Kverneland-Anbaupflug 3300 S Variomat mit Packomat: Gute Gene
Der 3300 S Variomat hat viele Gene vom ISO-Bus-Pflug 2500 i-Plough geerbt. Wir habendem Kverneland-Anbaupflug im vergangenen Herbst auf den Zahn gefühlt.
Zur Saison 2021 startete Kverneland mit der Serienfertigung des 3300 S Variomat. Als Schlittenpflug (Einstellung der Vorderfurchenbreite per Schlitten) entstammt sein Konzept der altbekannten EG-Baureihe. Viele Zutaten stammen allerdings vom 2500 i-Plough, bei dessen Entwicklung die Norweger viele neue Wege beschritten hatten (Praxistest in profi 6/2018).
Bis auf die ISO-Bus-Bedienung — der 3300 S Variomat wird klassisch per Hand oder hydraulisch bedient — haben der 3300 und der i-Plough viele gute Gemeinsamkeiten — auf die wir wie auf die bekannte Blattfeder-
Überlastsicherung hier nicht noch einmal gesondert eingehen:
formoptimierte, hohle Körpergrindel,
Drehpunkt zwischen Koppelschiene und Pflugturm zum Transport (fährt sich wie ein Einachsanhänger, der Oberlenker muss aber ausgehängt werden),
hydraulisches Stützrad mit Drehachse längs zum Pflug (zwischen Transport- und Arbeitsstellung ist nur ein Bolzen umzustecken) sowie
zentrale Tiefenverstellung eines Dungeinleger-Paares.
Kverneland-Anbaupflug 3300 S Variomat: Stabiles Drehwerk
Dem vier- bis sechsfurchigen 3300 S Variomat spendiert Kverneland mit der 150-mm-Hohlwelle sein größtes Drehwerk, das bis 385 PS freigegeben ist. Diese Welle dreht nicht im Turm, sondern die Schlittenkonsole dreht um die fest im Turm verschweißte Welle. Als Mindestleistung gibt Kverneland 185 PS an — das passt, wir sind in der Ebene aber auch mit 170 PS zurechtgekommen. Weniger sollten es dann aber nicht sein, maximal gibt Kverneland den fünffurchigen 3300 S für 275 PS frei.
Die Drehung verläuft harmonisch. Nur bei maximaler Schnittbreite — für ausreichend Bodenfreiheit wird die Schnittbreite über den Memoryzylinder komplett minimiert — dauert die Drehung vielleicht einen Moment länger als der Wendevorgang mit dem Schlepper. Wir haben Drehzeiten zwischen gut 8 bis knapp 19 Sekunden gemessen. Begrenzt wird die Drehung konventionell durch Anschläge, die zur Einstellung der Pflugneigung wie üblich per Spindel angepasst werden.
Nr. 38 kann tiefer
Für uns neu war der Pflugkörper Nr. 38 (gut 80 Euro Aufpreis pro Körperpaar). Er hat die gleiche Form wie der nach unseren Erfahrungen sehr gute Körper Nr. 28. Dessen Einschränkung war unter unseren Bedingungen seine vollständige Füllung bei 25 cm Arbeitstiefe und 45 cm Schnittbreite. Dem 38er Streichblech hat Kverneland 6 cm mehr an Höhe spendiert, und wir können ihm bei noch besserer Furchenausräumung und vergleichbarer Leichtzügigkeit eine Arbeitstiefe bis gut 30 bei 45 cm Schnittbreite attestieren — prima.
Variomat in der Typenbezeichnung steht für die hydraulische Schnittbreitenverstellung von 35 bis 55 cm. So kam der von uns getestete 3300 S Variomat auf eine Arbeitsbreite von maximal 2,75 m, was zur Arbeitsbreite des integrierten Packers Packomat passt. Recht bescheiden ist in diesem Zusammenhang die Anzeige der Schnittbreite. Das Rundeisen ist nur mit einer Schraube befestigt. Wir mussten die Anzeige immer wieder neu ausrichten und die Schraube nachziehen. Denn herabfallende Kluten führten zum Verstellen — schade.
Schön ist dagegen, dass Kverneland die Lagerung der Körperpaare im Rahmen überarbeitet hat. Mit Sicken bzw. Nuten hat man die Auflage jetzt auf den Bereich der Lagerung konzentriert, so dass die Grindeltaschen nicht mehr den Rahmen berühren und zu hässlichen Schürfwunden beim Lack führen. Wie eh und je setzt Kverneland auf sein System mit dem wärmebehandelten Rahmenrohr und der Lagerung mit wartungsfreien Schraubbolzen samt Konusbuchsen.
Die 800 Euro für die hydraulische Einstellung der Vorderfurche sind gut investiert.
(Bildquelle: Eikel)
Die einseitige Spindel für die Zugpunktverstellung lädt nicht zum Anpassen ein.
(Bildquelle: Eikel)
Zugpunkt umständlich einzustellen
Kverneland vertritt die Philosophie, dass der Zugpunkt nach werkseitiger Voreinstellung in der Regel nur einmal einzustellen bzw. auf den Schlepper einzustellen ist. Diese Einstellung ist aber umständlich, weil die Spindel nur einseitig mit einem Gewinde versehen ist und die Bolzen der Anlenkpunkte mit Sicherungsringen nur umständlich zu entfernen sind. Und wer wie wir mit mehreren Schleppern arbeitet und den Zugpunkt möglichst immer optimieren will, tut sich hier vergleichsweise schwer.
Die Folge: Man arbeitet erst mit der Werkseinstellung. Doch der zunächst nur gefühlt hohe Anlagendruck führte dann auch recht schnell zu sichtbarem Anlagenverschleiß. Außerdem haben wir auch mehrfach den Schlepper gewechselt. Beides veranlasste uns dann immer wieder zur umständlichen Zugpunkteinstellung.
Die hydraulische Vorderfurcheneinstellung (gut 800 Euro Aufpreis) würden wir immer ordern. Nicht nur, um geringe Abweichungen nach der Schnittbreitenänderung zu optimieren, sondern vor allem, um damit am Seitenhang und bei der ersten bzw. letzten Furche damit „spielen“ und das Pflugbild positiv beeinflussen zu können. Der einzelne Zylinder ist allerdings etwas schwach, man muss schon sehr langsam fahren, um die Belastung auf den Schlitten zu reduzieren (optional gibt es hier einen zweiten Zylinder). Außerdem wäre eine einfache Skala als Orientierung hilfreich.
Der Körper Nr. 38 räumt nicht nur die Furche gut aus und bietet auch sonst eine gute Arbeitsqualität. Er erreicht bei 45 cm Körperschnittbreite auch Arbeitstiefen über 30 cm.
(Bildquelle: Eikel)
Dank fixiertem Stützrad und Drehpunkt zwischen Unterlenkerschiene und Pflug…
(Bildquelle: Eikel)
…fährt sich der 3300 S auf der Straße wie ein einachsiger Anhänger und schwenkt nicht wie üblich seitlich aus.
(Bildquelle: Eikel)
Großes Rad ganz hinten
Für rund 5 200 Euro wird der 3300 S mit der größtmöglichen Stütz- und Transportradoption ausgestattet. Die mit 420/55-17 große Bereifung sorgt nicht nur für eine prima Tiefenführung selbst bei wechselnden Böden, sondern auch für ein gutes Transportverhalten.
Einziger Nachteil gegenüber einem vorgesetzten Stützrad (das ist ohne Packomat optional lieferbar): Es läuft rund 60 cm neben dem Pflug und kann so bei der letzten Furche stören. Da das Rad bei Straßenfahrt nicht pendeln muss, wird es nach arretierter Schmetterlingsstellung des Pfluges lediglich per Umstecken eines Bolzens auf der Drehwelle fixiert.
Die Arbeitstiefenverstellung erfolgt komfortabel hydraulisch. Zur Orientierung gibt es eine einfache, aufgeklebte Anzeige hinten am Pflug. Gerne stellt man dann zum Beispiel für die letzte Furche den Pflug hinten ganz flach ein.
Man kann diesen Effekt auch nach jedem Wendevorgang zum zeitlich versetzten Einsetzen der Pflugkörper und damit für ein einheitlicheres Vorgewende nutzen. Denn der Hydraulikzylinder ist als Memoryzylinder ausgeführt. Aktiviert man die Memoryfunktion durch Umlegen von zwei Dreiwegehähnen und integriert diese Funktion in das Vorgewende-Management des Traktors, erreichen die einzelnen Pflugkörper verzögert ihre eingestellte Arbeitstiefe — prima.
Soll der Oberlenker bei der Arbeit vorne am Langloch anliegen oder mittig positioniert sein? Diese Diskussion wird seit jeher kontrovers diskutiert. Mit dem Rad hinten empfiehlt sich für eine exakte Tiefenführung die Kopplung Mitte Langloch. Dann fährt sich der 3300 S nahezu wie ein Aufsattelpflug, und die Impulse der Regelhydraulik wirken sich nur auf die vorderen Körper aus bzw. die Schlepperhinterachse wird weniger belastet. Mit entsprechend schweren Traktoren der 200-PS-Klasse ist das aber eher unproblematisch.
Will man beim Pflügen direkt für die Rückverfestigung des Bodens sorgen, ist der Transport eines separaten Packers sowie sein Fangen zu Beginn jeder Furche nicht immer problemlos. Schon seit 1992 hat Kverneland daher mit dem Packomat eine integrierte Lösung im Programm.
Beim fünffurchigen Pflug arbeiten seine 14 Ringe mit 61 cm Durchmesser auf einer Arbeitsbreite von 2,80 m. Inklusive vorlaufendem Federzinkenstriegel zur Einebnung kostet der Packomat rund 15 000 Euro Aufpreis.
Die Packerwalze samt Striegel und Anlenkarm wiegt zwar nur 300 kg. Auf den Boden drückt der Packer aber mit rund 1 t, weil das Pfluggewicht — einstellbar per Spindel — teilweise übertragen wird. Die Arbeit war unter nahezu allen Einsatzbedingungen begeisterungswürdig. Der Packomat sorgte nicht nur für ein schickes Arbeitsergebnis. Sondern auch mit der Rückverfestigung waren wir auf den meist mittelschweren Lößböden mehr als zufrieden (nur auf schwerem Lehmboden war die Wirkung überschaubar). Bei der anschließenden Bestellung sank der Schlepper dadurch merklich weniger ein. Das führte zu einem rund 2 l/ha geringeren Dieselverbrauch — mehr als der Packomat an Mehrverbrauch verursacht.
Mit je einer Spindel werden am Packomat die Belastung und der Striegel eingestellt.
(Bildquelle: Eikel)
Mit den beiden Zylindern wird der Packer angehoben und geschwenkt.
(Bildquelle: Eikel)
Die Spindel dient zur Ausrichtung der Packerringe und indirekt zur Beeinflussung des Zugpunkts.
(Bildquelle: Eikel)
Erste Furche nur nach rechts
Zum Transport wird der Packomat mit zwei Hydraulikzylindern angehoben und über den Pflug geschwenkt. Das klappt nicht nur in der empfohlenen Schmetterlings-Transportstellung und Abstützung auf dem Kombirad, sondern auch wenn der Pflug in Arbeitsstellung vom Hubwerk getragen wird.
Diese Stellung ist auch für die erste Furche an Hindernissen entlang nötig (Vorsicht bei Steinbesatz, bei Überlastung kann der Körper unter den Packer schlagen). Daher kann die erste Furche nur in nach rechtswendender Stellung gezogen werden. Dank getrennter Ansteuerung beider Zylinder kann der Packer jederzeit individuell angehoben und geschwenkt werden.
Für die Winterfurche lässt sich der Packomat mit vertretbarem Aufwand auch relativ schnell demontieren — am besten zu zweit. Hierbei helfen die farbig markierten Schnellkupplungen der vier Ölleitungen genauso wie der zentrale Befestigungsbolzen des Packerarms.
Spätestens danach muss wieder der Zugpunkt angepasst werden. Aus diesem Grund würden wir uns eine übliche Einstellspindel zur einfachen Zugpunktanpassung sehr wünschen. Übrigens kann man den Anstellwinkel der Packerringe zur Arbeitsrichtung und damit indirekt auch den Anlagendruck des Pflugs über eine Spindel anpassen.
Der Kat. III-Anbau des Pflugs ist unproblematisch, die Handhabung der federbelasteten Abstellstütze auch.
Die Abstellstütze ist nur in eine Richtung klappbar, daher kann man den Pflug solo nur rechtswendend abbauen und parken.
Die Ölschläuche sind einfach markiert, der Zuordnungsaufkleber wäre auf der linken Seite statt hinten am Turm besser platziert. Eine Schlauchgarderobe gibt es nicht.
Der Testpflug mit Packomat benötigt vier dw-Steuergeräte für Pflugdrehung, Schnittbreite und Stützrad sowie — gewählt per Drehschalter — für Vorderfurchenbreite und beide Packomat-Zylinder. Sinn macht ein hydraulischer Oberlenker am Schlepper, was ein fünftes Steuergerät erfordert.
Das gezackte Scheibensech mit 51 cm Durchmesser leistete ordentliche Arbeit, musste auf gemulchten Körnermaisflächen allerdings demontiert werden.
Unser Testkandidat war mit „Quickfit“-Scharspitzen für viel Untergriff ausgestattet. Sie lassen sich bei Verschleiß einmal zwischen rechts- und linkswendend tauschen. Das ist dank Schnellwechsel einfach und war bei uns nach 100 ha erforderlich.
Der Träger mit Warntafeln und Leuchten kostet über 900 Euro Aufpreis. Dafür hätten wir eine feste Kabelverlegung auf dem Pflug mit Steckverbindung am Ende erwartet (das will Kverneland prüfen).
Alle Schmiernippel sind laut Betriebsanleitung alle zehn Stunden zu warten. Das bedeutet bei 26 Schmiernippeln Aufwand.
Die Anordnung und Verlegung der hydraulischen Komponenten am Pflug inklusive der Schlauchdurchführung durch die hohle Drehwelle sowie des geschützt im Turm untergebrachten Ventilblocks ist gut.
Die Lackierung will Kverneland verbessern.
Das Bordwerkzeug passt für alle Schrauben.
Die derzeit angespannte Preisentwicklung wirkt sich heftig auf die Listenpreise aus: In der Grundausstattung (ohne Stützrad und Packomat) sind gut 41 000 Euro fällig. In der umfangreichen Testausstattung kostet der 3300 S Variomat inklusive Packomat dann sage und schreibe mehr als 72 000 Euro (alle Preise ohne MwSt.).
Unterm Strich ist der 3300 S Variomat ein toller Pflug, der seine Arbeit unter den guten Testbedingungen im Herbst 2021 sehr gut verrichtet hat. Prima gefallen hat uns auch der Packomat. Wir hätten kaum vermutet, dass er auf mittelschweren Böden neben der Einebnung eine so gute Rückverfestigung bietet. Für die Zugpunktanpassung würden wir uns aber mehr Praxistauglichkeit wünschen. Die Lackierung will Kverneland schon bald verbessern.
Schwer zu akzeptieren sind die derzeitigen Preise — das betrifft aber die Branche insgesamt. Für den fünffurchigen Testpflug ist derzeit ein Listenpreis von sage und schreibe über 72 000 Euro ohne MwSt. zu bezahlen, davon entfallen rund 14 800 Euro auf den Packomat. Da werden vorhandene Geräte und Maschinen sicher länger als geplant ihren Dienst verrichten müssen.
Praktikerurteil
Packomat war kaufentscheidend
Christoph Wennekamp aus Höxter im Weserbergland hat den Testpflug gekauft: „Bei unserer Flächenstruktur mit 0,7 bis 12 ha großen Parzellen ist der separate Transport eines Packers zu aufwändig. Daher war der integrierte Packer mit der wichtigste Kaufgrund für den Kverneland-Pflug.“
Und mit der Arbeit auf den stark wechselnden Böden ist der Landwirt sehr zufrieden: „Der Packer ebnet nicht nur prima ein, sondern bietet auch eine gute Schollenzerkleinerung und Rückverfestigung. Die Kreiseleggen-Drillkombination bei der nachfolgenden Bestellung ist damit deutlich leichtzügiger.“
Wennekamp setzt den 3300 S Variomat mit Packomat mit dem Fendt 724 Vario ein, der bestens damit zurechtkommt. Zur Arbeitsqualität des Pflugs berichtet der Praktiker nur Gutes: „Die Furchenräumung ist sehr gut, der Körper Nr. 38 liefert bei 25 bis 28 cm Tiefe auf unseren leichten bis schweren Böden eine gute Arbeitsqualität, und das hydraulische Stützrad ist Gold wert.“
Nachteilig ist für Christoph Wennekamp nur, dass das hinten montierte Stützrad beim Grenzpflügen stört: „Aber diesen Kompromiss müssen wir zugunsten des Packomat halt eingehen.“