Bauer: Sonst sorgen bei mir immer andere für Schäden, aber ich kann es auch selbst. Neulich hatte ich vergessen, das Batterieladegerät am Traktor abzunehmen, bevor ich losfuhr. Danach war es platt.
Maring: Wir werden alle nicht jünger, aber ein angeklemmtes Ladegerät sieht man doch.
Bauer: Heutzutage sitzen die Batterien bei Traktoren an den unmöglichsten Stellen. Aber das ist ein Thema für sich.
Fahrer: Unser Chef hat die Batteriepflege zu einer eigenen Wissenschaft erhoben. Und wenn eine Maschine nach längerer Standzeit nicht will, helfen wir mit einem zornigen Starthilfekarren nach.
Bauer: Bei Batterien bin ich auch kleinlich, vor allem im Winter. Deshalb brauchte ich ein neues Ladegerät.
Maring: Ein Klick bei Google oder eBay, und du bekommst hunderte.
Bauer: Genau das ist das Problem, nicht nur bei Ladegeräten. Im Internet wird nämlich auch viel Schrott angeboten, so dass billiges Werkzeug am Ende sehr teuer werden kann.
Maring: Da gebe ich dir Recht, die Erfahrung haben schon viele gemacht.
Bauer: Ich bin Landwirt und kein Elektroniker. Deshalb kaufe ich bestimmte Geräte und Dinge trotz Internet immer im Elektronikladen meines Vertrauens. Nicht ein einziges Mal bin ich enttäuscht worden.
Lohner: Das ist auch meine Devise. Aber mittlerweile frage ich mich, ob der Handel vor Ort sich nicht selbst abschafft?
Maring: Die Verbraucher sind das Problem, weil sie voll mit dem Geiz-ist-geil-Virus infiziert sind. Die Moral und die Wertschätzung für eine gute Kaufberatung sind dabei auf der Strecke geblieben.
Fahrer: Das ist definitiv so.
Maring: Du brauchst meinetwegen ein Tablet und gehst zum Händler. Der zeigt dir verschiedene Geräte und berät dich. Dann fällt dir ein, dass du es dir doch noch mal überlegen möchtest. Eine halbe Stunde später sitzt du am Rechner und kaufst das billigste Angebot im Netz. Wie soll der Handel das überleben?
Bauer: Das mag deine Vorgehensweise sein, aber nicht meine.
Lohner: Ich finde das auch nicht gut, aber manchmal drängt der Handel die Kundschaft geradezu ins Internet. So habe ich mich neulich mit dem Filialleiter unserer örtlichen Genossenschaft angelegt. Es ging um Schmierfett. Schlappe 5 Euro sollte die 400-g-Kartusche in seinem Laden kosten.
Bauer: Wofür braucht ihr Kartuschen? Ihr kauft das Schmierfett doch fassweise.
Fahrer: Es geht um die Fettpressen auf den Maschinen.
Lohner: Ich habe noch versucht zu handeln, aber der Kollege blieb stur bei 5 Euro. Er verwies darauf, dass es unabhängig von der Größe der Betriebe gerecht zugehen soll. Angesichts dieser Argumentation frage ich mich, wie lange die Bude wohl noch überlebt.
Bauer: Wahrscheinlich hast du daraufhin auch im Internet gekauft?
Lohner: Nicht gekauft, aber geschaut. Letztlich habe ich statt 5 Euro im Laden vor Ort bei meinem Großhändler 2,30 Euro plus Mehrwertsteuer pro Kartusche bezahlt, was auch noch viel Geld ist.
Fahrer: Ein anderes Beispiel. Wir brauchten noch drei Tablets. Also ging ich in den Elektronikladen einer bekannten Handelskette und dachte, ich kann sie dort kaufen und gleich mitnehmen. Nein, sie waren auf unbestimmte Zeit ausverkauft. Im Internet gab es diesen Typ aber lang und breit und obendrein günstiger.
Bauer: Das ist ein krasses Beispiel, aber zurück zu meinem Ladegerät. Ich habe auch zuerst im Internet geschaut und festgestellt, dass es nicht mehr wie vor zehn Jahren 180 Euro, sondern nur noch 150 Euro kostet. Das hat mich dann doch etwas überrascht.
Maring: Ein paar Klicks, und zwei Tage später hast du es in der Post.
Bauer: Genau das habe ich nicht gemacht! Vielleicht gab es ja ein Nachfolgemodell, das noch besser ist? Also fuhr ich zu meinem Elektronikladen. Schon von Weitem fielen mir riesige Schilder auf, und als ich hineinkam, traf mich der Schlag. Der Laden machte Ausverkauf und war bis auf Kabel verschiedenster Sorten fast leer. Und die sonst immer gut gelaunten Mitarbeiter verbreiteten Untergangsstimmung.
Fahrer: Weil sie neue Jobs brauchten?
Bauer: Genau das. Dabei war der Laden immer voll, wenn ich dort war. Die Mitarbeiter beklagten exakt die Einkaufsstrategie der Kunden, die Dieter gerade geschildert hat. Sich beraten lassen und dann billig im Internet kaufen.
Lohner: Also bist du ohne Ladegerät wieder nach Hause gefahren.
Bauer: Was blieb mir übrig? Mein einziger Trost war, dass mein Laden zu einem großen Elektronikhandel gehört, der im Internet sehr erfolgreich ist. Also kaufte ich dort.
Lohner: Und die Moral von der Geschichte ist, dass Qualitätsdenken und Edelmut nicht mehr angesagt sind.