Langzeittest Deutz-Fahr 9340TTV: Wie läuft der Lauinger?
Mit der Serie 9 ist Deutz Fahr seit dem Jahr 2015 in die Kundengruppe der Lohnunternehmer und Großbetriebe vorgestoßen. Lesen Sie, wie sich der 9340TTV (232 kW/316 PS Nenn- und 247 kW/336 PS Maximalleistung) im Lohnunternehmer-Alltag über vier Jahre und gut 4 500 Stunden bewährt hat.
Nicht nur aufgrund seiner schwarzen Sonderlackierung ist der 9340TTV von Deutz-Fahr ein echter Hingucker. Einziger Nachteil, der sich im Alltag hier zeigt, ist die Staubempfindlichkeit dieser Farbe. Mit dem Deutz-grünen Kleid hätte man hier sicher weniger „Schwierigkeiten“. Aber genau wie das gelungene Design des Schleppers ist das nur eine Randnotiz.
Auf dem Lohnbetrieb, wo der 9340TTV läuft, muss er neben einem 23-m3-Güllewagen von Briri in erster Linie eine Krone BigPack 1270 VC ziehen sowie im Herbst einiges an Silage festwalzen (Tabelle: „Einsatzspiegel“). So sind in den gut vier Jahren insgesamt mehr als 4 500 Stunden unter verschiedensten Einsatzbedingungen zusammengekommen.
Deutz-Fahr 9340TTV – Motor
Der Deutz-Sechszylinder TTCD 7.8 L06 überzeugte nicht nur mit seiner Leistung, sondern auch der Dieselverbrauch kann sich sehen lassen. Schön auch, dass sich die Motorhaube elektrisch per Knopfdruck am Aufstieg sehr komfortabel öffnen lässt. Aber öffnen Sie mal die Haube, wenn der Linearmotor nach 1 950 Stunden wie beim Testschlepper den Geist aufgibt. Gut, dass bei dieser Reparatur — wie bei allen Einträgen im Reparatur-Tagebuch bis 2 500 Stunden — noch die Werksgarantie gegriffen hat.
Denn der Motor war im Laufe der Zeit mehrmals der Grund für Reparaturen. So war bereits nach 107 Stunden das AGR-Ventil (externe Abgasrückführung) defekt, während bei 464 Stunden ein undichtes T-Stück und nach gut 2 500 Stunden ein defekter Schlauch am Kühler erneuert werden mussten. Jeweils kleine Leckagen, die nicht sofort zum Totalausfall führten, aber eben lästig.
Getriebe: ohne Stufen und (fast) ohne Störungen
Der 9340TTV hat das stufenlose Terramatic TMT32 von ZF mit vier automatisch wechselnden Fahrbereichen. Da stimmt nicht nur der Wirkungsgrad, der Triebsatz ermöglicht (in der von 60 auf 40 km/h gedrosselten Version) zusammen mit der 2,15 m hohen Bereifung 40 km/h bei nur 1 300 Touren. Sehr gut — zumal zu der Ausstattung auch die wirkungsvollen Scheibenbremsen in der Vorderachse gehören.
Was die Bedienung angeht, haben sich die Stammfahrer an die verschiedenen Fahrmodi (Manuell, Automatisch, Zapfwelle) genauso schnell gewöhnt, wie an die Besonderheiten bei der Einstellung von Drückung, Drehzahlspeichern und Tempomaten. Diese lassen sich z. B. nach wie vor nicht mit dem Fahrhebel übersteuern, ohne sofort den gespeicherten Wert zu verändern. Dafür gibt es aber z. B. bei eingeschalteter Zapfwelle einen „eigenen“ Tempomaten (der im Untermenü verstellt wird).
Die Fahrtrichtung lässt sich sowohl links unter dem Lenkrad als auch rechts auf dem Fahrhebel wechseln. Jedoch muss dazu der Hebel links auf „N“ stehen. Aber auch daran gewöhnt man sich schnell.
Nicht gewöhnen wollten sich die Fahrer allerdings an das Ruckeln des Getriebes beim Richtungswechsel — vor allem beim Silowalzen war das sehr nervig. Daher rührt auch der Eintrag nach 966 Betriebsstunden im Reparatur-Tagebuch: Der Wechsel der Ventile für die Kupplungen in der Wendeschaltung brachte dann aber eine deutliche Verbesserung dieses Problems.
Das Fahrwerk des 9340 TTV ist nicht zuletzt dank der 18 t zulässigem Gesamtgewicht in Ordnung, auch wenn die Wendigkeit sicher noch besser sein könnte. Die gefederte Vorderachse funktioniert prima, steht allerdings — wie oben erwähnt — zweimal im Reparatur-Tagebuch.
Für zwei weitere Reparatur-Einträge sorgte die elektrische Parkbremse. 2021 gab es dafür aber ein Software-Update sowie eine neue Batterie, so dass die Kalibration jetzt nicht mehr verloren geht.
Tatsächlich wird das Hubwerk des Testkandidaten fast nur im Herbst für die Silowalze gebraucht. Aber in Sachen Hubkraft und Hydraulikleistung hatten wir schon damals im Schleppertest nichts auszusetzen. Im Gegenteil: Der getrennte Ölhaushalt sowie 100 l entnehmbare Ölmenge und die Axialkolbenpumpe mit 210 l/min sind super! Abgerundet wird das Ganze durch keinen einzigen Eintrag im Reparatur-Tagebuch in diesem Bereich.
Die einzige Öl-Leckage in den insgesamt mehr als 4 500 Betriebsstunden verursachte die gefederte Vorderachse des 9340TTV. Bei 1 086 Betriebsstunden reichte das Nachziehen einer Verschraubung, während allerdings nach 1 467 Stunden der rechte Zylinder der Achsfederung komplett getauscht werden musste, damit die Sache wieder dicht war.
Dass der Grundrahmen der Kabine inzwischen mehr oder weniger fast 30 Jahre alt ist, schlägt sich natürlich im Platzangebot nieder. Das gleiche gilt im Übrigen auch für die Sichtbeeinträchtigung der sechs Pfosten, den seitlich nur wenig drehbaren Fahrersitz sowie die Dimension der Klimaanlage. Ist diese top gewartet und sind alle Filter sauber, reicht die Kühlleistung nur knapp aus, wenn es mal richtig heiß hergeht.
Heiß ist auch das Stichwort für den iMonitor, der an die Leistungsgrenze kommt, wenn Lenksystem, ISO-Bus und Kameras angeschlossen sind. Mit kostenlosen Updates wird die Performance laut Deutz-Fahr allerdings regelmäßig verbessert.
Der kleine Monitor in der A-Säule musste nach 4 500 Stunden getauscht werden. Mit 800 Euro die einzige kostenpflichtige Reparatur in über vier Jahren.
(Bildquelle: Wilmer)
Auch der Beifahrersitz ist bequem, nur leider löst sich der Bezug bereits auf.
(Bildquelle: Wilmer)
Apropos Lenksystem: Hier wurden schon bei 462 Stunden ein Modem und später noch zweimal die SIM-Karte getauscht, um das Korrektursignal empfangen zu können. An der Bedienarmlehne gibt es ebenso wenig auszusetzen, wie an den Ablagefächern. Schade nur, dass sich der Bezug vom Beifahrersitz bereits auflöst.
Genauso stört der Rostansatz an den Trittstufen. Außerdem öffnete sich nach rund 1 000 Betriebsstunden bei voller Fahrt einmal die linke Kabinentür und wurde dabei zerstört. Auch wenn sich der Grund dafür nicht mehr eindeutig ermitteln ließ, wurde auch der Glasbruch auf Kosten von Deutz-Fahr ersetzt. So stand die einzige kostenpflichtige Reparatur ganz zum Ende des Testes an: Der kleine „Work“-Monitor in der A-Säule blieb bei 4505 Betriebsstunden plötzlich schwarz und musste ersetzt werden. Fällige Zuzahlung: 800 Euro.
Bleibt zum Schluss noch die Wartung: Die Materialkosten für Öle und Filter liegen hier bei immerhin 3,12 Euro je Betriebsstunde einschließlich MwSt. (Tabelle: „Wartungskosten“). Ansonsten gibt es in Sachen Zugänglichkeit usw. nichts zu kritisieren.
Mit der Serie 9 ist Deutz-Fahr der Einstieg in die 300-PS-Klasse gelungen. Leistung und Verbrauch passen genauso in die Welt wie der Fahrkomfort oder die immerhin 18 t zulässiges Gesamtgewicht.
In den 4 500 Betriebsstunden des Langzeittests gab es zwar — insbesondere in den ersten 2 500 Stunden — einige Einträge im Reparatur-Tagebuch, schlussendlich war aber nur ein kostenpflichtiger Werkstattaufenthalt ganz zum Ende des Test-Zeitraums dabei.
Trotzdem: Nicht beständige Kühler- und Ladeluftschläuche nerven genauso, wie rostende Trittstufen oder die anfällige elektrische Parkbremse. Außerdem braucht die Kabine in Sachen Platz, Klimatisierung oder Bordrechner eine Generalüberholung, damit es in Lauingen auch in Zukunft weiter so gut rund läuft, wie jetzt bei dem 9340TTV.