Lemken Karat 10 mit ContourTrack und iQblue connect: Zwischen Theorie und Praxis
Im Rahmen des Praxistests vom Lemken Karat 10 haben wir zwei elektronisch gesteuerte Raffinessen erprobt: Die Konturanpassung und die georeferenzierte Tiefensteuerung.
Werden einfachere Geräte wie z. B. Grubber mit Elektronik gespickt, runzeln viele Praktiker die Stirn. Zu Recht? Das wollten wir wissen und haben beim Test des Lemken Karat 10 (profi 2/2024) einen schmalen Grat zwischen ackerbaulichem Nutzen und den Schattenseiten der Digitalisierung festgestellt.
ContourTrack mit Potenzial
Durch die Integration eines doppelten Hydraulikzylinders zwischen Zinkenfeld und Nachläufer passt sich der Karat 10 beim Durchfahren von Senken oder Kuppen autark der Bodenkontur an — theoretisch eine sehr gute Idee. Somit will man die Baulänge vierbalkiger Grubber kompensieren und an allen Stellen der Maschine eine gleichmäßige Arbeitstiefe einhalten. Für die Regelung werden Strom über einen dreipoligen Stecker, ein Winkelsensor und eine Ölversorgung über Loadsensing benötigt.
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Werden einfachere Geräte wie z. B. Grubber mit Elektronik gespickt, runzeln viele Praktiker die Stirn. Zu Recht? Das wollten wir wissen und haben beim Test des Lemken Karat 10 (profi 2/2024) einen schmalen Grat zwischen ackerbaulichem Nutzen und den Schattenseiten der Digitalisierung festgestellt.
ContourTrack mit Potenzial
Durch die Integration eines doppelten Hydraulikzylinders zwischen Zinkenfeld und Nachläufer passt sich der Karat 10 beim Durchfahren von Senken oder Kuppen autark der Bodenkontur an — theoretisch eine sehr gute Idee. Somit will man die Baulänge vierbalkiger Grubber kompensieren und an allen Stellen der Maschine eine gleichmäßige Arbeitstiefe einhalten. Für die Regelung werden Strom über einen dreipoligen Stecker, ein Winkelsensor und eine Ölversorgung über Loadsensing benötigt.
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Der linke Zylinder dient der Konturanpassung.
(Bildquelle: Tovornik)
Mit der Option ContourTrack verfügt die Tiefenskala über zwei Zeiger.
(Bildquelle: Tovornik)
Im Vergleich zum Karat 9 ist die Ansteuerung der knapp zehn Jahre alten Konturanpassung leicht verändert. Zuvor nahm Lemken den Druck an den Stützrädern über Kraftmessbolzen ab. Mittlerweile erfolgt die Steuerung anhand des Öldrucks in den Hydraulikzylindern der Stützräder.
In der Handhabung ist das System einfach: Man steckt den dreipoligen Stecker ein, und schon ist es aktiv. Erkennen kann man die Regelung an einem zweiten Zeiger der Arbeitstiefenskala. In der Ebene pendelt sich der zweite Zeiger auf dem Niveau des üblichen Zeigers ein.
Agile Regelkurve
Im Feld überzeugte das System noch nicht: Bei der flachen Stoppelbearbeitung brauchte es zum Erreichen der Soll-Arbeitstiefe zu lange. Wenn man zudem leicht diagonal arbeitend mit einem Stützrad in eine Fahrgasse kam, wurde die Tiefenregelung sofort gestört. Folglich begann der Karat nachzuregeln, obwohl das Rad längst wieder aus der Fahrgasse heraus war. Beim tieferen Grubberstrich arbeitete das System ruhiger — allerdings noch nicht perfekt.
Zum Kuppeln der Loadsensing-Leitungen gibt es weitere Einträge im Testtagebuch: Sobald der Grubber einige Tage abgebaut war, entwickelte sich Druck in der Rücklaufleitung. Obwohl wir stets die herstellerspezifische Kuppelreihenfolge einhielten, mussten wir vor jedem Kuppelvorgang die Verschraubungen lösen — das sollte sich ändern.
Dennoch sehen wir Chancen für ein solches System, vor allem für hügeliges Gelände. Auch eine gleichmäßige Achslastverteilung und Zugkraftübertragung resultierten hieraus. Vor allem die einfache Handhabung sollte Lemken bei der Weiterentwicklung beibehalten. Aktuell würden wir jedoch (noch) vom Kauf für knapp 6.000 Euro abraten. Lemken will im Laufe des Jahres nachbessern — wir werden berichten! Nachrüsten lässt sich das System aufgrund des speziellen Hydraulikzylinders nicht.
iQblue connect
Ergänzend zur Kontursteuerung montierte Lemken den portablen und nachrüstbaren Jobrechner iQblue connect. Dieser wird per Klappstecker an einer festmontierten Halteplatte auf der Deichsel fixiert und per Winkelsensor mit der Tiefenverstellung verbunden. In unserem Fall war der Winkelsensor bereits für die Kontouranpassung integriert. Mit dem Schlepper verbindet man das Modul über den Isobus.
Während man dasselbe Modul zum Beispiel auch am Pflug zur automatischen Schnittbreitenverstellung per GPS nutzen kann, dient es beim Grubber der automatischen Tiefenregulierung. Als Grundlage hierfür dienen Applikationskarten. Die Sollwerte bzw. daraus resultierenden Regelimpulse gibt das iQblue-connect-Modul wiederum an den Schlepper weiter, woraufhin dieser die aktive Steuerung der Arbeitstiefenregelung übernimmt.
TIM für das Hubwerk
Damit der Schlepper diese Impulse umsetzen kann, benötigt er eine TIM-Zertifizierung (Tractor Implement Management). Die Anwendung von iQblue connect erfordert in Verbindung mit diesen aufgesattelten Grubbern einerseits eine TIM-Freigabe für die Schlepper-Steuergeräte und andererseits für das Hubwerk. Denn beim Karat muss einhergehend mit der hydraulischen Arbeitstiefenverstellung auch das Hubwerk in der Höhe verändert werden.
Tipp: Sind Sie sich unsicher, ob Ihr Schlepper diese Befehle umsetzen kann, fragen Sie bei Ihrem Händler nach. Er hilft Ihnen, eine Konnektivitätsabfrage Ihrer Maschinenkombination über die Internetseite aef-isobus-database.org zu starten.
Um diese Kompatibilität für den Test sicherzustellen, hat Lemken uns in Kooperation mit Fendt einen Traktor aus der 900er Serie der Generation 7 mitgeliefert. Dieser ging mit entsprechenden Lizenzen ins Feld, hatte allerdings einen noch nicht veröffentlichten und damit noch nicht erprobten Softwarestand an Bord.
Das Resultat: Die Konnektivität war gegeben, jedoch hat die automatische Tiefenregelung nicht funktioniert. Es stellte sich heraus, dass der Taskcontroller des Traktors neuerdings die von Lemken ausgegeben Minimal- und Maximalwerte für die Arbeitstiefe einer Plausibilitätskontrolle unterzieht.
Bei dem derzeitigen Softwarestand von Lemken wird dieser Wert jedoch stets mit dem Wert „0“ ausgegeben. Ein Software-Update seitens Lemken soll das Problem im laufenden Jahr beheben.
Funktioniert mit CCI1200
In Kombination mit einem CCI1200-Terminal funktionierte es trotzdem, da der hier integrierte Taskcontroller aktuell keine Plausibilitätskontrolle durchführt. Folglich hat der Taskcontroller aus dem CCI die definierten Arbeitstiefen an den TIM-Controller des Traktors geschickt, der wiederum die Regelimpulse umgesetzt hat.
Nach einmaliger Kalibrierung des Arbeitstiefensensors sowie der Zuweisung der Steuergeräte hat der Grubber anschließend wie gewünscht die in der Applikationskarte hinterlegten Arbeitstiefen angesteuert. Kleine Kritik: Der optionale Scheibenvorläufer ist aktuell nicht in die Steuerung integriert. Sobald das Hubwerk seine Position verändert, arbeiten zwangsläufig auch die Scheiben tiefer — das sollte sich unserer Meinung nach ändern. Beim Erstellen der Applikationskarte müssen die Zonen mit Parametern der DDI51 für die „Arbeitstiefe Bodenbearbeitung“ hinterlegt sein.
Zwei-Finger-Aktivierung
Um die TIM-Funktionen im Feld zu aktivieren, mussten wir zeitgleich je eine Taste auf dem CCI- und auf dem Fendt-Terminal für einige Sekunden drücken. Nach dem Absteigen musste man diesen Vorgang wiederholen — auch, wenn man die Arbeitstiefe beispielsweise einmal von Hand übersteuert hat. Womöglich werden weniger technisch versierte Fahrer mit diesem Vorgang überfordert sein. Das bedeutet im Umkehrschluss: Selbst zum Grubbern benötigt man mit dieser Ausstattung digital-affine Fahrer. Entsprechend dürfte die TIM-
Aktivierung gerne noch etwas vereinfacht werden.
Wo flach, wo tief?
Bei der Erstellung der Karte traten folgende Fragen auf: Welche Arbeitstiefe ist vor und nach welchen Kulturen in welchen Teilflächen auf welchen Böden die richtige? Wie groß sollten die Unterschiede in den Teilflächen sein? Zur Grundbodenbearbeitung haben wir auf besseren Teilflächen flacher (17 bis 20 cm) gelockert und in leichteren Zonen tiefer (bis 30 cm). Die vielen Einflussparameter erlauben jedoch keine allgemeingültige Empfehlung, dafür ist das Thema zu komplex.
Kosten soll das System — je nachdem, ob der Winkelsensor bereits montiert ist — zwischen 2.600 und 3.000 Euro ohne MwSt. Will man diese Kosten z. B. allein durch einen reduzierten Dieselverbrauch gegenfinanzieren, muss man bei einem Nettodieselpreis von 1,39 Euro/l rund 2.150 l einsparen; zusätzliche Kosten für die TIM-Freischaltungen sind hier unberücksichtigt. Bei einem Versuch der Innovation Farm im österreichischen Wieselburg benötigte man beispielhaft 14 % weniger Kraftstoff (profi 5/2022). Positiv ist die Möglichkeit, iQblue connect auch auf dem Pflug einsetzen zu können.
Das aus Fahrersicht prinzipiell sehr einfach umgesetzte System ContourTrack zur automatischen Konturanpassung auf Kuppen und in Senken erachten wir als sehr sinnvoll. Zunächst muss Lemken allerdings die Regelkurve und Intensität nachbessern, was zeitnah erfolgen soll.
Beim System iQblue connect sieht unser Ergebnis etwas differenzierter aus: Technisch funktioniert die GPS-gestützte Tiefensteuerung — zumindest mit passenden Softwareständen und den entsprechenden TIM-Zertifizierungen. Allein mit der Technik ist es noch nicht getan. Wichtig sind ergänzende Einsatzempfehlungen für verschiedene Böden zu unterschiedlichen Zeitpunkten, um die Potenziale voll auszuschöpfen.