Saphir Allstar Longline 601 Flachgrubber: Lang, leicht, ohne Luxus
Im Rahmen ihrer Cleanfield-Strategie lieferte Saphir zwei weitere Geräte für den Test, die zur flachen, mechanischen Bearbeitung beitragen können. Wir haben sie einem Kurztest unterzogen.
Die Ungewissheit rund um Glyphosat treibt viele Landwirte um. Ein alternatives Puzzleteil für den Ackerbau könnte künftig die flache und ganzflächige Bearbeitung sein. Um hierbei auch mit praxisüblichen Ernterückständen klarzukommen, entwickelte Saphir auf Basis seiner bisherigen Großfederzinkeneggen den Allstar Longline für den Dreipunkt: Mit acht Balken in den Arbeitsbreiten 3, 4, 5, 6 und 7,50 m. Im Test war das 6-m-Modell.
In Kombination mit dem Flachgrubber empfiehlt Saphir in Ergänzung zwei weitere Geräte, die uns der Hersteller mitlieferte: einen Strohstriegel und eine Messerwalze.
Wahlweise lässt sich der Grubber im Spreizmaß der Kategorie II oder III in den Unterlenkern koppeln. Für den Oberlenker stehen zwei Rundbohrungen und ein Langloch zur Auswahl — hier bleiben keine Wünsche offen. Bedingt durch die nah am Schlepper bauende Konstruktion ist die Zugänglichkeit beim Anbau nicht für jede Statur optimal — aber ein akzeptabler Kompromiss mit Blick auf die Baulänge.
Mit dem Schlepper verbinden muss man außerdem ein dw-Steuergerät. Hierfür sind die Schläuche serienmäßig mit Kennfixx-Steckern (+/-) gekennzeichnet — klasse. Neben dem Einstecken des gut geschützten Beleuchtungskabels muss man zusätzlich ein Zugseil in die Kabine verlegen. Damit gibt der Fahrer ein hydraulisches Ventil frei, woraufhin sich der zweiteilige Grubber ausklappen lässt. Nach anfänglicher Skepsis hat uns auch dieses einfache System überzeugt.
Saphir Allstar Longline 601 Flachgrubber mit Rahmenkonzept
Um die Maschine kompakt und leicht zu bauen, basiert das Gerät auf einem mittigen Rahmensegment aus lediglich 80 x 80 mm starken Profilrohren. Die beiden Flügelsegmente sind symmetrisch aufgebaut und mit 45 Zinken bestückt. Der Balkenabstand der acht 60 mm starken Quadratrohre beträgt 40 cm.
Serienmäßig sind die Federzinken einlagig, zweilagige gibt es auch optional nicht. Mit 70 x 12 mm starken Federn zählen sie jedoch zu den stärkeren Modellen ihrer Bauart.
Bei einer effektiven Arbeitsbreite von 5,95 m (Zinken außen bis außen) ergibt sich ein Strichabstand von rund 13 cm. Mit dem Standard-Gänsefußschar (180 mm) weist der Grubber einen theoretischen Überschnitt von 3,5 cm zu jeder Seite auf. In den meisten Fällen — vor allem bei der flachen Stoppelbearbeitung reicht dies nach unseren Erfahrungen aus. Selbst bei 3 bis 4 cm Arbeitstiefe haben wir fast immer ein vollflächig bearbeitetes Bodenprofil freilegen können.
Bei Einsätzen nach Grünroggen im Frühjahr oder zum Unterschneiden von Silomaisstängeln kam der Grubber allerdings an seine Grenzen. Hier war zu beobachten, dass die Zinken seitlich den Weg des geringsten Widerstandes suchten und sich an den Wurzelballen vorbeibewegten. Beim Grünroggen brachte eine zweite Überfahrt in geänderter Fahrtrichtung den gewünschten Effekt.
Die 180 mm breiten Gänsefußschare sind serienmäßig 5 mm stark und ohne Untergriff nur sehr flach angestellt — optimal für eine geringe Bodenbewegung. Sie hinterließen in unseren Einsätzen ein sauberes Arbeitsbild. In puncto Verschleiß konnten die Schare in diesem Trockensommer allerdings nicht punkten. Nach nicht mal 150 ha Einsatzfläche auf überwiegend sandigen bis leicht lehmigen Flächen hatten die Schare bereits ihre Verschleißgrenze bzw. einen zu starken Breitenverlust erreicht. Allerdings sind die Kosten akzeptabel, da ein Satz im Austausch nur rund 250 Euro kostet (alle Preise ohne MwSt.) und der Wechsel in ein bis zwei Stunden erledigt ist.
Zusätzlich haben wir alternative Gänsefußschare mit aufgelöteten Hartmetallplättchen getestet. Obwohl sie bauartbedingt etwas stärker gewölbt sind, konnten wir noch immer ausreichend flach damit arbeiten. Zumindest für einige Hektar, denn zahlreiche Hartmetallplättchen gingen in unserem Test auf den mittelmäßig steinigen Böden verloren, woraufhin die Schare extrem schnell Auswaschungen zeigten — das darf nicht passieren.
Die Hartmetallplättchen hielten Steinen nicht stand.
(Bildquelle: Tovornik)
Der Schnittbreitenverlust stellte sich im Laufe des Tests bei den Hartmetallscharen als deutlich geringer heraus.
(Bildquelle: Tovornik)
(Bildquelle: Tovornik)
Denn immerhin kosten diese Hartmetallschare viel Geld: In der Preisliste ist ein Schar mit 102 Euro aufgeführt, macht für den kompletten Satz 4 590 Euro. Da fällt einem die Wahl sehr leicht: Von den Standardscharen kann man mehr als 18 Sätze verschleißen, bevor sich der Mehrpreis für die Hartmetallschare rechnet.
Für einen tieferen Einsatz (10 bis maximal 15 cm) des Grubbers empfiehlt Saphir klassische Meißelschare. Diese sind 50 mm breit und wahlweise auch in einer Hartmetallvariante zu bekommen.
Saphir Allstar Longline 601 Flachgrubber: Verstopft fast nie
In unseren vielfältigen Einsätzen hat der Grubber selbst mit großen Strohmengen bei der Stoppelbearbeitung einen sehr einsatzsicheren Eindruck hinterlassen. Nur unter extremen Bedingungen, z. B. bei Lagergetreide mit langem, feuchtem Stroh, muss man vor Verstopfungen Obacht geben. Mit angepasster Fahrgeschwindigkeit kommt es allerdings selbst dann nur selten zu Problemen.
Ebenfalls gut gefiel uns der Mischeffekt durch die federnden Zinken. Vor allem bei mehrmaligen Überfahrten in zunehmenden Arbeitstiefen verteilen sich die Erntereste mehr und mehr im Arbeitshorizont.
Nicht erfüllen konnte der Allstar Longline unsere Erwartungen bei der Saatbettbereitung oder bei der Gülleeinarbeitung bei Arbeitstiefen zwischen 5 und 10 cm. Im Vergleich zur klassischen Großfederzinkenegge von Saphir gibt es keine Zustreicher hinter der letzten Zinkenreihe. So hinterlassen die Schare sichtbare Furchen, was für uns einen Einsatz zur Minimalbodenbearbeitung vor der Rüben- oder Maisaussaat ausschließt. Laut Hersteller wurde bewusst auf Zustreicher verzichtet, um die Baulänge nicht weiter zu strapazieren.
Das Gerät misst 4,54 m in der Länge und wiegt mit optionaler 500-mm-Stabwalze 2 600 kg. Will man den Grubber z. B. mit einem 150-PS-Schlepper fahren, was in der Ebene möglich ist, sind die Argumente von Saphir gegen Zusatzwerkzeuge nachvollziehbar.
Werden hingegen Schlepper mit 200 PS aufwärts eingesetzt, sehen wir Reserven und würden Nivellierwerkzeuge als Option begrüßen. Fahrgefühl und Ausscherverhalten im Straßenverkehr würden sich vermutlich nur unwesentlich verändern. Aufpassen muss man auch jetzt schon.
Mit dem Bodeneinzug hatten wir — trotz Trockenjahr — auf den schüttfähigen und nur gering tonhaltigen Böden kein Problem. Und als es mal grenzwertig wurde, spielte die Walze ihren Trumpf aus: Per Lochraster lässt sie sich nach unten abstecken, was mehr Laufruhe und Zusatzgewicht auf das Gerät bringt. Alternativ zur getesteten Walze gibt es eine kleine Stabwalze mit 350 mm Durchmesser oder Tasträder im Heck.
Alle Systeme nutzen das identische Lochraster zur Tiefenverstellung. Ein Manko daran: Bei 30 Bohrungen ohne Beschriftung fängt man jedes Mal beim Verstellen erneut das Zählen an. Ebenso ist das Bolzensystem, bei dem man eine Unterlegscheibe vor dem Klappstecker positionieren soll, unhandlich.
Kommen wir zu den optionalen Tasträdern am Vorderrahmen des Grubbers, die wir unbedingt empfehlen. Denn damit führt sich das Gerät in Kombination mit dem Langloch für den Oberlenker und der ganzflächig aufliegenden Walze im Heck ruhig und präzise in der Tiefe. Natürlich muss die Fläche vorab sehr eben sein, um auch bei flachen Arbeitstiefen ganzflächig schneiden zu können.
Als nicht zufriedenstellend erwies sich das Rohr-in-Rohrprinzip zur Tiefeneinstellung an den Tasträdern. Vor allem hinter den Schlepperrädern ist die Zugänglichkeit schlecht. Auch Schmutz ist dort ein großes Problem. Zudem fehlen Griffe an den Rädern, um sie vor dem Verkanten zu schützen und die Bolzen sauber einzuführen. Schön wäre außerdem eine Skala, in Relation zum Heck. Hier arbeitet Saphir bereits an einer besseren Lösung.
Ebenfalls überarbeiten — oder um eine zweite Version ergänzen — will der Hersteller den optionalen Striegel hinter der Walze. Aktuell lässt er sich lediglich nach oben begrenzen, was leider nicht für alle Einsätze ausreicht. Mit zunehmender Arbeitstiefe ist es umso schwerer, eine Einstellung mit ausreichend Eingriff aber ohne Verstopfungsneigung zu finden. Immerhin hat der Striegel beim Flachgrubber zum Auskämmen von Wurzelballen eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Wünschenswert wäre eine offenere Bauweise mit zweiter Zinkenreihe und einer Winkelverstellung.
Dem Striegel hinter der Walze fehlt eine Winkelverstellung. Bisher kann man lediglich den Aushubweg nach oben begrenzen.
(Bildquelle: Tovornik)
(Bildquelle: Tovornik)
Erfreulich sind die Schlagkraft, der Kraftstoffverbrauch und der Anschaffungspreis. Mit dem 6-m-Gerät sind bei Fahrgeschwindigkeiten von bis zu 15 km/h je nach Flächenstruktur etwa 7 ha pro Stunde möglich. Der Dieselverbrauch liegt dabei je nach Arbeitstiefe zwischen drei und vier Litern pro Hektar in der Ebene.
Mit der Wartung und Pulverbeschichtung sind wir ebenfalls zufrieden: Inklusiv der Walzenlager hat man zwölf gut zugängliche Schmiernippel mit Fett zu versorgen — das passt.
Zum Preis: In der Grundausstattung verlangt Saphir für den Grubber 15 360 Euro. Für die Fronttasträder kommen 3 010 Euro hinzu und die normalen Gänsefußschare liegen bei 248 Euro pro Satz. Entscheidet man sich zudem für die Walze und den Nachstriegel fallen weitere 3 780 Euro und 2 260 Euro an. In Summe landet die Testmaschine bei rund 24 650 Euro.
Fazit
Mit seinem achtbalkigen Aufbau bietet der Allstar Longline ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für die flache und ganzflächige Bodenbearbeitung. Vor allem beim Stoppelsturz überzeugt der Grubber. Abstriche muss man bei der Einsatzvielfalt in Kauf nehmen. Saatbettbereitung liegt dem Grubber nicht. In Summe sehen wir den einfach, leicht und offen gebauten Grubber als gute Alternative zum Totalherbizid.
Praktikerurteil
Schlagkräftig und leichtzügig
Michael Knobloch aus Heilbronn am Rande des hügeligen Kraichgaues besitzt zusammen mit zwei Partnerbetrieben seit zwei Jahren einen 5 m breiten Allstar Longline. Einsatzfelder sind die Stoppelbearbeitung und das ganzflächige Abschneiden von Zwischenfrüchten und Unkräutern in Wasserschutzgebieten. „Vor Zuckerrüben ackern wir zweimal diagonal, kreiseln danach ultraflach und säen dann in die Bodengare hinein, das funktioniert prima“, so der Nebenerwerbslandwirt. Auch die Stoppelbearbeitung überzeugt: „Er verstopft fast nie. Nur bei langen Dinkelstoppeln und viel Stroh muss man zuweilen etwas aufpassen“, ergänzt Knobloch. Umgebaut hat die Gemeinschaft den Striegel: „Der ist jetzt zweireihig, um mehr einzuebnen und Wurzeln auszukämmen.“ Beim Kauf empfiehlt Knobloch die vorderen Stützräder, an denen er sich eine bessere Einstellmöglichkeit wünscht. Unterm Strich ist er zufrieden und würde die Maschine weiterempfehlen.
Als Bindeglied zwischen Mähdrescher und Flachgrubber empfiehlt Saphir den Strohstriegel. Angeboten wird die Technik in den Arbeitsbreiten 3, 4,85, 6, 7,30 und 9 m. Aufgebaut sind die Striegel jeweils fünfbalkig mit klassischen 16 mm starken Doppelstriegelzinken mit einem Strichabstand von 60 mm. Optional gibt es Vorwerkzeuge wie eine Impulsschiene oder eine Messerwalze. Die Zinkenverstellung erfolgt hydraulisch, die letzten beiden Reihen lassen sich zudem manuell per Oberlenker anpassen.
Ausklappen, runterlassen und losfahren ist unser Fazit zu dem Striegel. Er ist einfach und massiv aufgebaut und mit entsprechenden Details wie verdrehgesicherten Bolzen an den Gelenkstellen versehen — das passt. Um zügig (> 15 km/h) und schlagkräftig zu arbeiten, sollte es nicht an der Schlepperleistung hapern. Beim eingesetzten 7,30-m-Modell greifen insgesamt 240 Zinken flach in den Boden ein, was 220 PS aufwärts erfordert. Die Schlagkraft ist dann enorm.
Im Vergleich zum Flachgrubber lief weniger Ausfallgetreide auf — offenbar ein allgemeines Phänomen in 2022. Preislich liegt der Clearstar 730 in der Basisausstattung bei 15 770 Euro netto.
Um Pflanzenreste wie Zwischenfrüchte, Raps- oder Maisstoppeln zu zerkleinern, hat Saphir eine 3 m breite Messerwalze im Programm. Zur Saison 2023 folgt ein 6-m-Modell für den Front- und Heckeinsatz mit Lenkbock.
Im Kurztest hatten wir das drei Meter breite und 1 040 kg schwere Gerät. Die vorlaufende Impulsschiene (Option) legt Erntereste einsatzsicher auf den Boden, bevor die Doppelwalze das Material zerkleinert. Verstopfungen davor sind selten und lösen sich fast immer wieder von selbst. Bei Bedarf lässt sich die Schiene ausheben. Die Arbeitsbreite der Sinuscut 300 beträgt 2,94 m.
Auf dem Gerät ist Platz für zehn Zusatzgewichte. Diese sind je nach Bodenart und Einsatzzweck auch notwendig. Im Frühjahr haben wir sie demontiert, da ansonsten eine Gegenschneide für den nachfolgenden Flachgrubber fehlte. Zur Zerkleinerung von Maisstoppeln mussten sie wieder drauf.
Einen Nachteil haben die durchgehenden Wellen in puncto Bodenanpassung. Die Walzen messen 360 mm im Durchmesser und sind mit sechs Schneiden bestückt. Durch die Wendelung der 6 mm starken Messer werden vier verschiedene Ersatzteile benötigt.
In Grundausstattung kostet die Walze 8 990 Euro. Die Impulsschiene liegt bei 990 Euro und die Gewichte stehen mit 1 540 Euro in der Preisliste. In Summe eine gute Ergänzung zum Flachgrubber.