Säkombination Kuhn Venta 330 mit HRB 303: In der Kürze…
…liegt bekanntlich die Würze. Ob das auch für den Scharschritt gilt, haben wir mit der neuen kompakten Säkombination Venta 330 von Kuhn bei der Herbstaussaat getestet.
Um satte 20 cm hat Kuhn den Scharschritt bei der Venta 330 im Vergleich zur „großen“ Venta 3030 verkürzt. „Bei der Mulchsaat wird das spannend“, kommentierte unser Testlandwirt diesen Umstand bei der Anlieferung der Maschine. Spannend wurde es während der Einsätze bei der Zwischenfrucht-, Raps- und Getreidesaat im vergangenen Herbst immer mal wieder, allerdings nie wegen der Schare.
Die Baureihe Venta 100 hat Kuhn als leichtere Alternative zur bekannten Venta 1000 (Fahrbericht profi 4/2021) entwickelt. Wir haben sie meist mit einem New Holland TVT 145 (108 kW/147 PS Nennleistung) eingesetzt, der mit der leer etwa 2.640 kg schweren Säkombination gut zurechtkam. Der Kuhn-Namensstrategie folgend steht bei der 330 die erste „3“ für die Arbeitsbreite, hier 3 m. Die folgende „30“ bezeichnet die Seedflex-Doppelscheibenschare. In der Theorie bietet Kuhn auch die Varianten „10“ mit Schleppscharen und „20“ mit Einscheibenscharen an — in der (deutschen) Praxis spielen diese nach Angaben des Herstellers mit überschaubaren Verkaufszahlen eine eher untergeordnete Rolle.
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Um satte 20 cm hat Kuhn den Scharschritt bei der Venta 330 im Vergleich zur „großen“ Venta 3030 verkürzt. „Bei der Mulchsaat wird das spannend“, kommentierte unser Testlandwirt diesen Umstand bei der Anlieferung der Maschine. Spannend wurde es während der Einsätze bei der Zwischenfrucht-, Raps- und Getreidesaat im vergangenen Herbst immer mal wieder, allerdings nie wegen der Schare.
Die Baureihe Venta 100 hat Kuhn als leichtere Alternative zur bekannten Venta 1000 (Fahrbericht profi 4/2021) entwickelt. Wir haben sie meist mit einem New Holland TVT 145 (108 kW/147 PS Nennleistung) eingesetzt, der mit der leer etwa 2.640 kg schweren Säkombination gut zurechtkam. Der Kuhn-Namensstrategie folgend steht bei der 330 die erste „3“ für die Arbeitsbreite, hier 3 m. Die folgende „30“ bezeichnet die Seedflex-Doppelscheibenschare. In der Theorie bietet Kuhn auch die Varianten „10“ mit Schleppscharen und „20“ mit Einscheibenscharen an — in der (deutschen) Praxis spielen diese nach Angaben des Herstellers mit überschaubaren Verkaufszahlen eine eher untergeordnete Rolle.
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Eine alte Bekannte ist die Kreiselegge HRB 303, die Kuhn bis 160 PS freigibt. In ihrer Wanne drehen sich zehn Kreisel mit dem bewährten Zinken-Schnellwechselsystem. Ihr größtes Manko ist die Außenbreite, die wir mit 3,10 m gemessen haben — wer damit am Straßenverkehr teilnehmen will, braucht eine entsprechende Genehmigung. Abgesehen davon ließ die HRB 303 — wie erwartet — kaum Wünsche offen. Auf leichten wie auf schweren und bindigen Böden passte das Arbeitsbild. Hierzu ist zu erwähnen, dass die HRB 303 auf den sehr schweren Böden von einer weiteren Kreiselegge im Fronthubwerk unterstützt wurde.
Die Wanne mit 10 Kreiseln und Zinkenschnellwechselsystem ist bewährt.
(Bildquelle: Holzhammer)
Die HRB 303 kam auch mit feuchtem, bindigem Boden gut zurecht.
(Bildquelle: Holzhammer)
Als Nachläufer war die sogenannte Steelliner-Streifenwalze mit 550 mm Durchmesser montiert. Deren Stege waren passend zum Scharabstand 12,5 cm voneinander entfernt. Das schafft auf der einen Seite eine gute Tragfähigkeit und auf der anderen Seite eine leichte Vorverdichtung der Saatrille. Positiv: Unter anderem auch dank der serienmäßigen Walzenabstreifer hatten wir selbst bei feuchten Bedingungen kein Problem mit Erdanhaftung.
Fünfpunkt-Kopplung
Kreiselegge und Sämaschine sind rechts und links über je zwei Punkte so miteinander verbunden, dass sich der Tank eher auf der Kreiselegge und die Säschiene eher auf dem Nachläufer abstützt. Zum Trennen beider Geräte ist Werkzeug nötig.
Der Tank ist zudem per Oberlenker mit dem Anbaubock der Kreiselegge gekoppelt. Hier sollte nach unserer Erfahrung auf jeden Fall die hydraulische Variante geordert werden, um die Säschiene durch Verkürzen des Oberlenkers anheben zu können. Das ist nicht nur zum Solokreiseln hilfreich, sondern z. B. auch auf frisch gepflügtem Land, wenn der Traktor etwas einsinkt. Im Test war die Bodenfreiheit in diesem Fall und in Verbindung mit der Hubwerksgeometrie des New Holland-Traktors und dem kopierten Gelände teils grenzwertig.
Kompakter Saatgutbehälter
Der Saatgutbehälter fasst mit 850 l etwas mehr als die Hälfte der großen Venta, auf Wunsch montiert Kuhn einen 300-l-Aufsatz. Grob gesagt reichen 850 l für etwa 600 kg Weizensaatgut. Bei 200 kg/ha müsste man demnach etwa alle drei Hektar nachfüllen — das ist vertretbar.
Die Tankform erinnert an einen Düngerstreuer, die Wandneigung reichte bei unseren Einsätzen im hügeligen Rottal jederzeit für ein gutes Nachlaufen des Saatguts aus. Für verbesserungswürdig halten wir das Gitter, das Rührwelle und Dosierung vor Fremdkörpern schützen soll. Zwar erfüllt es diese Aufgabe, es ist aber sehr tief im Trichter eingebaut. So können es sogar 1,80 m große Personen kaum aufklappen. Als Parkplatz für Reserve-Saatgutsäcke eignet es sich ebenfalls nicht.
Das tief liegende Schutzgitter eignet sich nicht zum „Säcke parken“.
(Bildquelle: Holzhammer)
Die Tankabdeckung mit sich selbst aufrollender Plane schützt das Saatgut zuverlässig.
(Bildquelle: Holzhammer)
Der Füllstandssensor kann an zwei Stellen positioniert werden: an der Vorderseite des Tanks oder — für Feinsaaten wie Raps — links etwas weiter unten. Der Wechsel erfolgt von außen — auch bei vollem Tank. Einen separaten Leermelder gibt es im Gegensatz zur großen Venta nicht. Bei tiefer Sensorposition kam die Leermeldung bei der Getreidesaat manchmal leider etwas zu spät, so dass wir mehrere Meter leer überfuhren. Wer das nicht riskieren will, ist bei Normalsaatgut mit der oberen Sensorposition besser beraten.
Die Einfüllöffnung misst 1,37 m in der Breite und 1,19 m in der Tiefe. Die Befüllhöhe vom Ladesteg aus liegt bei 1,09 m, vom Boden aus bei 2,13 m. Mit diesen Maßen klappt das Befüllen mit Sackware oder Big Bags gut. Wer das Saatgut lose mit dem Lader einfüllen will, der sollte auf die passende Schaufelbreite achten.
Ausgereifte Dosierung
Aus dem Behälter läuft das Saatgut in das von der großen Venta oder dem Fronttank TF bekannte Dosiersystem. Dessen Zellenrad lässt sich per Kurbel im Volumen an das jeweilige Saatgut anpassen — laut Kuhn von 1 bis 430 kg/ha, je nach Form und Größe. Die von Kuhn passend zur Korngröße und gewünschten Aussaatmenge empfohlene Einstellung kann der Landwirt im Bedienterminal ablesen, beispielsweise 48 mm für Gerste.
Bei Raps und Wintergetreide klappte das während unseres Praxistests gut. Mit der sehr unterschiedlichen Korngrößen einer Zwischenfruchtmischung aus zwölf Komponenten hatte das System allerdings etwas Mühe: Stellten wir die empfohlene Öffnungsweite ein, blieb das Zellenrad aus nicht nachvollziehbaren Gründen stehen. Öffneten wir das Zellenrad weiter, drehte es sich wieder. Nachteil: Wegen der nun höheren Dosiermenge mussten wir nun auch schneller fahren, was im hügeligen Rottal nicht immer leicht, aber noch machbar war.
Aus dem Dosierorgan fällt das Saatgut in den Luftstrom des Gebläses, der es nach einer 90°-Kurve in einem welligen Steigrohr zum Verteilerkopf fördert. Das Gebläse verlangt etwa 27 l Öl pro Minute. Eine Drossel an der linken Maschinenseite erlaubt eine grobe Einstellung der Drehzahl.
Querverteilung so lala
Der Verteiler sitzt bei der Venta 330 nicht im, sondern hinter dem Saattank und ist über den Ladesteg gut zugänglich. Vorteil dieser Position: Die Saatgutschläuche können kürzer ausfallen, bremsende „Durchhänger“ gibt es nicht.
Wie bei jedem Praxistest von Sämaschinen haben wir die Querverteilung nachgemessen (Grafik „Querverteilung Venta 330“). Bei Weizen lag der Variationskoeffizient bei 3,2 %, was laut DLG-Bewertungsschema mit „gut“ zu bewerten ist. Bei Raps erreichte die Venta allerdings 8,9 %, was nur „ausreichend“ ist. Mit Gras im Tank kam die Sämaschine auf 11,9 % — damit kann man leben. Spannend: Wir haben mit verschiedenen Sorten gemessen. Dabei zeigte sich, dass der Variationskoeffizient mit abnehmendem Tausendkorngewicht sank.
Ladesteg und Treppe sind ausreichend groß und rutschfest.
(Bildquelle: Holzhammer)
Der Verteilkopf war mit einer elektrischen Fahrgassenschaltung ausgerüstet.
(Bildquelle: Holzhammer)
Der Striegel war vor allem auf den Mulchsaatflächen eine gute Ergänzung.
(Bildquelle: Holzhammer)
Unschön: Die Saatgutschläuche reiben an den Federn, was auf Dauer zu Scheuerstellen führt.
(Bildquelle: Holzhammer)
Auf dem Acker konnten wir bei allen Feldfrüchten zufriedenstellende Feldaufgänge beobachten. Eine Halbseitenabschaltung war nicht installiert, findet sich aber auf der Optionsliste. Die 2 x 2-Fahrgassenschaltung gehört zur Serienausstattung, kam auf dem Bio-Testbetrieb aber nicht zum Einsatz.
Schlüssige Bedienung
In Sachen Bedienung ließ uns die Testmaschine die Wahl: entweder per Isobus am Traktorterminal oder mit der mitgelieferten Bedieneinheit VT30. Wir haben beide Möglichkeiten genutzt. Das VT30 überraschte uns positiv: Das Display zeigt die gleiche (Isobus-)Bedienfläche wie das Traktorterminal, das VT30 hat aber zusätzlich einige Softtasten. Damit ließ sich die Venta teilweise „blind“ bedienen — sehr gut.
Weiterer Vorteil des VT30: Man kann es zum Abdrehen z. B. auf den Ladesteg legen und muss dann nicht auf den Traktor steigen, um Werte einzugeben. Die einzelnen Schritte der Abdrehprobe sind schlüssig und gehen gut von der Hand. Lob verdienen der werkseitig auf 1 kg tarierte Abdrehsack, die serienmäßig mitgelieferte Waage und der herausziehbare Galgen zum Einhängen der Waage.
Zum Abdrehen wird eine Klappe geöffnet und der mitgelieferte Sack eingehängt.
(Bildquelle: Holzhammer)
Das VT-30-Bedienteil bietet eine Mischung aus Touchscreen und Softtasten.
(Bildquelle: Holzhammer)
Kritikwürdig hingegen ist die Zugänglichkeit des Dosierorgans, z. B. zum Einhängen des Abdrehsacks, zum Justieren des Zellenrads oder zur Restmengenentleerung. Dies ist zugegebenermaßen konstruktiv bedingt. Manche Marktbegleiter haben diese Herausforderung aber angenehmer gelöst.
Kurzes Schar
Das Seedflex-Doppelscheibenschar mit nachlaufender Andruckrolle ist seit Langem eine feste Größe im Sämaschinenangebot von Kuhn. Die Variante Seedflex 100 kommt neben der Venta 100 auch bei der mechanischen Sitera 100 (Fahrbericht profi 11/2023) zum Einsatz. Hauptunterschied zum „normalen“ Seedflex-Schar ist der um 20 auf 15 cm verkürzte Scharschritt. Durchmesser (35 cm), Einzelscheibenversatz (41 mm), Saatguteinführung vor der Scheibenmitte und reihenspezifische Schardruckeinstellung sind bei beiden Doppelscheibenscharen gleich.
Eine gelaserte Skala hilft bei der Einstellung der Sätiefe.
(Bildquelle: Holzhammer)
Im Grundaufbau gleicht das Seedflex 100-Schar dem großen Seedflex-Schar.
(Bildquelle: Holzhammer)
Der Schardruck muss an jedem Schar einzeln per Haken eingestellt werden.
(Bildquelle: Holzhammer)
Den maximalen Schardruck gibt Kuhn mit 40 kg an, wir haben sogar bis zu 46 kg gemessen, unabhängig von der Scharträgerlänge. Die Einstellung erfolgt per Federzug in vier Stufen. Das Umhängen der einzelnen Federn ist hakelig und dauert bei 24 Reihen seine Zeit. Im Test arbeiteten wir durchgehend mit der dritten Stufe. Mit der Saatgutablage und der Tiefenführung waren wir durchweg zufrieden. Die Einstellung der Saattiefe geht übrigens mit je einer Einstellschraube rechts und links dank gelaserter Skalen und mitgeliefertem Ratschenschlüssel gut von der Hand.
Verstopfungen kamen bei den teils sehr hohen Mulchmengen und sehr feuchten Böden im vergangenen Herbst nicht vor — bei 15 cm Scharschritt und 12,5 cm Reihenabstand nicht selbstverständlich. Die von der Streifenwalze vorgeformten Saatrillen dürften hier einen Beitrag geleistet haben.
Fazit
Mit insgesamt gut 48.000 Euro ist die Kuhn-Kombination mit der Kreiselegge HRB 303 und Sämaschine Venta 330 deutlich günstiger als viele andere Markenmodelle in dieser Klasse.
Abgespeckt sind gegenüber der Venta 3030 aber nur das Saattankvolumen und das Gewicht, nicht aber das solide Arbeitsergebnis. Technisch steht sie ihrer großen Schwester kaum nach. Das große Plus bleibt der im Vergleich geringere Hubkraft- bzw. Leistungsbedarf, den sie an den Traktor stellt. Das macht sie auch für kleinere und mittlere Betriebe interessant, die eigenmechanisiert mit pneumatischer Technik auf den Acker gehen wollen.
Praktikerurteil: Aus dem Prospekt gekauft
Thomas Saxstetter bewirtschaftet seinen Ackerbaubetrieb auf rund 130 ha. Auf gut 100 ha sät er seit vergangenem Jahr mit einer Venta 330. Diese ersetzte eine in die Jahre gekommene mechanische Drille. „Ich wollte unbedingt eine pneumatische wegen der Präzision am Hang und der geringeren Restmengen“, begründet der Landwirt den Wechsel. Für die Venta 330 entschied er sich wegen des kompakten Aufbaus, der kurzen Saatschläuche und der bekannten Dosiereinheit — ohne die Kombination vorher „in echt“ gesehen zu haben. Nach einer Saison mit Grünroggen, Wintergerste, Winterweizen, Raps und Zwischenfrüchten bereut er die Entscheidung nicht: „Im nassen Herbst hat sich das Doppelscheibenschar direkt bewährt.“
Für verbesserungswürdig hält Saxstetter die Zugänglichkeit des Dosierorgans und das Gitter im Saatguttank. „Es wäre schon praktisch, wenn man da einen oder zwei Säcke parken könnte.“ Die Bedienung findet er top.