Rundballenpresse Rozmital LB-V 120: Leichte Presse für geringe Ansprüche
Kompakte Festkammerpressen bieten kleinen und mittleren Betrieben die Möglichkeit der Eigenmechanisierung. Genau in diesem Segment sieht Rozmital die Rundballenpresse LB-V.
Im letzten Jahr erweiterte der Hersteller sein Portfolio um insgesamt drei Festkammer-Rundballenpressen. Während die Modelle LB-R 120 und LB-R 150 mit Stabketten arbeiten und 1,20 m bzw. 1,50 m große Ballen formen, ist das Modell LB-V 120 mit 16 Presswalzen ausgerüstet. Zudem gibt es diese Presse als einzige Variante mit einem Schneidrotor und 13 Messern. Wir hatten im Sommer 2022 die Gelegenheit, eine LB-V 120 für ein paar Wochen beim Pressen von Heu und Anwelksilage zu testen.
Auf den ersten Blick ähnelt die Maschine dem Aufbau des bereits betagten Pressenmodells RP12 von Welger, von dem die Grundkonstruktion stammt. Zudem fertigt Rozmital die Grundmaschine nicht selbst, sondern arbeitet hier mit einem polnischen Hersteller zusammen.
Durch einige Detailveränderungen, wie die separate Bedienung der Pickup über ein Schleppersteuergerät will das Unternehmen die Pressen jedoch weiter optimieren. Unsere Testmaschine benötigte zwei ew- Steuergeräte für die Pickup und die Klappe sowie ein dw-Steuergerät zum Einrücken der Messer. Aus unserer Sicht ist dies vor allem für ältere Traktoren recht viel. Ursprünglich wird für die Presse nur ein ew-Steuergerät benötigt, das für Klappe und Pickup über das kleine Bedienteil umgestellt wird. Optimal ist aus unserer Sicht das Ansteuern der Messer über eine Folgesteuerung mit dem Klappenventil. Diese Lösung gibt es optional.
Gut gefallen haben uns die reichlichen Verstellmöglichkeiten der Deichsel in einem 10-stufigen Lochraster. Anhängehöhen zwischen 32 und 106 cm können so laut Hersteller realisiert werden. Nicht so schön ist hingegen die drehbare Zugöse für die Piton-Fix-Kupplung. Diese sollte der Hersteller für den deutschen Markt durch eine starre Zugöse mit 40er Durchmesser z. B. nach DIN 11026 ersetzen. Gerade beim Fahren in kupiertem Gelände verdrehten sich Zugöse und Kupplung teils bis zu 90°.
Die Lichtanlage mit Begrenzungsleuchten macht einen ordentlichen Eindruck, eine beschriftete Schlauchgarderobe wäre wünschenswert. Die Abstellstütze wirkt passend dimensioniert, lediglich das Hochstecken der Stütze ist mit etwas Kraftaufwand verbunden: Diese muss vollständig entnommen und mit zwei Bolzen höher eingesteckt werden.
Während die Verkleidungsbleche der Klappe und an der Pressenfront aus Metall gefertigt sind, handelt es sich bei den Seitenklappen um GFK-Teile. Öffnet man diese, so schaut man auf den übersichtlichen Antrieb aus Ritzeln und 1 Zoll großen Ketten für die 16, im Durchmesser 20 cm großen Presswalzen. Die Schmierung der Ketten übernimmt eine zentrale Ölschmieranlage, deren Intensität über eine Exzenterscheibe eingestellt wird. Bei unseren Einsätzen funktionierte das gut.
Apropos Schmierung: Die Lager des Rotors, der unteren Pressrollen sowie die oberen zwei Rollen im vorderen Kammerteil können über zusammengefasste Schmierblöcke an jeder Seite abgeschmiert werden — schön. Weitere Schmiernippel sind per Aufkleber gekennzeichnet.
Unter den Kunststoff-Klappen geht es aufgeräumt zu.
(Bildquelle: Bertling)
Gut gefallen haben uns die zentrale Kettenschmierung und die zusammengefassten Schmierleisten.
(Bildquelle: Bertling)
Geringe Rechleistung
Das Erntegut wird über eine Pickup mit vier gesteuerten Zinkenreihen und einer Rechbreite von schmalen 1,53 m im Großen und Ganzen zuverlässig aufgenommen. Problematisch wird die Aufnahme bei kurzem und trockenem Erntegut aufgrund der recht geringen Rechleistung sowie bei viel Masse in Kurven.
Wünschenswert wäre außerdem ein Niederhalter direkt über der Pickup. Zwar gibt es an einem Rohr angebrachte Zinken, die starr an der Presse befestigt sind. Allerdings hindern diese das Erntegut bei viel Masse nicht daran, sich vor der Übergabe an den Rotor unter Gelenkwelle und Deichsel aufzustauen.
Nadelöhr Rotor
Unsere Einsätze führten wir vor allem im ertragreichen ersten Schnitt 2022 durch. Jedoch hatten wir viel mit Verstopfungen und gebrochenen Scherbolzen zu kämpfen. So mussten wir trotz des Gebrauchs eines Einkreiselschwaders und sehr langsamer Fahrweise auf 60 gepresste Ballen sage und schreibe fünfmal die zwei M10er Scherbolzen des Rotor-Antriebes tauschen. Aus unserer Sicht liegt das Problem vor allem am recht kleinen Rotor mit 450 mm Durchmesser und der geringen Anzahl an Zinkenreihen. Zum einen muss viel Erntegut pro Zinkendrehung gefördert werden. Zum anderen wird das Erntegut durch die bauchige Geometrie der Rotorzinkenvorderseite beim Einzug Richtung Messerboden gedrückt, was zur schnellen Verstopfung führt. Außerdem wäre eine Rutschkupplung sicherlich die komfortablere Variante, um das Förderaggregat gegen Überlast zu sichern. Die Verstopfungen kosteten Zeit und Kraft, da für die Rotorreversierung nur ein recht kurzer Hebel zur Verfügung steht.
Den Messerbetrieb konnten wir in unseren Einsätzen nicht dauerhaft testen, da die Maschine in den vorhandenen Bedingungen auch ohne Messer schon an ihre Grenzen kam. Beim Pressen von zwei Ballen mit den einzeln abgesicherten Messern in lichtem Bestand war das Ergebnis in Ordnung.
Die 1,20 m breite und 1,20 m im Durchmesser große Presskammer dreht den Ballen mit 16 Stahlwalzen. Probleme mit stehen gebliebenen Ballen hatten wir nur bei sehr trockenem und brüchigem Material und wenn die Kammer nicht richtig voll war. Insgesamt gefiel uns die Ballenform gut. Wir fuhren meistens mit voller Pressdichte, womit wir Ballen bis 230 kg in trockenem Heu (Feuchtigkeit <15 %) erzeugten. Der Ballendurchmesser betrug dann allerdings 1,35 m, da sich die 1,20 m große Kammer bei hohem Druck leicht öffnet.
Kleinere Probleme gab es auch mit der Ballenfüllstandsanzeige. Diese befindet sich rechts auf der Presse und wird über den anliegenden Druck an den federbelasteten Verrieglungshaken der Heckklappe per Hebel und Drahtseil betätigt. Je nachdem, in welchem Loch das Drahtseil eingehängt ist, gibt die Presse dem Fahrer früher oder später ein akustisches Signal. Diese Funktion quittierte mehrmals ihren Dienst, weshalb wir erst an der erhöhten Leistungsaufnahme einen vollen Ballen feststellten. Apropos Leistung: Grundsätzlich genügen 59 kW/80 PS, um die Presse zu betreiben. Je höher der einstellte Pressdruck, umso höher ist der Leistungsbedarf bei voller Kammer. Mit 66 kW/90 PS kamen wir jedoch stets zurecht.
Die Bindung erfolgt entweder per Garn oder Netz. In unserem Test haben wir nur mit Netz gebunden. Da die Netzaufnahme im Vergleich schmal ist und das Einlegen durch die darüber befindlichen Gasdruck-Dämpfer der Klappe behindert wird, sollte zu einer 123 cm breiten Rolle gegriffen werden.
Als Netzbremse dient eine Vollwelle, die in Nuten eingelegt wird und auf die Netzrolle drückt. Das Einfädeln über eine Breitziehrolle, bis hin zu den Einzugsrollen (eine gummiert, eine aus Metall) ist in Ordnung. Das Auslösen erfolgt manuell durch das Gedrückthalten des Bindeknopfes auf dem Bedienteil. Dieser darf erst losgelassen werden, wenn sich die Netzrolle in Rotation befindet.
Insgesamt machte die Bindung während der Einsätze einen zuverlässigen Eindruck und das Netz wurde durch die Trennvorrichtung mit Haupt- und Gegenschneide sauber abgeschnitten.
Die Ballenkammer mit 16 Presswalzen macht einen robusten Eindruck und formte solide Ballen.
(Bildquelle: Bertling)
Insgesamt funktioniert die Netzbindung zuverlässig. Eine Kammer für eine weitere Vorratsrolle ist wünschenswert.
(Bildquelle: Bertling)
Bei flotter Straßenfahrt neigte die Presse zum Springen.
Ein weiteres Staufach für eine Netzrolle gibt es leider nicht.
Per „Zigarettenanzünder“ wird das elektrische Bedienteil versorgt. Es ist übersichtlich und hat einen Ballenzähler.
Beim Pressen von trockenem, kurzem Erntegut waren die Bröckelverluste beim Binden hoch und es sammelt sich viel Erntegut hinter der heckseitigen Verkleidung.
Die breite Bereifung ist in Verbindung mit dem leichten Gewicht beim Pressen von Feuchtwiesen ein Vorteil.
In hoher Deichselposition kann die Gelenkwelle von Bondioli & Pavesi nicht sicher aufgehängt werden.
Die Bedienungsanleitung gibt es bislang nur in englischer Sprache.
Laut Rozmital startet die Presse bei 20 500 Euro ohne MwSt. Mit allen Optionen wie dem Schneidrotor und der Netzbindung landet man bei 26 500 Euro. Während die Ballenform und die Bindung einen guten Eindruck machten, haben die Pickup und der Schneidrotor noch Potenzial. Bei viel Aufwuchs stößt die Presse schnell an ihre Durchsatz-Grenzen und verstopft. Hier sind die Schwadgröße und -form ein wichtiger Faktor für die zuverlässige Arbeit. Zudem wäre anstelle der Scherbolzen eine Rutschkupplung als Überlastsicherung für den Schneidrotor wünschenswert.
Praktikerurteil
Leicht und kompakt
Martin Remmler aus 16567 Mühlenbeck nördlich von Berlin nutzt seine Rozmital LB-V 120-Presse seit der Erntesaison 2022, in der er rund 200 Ballen auf etwa 65 ha Grünland presste. Hauptberuflich ist er in der Baumpflege und im Garten-Landschaftsbau tätig. Im Nebenerwerb kümmert er sich um etwa 11 ha Grünland, sowie um Naturschutzflächen und Feuchtwiesen, die er für einen Bekannten presst. Vor allem für diese Einsätze suchte er eine leichte Rundballenpresse mit breiter Bereifung, die er mit seinem 75 PS starken Zetor Major 80 betreiben kann. Durch den ortsansässigen Importeur LMT Trede wurde er auf die Rozmital LB-V 120 aufmerksam. „Zunächst konnte ich die Presse ausprobieren, bevor ich sie kaufte“, berichtet Remmler. Anfangs gab es ein paar Probleme mit der Netzbindung, da die Netzbremse in Form des Vollprofils fehlte. „Die Presse zog zwischendurch Netz ein, obwohl der Ballen noch nicht fertig war. Mit der Bremse habe ich das Problem aber nicht mehr.“
Verstopfungen sind in der etwas trockeneren Region selten. „Probleme hatte ich bislang nur beim Pressen von sehr langem Gras mit hohem Schilfanteil. Da brach mir der Scherbolzen des Rotors“, berichtet Remmler. Mit der Ballenform und dem Pressdruck ist der Praktiker zufrieden. Er fährt das Gerät hauptsächlich in der werkseitig eingestellten mittleren Druckstufe. Aufgrund des geringen Gewichts konnte er die Presse auch ohne Bremse auf 40 km/h zulassen. So ist er auf der Straße flott unterwegs. „Ein Argument für den Neukauf war der Preis. Eine gute Gebrauchtmaschine eines deutschen Herstellers hätte wenigstens dasselbe gekostet und wäre deutlich schwerer gewesen. Alles in allem ist das Gerät für meine Ansprüche die passende Maschine“, urteilt der Praktiker.