Wenn Sie im Internet nach Ballenzangen für Rund- und Quaderballen suchen, stoßen Sie auf ein breites Angebot. Bei näherer Betrachtung trennt sich die Spreu allerdings schnell vom Weizen. Zum einen ist die erforderliche CE-Kennzeichnung nicht bei allen Importgeräten nachvollziehbar, und zum anderen erlauben einige Geräte nur überschaubare Traglasten.
Für unsere Testgruppe haben wir mindestens 1 000 kg Traglast und 2 m Öffnungsweite vorausgesetzt. Mit diesen Eckdaten schickten vier Hersteller ihre Universalzangen mit Linearverschub in den Ring: Göweil (BTGQU), Fliegl (QBZFLM), Saphir (QBZ) und Tanco (D80) — alle für die Euroaufnahme am Frontlader. Als fünftes Modell mit gänzlich anderer Bauart hat Bressel und Lade die B40 zur Verfügung gestellt.
Aufgrund der Sonderform betrachten wir diese Zange am Ende des Beitrages separat. Drei weitere Hersteller sind unserer Einladung für den Vergleich nicht gefolgt: Quicke, Stoll und MX — schade!
Anbau der Ballenzangen an den Frontlader
Schon beim Anbau an den Eurorahmen fielen deutliche Unterschiede auf. Schlusslicht ist das preiswerte Modell von Fliegl, das sich aufgrund der geringen Bauhöhe nur mit weit ausgekipptem Schnellwechselrahmen koppeln lässt. Auch die Zange von Tanco ist hier nur durchschnittlich: Die Fanghaken sind mit Bügelschrauben auf den Rahmen geklemmt, was schon im Lieferzustand zu ersten Problemen führte, da der Abstand nicht optimal eingestellt war. Die Zangen von Göweil und Saphir lassen in diesem Punkt keine Wünsche offen.
Bei den jeweils zwei Ölschläuchen gibt es zwar auch Unterschiede, sie stellten sich in der Praxis aber als weniger entscheidend heraus. Dennoch punktet die Zange von Saphir, da die Schläuche verwechslungsfrei mit Kennfixx-Schlauchmarkierungen versehen sind. Zudem überzeugt sie als einzige Zange mit einer praktischen Schlauchgarderobe. Bei den anderen Testkandidaten muss man die Schläuche in Parkposition auf dem Rahmen ablegen, was eine Gefahr für Beschädigungen bedeutet.
Während Göweil und Saphir mit einstellbaren Druckbegrenzungs- und Lasthalteventilen arbeiten, kommen die Modelle von Fliegl und Tanco ohne solche Optionen daher. Falls die Ventile des Schleppers intakt sind, ist das kein Problem. Leiden sie aber an leichter Undichtigkeit, sind die Modelle von Saphir und Göweil im Vorteil.
Bei der Zange von Göweil lässt sich sogar einstellen, welche Seite zuerst öffnen oder schließen soll — eine hilfreiche Möglichkeit bei begrenzten Laderäumen. Als etwas unglücklich stellte sich die Schlauchverlegung an der Tanco-Zange heraus. Die Ölleitungen inklusive der T-Stücke und Absperrhähne sind unter dem oberen Hauptrahmen positioniert. Super, solange die Leitungen dicht sind. Im Rahmen einer Leckage stellte sich die Zugänglichkeit mit einem Maulschlüssel jedoch als sehr schlecht heraus. Tanco sollte außerdem die Führung der Schläuche ändern, damit sie beim Verschieben der Klemmbügel nicht am Rahmen schleifen.
Universalballenzangen: Weniger ist mehr
Im stundenlangen Wickelbetrieb an verschiedenen Wickelstellen überzeugten die Modelle mit Teleskoprahmen von Fliegl und Saphir. Auch bei Straßenfahrten sowie beim Be- und Entladen von Anhängern mit Bordwänden sind diese Konzepte im Vorteil. Zu guter Letzt haben diese Zangen auch an Ballenmieten wegen der geringeren Außenbreite die Nase vorn.
Sowohl Fliegl als auch Saphir nutzen zum Teleskopieren ein Rohr-in-Rohr-Prinzip. Bei Fliegl ist der Rahmen nicht geschmiert, bei Saphir schon.
Womöglich würde dem Mechanismus von Fliegl auch eine Gleitschicht guttun, um den Materialabrieb zu verringern. Hier waren bereits nach wenigen Einsätzen deutliche Riefen im Innenrohr ersichtlich, da hier permanent eine Schweißnaht am inneren Rohr schliff — das darf nicht passieren. Zudem sorgte ein großes Spaltmaß zwischen innerem und äußerem Quadratrohr für ungewollte Dynamik: Bereits per Hand ließen sich die Klemmbügel um 7 cm an der Spitze anheben.
Spätestens beim Durchfahren von Bodenwellen kommt es zu unnötigen Schlägen, die weder für den Frontlader, die Vorderachse oder den Fahrer angenehm sind. Bei den drei anderen Zangen ist die Anbindung der Klemmbügel besser gelöst.
Göweil und Tanco — mit den breiten Rahmen — verschieben die Klemmbügel mit Hilfe von Kunststoff-Gleitplatten auf dem Hauptrahmen. An der Zange von Tanco ist das System ausgereift — auch mit Blick auf einen späteren Austausch.
Göweil lieferte uns für den Test einen Prototyp, dessen Verschleißplatten noch Potenzial bieten. Hier gleitet ein äußeres Quadratrohr auf einem inneren. Zwischen den beiden Rohren sind vierseitig Gleitplatten aus Kunststoff montiert. Verschraubt waren diese mit zwei Senkkopfschrauben je Platte. Bei einer der Platten riss diese Verschraubung ab und beschädigte das Innenrohr. Auch der Austausch der Platten ist sehr aufwändig, da die Zange hierfür weitestgehend auseinandergebaut werden muss.
Obwohl die Saphir-Zange im direkten Vergleich am schmächtigsten aussieht, war das Bild im Praxiseinsatz ein anderes.
(Bildquelle: Tovornik)
Je höher die Koppelpunkte für die Euroaufnahme angebracht sind, desto komfortabler lassen sich die Zangen mit dem Frontlader aufnehmen. Hier haben Göweil und Saphir die Nase vorn.
(Bildquelle: Tovornik)
A und O: Folienschonung
Bei den Zangen von Tanco und Göweil stehen seitlich Sechskant-Schraubenköpfe über, die beim mehrreihigen Ballenstapeln zu Folienschäden führen können. Die Zangen von Fliegl und Saphir bieten an anderen Stellen Optimierungspotenzial zur Folienschonung: Am feuerverzinkten Rahmen von Fliegl entdeckten wir zum Beispiel scharfkantige Schweißpickel. Beim Model von Saphir entpuppte sich ein gekröpftes Flacheisen an der Stirnwand als Gefahrenstelle. Vor allem bei großen und weichen Rundballen presste sich das bereits abgeschrägte Flacheisen in die Folie.
Konische Ballenbügel
Bei den Klemmbügeln verfolgen die Hersteller unterschiedliche Philosophien, um die Silageballen möglichst sicher aufzunehmen und zu halten: Besonders gut hat uns das System von Göweil gefallen. Hier verlaufen die Klemmbügel nicht parallel — weder in Fahrtrichtung noch vertikal. Dies gibt selbst bei mäßig gepressten Ballen einen sicheren Halt.
Kommen wir zu den Bügellängen: Diese unterscheiden sich mit 1,06 m (Saphir) bis zu 1,30 m (Fliegl). Mit 1,14/1,15 m liegen die Bügel bei Tanco und Göweil dazwischen. Auch wenn kürzere Bügel zunächst nach einem Nachteil klingen, stellte sich dies im Einsatz als wenig kritisch heraus.
Viel wichtiger ist die Stabilität, die bei der Fliegl-Zange am geringsten war. Durch die gewählte Konstruktion und die nachgebenden Bügel nahmen die Fahrer durchweg eine nach vorne abnehmende Klemmkraft wahr — ein großer Nachteil bei unförmig gepressten Ballen.
Spätestens mit nassgepressten Ballen werden auch die Gewichtsunterschiede der Geräte deutlich. Die Zange von Saphir ist für den Frontlader und die Vorderachse mit leichten 354 kg am schonendsten, die Zange von Fliegl wiegt mit 374 kg nur geringfügig mehr.
Die Modelle mit feststehendem Rahmen sind hingegen deutlich schwerer: Die Zange von Tanco bringt 429 kg auf die Waage und das Göweil-Modell sogar 451 kg. Zwischen der leichtesten Zange von Saphir und dem schwersten Modell von Göweil liegen also knapp 100 kg, die durch unterschiedliche Hebellängen auch spürbar sind.
Vergleichbar groß sind auch die Schwankungen beim Preis. Hier führt das Modell von Fliegl die Testgruppe mit gut 2 000 Euro Listenpreis ohne MwSt. an. Mit rund 1 000 Euro mehr liegt Saphir bei knapp 3 100 Euro auf dem zweiten Platz. Es folgen Göweil (fast 3 300 Euro) und Tanco (knapp 3 500 Euro).
Die Bügel für den Transport einer zweiten Ballenlage sind für kleine, leichte Ballen und lange Wege interessant. Beim Beladen von stationären Wickelmaschinen können sie stören.
(Bildquelle: Tovornik)
Beim Beladen von stationären Wickelmaschinen kann der zusätzliche Bügel stören.
(Bildquelle: Tovornik)
Wir fassen zusammen
Fliegl trumpft mit einem attraktiven Preis auf, allerdings nicht konstruktiv. Ein Serien-Update soll einiges ändern, das neue Modell kann für die Eigenmechanisierung ausreichend sein. Die Zange von Saphir überzeugt mit übersichtlicher Bauweise und attraktivem Preis. Sie ist auch für Lohnbetriebe empfehlenswert. Die Zangen mit feststehendem Rahmen (Göweil und Tanco) haben einen massiven Grundrahmen. Allerdings liegen sie bei der Einsatzflexibilität sowie den Gewichten und Preisen etwas zurück. Im Vergleich zur Zange von Saphir wiegt das Göweil-Modell rund 100 kg mehr, was sich spätestens bei nassen Silageballen bemerkbar macht. Im Vergleich hatten die Systeme mit Teleskoprahmen die Nase vorn.
Fliegl QBZFLM
Die Wickelballenzange von Fliegl ist klein und übersichtlich. Sie eignet sich gut zum Be- und Entladen von Anhängern mit Bordwänden. Trotz der geringen Baugröße liegt sie mit 374 kg Gewicht im Mittelfeld. Kritik gibt es am Teleskoprahmen: Die ineinandergeschobenen Rohre hatten zu viel Spiel, so dass die Klemmbügel beim Queren von Bodenwellen ausschlagen. Auch die Verarbeitung lässt Raum für Kritik. Dazu zählen Klemmbügel mit Schweißverzug und arge Schweißpickel am Rahmen.
Nach dem Test stellte sich heraus, dass Fliegl versehentlich ein älteres Modell lieferte. Seit 2020 sind bereits Stahl-Verschleißleisten integriert, die auch das Spiel im Rahmen minimieren. Ab 2022 stellt Fliegl diese Einlagen auf Kunststoff um. Auch Sperrblöcke und Kennfixx-Stecker zählen heute zum Serienumfang.
Die einfach konstruierte Zange öffnet weit.
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Die äußeren Teleskoprohre sind innen verschweißt. Diese Schweißnaht sorgt für Riefen am Innenrohr.
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Die Klemmbügel zeigten zu viel Spiel, was laut Fliegl zukünftig behoben ist.
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Die Koppelpunkte für die Euroaufnahme sind tief, so dass sich die Zange nur mit weit ausgekipptem Schnellwechselrahmen koppeln lässt.
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Göweil lieferte als einziger Hersteller eine Zange mit horizontal und vertikal konisch zulaufenden Klemmbügeln. Dies verleiht den Ballen im Vergleich zu den anderen Modellen den besten Halt. Beim Gewicht bildet sie mit 451 kg das Schlusslicht der Testgruppe.
Der feststehende Rahmen macht Einsätze an engen Ladestellen und Straßenfahrten unbequem. Sechskantschrauben am Außenrahmen sowie abbrechende Gleitplatten sollte Göweil nach der Prototypenphase unbedingt abstellen. Den optionalen Ballenbügel empfehlen wir nur für Betriebe, die Doppelballen laden. Wer stationäre Wickelmaschinen beschickt, sollte die zusätzliche Bauhöhe bedenken. In Summe ist es eine weitestgehend stabil gebaute Zange, die unseren Testern jedoch zu breit und zu schwer ist.
Die Klemmbügel sind sehr stabil und verlaufen konisch, was für einen sicheren Halt sorgt.
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Beim getesteten Prototyp brach eine der Gleitplatten aus.
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Je nach Wickelablauf kann der Bügel störend sein — zum Beispiel beim Beschicken von stationären Wickelmaschinen.
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Die Schraubenköpfe gehören versenkt.
(Bildquelle: Tovornik)
Mit der Wickelballenzange von Saphir haben unsere Testfahrer gerne gearbeitet. Sie überzeugt mit übersichtlicher Bauweise, durchschnittlichem Gewicht (354 kg) und zügiger Reaktionszeit. Kleiner Nachteil: Insgesamt muss man zehn Schmiernippel regelmäßig fetten, die teilweise schlecht zugänglich sind. Beim An- und Abbau an den Frontlader sollte man achtsam sein, um sich die Kleidung nicht mit Fett zu verschmutzen. Auf den aufstellbaren Bügel hätten wir verzichten können. Ohne ihn wäre auch eine Gefahrenstelle zur Folienverletzung gebannt gewesen. Die Kürze der Klemmbügel stellte sich weder bei Rund- noch bei Quaderballen als Nachteil heraus. In Summe ist sie unser Preis-Leistungssieger im Vergleich.
Maximal öffnet die Zange an der Spitze 2,15 m und hinten 2,11 m.
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Per Drosselventil kann man die Durchflussmenge einstellen.
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Der Rahmen um den eingeklappten Bügel ist eine Gefahr für die Folie.
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Der Schutzbügel ist ausschließlich zum mehrlagigen Transport sinnvoll.
(Bildquelle: Tovornik)
Der Grundaufbau der Tanco-Folienballenzange ist äußerst solide. Sowohl der feststehende Rahmen als auch das Gleitprinzip mit austauschbaren Kunststoffplatten sind robust. Für Straßenfahrten und beim Be- und Entladen auf engem Raum ist der breite Rahmen ein Nachteil.
Die gut geschützten Hydraulikleitungen unterhalb des oberen Rahmenprofils sind im Servicefall schlecht erreichbar. Apropos Rahmen: Im Wannenprofil können sich Futterreste und Regenwasser sammeln. Beim Greifen der Wickelballen sollte man sie unbedingt der Höhe nach in der Mitte aufnehmen. Sonst besteht die Gefahr der Folienverletzung unterhalb des Hauptrahmens. Seitlich überstehende Schrauben sind für Folienbeschädigungen prädestiniert.
In Summe eine solide Zange, bei der man kleine Abstriche beim Komfort und Aufgrund der Rahmenbreite in Kauf nehmen muss.
Mit 2,09 m öffnet die Zange ausreichend weit.
(Bildquelle: Tovornik)
Unter dem Rahmen sind Hydraulikverschraubungen schlecht zugänglich.
(Bildquelle: Tovornik)
Die Schraubenköpfe gefährden die Folie.
(Bildquelle: Tovornik)
Durch die Gleitplatten sind Wartung und Verschleiß gering.
(Bildquelle: Tovornik)
Mit einem komplett anderen Konzept, das aber auch für Rund- und Quaderballen geeignet sein soll, ergänzte Bressel und Lade mit der B40 den Test. Nach unseren Erfahrungen handelt es sich bei dieser Zange um eine Rundballenzange, die im begrenzten Umfang auch für Quaderballen geeignet ist.
Maschinenbaulich punktet sie mit einem sehr geringen Gewicht von 299 kg. Rundballen lassen sich gut damit greifen, bei Quaderballen bedarf es Übung. Durch die Bauweise mit den schwenkbaren Klemmbügeln ist die Öffnungsweite begrenzt. Quaderballen lassen sich ab einer Breite von 1,50 m nur längs aufnehmen. Diese Zange ist für Betriebe geeignet, die vor allem Rundballen und selten Quaderballen laden.
Für Rundballen ist die Zange gut geeignet.
(Bildquelle: Tovornik)
Quaderballen lassen sich teilweise nur längs greifen.
(Bildquelle: Tovornik)
An Rundballen schmiegen sich die drehbaren Bügel gut an.
(Bildquelle: Tovornik)
Vor- und Nachteile der Ballenzange von Bressel & Lade.
(Bildquelle: Schulz)