Mit dem damals größten Traktor und passenden Maschinen läuteten nach vorn schauende Landwirte 1992 eine neue Dimension der überbetrieblichen Maschinnutzung ein.
Wenn der große Schlepper sich dem "Rentenalter" nähert, gibt es für viele Betriebsleiter nur zwei Alternativen. Entweder geben sie viel Geld für Reparaturen aus oder noch mehr für einen Neuschlepper. Im ehemaligen Landkreis Vilshofen haben die Landwirte jetzt eine dritte Alternative. Denn die AgroRent GbR bietet ihnen sowohl kostengünstige als auch leistungsfähige Maschinen für die Bodenbearbeitung an: Einen 228-PS-Schlepper, einen Aufsattel-Volldrehpflug, eine angehängte Scheibenegge mit Säeinrichtung für Zwischenfrucht sowie eine Saatbettkombination.
Die AgroRent GbR ist eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die im Frühjahr dieses Jahres von 22 zukunftsorientierten Landwirten gegründet wurde. Von der Größe der Maschinen darf man nicht spontan auf die Betriebsgröße der AgroRent-Mitglieder bzw. -Kunden schließen: Im Durchschnitt bewirtschaften sie etwa 25 ha, das Spektrum reicht von 14 bis 140 ha. Zuckerrüben und intensiver Futterbau sind für die meisten Betriebe die Haupteinnahmequelle.
Einer der Pioniere ist Josef Altschäffl aus Bachling. Er bewirtschaftet einen 37-ha-Betrieb. Für die schweren Arbeiten steht ihm sein 20 Jahre alter 80-PS-Schlepper zur Verfügung. Diesen müsste Altschäffl in absehbarer Zeit ersetzen, um das Risiko teurer Reparaturen zu senken. "Aber bei den derzeitigen Aussichten wäre das für meinen Betrieb der Anfang vom Ende", sagt der Betriebsleiter.
So denkt nicht nur Josef Altschäffl. Deshalb besteht im Maschinenring Buchhofen schon seit längerem eine Nachfrage nach PS-starken Schleppern mit den Geräten für die Bodenbearbeitung. Angesichts ausreichender Arbeitskapazitäten möchten die meisten Landwirte die Maschinen ohne Fahrer mieten.
Also machte Maschinenring-Geschäftsführer Franz Wagner "seinen" Landwirten vor einem Jahr ein Angebot. Er "organisierte" einen fabrikneuen John Deere 4955 mit 228 PS, den die Landwirte für einen Stundensatz von 45 DM (ohne Kraftstoff) vom Hersteller mieten konnten. Um den Schlepper auslasten zu können, standen ein siebenfurchiger Aufsattelpflug sowie eine Scheibenegge mit 6 m Arbeitsbreite als Vorführgeräte zur Verfügung. Damit war die Versuchsphase für die AgroRent GbR eingeläutet.
Alle interessierten Landwirte hatten einen Schlepper und Geräte für die Stoppelbearbeitung auf dem Hof, vom Pflug ganz zu schweigen. Dennoch schaffte der 228-PS-Schlepper mit Scheibenegge und Pflug bis Ende Dezember 600 Betriebsstunden. Das war nach Berechnungen von Franz Wagner die untere Auslastungsgrenze, die bei einem akzeptablen Stundensatz einen Kauf rechtfertigt. Und darauf drängten die Hersteller des Schleppers und der Anhängegeräte.
Mit Hilfe des Landesverbandes der Maschinenringe und eines Steuerberaters entwickelte Wagner einen Gesellschaftsvertrag. Danach gründeten 22 Landwirte im Januar eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, deren Zweck es ist, Maschinen für die Bodenbearbeitung zu vermieten, auch an Nichtmitglieder. Im Frühjahr wurde der "gebrauchte" 228-PS-Schlepper gekauft. Eine Scheibenegge mit 4,7 m Arbeitsbreite sowie eine 6 m breite Saatbettkombination folgten vor zwei Monaten. Die jüngste Investition ist ein sechsfurchiger Vario-Aufsattel-Volldrehpflug. Die Kaufsummen wurden komplett auf dem freien Kapitalmarkt beschafft. Die GbR wirtschaftet also ausschließlich mit Fremdkapital.
Was veranlasste die 22 Landwirte, sich an der AgroRent GbR zu beteiligen und deren Geschäftsrisiko mitzutragen, wenn sie die Maschinen auch als Außenstehende nutzen können? Dafür gibt es zwei handfeste Gründe:
• Mit Eintritt in die Gesellschaft kann der Landwirt sogenannte Schlepper-Stunden-Anteile zeichnen, deren Anzahl etwa seinem Bedarf an Großschlepper-Stunden entspricht. Diese sind mit 40 DM (plus MwSt.) relativ günstig, während ein Nichtmitglied 50 DM (plus MwSt.) für eine Schlepperstunde bezahlen muss.
• Weil die AgroRent-Mitglieder gleichzeitig Eigentümer und Mieter der Großmaschinen sind, können sie sich selbst den "besten Preis machen". Sie haben Einblick in den Geschäftsverkehr und die Gewähr, dass keine Gewinnspannen von Dritten abgeschöpft werden. Falls die GbR Gewinne erwirtschaftet, werden diese genutzt, um den Mietpreis vorrangig für die Gesellschafter zu senken. Sie nutzen modernste Geräte also immer zu geringstmöglichen Kosten.
Allerdings müssen die Gesellschafter das Geld für die gezeichneten Anteile gleich zu Beginn jeden Jahres einzahlen. So hat z.B. Georg Mayerhofer aus Parschalling 50 Anteile gezeichnet und 2 000 DM (plus MwSt.) einbezahlt. In diesem Jahr kann er den 228-PS-Schlepper also 50 Stunden zu einem Tarif von 40 DM pro Stunde nutzen. Für die drei angehängten Bodenbearbeitungsgeräte muss er jeweils 33 DM (plus MwSt.) pro ha Einsatzfläche bezahlen. Diese Preise gelten auch für Nichtmitglieder der GbR.
Falls es Landwirt Mayerhofer nicht gelingt, diese 50 Stunden in Anspruch zu nehmen, verfällt sein Restguthaben am Jahresende zugunsten der GbR. Durch diese Klausel wird die Mindestauslastung des Schleppers garantiert. Jede Schlepperstunde, die er über seine gezeichneten Anteile hinaus in Anspruch nimmt, wird mit 50 DM (plus MwSt.) verrechnet. Damit den Gesellschaftern nicht der Anreiz genommen wird, die Großmaschinen in Zukunft stärker zu nutzen, können die Anteile jeweils zu Jahresbeginn aufgestockt werden.
Eine derartige Form gemeinschaftlicher Maschinennutzung erfordert eine gute Organisation. Die Unterbringung sowie Pflege und Wartung der Maschinen übernehmen fünf Landwirte, die im Ringgebiet räumlich verteilt "Maschinenstationen" eingerichtet haben. Ihre Aufwendungen sowie ein angemessener Stundenlohn werden von der AgroRent GbR bezahlt. In einer Benutzungsordnung sind Rechte und Pflichten der Entleiher festgelegt. So müssen sie an einer Einweisung teilnehmen, bevor sie Schlepper und Geräte auf ihrem Betrieb einsetzen. Die Einsatzplanung läuft über die" Stationsleiter" oder Geschäftsführer Franz Wagner. Ein Funkgerät auf dem Schlepper erlaubt auch eine kurzfristige Planung. Als Hilfe befinden sich Tonband-Kassetten mit Bedienungshinweisen auf dem Schlepper.
Wenn ein Mieter die Maschinen von einer der fünf Stationen abholt, trägt die AgroRent zunächst die Kosten der Anfahrt. Sobald der Landwirt mit der Arbeit beginnt, trägt er den Traktormeterstand im Bordbuch ein. Pflug, Scheibenegge und Saatbettkombination sind mit
Hektarzählern ausgerüstet, deren Stand ebenfalls notiert werden muss. Nach getaner Arbeit wird der Traktor grundsätzlich vollgetankt und sauber bei der nächstgelegenen Station "abgeliefert". Dort werden wiederum die Zählerstände eingetragen.
Die Mitgliedschaft im Maschinenring Buchhofen ist die einzige Voraussetzung für die Nutzung der Maschinen. Dieser rechnet die Einsätze mit den Kunden nach den Eintragungen im Bordbuch ab. Ebenso übernimmt der Maschinenring die Verwaltung der AgroRent GbR. Für diese Tätigkeiten behält er 2,5 Prozent des Verrechnungswertes ein.
Eine Maschinengemeinschaft wie die AgroRent GbR birgt natürlich auch eine Menge "Sprengstoff". Muss es unbedingt ein 228-PS-Schlepper sein, ein 160er hätte es doch auch getan? Dazu Geschäftsführer Wagner: "Unser Schlepper verursacht nur unwesentlich höhere Kosten als ein 160er, pro kW ist er in dieser Hinsicht unschlagbar. Unsere Kunden fragen heute nicht mehr: "Wieviel PS hat der Schlepper?", sondern "Wieviel kostet mich der gepflügte Hektar oder der Stoppelumbruch?".
Solange wie die Maschinen laufen, wird niemand den Kostenvorteil in Frage stellen - wäre da nicht das Schadensrisiko! Aber auch hierfür gibt es klare Regelungen. Zunächst sind die Schäden am Fahrzeug, die der Entleiher im Straßenverkehr verursacht, durch eine Vollkasko-Versicherung gedeckt. Er muss dann eine Selbstbeteiligung von 1 000 DM aus der eigenen Tasche bezahlen. Wird aber z.B. ein Reifen durch zu enges Wenden beschädigt, ist das eindeutig ein Bedienungsfehler, für den der Landwirt haftet.
Alle Reparaturkosten, die nicht auf Bedienungsfehler zurückzuführen sind, trägt die GbR. Die obligatorische Einweisung für jeden Entleiher sowie eine straffe Benutzungsordnung minimieren das Risiko, dass der Schlepper z.B. Schaden durch einen zu geringen Ölstand im Getriebe nimmt. Die Praxis hat das Konzept bisher bestätigt: Obwohl der Schlepper von über 30 verschiedenen Fahrern benutzt wird, trat noch keine Reparatur auf, die auf einen Bedienungsfehler zurückzuführen war.
Georg Mayerhofer sieht dafür noch einen weiteren Grund: "Als Miteigentümer bin ich natürlich besonders bestrebt, die Kosten unserer Maschinen niedrig zu halten. Entsprechend werden sie auf meinem Betrieb behandelt. Und so denken auch die Nichtmitglieder, denn sie wollen auch in Zukunft unser Angebot nutzen können“.
Ein Angebot kann aber nur genutzt werden, wenn das Objekt auch verfügbar ist. Was passiert, wenn nach einer Schlechtwetter-Periode 10 Landwirte gleichzeitig pflügen wollen? "Wir haben noch keine Erfahrungen mit Extremsituationen gemacht", gibt Franz Wagner zu.
Während der Versuchsphase im letzten Herbst gab es nach Angaben von Landwirten keinerlei Probleme. Ein Grund dafür sind die zum Teil unterschiedlichen Anbaustrukturen der AgroRent-Kunden, so dass sich die Maschineneinsätze schon naturbedingt verschieben. Außerdem ist die Bodenbearbeitung im ehemaligen Kreis Vilshofen kein "Saison-Geschäft", Minutenböden sind dort die Ausnahme. In der Regel kann bis in den Winter hinein gepflügt werden.
Für einen wirtschaftlichen Einsatz sind 600 Stunden pro Jahr für den Schlepper natürlich zu wenig. Die "AgroRentler" streben deshalb eine Auslastung von mindestens 1 000 Stunden an. So könnten sie die Kostendegression voll nutzen. Dann aber sind Engpässe vorprogrammiert. "Notfalls machen wir die Nacht zum Tage! Wenn es wirklich eng wird, bieten wir die Maschinen zu einem Nachttarif an, der um 20 Prozent unter dem derzeitigen Satz liegt", erklärt Josef Altschäffl.
Ein reibungsloser Ablauf der Maschineneinsätze setzt natürlich eine akkurate Planung voraus. "Und wenn mal etwas schiefläuft, haben wir immer noch den Wagner Franz als Sündenbock", verdeutlicht Josef Löw, ebenfalls Mitglied der AgroRent, scherzhaft die wichtige Funktion des Maschinenrings als neutrale Anlaufstelle. So wie er sind auch seine 21 Kompagnons davon überzeugt, dass sie mit der AgroRent GbR einen richtigen Schritt in die Zukunft getan haben, "denn unsere Betriebe sollen angesichts fallender Preise und Flächenstilllegungen nicht an einer Übermechanisierung ersticken" .
Gemeinsame Großmaschinen ...
• wo auf den Betrieben eine ausreichende Arbeitskapazität vorhanden ist,
• wo ein funktionsfähiger Maschinenring Management und Einsatzleitung übernimmt,
• wo das Einsatzgebiet für eine Maschine nicht zu groß ist,
• wo die Bodenbearbeitung zeitlich flexibel ist (keine Minutenböden),
• und wo die Anbaustrukturen im Einsatzgebiet möglichst vielfältig sind.
... passen nicht dorthin,
• wo die Arbeitszeit der Landwirte knapp ist,
• wo es keinen Maschinenring gibt,
• wo ein ausreichendes Angebot von leistungsfähigen Lohnunternehmern vorhanden ist,
• und wo eine starke Parzellierung der Flächen den Einsatz von Großmaschinen behindert.