Unser letzter Test eines Pöttinger-Ladewagens (Jumbo 6600D) ist bereits 15 Jahre her. Bezeichnet man diese Modellreihe als Elterngeneration der jetzigen 8000er Serie, dann dürften die Jumboeltern mächtig stolz auf ihr neuestes Elefantenkalb sein und sich wundern, warum der kleine Sprössling so viel fressen kann!
Klar: Heute sind 500 PS starke Schlepper am Markt, die gezähmt werden wollen. Und weil Pöttinger schon immer die Diskussion „Ladewagen oder Feldhäcksler“ führen muss, sollte der Ladewagen möglichst die Leistung erzielen, die auch moderne Häcksler bieten. Mit nur 25 mm theoretischer Schnittlänge und einem Antriebsstrang, der auf 3.500 Nm abgesichert ist, scheinen die Voraussetzungen für höchsten Durchsatz gegeben. Und ja: Der österreichische Nimmersatt stopft sich ohne Weiteres über 215 t frisches Futter pro Stunde in den Schlund! Doch dazu später mehr.
Jetzt bestellen und weiterlesen!
profi - Das Fachmagazin für Landtechnik
Digital Jahresabo
Sparen Sie mit dem profi Jahreszugang.
139,80 EUR
/
Jahr
Sparen Sie im Vergleich zum monatlichen Abo und genießen Sie den vollen Jahreszugang
Zugang zu sämtlichen Inhalten auf profi.de
Zugriff auf alle profi Ausgaben und Sonderhefte (Digital)
Unser letzter Test eines Pöttinger-Ladewagens (Jumbo 6600D) ist bereits 15 Jahre her. Bezeichnet man diese Modellreihe als Elterngeneration der jetzigen 8000er Serie, dann dürften die Jumboeltern mächtig stolz auf ihr neuestes Elefantenkalb sein und sich wundern, warum der kleine Sprössling so viel fressen kann!
Klar: Heute sind 500 PS starke Schlepper am Markt, die gezähmt werden wollen. Und weil Pöttinger schon immer die Diskussion „Ladewagen oder Feldhäcksler“ führen muss, sollte der Ladewagen möglichst die Leistung erzielen, die auch moderne Häcksler bieten. Mit nur 25 mm theoretischer Schnittlänge und einem Antriebsstrang, der auf 3.500 Nm abgesichert ist, scheinen die Voraussetzungen für höchsten Durchsatz gegeben. Und ja: Der österreichische Nimmersatt stopft sich ohne Weiteres über 215 t frisches Futter pro Stunde in den Schlund! Doch dazu später mehr.
Jetzt bestellen und weiterlesen!
profi - Das Fachmagazin für Landtechnik
Digital Jahresabo
Sparen Sie mit dem profi Jahreszugang.
139,80 EUR
/
Jahr
Sparen Sie im Vergleich zum monatlichen Abo und genießen Sie den vollen Jahreszugang
Zugang zu sämtlichen Inhalten auf profi.de
Zugriff auf alle profi Ausgaben und Sonderhefte (Digital)
Für maximalen Durchsatz haben wir im ersten Schnitt einen Claas Axion 960 vor den Wagen gespannt. Nachdem wir die Unterlenker abmontiert, die Weitwinkelgelenkwelle (1 ¾ Zoll, feinverzahnt) von Bondioli & Pavesi gekuppelt und die Leitungen vom vorbildlichen Schlauchgalgen an den Schlepper angeschlossen hatten, konnte es losgehen.
Einzige Kritik: Die kontaktlose Zwangslenkung benötigt zwar kein Lenkgestänge mehr (sehr gut), aber beim Jumbo muss dafür noch ein zusätzliches Terminal in der Schlepperkabine untergebracht werden (schlecht). Die Arbeit des kleinen Gyroskops auf der rechten Wagenseite ist aber erstaunlich. Es erfasst Beschleunigungen in jegliche Richtung. Zusammen mit der Drehzahl und Richtung der Räder errechnet das System, wohin sich der Wagen bewegt, und die Elektronik gibt Impulse an den Hydraulikblock des Wagens, womit die erste und dritte Achse gelenkt werden.
Die kontaktlose Zwangslenkung hat uns begeistert. Der Einsatz als Häckseltransportwagen ist ohne Weiteres möglich. Optional…
(Bildquelle: Bensing, Velderman)
…kann auch die Pickup abgebaut werden. Aber meist wird der Wagen in der Saison dann doch noch wieder als Ladewagen gebraucht. Zum Reinigen ist der Ausbau indes vorteilhaft.
(Bildquelle: Bensing, Velderman)
(Bildquelle: Bensing, Velderman)
Auf der Straße, auf dem Silo, bei Rückwärtsfahrt — der Jumbo lenkt, und dank fehlendem Lenkgestänge gewinnt man (zu viel) zusätzlichen Lenkeinschlag. Zu viel? Ohne zusätzliche Begrenzer an der Deichsel kann der Fahrer den Schlepper so weit einlenken, dass die Hinterräder entweder mit der großen GFK-Haube über dem Rotor kollidieren. Oder aber — mit einem Schlepper auf 2,25 m Spur — Schlepperhinterrad und Rollenniederhalter begegnen sich. Je mehr die Knickdeichsel ausgehoben wird, desto geringer ist der Abstand zwischen Schlepper und Wagen.
Ebenfalls auf Kollisionskurs ist man mit nach vorn geschwenkter Frontwand und ausgeklappter Häckselklappe. Das weiß auch Pöttinger und warnt den Fahrer vorsorglich beim Ausklappen im Terminal. Eventuell kann eine andere Deichselgeometrie die Gefahr verringern, nur wieder Abweiser zu montieren wäre zwar sicher, ginge aber zu Lasten der Wendigkeit. Die Testfahrer waren jedenfalls begeistert von der Wendigkeit und Fahrstabilität.
Größte Kritik gilt der Deichselgeometrie. Hier wird es je nach Schlepper eng.
(Bildquelle: Bensing, Velderman)
Die Verarbeitung, die Konzeptionierung und die Leistungsfähigkeit der Hydraulikanlage sind vorbildlich.
(Bildquelle: Bensing, Velderman)
Die Autocut Messerschleifeinrichtung wurde überarbeitet. Der Anpressdruck, sowie der Winkel des Schleifkopfes sind einstellbar.
(Bildquelle: Bensing, Velderman)
Vor der Durchsatzmessung haben wir die 65 Messer geschliffen. Das Autocut-System von Pöttinger wurde überarbeitet. Die Kinematik arbeitet elektrisch, die Schleifscheibe wird hydraulisch angetrieben. Damit die 65 Messer in einem Abstand von nur 25 mm zueinander untergebracht werden können, sind sie mit 4 mm jetzt 1 mm dünner als die Messer in der 7000er Serie. Nicht erhältlich sind die schwereren, beidseitig nutzbaren Twinblades.
Der Kopf der Schleifscheibe ist auf die Messer einstellbar, wie auch der Druck und die Anzahl der Durchgänge. Bei 65 Messern dauert ein Durchgang in der Regel rund 10 min, dabei muss das Fahrzeug stehen. Die Messer werden immer von einer Seite geschliffen, das Schleifen der anderen Messerseite auf einer stationären Schleifeinrichtung ist während der Saison sinnvoll. Aber der Komfortgewinn ist groß, wenngleich der Wechsel aller Messer dank herausschwenkbarem Messerblock ebenfalls leicht von der Hand geht. Das Messerschleifen via Autocut setzt eine vorangegangene Reinigung mit Druckluft voraus.
2,30 m breite Pendel-Pickup
Für die Futteraufnahme sorgt die gesteuerte Pickup mit sieben Zinkenreihen, deren Drehzahl hydraulisch variabel einzustellen ist. Im Automatikmodus passt sie sich der Vorfahrtsgeschwindigkeit an und dreht von 75 bis 125 U/min schnell. Unbedingt zu empfehlen und richtig gut gefallen hat uns die mittige Aufhängung der Pickup mit zusätzlicher Tastwalze. Dabei kann die Pickup seitlich pendeln und passt sich dem Boden sehr gut an.
Die Zinken des spiralförmigen Rotors sind nur noch 10 mm breit, schließlich müssen gleich 66 statt sonst 49 Zinken eingreifen.
(Bildquelle: Bensing, Velderman)
Der Einsatz auf einem steinernen Trümmerfeld ergab einige verbogene Messer, die dann den Rotor streiften.
(Bildquelle: Bensing, Velderman)
Der Clou: Pöttinger entlastet die Pickup zusätzlich hydraulisch. Damit schweben die Zinkenreihen förmlich über die Grasnarbe, saugen das Futter an und leiten es zum Rotor mit 85 cm Durchmesser. Bei der Kapazität, die der Wagen vorhält, sollten Sie sich auch über die Bereifung des Zugschleppers Gedanken machen. Je breiter die Spur oder schmaler die Bereifung, desto breiter kann das Schwad geformt sein, ohne dass es von der Räderinnenseite überrollt wird und nur schwer von der Pickup aufgenommen werden kann.
11 km/h, 215 t/h
Mit dem Claas Axion 960 (Motorleistung: 327 kW/445 PS) sind wir über die Schwade gefahren, die der Pöttinger-Vierkreiselschwader TOP 1403 C gleichmäßig geformt hatte. Pro Meter Schwad haben wir 16 kg Frischmasse gewogen, die sich die Pickup bei 11 km/h und mehr einverleibte. Das ergibt einen Frischmasse-Durchsatz von 215 t/h (Trockenmasse 71 t/h).
Hier kommt das nächste Bonbon der Österreicher ins Spiel: die Ladeautomatik. Sensoren am Powerband, an der Frontwand und oben an der Häckselklappe geben in Summe einen einstellbaren Impuls für den vierteiligen Kratzboden. Zusätzlich gibt es einen Dehnmesstreifen am Träger des Abstreifers. Wird der Druck hier zu groß, wird das Futter gequetscht.
Mit diesen einstellbaren Werten reagiert der Kratzboden präzise. Dabei schiebt die Frontwand die Pakete noch zusätzlich mit in den Laderaum. Natürlich sind der Winkel der Frontwand, die Vorschubweite und die Auslösung des Vorschubs individuell einstellbar: Es lassen sich drei Lademodi im Terminal voreinstellen. Wie eine überdimensionierte Packenpresse füllt die Automatik den Laderaum.
Der Axion ist ausgelastet und presst den Wagen in nur 3,5 Minuten mit 12 t Gras voll. Zusätzlich muss der Schlepper während des Ladevorgangs auch genügend Öl (min 130 l/min) liefern, damit Pickup, Frontwand und Kratzboden gleichzeitig betrieben werden können.
Schnell voll, schnell leer
So schnell der Wagen gefüllt ist, so schnell ist er auch wieder leer: In weniger als einer Minute spuckt der Jumbo die Ladung — wohlgemerkt gleichmäßig verteilt — über die Dosierwalzen auf den Silagehaufen. Das sind neue Leistungsdimensionen, die den Dienstleister zu anderen Abrechnungsmethoden zwingen, sollte bisher über die einfache Betriebsstunde abgerechnet werden.
Aber wie steht es mit der Schnittqualität? Wir haben im ersten Schnitt, Feldhäcksler, Presse und Ladewagen miteinander verglichen. Ab Seite 94 beschreiben wir die Ergebnisse. So viel sei gesagt: Die Schnittqualität des Ladewagens ist besser als die der Presswickelkombi mit 36 mm Messerabstand, aber der Feldhäcksler führt das Ranking hinsichtlich der Längenverteilung nach wie vor an.
Bei allen Durchsatzmaxima: Wir haben den Jumbo 8450 DB auch mit kleineren Schleppern bewegt. Ein John Deere 6250 R kommt mit dem Wagen auch gut zurecht, wenngleich die Nockenschaltkupplung als Überlastsicherung hinter dem Riemenantrieb kaum noch anspricht.
Der Riemenantrieb arbeitet sehr traktorschonend. Mit eingeschalteter Gelenkwelle wird der sechsrillige Riemen hydraulisch gespannt. So wird das System unter Schlupf kraftschlüssig, was Drehmomentspitzen reduziert und den Fahrer dazu animiert, den Wagen an die Leistungsgrenze zu fahren, da er keine Angst haben muss, den Schlund des Ladewagens manuell befreien zu müssen. Auch die Dosierwalzen kuppeln über den Riemen ein.
Der Kunde hat die Wahl: 34 mm Schnittlänge bei der 7000er Serie oder 25 mm bei der 8000er Serie. Erstaunt waren wir über den nur geringfügig höheren Antriebsbedarf der geringeren Schnittlänge. Die BLT Wieselburg aus Österreich hat im Vergleich zum 7000er Wagen etwa 15 kW mehr Bedarf an der Zapfwelle ermittelt.
Vergleichsweise höher ist der Verschleiß. Immerhin müssen für 25 mm Schnittlänge 17 Messer mehr in den Förderkanal eingeschwenkt werden. Außerdem sind kleinere Steine, die sonst womöglich den Spalt mit 34 mm passieren, bei 25 mm ein Störfaktor. Auf einer schlechten Wiese mit vielen Steinen haben sich bei unserem Wagen sogar die Messer leicht verbogen, so dass die Messerspitzen mit den Rotorfingern kollidierten. Mit einem neuen Messersatz war das Problem dann behoben. Die Reinigung des Spaltes zwischen den Messern funktionierte indes gut.
Preise
Der Jumbo setzt die Maßstäbe neu — auch beim Preis. Laut Liste kostet der Ladewagen knapp 204.000 Euro in der nackten Grundausstattung ohne Tridemfahrwerk. Mit allen Optionen summieren sich die Anschaffungskosten des gefräßigen Jumbos auf gut 277.000 Euro! Dafür gibt es auch schon einen gebrauchten Feldhäcksler. Zumal die Schlagkraft bei großen Betrieben in der Regel erst mit zwei dieser Wagen richtig ins Rollen kommt.
Weitere Details
Der Laderaum ist konisch (25 mm). Hackschnitzeltransporte sind kein Problem.
Der Kratzboden ist nach vorne um 25 cm abgesenkt.
Die LED-Beleuchtung rundherum sowie die Innenraumbeleuchtung mit LED-Streifen sind vorbildlich.
Auf den Füllstandssensor per Ultraschall in der Heckklappe könnten wir mit der optionalen Innenraumkamera verzichten.
Die Pickup kann komplett abgebaut werden. Damit wird die Reinigung und Wartung erheblich vereinfacht. Der Wagen wird so etwa 500 kg leichter.
Für den Anbau der Pickup werden die Leitbleche mit einfachen Holzkeilen positioniert. Eine eigene Werkzeugtasche wird von Pöttinger mitgeliefert.
Die Laderaumabdeckung arbeitet mit einem stehenden Zylinder samt Kette, die mittig am Wagen sauber integriert ist.
Die Menüführung samt Joystickbelegung via Isobus funktionierte tadellos.
Die Einstiegsleiter, die Klappung von Abdeckungen und die Leitungsverlegung verstärken den hochwertigen Eindruck.
Die Kalibrierung der integrierten Waage hat bei uns nicht funktioniert, daher können wir die Funktion nicht bewerten.
Die Werbetafel im Heck des Wagens finden wir nach wie vor sehr gut.
Fazit
Der Pöttinger Jumbo 8450 DB beeindruckt durch seine Leistungsfähigkeit und setzt neue Maßstäbe auf dem Markt. 25 mm theoretische Schnittlänge erfordert nach unseren Erfahrungen unwesentlich mehr Leistung als 34 mm, der Verschleiß steigt aber an. Frischmasse-Durchsätze von über 200 t/h bei zusätzlich rekordverdächtigen Entladezeiten von weniger als einer Minute offenbaren neue Ernteleistungen. Die gesteuerte Pickup mit mittiger Aufhängung und hydraulischer Entlastung sorgt für eine optimale Futteraufnahme auf dem Grünland.
Trotz einiger Kritikpunkte, wie dem zusätzlichen Terminal für die kontaktlose Zwangslenkung und möglichen Kollisionsgefahren bei zu großem Lenkeinschlag mit aktueller Deichselgeometrie überzeugt der Jumbo 8450 DB mit seiner Verarbeitung und der einfachen Handhabung.
Mit einem Listenpreis von 277.000 Euro für die Testausstattung rückt der Wagen aber auch in neue Preisdimensionen vor.
Praktikerurteil: Wir besetzen die Nische Ladewagen
Hermann Scheck ist Lohnunternehmer aus Altusried im Allgäu. Neben dem Einsatz von Milchsammelwagen kümmert sich Scheck um die Grasernte mit zwei Ladewagen, Quader- und Rundballenpressen und die organische Düngung. Scheck hat ein Tandem- und ein Tridemmodell von Pöttinger.
„Die 65 Messer leisten bei uns gute Arbeit. Wir fahren die Wagen mit John Deere-Traktoren vom Typ 6250 R. Das ist sicherlich für die Durchsatzleistung die untere Grenze, aber wir müssen auch an die Silos unserer Kunden denken, die in den meisten Fällen noch nicht für diese ankommenden Futtermengen gebaut sind.“ Scheck rechnet je nach Hofentfernung mit einem gestaffelten Stundenpreis ab. Beim vergangenen Herbstgras hat der Unternehmer auch mit dem Kurzschnitt gute Erfahrungen gesammelt. „Wir fahren den Wagen dann mit reduzierter Zapfwellendrehzahl, damit der Rotor genügend Futter vor der Brust hat. Bisher bin ich mit beiden Modellen sehr zufrieden.
Für alle Wagen habe ich einen zweiten Messersatz, den ich mit unserer automatischen Nassschleifanlage regelmäßig schärfe. Damit fahre ich besser als mit der automatischen Schleifeinrichtung“, ist Scheck überzeugt. „Die Beleuchtung mit dem LED-Paket gefällt unseren Fahrern sehr gut, genauso die gesamte Verarbeitung des Jumbo“, resümiert der süddeutsche Praktiker.