Große Kombiladewagen mit ordentlicher Bereifung und kurzer Schnittlänge, die nur für Großtraktoren geeignet sind, liegen im Trend. Für diese Kunden hat Strautmann den Magnon im Programm.
Als Familienunternehmen spezialisiert sich Strautmann aus Bad Laer im Bereich der Ladewagentechnik und scheut neue Entwicklungen nicht. So war die Vorstellung der neuen Pickup „Flex-Load“ mit Kunststoffzinken ein Novum in der Szene. Laufruhe, weniger Verschleiß und bessere Bodenanpassung predigen die Verkäufer.
Bei unserem Einsatz fielen die Laufruhe und der super einfache Zinkenwechsel auf. Von der Rechqualität können wir weder schwärmen noch schlecht berichten. Unter normalen Bedingungen ist die Aufnahmequalität ähnlich der einer Pickup mit Stahlzinken. Bei sehr kurzem Gras, wie z. B. nach dem Pflegeschnitt im Herbst 2021, ist die Aufnahmequalität tendenziell etwas schlechter als bei einem Modell mit dünnen Stahlzinken.
Die ungesteuerte Pickup wird hydraulisch angetrieben, die Drehzahl ist einstellbar. Im ersten Schnitt schien der Rotor der begrenzende Faktor, hier schaufelte die Pickup allzeit genügend Futter in den Schlund des Magnon. So lange, bis die Nockenschaltkupplung des Rotorgetriebes anspricht und die Pick-up weiter Futter fördert, bis die Kraft nicht mehr ausreicht und das Öl über das Druckbegrenzungsventil entweicht.
Sollte sich der Magnon mal verschlucken, muss die Pickup unserer Meinung nach automatisch den Befehl erhalten, nicht mehr weiterzudrehen. Das würde die Wiederinbetriebnahme des Rotors vereinfachen. Außerdem könnte die Knickdeichsel direkt ausfahren, damit der Schlund vergrößert wird, aber das sind Details am Rande.
Kombiladewagen Strautmann Magnon 430 CFS DO: Mit Turbo im Ladekanal
Ebenfalls ein Unikum bei den Strautmann Wagen ist das sogenannte Continuous-Flow-System (CFS). Hinter der Pickup dreht eine mit Rundeisen bestücke Stahlwalze relativ schnell. Sie soll das Futterpaket auf ganzer Rotorbreite gleichmäßig verteilen. Das können wir auch bestätigen. Zumindest werden punktuelle Belastungen des Antriebsstrangs, verursacht z. B. durch Zöpfe im Schwad, gedämpft.
Zweiter wichtiger Punkt für die Beschleunigerwalze: Strautmann kommt als einer der wenigen Hersteller ohne einen abgesenkten Kratzboden aus. Dennoch arbeitet die Pickup in einem günstigen Winkel zum Boden und kann flach angebracht werden.
Weniger angetan waren die Fahrer von den zu schwachen Stützrädern. Die Konstruktion, die mit der Stützrolle hinter der Pickup verbunden ist, scheint den Kräften nicht gewachsen. Die Aufhängung verbog in unebenem Gelände mehrfach. Das hat Strautmann nach eigenen Angaben bereits geändert und die Konstruktion verstärkt.
Der Integral-Rotor mit 2,10 m Gesamtbreite wird direkt über ein Planetengetriebe im Rotor von der 1000er-Schlepperzapfwelle angetrieben. Strautmann lagert die Antriebswelle mit einem zweiten Lager zwischen T-Getriebe und Schlepper. Damit ist die Gelenkwelle nicht nur schön kurz, auch der Lauf ist sehr ruhig — prima.
Ohnehin verdient die Anhängung samt super schmaler Deichsel und guter Schlauchgarderobe Bestnoten. In Verbindung mit dem nachlaufgelenkten Achsaggregat von BPW, das selbst bei 30,5 Zoll Bereifung noch 18° Lenkeinschlag ermöglicht, ist man als Ladewagenpilot sehr wendig unterwegs. Enge Einfahrten oder Hofzufahrten braucht der Fahrer nicht zu scheuen.
Auf der Straße sind die Abrollgeräusche der großen Räder auffällig. Zudem schränkt die hohe Bereifung den Aushub der Knickdeichsel ein, weil diese bereits für den Lademodus weit nach unten abgesenkt werden muss.
Wer mit dem Wagen auf Leistung fahren will, sollte nicht mit Antriebsleistung geizen. Der vorgespannte 6250R von John Deere passte gut zu diesem Wagen, um das Ladeaggregat im ersten Schnitt an der Kapazitätsgrenze zu fahren.
Die Fahrer loben die Menüführung, die sich in Lade-, Straßen-, Entlade- und wieder Straßenmenü teilt. Die sich automatisch sperrende Lenkachse mit zwei Signaltönen fürs Öffnen und Sperren macht ebenfalls Sinn.
Wir haben den Wagen ausschließlich mit dem ISO-Bus des Schleppers gesteuert. Das funktionierte tadellos. Sinnvolle Automatiken wie eine gerade Ausrichtung des Wagens über die Knickdeichsel, gute Folgeschaltungen bei der Entladung oder auch einfache Warnhinweise lassen erkennen, dass die Programmierer in der Praxis mit dem Wagen gearbeitet haben. So fragt das Terminal vor dem Wechsel ins Entlademenü, ob die klappbare Ladungssicherung geöffnet ist. Wie beim Häckselwagen auch, müssen wir hier das Klappsystem mit stehenden Zylindern an der Front kritisieren; nicht wegen der Funktion, sondern wegen der Kollisionsgefahr im Alltag.
Die Ladeautomatik, die ausschließlich mit einem Taster an der klappbaren Stirnwand arbeitet, ist in dieser Liga nicht mehr Stand der Dinge. Hier gibt es Lösungen mit Drehmomentsensor, die eine bessere Ausladung des Wagens und eine bessere Anpassung an das zu ladende Futter ermöglichen. Die schwenkbare Stirnwand gehört in dieser Leistungsklasse ebenfalls zum guten Ton. Die Vorteile liegen auch beim Magnon in der variablen Pressung sowie der schnelleren Entleerung des Wagens. Die Wand schwenkt schön schnell nach hinten, sollte aber auch im Automatikmodus noch manuell übersteuert werden können.
Das Futter wird vom vierteiligen Kratzboden mit 13 t Bruchlast pro Kette nach hinten geführt. Die optionalen drei Dosierwalzen entladen das Erntegut sauber zu einem gleichmäßigen Teppich. Zu langsam dreht der zweistufige hydraulische Kratzboden. Gerade für die Restmengenentleerung sollte Strautmann hier eine Schüppe zulegen.
Für den Häckseltransport im Mais ist der Wagen einfach nutzbar. Wer weniger Restmengen im Wagen möchte, sollte die Einlegebleche über dem Rotor installieren.
In der Basisausstattung mit Dosierwalzen kostet der Magnon CFS 430 DO bereits 152 000 Euro. In der Testausstattung mit 30.5-Zoll-Bereifung, zusätzlicher Beleuchtung und der Laderaumabdeckung sind dann 194 000 Euro zu berappen — ebenfalls neue Dimensionen.
Zum Vergleich: Bei der Einführung im Jahr 2019 kostete der Wagen in vergleichbarer Ausstattung noch 60000 Euro weniger. Die Folgen der aktuellen Rohstoffknappheit und des Teilemangels zeigen ihre Wirkung.
Die Weitwinkelkamera hinten vor den Dosierwalzen ist super und ermöglicht eine gute Einschätzung der Wagenfüllung.
Die Messerüberlastsicherung nach dem Kniehebelprinzip gefällt besser als das vorige System mit Fangrolle. Eine Lichtschranke hinter den Messern signalisiert dem Fahrer, wenn ein Messer ausschwenkt.
Der Messerwechsel geht einfach von der Hand. Ohne abgesenktem Kratzboden ist der Raum unterhalb des Wagens vergleichsweise groß.
Die Innenraumbeleuchtung mit LED-Streifen ist gut, die Kennzeichnung mit LED-Blinkern hinten in Ordnung, zusätzliche Leuchten oben an der Heckklappe würden den Wagen komplettieren.
Der Einstieg in den Wagen mit separat zu stellender Alu-Leiter ist fummelig.
Die Überlastsicherung in der Gelenkwelle ist auf 2 200 Nm ausgelegt.
Der Magnon CFS von Strautmann ist das Vorzeigeobjekt des Familienunternehmens. Der Kombi-Wagen überzeugt mit einem leistungsfähigen Ladeaggregat, guter Schnittqualität und vielen praktischen Details, wie der neuen Messerhalterung.
Die neue Pickup mit Kunststoffzinken macht ihren Job, läuft sehr ruhig und ist im harten Lohnunternehmeralltag super einfach zu warten. Die Rechqualität passt, kommt bei sehr feinem Futter aber an die Grenzen. Der Magnon kostet in der Testausstattung knapp 195 000 Euro ohne Mehrwertsteuer.
Das Lohnunternehmen Schafmeister aus Lemgo hat seit zwei Jahren vier Magnon 430 CFS DO im Einsatz. „Wir hatten zuvor gute Erfahrungen mit den GigaVitesse Modellen gemacht“, begründet Geschäftsführer Tobias Schafmeister die Kaufentscheidung. Die Wagen werden meist von John Deere 6250R Traktoren gezogen. Schafmeister ist zufrieden mit den Rech- und Verschleißeigenschaften der neuen Pickup.
Unzufrieden ist der Praktiker mit der Aufhängung der Stützräder. „Die Konstruktion ist bei den Magnon-Modellen zu schwach, aber das Kulanzverhalten seitens Strautmann passt. Den Fahrern gefallen die einfache logische Bedienung und das wendige, leichtzügige Fahrverhalten der Ladewagen“, so der Praktiker. Die Schnittqualität ist in Ordnung. Die Dosierung über die drei Dosierwalzen funktioniert gut, wenngleich der Antrieb stärker ausgelegt sein könnte.
800 Fuhren im Jahr
Herbert Schwandner aus Traunstein fährt seit nunmehr drei Jahren einen der ersten Magnon-Modelle. Der Magnon 430 CFS DO wird im hügeligen Terrain von einem Fendt 936 gezogen. Schwandner ist begeistert von der neuen Pickup. „Die Fahreigenschaften mit elektrischer Zwangslenkung sind am Hang gut“, berichtet der Praktiker außerdem. Beim Maistransport sollte die Überlastsicherung der Dosierwalzen weniger schnell ansprechen.