihen können auf dem Rahmen verschoben werden, um verschiedene Drillsysteme abzubilden.
(Bildquelle: Tovornik)
Vor dem Verschieben sind pro Reihe zunächst drei Exzenterhebel zu lösen.
(Bildquelle: Tovornik)
Austauschbare Kunststoffplatten sollen auch dauerhaft für eine feste Verbindung sorgen.
(Bildquelle: Tovornik)
Zu den Einzelreihen
Das Parallelogramm mit wartungsfreien Gleitlagern ist grundsätzlich für alle Kulturen identisch. Möglich ist der Einsatz in Reihenweiten von 25 bis 160 cm. Je nach Bedarf werden die Elemente mit unterschiedlich vielen Scharen in verschiedenen Abständen zueinander bestückt. Für 25 cm Reihenweite nutzt Pöttinger ein Aggregat mit drei Scharen. Das zentrale Schar wird dann reihenabhängig in der Tiefe geführt, die äußeren zwischen den Nachbarreihen nicht.
Ebenfalls mit drei Scharen pro Aggregat arbeitet die Hacke z. B. bei 45 oder 50 cm Reihenweite. Bei 75 cm Reihenabstand kommen fünf Schare pro Aggregat zum Einsatz. Um ausreichend Durchgang zu gewähren, können die Scharträger an sechs Positionen montiert werden. Das letzte Schar ist mittig fest verschraubt, alle anderen sind mit dem Werkzeugträger frei positionierbar.
Jeder dieser Werkzeugträger lässt sich in 1,5-cm-Schritten nach dem Betätigen eines Bolzens verschieben, entnehmen oder in eine andere Aufnahme versetzen. Seitliche Führungsbleche an den Werkzeugaufnahmen sorgen für Formschluss.
An den Werkzeugträgern sind Federhalter und daran die Scharstiele verschraubt. Der Hersteller nutzt 30 mal 10 mm starke Stiele mit Sicken. Schare gibt es folgende: Gänsefußschare mit 14, 16 oder 18 cm sowie
16 oder 18 cm breite Winkelmesser.
Klassische Tiefeneinstellung
Die Arbeitstiefe verstellt man an jedem Einzelelement per Kurbel. Seitlich zeigt eine gelaserte Skala den Einstellwert an. In den Parallelogrammen sind serienmäßig einfachwirkende Hydraulikzylinder für einen Zentralaushub integriert. In dieser Ausführung lassen sich Einzelreihen per Absperrhahn deaktivieren.
Für mehr Komfort sorgen doppeltwirkende Zylinder, womit auch ein Einzelreihenaushub per Kippschalter aus der Kabine heraus möglich ist. Zudem kann man die Reihen dann mit Zusatzgewicht beaufschlagen. Aber Achtung: Dann besteht auch die Gefahr, dass der Rahmen zu leicht und dann unruhig wird. Stichwort leicht: Die Hacke für acht Maisreihen mit 75 cm Abstand wiegt rund 1 800 kg, jede Einzelreihe hat dabei ein Gewicht von rund 70 kg.
Für die Ölschläuche der Aggregat-Aushubzylinder sind Schnellkuppler vorgesehen.
(Bildquelle: Tovornik)
Die Schnittbreite lässt sich werkzeuglos verstellen.
(Bildquelle: Tovornik)
Je nach Schlepperspur muss die Platte am Rahmenübergang versetzt werden.
(Bildquelle: Tovornik)
Flexible Schlauchführung
Bei der Schlauch- und Kabelverlegung gibt es noch Potenzial. Bedingt durch den modularen Aufbau ist für jeden Ölschlauch der Einzelreihen ein Schnellkuppler vorgesehen. In der gefahrenen Ausstattung sitzt vor jeder Koppelstelle ein Magnetventil mit eigener Stromversorgung. Eine Can-Bus-Kabelführung würde dem System gut zu Gesicht stehen. Ebenso eine galgen-artige Führung der Ölschläuche, die zur Serie 2023 folgen soll.
Der Traktor muss zwei dw-Steuergeräte vorhalten (Klappen, Verschieberahmen). Der Reihenaushub erfordert je nach Ausstattung ein ew- bzw. dw-Steuergerät oder alternativ Loadsensing. Section Control soll 2023 als Option folgen.
Pöttinger verlangt für die 6,20-m-Hacke mit regulär einem Kamerasystem einen Listenpreis von gut 64 600 Euro ohne MwSt. Für ein zweites Kamerasystem kommen knapp 4 600 Euro dazu. Vier weitere Einzelreihen würden rund 8 300 Euro kosten, die Fingerhackmodule knapp 1 400 Euro je Reihe.
Der massive Beleuchtungsträger dient als Halter für die Abstellstützen.
Die Hacke kommt ohne Schmiernippel aus.
Optionale Pflanzenschutzscheiben kann man werkzeuglos entnehmen.
Für das Heck gibt es parallelogrammgeführte Fingerhackelemente.
Dünger- oder Untersaateinheiten sind noch nicht lieferbar, sollen aber folgen.
Als Rahmenhöhe gibt Pöttinger 82 cm an.
Das Kamerasystem kann Doppelreihen erkennen.
Wir fassen zusammen
Die Flexcare macht ihrem Namen alle Ehre: Sie bietet in puncto Flexibilität zur Kulturpflege viele Besonderheiten. Die komplette Hackmaschine kommt ohne Schmiernippel aus und kann in vielerlei Hinsicht werkzeuglos an den Bestand angepasst werden. Bei unserem Einsatz machten die Verbindungsstellen einen stabilen und damit präzisen Eindruck — eine wichtige Grundlage für die mechanische Kulturpflege.