profi damals: Praxisvergleich Claas Do 108 SL Maxi und Do 204 Mega: Mega oder Maxi - wer leistet mehr?
Kann das Dreschwerk mit Beschleuniger-Trommel im neuen Fünfschüttler-Mähdrescher Claas Do 204 Mega das breitere Dreschwerk und den sechsten Schüttler des Do 108 SL Maxi ersetzen? Um diese Frage zu beantworten, haben wir im Sommer bei Lohnunternehmer Pepinghege im westfälischen Beckum mit beiden Maschinen auf einer Parzelle Weizen gedroschen.
Noch heute kann unser Praxisversuch von damals beim Gebrauchtkauf helfen.
Nachdem wir im vergangenen Jahr erste Einsatzerfahrungen mit dem Claas Do 218 Mega gesammelt hatten (profi 11/92, Seite 22), wünschten wir uns dieses neue Dreschsystem auch in Fünfschüttler-Maschinen. In diesem Jahr war es bereits soweit. Claas brachte den Do 204 Mega auf den Markt.
An diesem Mähdrescher wurden im Vergleich zum Do 98 SL Maxi die gleichen technischen Veränderungen vorgenommen wie an den Do 208/218 Mega im Vergleich zu den Do 108/118 SL Maxi. Neben dem Mega-Dreschsystem mit dem längeren Vorbereitungsboden verfügt auch der 204 Mega über die Reinigung mit zweiter belüfteter Fallstufe, die schon in die früheren Commandor-Typen 114 und 115 CS eingebaut wurde.
Bei praxisüblichen Durchsätzen leistungsgleich, darüber hinaus sogar leistungsstärker: Der Do 204 mit fünf Schüttlern...
(Bildquelle: Rademacher, Tovornik)
... im Vergleich zum konventionellen Do 108 SL Maxi mit sechs Schüttlern.
(Bildquelle: Rademacher, Tovornik)
Wie hoch ist die Leistungssteigerung durch das Mega-Dreschwerk mit der Beschleunigertrommel? Um diese Frage zu beantworten, haben wir auf einer Parzelle bei gleichen Durchsatzleistungen die Körnerverluste des Do 204 Mega im Vergleich zur Sechsschüttler-Maschine Do 108 SL Maxi bei der Winterweizenernte gemessen. Beide Maschinen waren mit dem klappbaren 4,5 m breiten Schneidwerk C 450 ausgerüstet, so dass der Materialstrom vom Messer bis zum Dreschwerk keine Unterschiede aufwies. Für beide Maschinen waren also die für den Test notwendigen Voraussetzungen gegeben.
Der Kornertrag des Winterweizens war auf unseren Testparzellen (zwischen den Fahrgassen) mit 103,6 dt/ha sehr hoch. Der Strohertrag war dagegen mit 65,2 dt/ha (Korn-Stroh-Verhältnis 1 : 0,63) relativ gering. Deshalb konnten wir mit beiden Mähdreschern hohe Korn-Durchsatzleistungen bei relativ geringen Körnerverlusten erzielen.
Nachdem wir uns in "Probeläufen" an den steiler ansteigenden Bereich der Verlustkennlinien beider Maschinen herangetastet hatten, betrug der Gesamtdurchsatz im ersten Versuch (Fahrgeschwindigkeit: 6,2 km/h) bei beiden Maschinen 45 t/h (27,6 t Korn und 17,4 t Stroh pro Stunde). Dabei haben wir 0,88 % Körnerverluste beim Do 108 SL Maxi und 0,79 % beim Do 204 Mega gemessen. Wegen der sehr geringen Differenz von nur 0,09 % Punkten kann beiden Maschinen hier eine gleichwertige Leistung bescheinigt werden.
Im zweiten Versuch (Fahrgeschwindigkeit: 6,6 km/h) fuhren wir mit einem Gesamtdurchsatz von 47,7 t/h (29,3 t Korn und 18,4 t Stroh pro Stunde). Jetzt betrugen die Körnerverluste des Do 108 SL Maxi 1,26 % und die des Do 204 Mega 1,04 %. Mit einer Differenz von 0,22 %-Punkten zeichnet sich hier eine tendentiell höhere Leistung des Do 204 Mega ab. Dies bestätigen auch bisherige Praxiserfahrungen, wonach die Körnerverlust-Kennlinie der Mega-Drescher nicht so steil ansteigt wie bei einem Mähdrescher mit konventionellem Dreschwerk.
Dass der Bruchkornanteil durch das Mega-Dreschwerk erhöht wird, konnten wir durch unseren Test nicht bestätigen. Die Trommeldrehzahl des Do 108 SL Maxi betrug 1300 U/min und die des 204 Mega 1150 U/min (Beschleuniger: 920 U/min) bei jeweils in Grundeinstellung eingestelltem Korb. Obwohl wir zunächst rein optisch einen höheren Mehlanteil im Korn des Do 204 Mega vermutet hatten, stellte die LUFA Münster mit jeweils 0,1 % einen sehr geringen Anteil von Fremdbestandteilen im Korn beider Maschinen fest.
Die Leistungssteigerung zeigt sich vor allem unter extremen Erntebedingungen. Dazu haben wir den Do 204 Mega bei der Ernte von Lagerweizen beobachtet. Während dann das konventionelle Dreschwerk ständig Brummgeräusche verursachte, blieb der Gutfluss im Mega-Dreschwerk gleichmäßiger und damit der Geräuschpegel sehr gering.
Doch die hohe Durchsatzleistung des 204 Mega deckt auch Schwachstellen der Maschine auf. Auf unserer Testparzelle konnte der Do 204 Mega mit seinem Korntankvolumen von 6,2 m3 den Ertrag von 0,46 ha bunkern. Der Korntank des Do 108 SL Maxi mit seinem Volumen von 7,5 m3 fasste dagegen den Ertrag von 0,56 ha. Bei einer praktischen Flächenleistung von zum Beispiel 2 ha/h ergeben sich somit für den Do 204 Mega 4,3 und für den Do 108 SL Maxi 3,6 Abtankvorgänge pro Stunde. Beim Überladen auf einen Standwagen dürfte der Do 204 Mega nach unseren Erfahrungen je nach Parzellengröße und Ertrag bis zu 10 % seiner Leistung einbüßen.
Wird dagegen auf ein parallel fahrendes Fahrzeug überladen, so bleibt die Leistung gleich, vorausgesetzt das Fahrzeug fährt auch immer pünktlich neben den Mähdrescher. Die bisherigen Erfahrungen im Lohnbetrieb zeigen, dass das Korntankvolumen im Vergleich zur Durchsatzleistung für die verschiedenen Einsatzverhältnisse vor allem beim Standwagenverfahren zu gering ist.
Wir halten fest: Mit dem Do 204 Mega bietet Claas seit der vergangenen Saison das Dreschwerk mit Beschleunigertrommel auch für Mähdrescher der Fünfschüttler-Leistungsklasse an. In unserem Praxisvergleich haben wir festgestellt, dass das Mega-Dreschsystem die größere Dreschkanalbreite des Do 108 SL Maxi und die damit verbundene höhere Abscheidefläche der Sechsschüttler-Maschine ausgleichen kann. In hohen Durchsatzbereichen verursachte der Do 204 Mega sogar weniger Verluste als der Do 108 SL Maxi, seine Verlustkennlinie verläuft flacher.
Damit ist die bislang übliche Leistungseinstufung von Schüttlermähdreschern nach der Anzahl der Schüttler bzw. der Dreschkanalbreite hinfällig. Eine Klassifizierung nach der theoretisch möglichen Durchsatzleistung erscheint zukünftig sinnvoller.
Die hohe Durchsatzleistung eines Dreschwerkes lässt sich aber nur in hohe Tages- bzw. Kampagneleistungen umsetzen, wenn die Verfahrenskette angepasst wird. Deshalb sollte beim Do 204 Mega das Korntankvolumen auf 7,5 m3 erhöht werden.
Dies wiederum wäre aber mit höheren Herstellungskosten verbunden. Derzeit ist der Do 204 Mega nicht nur aufgrund seiner Leistung, sondern auch wegen seines Anschaffungspreises eine wirkliche Alternative zum konventionellen Sechsschüttler-Mähdrescher. In der getesteten Version (gleiche Ausstattung) ist er laut Liste etwa 17 000 DM preisgünstiger als der Do 108 SL Maxi.