„Wenn man Zeit und Ahnung hat, dann geht das — auf die Proportionen kommt es an “, antwortet Wolfgang Meyer auf die Frage, wie er solche detailgetreuen Oldtimer in geschrumpfter Version nachbauen kann. In den Punkten kann man ihm nicht widersprechen. Und mindestens so interessant ist die Frage, wie er überhaupt auf diese Idee kam. Denn er könnte es auch einfacher haben und sich die Originale in die Scheune stellen.
Den Anstoß für den Bau gaben zwei Begebenheiten. Der heute 63-jährige Landmaschinen- und Maschinenbaumeister ging vor 15 Jahren wegen einer Lungenkrankheit in Frührente.
Zuvor hatte er in seinen Anstellungen und später als Selbstständiger immer Vollgas gegeben und wollte sich mit 48 Jahren noch nicht zur Ruhe setzen. Damals war sein jüngster Sohn Matthias zwölf Jahre alt und von Kindesbeinen an total traktorbegeistert.
„Papa, bau mir doch diesen Schlüter nach, dann kann ich euch auf dem Hof wunderbar helfen“, sagte Matthias Meyer, als er einmal wieder mit seinem Vater auf einem Oldtimertreffen war. Wolfgang Meyer wusste, dass der Junge nicht eher Ruhe geben würde, bis er wenigsten anfängt zu bauen. So entstand 2009 im Maßstab von etwa 1:2 ein grauer Schlüter AS 22, im Original Mitte der 1950er Jahre gebaut.
Später baute Meyer noch einen Frontlader mit Handhydraulik an diesen Traktor. Ein weiteres Projekt war ein selbst gebautes Hoffahrzeug, um seiner Frau das Füttern und Ausmisten der Pferde, Ziegen und Esel zu erleichtern. Matthias Meyer stimmte 2013 zu, dass sein Vater den Traktor verkaufte. Er begann eine Ausbildung als Landmaschinenmechaniker und ist heute Feinwerkmechanikermeister.
Wolfgang Meyer baute in den Folgejahren weitere Minitraktoren, so dass die Familie besonders zur Freude der Enkel vier selbstfahrende Schlepper besitzt. Das sind ein Porsche Junior, ein Eicher Wotan II, ein Hanomag Robust 800 und ein Lanz-Bulldog. Die Maßstäbe von 1 : 1,5 bis 1 : 2 hat der Konstrukteur an den verfügbaren Rädern bemessen und daran, dass auch ein Erwachsener auf den Fahrerstand passt.
Das Differenzial des Wotan ist aus einem BMW, das Getriebe aus einem Aufsitzmäher.
(Bildquelle: Tovornik)
Der Bulldog mit Dieselmotor wird per Pedal ausgekuppelt, um zu schalten.
(Bildquelle: Tovornik)
Unterschiedliche Antriebe
Der Porsche verfügt über einen Benzinmotor und den Hydrostaten eines Rasentraktors. Der Hanomag und der Eicher haben ebenfalls einen Benzinmotor, aber eine Fliehkraftkupplung und ein Schaltgetriebe. Im Bulldog hat Wolfgang Meyer einen verdampfergekühlten Einzylinderdieselmotor aus China eingebaut. Der Klang dieses Nachbaus ist sensationell und steht dem originalen Bulldog in Nichts nach. Einige Kotflügel konnte Meyer im Zubehörhandel kaufen und umarbeiten. Aber die meisten Blechteile hat er aus 1,5 mm starkem Material selbst angefertigt, wobei er sehr sparsam mit Spachtel umgeht. „Ich war oft in der Schmiede meines Großvaters und habe in der Lehre von der Pike auf gelernt, mit Metall zu arbeiten“, berichtet Wolfgang Meyer. Besonders stolz ist er auf die handgefertigte Motorhaube des Porsche-Diesel oder die Lüftungsgehäuse des Eicher Wotan. Dass er die Elektrik und das Lackieren auch selber macht, ist Ehrensache. Lediglich die Schriftzüge stammen aus dem Schneidplotter seiner Tochter Kristin.
Zurzeit experimentiert er mit einem Elektroantrieb und hat sich dafür einen gebrauchten Senioren-Scooter gekauft. Es geht darum, für seine Frau einen neuen Hoflader zu bauen. Wenn der fertig ist, entsteht vielleicht ein neuer elektrischer Hanomag. Bei der Auswahl und der Konfiguration des Soundmoduls hilft Matthias Meyer, wenn es nicht vorangeht.
Die Lüftergehäuse und die Haube hat Wolfgang Meyer aus Blech in Handarbeit angefertigt.
(Bildquelle: Tovornik)
Der Benzinmotor leistet 6,5 PS. Der Porsche schiebt im Winter Schnee.
(Bildquelle: Tovornik)
Die Motivation
Letztlich verrät der Minitraktorfabrikant, was ihn antreibt: „Wichtig ist für mich, dass die Arbeit in der Werkstatt Spaß macht und dass diejenigen, die mit meinen Treckern fahren, mit einem Grinsen im Gesicht absteigen.“