Aktueller Stand der Technik bei Striegeln: Der Kamm für den Acker
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Gut zu wissen
- Zinkenstriegel mit indirekter Federung setzen sich zunehmend in der Praxis durch und bieten eine gute Bodenanpassung.
- Sternrollhacken und Rollstriegel bereichern das Angebot an reihenunabhängig arbeitender Regulierungstechnik.
Der Striegel ist als mechanisches Verfahren auf ökologisch wirtschaftenden Betrieben seit Jahrzehnten im Einsatz und kann ein Lösungsansatz sein. Der Fachbereich Ökologischer Landbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat den Stand der Technik und Neuentwicklungen der reihenunabhängig arbeitenden mechanischen Beikrautregulierungssysteme für Sie zusammengestellt.
In vielen Kulturen einsetzbar
Grundsätzlich gilt, dass die Hauptwirkung des Striegels nicht das Herausreißen ist, sondern das Verschütten und das Freilegen der noch kleinen Beikräuter. Es muss deshalb bereits das frühe Fädchen- bis Keimblattstadium der Beikräuter getroffen werden. Das setzt regelmäßige Feldkontrollen und eine Betrachtung der Wetterprognosen voraus, um die Striegeleinsätze
gezielt zu terminieren. Beispielsweise lassen sich Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Weißer Gänsefuß oder Klettenlabkraut am wirkungsvollsten nur bis zum Keimblattstadium regulieren. Die Bodenoberfläche sollte zum Zeitpunkt des Striegelns abgetrocknet und schüttfähig sein. Bei größeren Beikräutern, etwa ab dem ersten bis zweiten Laubblattpaar, lässt die verschüttende Wirkung des Striegels deutlich nach.
Mit Steigerung der Arbeitsgeschwindigkeit lässt sich die Schüttwirkung zwar erhöhen, allerdings geht das zu Lasten der Kulturverträglichkeit. Das Herausreißen von Beikrautpflanzen in diesem fortgeschrittenen Stadium ist wegen der stärkeren Bewurzelung nur noch von geringer Bedeutung.
Die angestrebte Intensität wird über Arbeitsgeschwindigkeit und -tiefe sowie in Abhängigkeit des Fabrikats über die Federvorspannung oder den Anstellwinkel der Zinken variiert. Kulturpflanzenverluste zwischen
1 und 3 % je Striegeldurchgang sind in Abhängigkeit von Kulturart und -größe häufig unvermeidlich und sollten schon bei der Aussaatstärke einkalkuliert werden. Striegeleinstellung und Arbeitsgeschwindigkeit müssen deshalb regelmäßig auf dem Acker kontrolliert und gegebenenfalls immer wieder angepasst werden.
Zinkenstriegeltechnik
Ein Nachteil ist, dass die einzelnen Zinken bei Bodenunebenheiten keinen gleichmäßigen Druck ausüben und so unterschiedliche Arbeitsintensitäten aufweisen. Das kann zu Lasten der Kulturverträglichkeit gehen.
Um diesen Nachteil zu reduzieren, werden am Markt auch Striegel angeboten, bei denen die einzelnen Striegelfelder am Rahmen fixiert sind. Ein hydraulischer Niveauausgleich zusammen mit einem zusätzlichen Fahrwerk im Heck sollen dabei für eine bessere Bodenanpassung der Striegelzinken sorgen.
Eine Weiterentwicklung sind Striegel mit indirekter Federung der Striegelzinken. Die Zinken sind in einem starren Rahmen pendelnd montiert und können seitlich nicht ausweichen. Jeder Zinken ist je nach Fabrikat einzeln mit einer Zug- oder Druckfeder verbunden. Die Zinkenaggressivität wird somit nicht über die Verstellung des Neigungswinkels des Zinkenträgers, sondern durch die Veränderung der Vorspannung der Federn eingestellt. Das erfolgt stufenlos und hydraulisch von der Schlepperkabine aus. Der Druck ist so immer auf allen Zinken gleich, auch wenn sie durch Bodenunebenheiten unterschiedliche Stellungen haben. Damit passt sich der indirekt gefederte Striegel Unebenheiten im Boden sehr gut an. Selbst Kartoffeldämme lassen sich hervorragend striegeln.
Neuentwicklungen bei der Striegeltechnik
Aber auch bei den etablierten Anbietern wurden interessante Neuentwicklungen vorgestellt. Ein Beispiel ist dafür ist die Entwicklung eines System mit pneumatischen Druckzylindern an jedem Zinken statt Druck- oder Zugfedern. Diese Zylinder sind über ein verzweigtes Leitungssystem mit der Druckluftanlage des Schleppers verbunden.
Neben der Druckverstellung kann zusätzlich der Anstellwinkel der Zinken bequem vom Schlepper aus hydraulisch verstellt werden. Mittlerweile wird zum Teil auch eine automatische Tiefenregulierung angeboten. Diese Funktion soll eine gleichbleibende Arbeitstiefe über die gesamte Arbeitsbreite gewährleisten. Bei wechselnden Bodenverhältnissen oder bei flach gesäten Kulturen kann das für den Regulierungserfolg und die Kulturschonung von Vorteil sein. Außerdem zeigte die Industrie Striegel mit weiter vergrößerten Arbeitsbreiten.
Welche Striegeltechnik bevorzugen?
Sollen empfindlichere Kulturen wie Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben, Sojabohnen oder diverse Gemüsearten gestriegelt werden, ist die indirekt gefederte Striegeltechnik im Vorteil. Auch hier sollte der Striegel unbedingt mit einer stufenlosen, hydraulischen Verstellung der Federvorspannung bestückt sein.
Bei den Zusatzausstattungen können — je nach Hersteller — verschiedene Federstärken gewählt werden, um den Anforderungen gerecht zu werden. Nahezu alle Hersteller haben auch unterschiedliche Zinkenstärken im Programm. Die Liste der weiteren Zusatzausrüstungen ist recht vielfältig. Die Auswahl der Arbeitsbreite hängt von vielen Faktoren ab. Im Zweifelsfall sollte besser eine breitere Maschine für hohe Flächenleistungen gewählt werden. Denn es ist zu berücksichtigen, dass ungünstige Witterungsbedingungen für den idealen Striegelzeitpunkt nur kleine Zeitfenster zulassen, oder die Kulturart bzw. das Kulturstadium nur eine geringe Arbeitsgeschwindigkeit erlauben.
Besonders Neueinsteiger unterschätzen häufig den Zeitaufwand sowohl für die korrekte Einstellung des Striegels als auch für die regelmäßige Kontrolle auf Regulierungserfolg und Kulturpflanzenverluste während der Arbeit. Bei empfindlichen Kulturen kann aber auch eine Synchronisation von Sä- zu Striegelbreite sinnvoll sein, um eine optimale Bodenanpassung zu gewährleisten.
Sternrollhacke
Die Sternrollhacke hat somit ihre Stärke besonders auf verschlämmten, verkrusteten, lehmigen und tonigen Böden. Durch ihre Arbeitsweise werden Beikrautpflanzen vorrangig gelockert und teilweise entwurzelt. Der Regulierungserfolg ist nicht mit dem eines Zinkenstriegels vergleichbar. Das Gerät leistet jedoch eine gute Vorarbeit, um im zweiten Arbeitsgang mit dem Zinkenstriegel die vorgelockerten Beikräuter gut zu regulieren.
Für die Sternrollhacke sind vergleichsweise hohe Geschwindigkeiten zwischen 15 und 20 km/h nötig. Das garantiert eine hohe Flächenleistung, bei überraschend guter Kulturverträglichkeit. Einsetzbar ist sie in nahezu allen Kulturen. Für Sandböden ist die Sternrollhacke aber weniger geeignet, da kaum zusammenhängende Bodenteile herausgebrochen werden.
Stützräder zur Arbeitstiefenbegrenzung sollten zur Ausstattung gehören, da vor allem bei wiederholter Überfahrt die Maschine im gelockerten Boden zu tief arbeiten und Kulturschäden verursachen kann. Einige Hersteller haben Sternrollhacken mit hydraulischer Druckverstellung im Programm, um die Rollsterne je nach Bodenbeschaffenheit zu be- oder entlasten.
Die Sternrollhacke ist also eine Maschine für besondere Einsatzzwecke. Sie kann eine sinnvolle Ergänzung zum Zinkenstriegel sein, um dessen Wirkung oder Arbeitsweise zu optimieren oder um die Wachstumsbedingungen bei verkrustetem Boden durch Lockerung und Belüftung zu verbessern.
Rollstriegel
Vorbeugende ackerbauliche Maßnahmen
Die Einsetzbarkeit und der Beikrautregulierungserfolg mechanischer Verfahren wird aber im hohen Maße von der Witterung, der Bodenart, dem Bodenzustand sowie den Beikrautarten und deren Entwicklungsstand beeinflusst. Das kann dazu führen, dass trotz moderner, funktionaler Technik der Regulierungserfolg und die erwartete Flächenleistung nicht immer realisierbar sind. Das bedeutet auch, dass mit mechanischen Regulierungsverfahren wie beispielsweise der Striegeltechnik in der Regel eine Restverkrautung verbleibt.
Vor allem Neueinsteiger setzen den Striegel zu häufig ein, weil sie Sorge vor zu hoher Restverkrautung haben. Übertriebene Striegelintensitäten können zu ertragswirksamen Wachstumsbeeinträchtigungen der Kulturpflanze führen. Außerdem macht es ökologisch und ökonomisch keinen Sinn, die letzte Taubnessel oder das letzte Stiefmütterchen aus dem Bestand zu striegeln.
Flankierend sollten deshalb auch im konventionellen Ackerbau wieder stärker vorbeugende ackerbauliche Maßnahmen im Beikrautmanagement berücksichtigt werden, die im Ökolandbau Standard sind. Dazu gehören beispielsweise eine weitgestellte Fruchtfolge mit Wechsel von Sommerungen und Winterungen sowie von Blatt- und Halmfrüchten. Auch die bevorzugte Auswahl frohwüchsiger Sorten mit hoher und früher Bodendeckung gehört dazu.
Daneben spielen auch eine angepasste Stickstoffversorgung und ein späterer Aussaatzeitpunkt eine Rolle. So ist z. B. eine spätere Aussaat von Wintergetreide ab etwa Ende Oktober mit einem verringerten Beikrautauflauf und -wachstum verbunden. Besonders für Standorte mit einer Ackerfuchsschwanz-Problematik ist das eine wichtige und wirksame „Stellschraube“.
Eine hohe Nährstoffversorgung, insbesondere mit Stickstoff, verschiebt das Konkurrenzvermögen der Kulturpflanzen in Richtung Beikräuter, so dass sich diese vermehrt etablieren können. Das kann dazu führen, dass gerade im konventionellen Ackerbau mechanische Regulierungsverfahren schneller an ihre Grenzen kommen.
1. Zum präzisen Striegeleinsatz ist eine sorgfältige Grundboden- und Saatbettbereitung erforderlich. Ziel ist ein ebener, gut rückverfestigter Acker.
2. Für eine gute Striegelwirkung muss der Boden ausreichend abgetrocknet, schüttfähig und nicht zu grobkrümelig sein. Ideal ist dabei trockenes, sonniges und windiges Wetter, damit freigelegte Beikräuter schnell an der Oberfläche vertrocknen.
3. Nicht zu lange mit dem Striegeln warten, denn am wirksamsten ist der Striegel, wenn sich die Beikräuter im frühen, kaum sichtbaren Fädchen- bis Keimblattstadium befinden. Die wesentliche Einsatzwirkung des Striegels beruht auf dem Verschütten oder dem Freilegen der kleinen Keimlinge bzw. Beikräuter.
4. Regelmäßige Feld- und Wetterbeobachtungen sind wichtig, um die Striegelmaßnahmen zielgerichtet durchzuführen.
5. Die Striegelarbeiten sollten Sie erst ab dem späten Vormittag durchführen, wenn der Zelldruck in den Kulturpflanzen nachlässt und diese widerstandsfähiger (elastischer) gegenüber dem Kontakt mit den Striegelzinken sind.
6. Die Striegeleinstellung und Arbeitsgeschwindigkeit muss regelmäßig auf dem Acker kontrolliert und gegebenenfalls angepasst werden, um einen hohen Regulierungserfolg bei geringen Kulturpflanzenverlusten zu erzielen: Arbeitsqualität geht vor Flächenleistung.