Hangmähdrescher Beta AL4 von Massey Ferguson: Mit dem Hang zur Vorsicht
In der italienischen Region Forli-Cesena ist die Getreideernte weniger von Schlagkraft, sondern vor allem von Vorsicht geprägt. Wir haben zusammen mit Massey Ferguson einem echten Bergsteiger bei der Ernte zusehen können.
Ende Juli. Die Singzikaden zirpen im Takt. Morgens um sieben bereits 25 Grad Celsius. Jede Stunde wird es heißer. Auf dem Weg zu unserem Ziel, 50 km östlich von Bologna, steht die Grannenweizen-Ernte an. Das Wetter passt. Also steht einer schlagkräftigen Ernte nichts im Weg, oder?
Na ja, die naturräumlichen Gegebenheiten lassen den Einsatz eines Großmähdreschers wie z. B. dem Ideal 10 hier nicht zu. Wir sind in der Region Forli-Cesena, ziemlich genau mittig zwischen Bologna und Rimini. Das hügelige Umfeld eignet sich sehr gut für den Weinanbau, wegen des milden Klimas auch für Gemüse und Obst. Die Region ist aber eben auch geprägt von der Veredlung und damit von Futter- bzw. Ackerbau. Und letzterer hat es in dem Gelände in sich.
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Ende Juli. Die Singzikaden zirpen im Takt. Morgens um sieben bereits 25 Grad Celsius. Jede Stunde wird es heißer. Auf dem Weg zu unserem Ziel, 50 km östlich von Bologna, steht die Grannenweizen-Ernte an. Das Wetter passt. Also steht einer schlagkräftigen Ernte nichts im Weg, oder?
Na ja, die naturräumlichen Gegebenheiten lassen den Einsatz eines Großmähdreschers wie z. B. dem Ideal 10 hier nicht zu. Wir sind in der Region Forli-Cesena, ziemlich genau mittig zwischen Bologna und Rimini. Das hügelige Umfeld eignet sich sehr gut für den Weinanbau, wegen des milden Klimas auch für Gemüse und Obst. Die Region ist aber eben auch geprägt von der Veredlung und damit von Futter- bzw. Ackerbau. Und letzterer hat es in dem Gelände in sich.
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Am späten Vormittag erreichen wir Lohnunternehmer Pierangelo Biserni. Er kümmert sich in dieser Region neben der Getreideernte auch um das Pressen des Strohs für die Veredlungsbetriebe. Der Massey Ferguson 7360 Beta AL4 schneidet gerade einen neuen Schlag an. Das Feld ist nur 1,5 ha groß, und hat einen Höhenunterschied von über 20 m auf einer Strecke von nur 70 m Länge: 28 % Steigung!
Fahren Sie mit einem normalen Schlepper diese Steigung hinauf, ist das schon herausfordernd. Fahren Sie mit einem Mähdrescher ohne Hangausgleich diese Steigung hinauf, können Sie das Getreide auch gleich am Halm stehen lassen. Denn die fünf Schüttler des Mähdreschers würden das Getreide wie bei jedem Schüttlermodell dieser Welt ungleichmäßig durch die Maschine führen. Die Reinigung würde auch nicht funktionieren, die Körner würden einfach wieder hinten ausgeschieden.
Der Mähdrescher Beta AL4 gleicht 20° Neigung bzw. Steigung aus
Die Lösung für den sauberen Drusch am Hang ist das spezielle Fahrwerk — zu erkennen am Kürzel AL4. Damit ist das Modell in der Lage, ungeahnte Berge zu erklimmen — mit waagerecht ausgerichtetem Schüttlerkasten wohlgemerkt. Elektronische Neigungssensoren an der Vorderachse geben permanent Informationen an das hydraulische System weiter, in welcher Position die Maschine sich aktuell befindet.
Bis zu 35 % in Längs- und 38 % Steigung in Querrichtung kann der Drescher den Hang ausgleichen.
(Bildquelle: Bensing)
(Bildquelle: Bensing)
Wie groß der Ausgleichswinkel ist, erkennt der Laie erst auf ebener Fläche.
(Bildquelle: Bensing)
(Bildquelle: Bensing)
Der seitliche Ausgleich erfolgt über zwei Hydraulikzylinder, die auf der Vorderachse des Mähdreschers angeordnet sind. Die Vorderachse ist mittig mit einem Bolzen mit dem Chassis verbunden. Der Mähdrescher ist somit seitlich schwenkbar und kann bis zu 38 % Steigung ausgleichen. Die Längsnivellierung erfolgt ebenfalls mit zwei Hydraulikzylindern, die mit dem hinteren Parallelogramm der Hinterachse verbunden sind. Das Parallelogramm ist weiter vorne mit dem Maschinenrahmen und hinten mit dem Schwenklager der Hinterachse verbunden.
Wenn der Mähdrescher sich hinten auf und ab bewegt, kann er bis zu 35 % Steigung bergauf (dann sind die Zylinder voll ausgefahren) und 10 % Steigung bergab (die Zylinder sind voll eingefahren) ausgleichen.
Der Mähdrescher kann mit diesem Aufbau Quer- und Längssteigungen gleichzeitig ausgleichen. Der Bewegungsradius ist riesig und wird dem Betrachter erst bewusst, wenn die Maschine auf ebener Fläche manuell in die jeweilige Endposition der Zylinder gebracht wird. Damit ist der Beta AL4 nochmals deutlich hangtauglicher als das bei Massey Ferguson ebenfalls verfügbare Paralevel-Modell. Das ist in der Lage bereits bei 20 % Steigung mit herkömmlichen Fahrwerken auszugleichen.
Trügerische Sicherheit
Wir nehmen auf dem Beifahrersitz Platz und schneiden ein neues Feld an. Gleichmäßige, ebene Steigungen gibt es kaum. Der Acker wird nicht einfach außen umfahren. Das machen die unterschiedlichen Gefälle quasi unmöglich — selbst mit diesem Hangausgleich!
So fährt Biserni parallel zu den Höhenkontouren, die eine gleichmäßige Steigung erwarten lassen. Mit einem Auge hat er stets zwei Kacheln im Terminal im Auge, die ihm die aktuelle „Schieflage“ des Dreschers zeigen. Als Fahrer fühlt man sich in der Kabine des Beta 7360 vermeintlich sicher, bietet sie neben dem normalen Komfort trotz des Abgrunds auch fast immer eine ebene Sitzposition.
Sichtbar ist aber die Schrägstellung des 5,40-m-Schneidwerks. Als der trockene Grannenweizen (5 t/ha Ertrag) nur noch widerspenstig von der Schnecke nach „oben“ zum Schrägförderer gefördert wird, warnt ein dezenter Piepton, dass die maximale Auslenkung des Fahrwerks fast erreicht ist. Wir als Laien können die Steigung kaum einschätzen. Von der Kabine abgestiegen, wird uns erst bewusst, was das System auszugleichen vermag. Der Fahrer grinst und ergänzt: „Ja wir müssen eben auch bei 38 °C einen kühlen Kopf bewahren.“
Für einen niedrigen Schwerpunkt wird der Korntank nicht ausgeklappt. Bei einem Ertrag von 5 t/ha hier in der Region und dem Gelände ist von Höchstleistungen pro Stunde natürlich nicht die Rede. Das Überladen während der Fahrt ist ohnehin nicht möglich und die Flächengeometrie verlangt angepasste Ernte — italienische Gelassenheit ist der Schlüssel für sauberes Korn.
Die besten Kraxseleigenschaften hat der Massey Ferguson, wenn er bergauf fährt. Dann krallen sich die vier Räder, die allesamt angetrieben werden, prima in den Hang. Für ausreichende Verzögerung ist der AL4 mit stabilen Scheibenbremsen an beiden Vorderrädern versehen.
3,95 m Transportbreite
Der Grund, warum wir diesen Bergsteiger in Italien und nicht bei uns besucht haben, ist klar: Der Beta 7360 AL4 hat einen entscheidenden Nachteil. Für den stabilen Stand ist die Maschine knapp 4 m breit. Dies macht eine Zulassung und den Straßentransport in Deutschland nahezu unmöglich.
Es bedarf eines kühlen Kopfes bei der Ernte am Hang. Der Massey Ferguson 7360 AL4 ist ein echter Bergsteiger und ermöglicht die Ernte an kaum zugänglichen Orten. Die Akrobatik ist beeindruckend. Dennoch ist der Hang zur Vorsicht das beste Mittel unter diesen Bedingungen sicher zu ernten.
Auf und nieder, immer wieder
Auf den sanften Hügeln in der Region Forli-Cesena hat man bei gutem Wetter eine weite Sicht. Dabei ist uns diese besondere Fiatagri-Vollraupe aus der Ferne aufgefallen. Die schweren Böden werden bereits für die nächste Getreideaussaat vorbereitet.
Mit zweifurchigem Beetpflug pflügt die Raupe dabei immer nur den Berg hinab ins Tal. Bergauf hat der 163 PS starke Schlepper genug damit zu tun, sich und den vermeidlich kleinen ausgehobenen Pflug wieder bergauf zu ziehen.
In der prallen Mittagshitze ist die Kopfbedeckung das einzige kühlende Element für den Fahrer, schließlich strahlen Motor und Getriebe genug Hitze ab, um den Fahrersitz von unten anzuheizen. Laut Fahrer ist er bereits seit fünf Tagen auf dem Acker beschäftigt. Wir schätzen die Arbeitstiefe auf 30 cm bei schwerem nicht krümeligem Boden.