Zum Tränken neugeborener Kälber stellte Hiko zur EuroTier einen neuen Kälberdrencher vor. profi hatte die Gelegenheit zum Einsatz des ersten Softdrenchers aus der Serienproduktion.
Der Softdrencher von Hiko ist ein flexibler Silikonschlauch, der für den Notfall ein schonendes Einflößen von Kolostrum nach der Geburt eines Kalbes verspricht. Wir haben den neuen Drencher zusammen mit einer Fachkraft der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Triesdorf eingesetzt.
Dabei zeigt sich: Bei Kälbern, die nach ihrer Geburt nicht selbsttätig saufen, ermöglicht der Softdrencher von Hiko ein vergleichsweise gutes Eingeben von lebenswichtigem Kolostrum. Pluspunkte gab es für die einfache Handhabung, unter anderem aufgrund des verdickten vorderen Endes — auch Olive genannt. Die Olive reduziert das Risiko eines lebensbedrohenden Einführens des Schlauchs in die Luftröhre. Uns fielen beim Einsatz aber auch zwei Dinge auf, über die es noch zu sprechen gilt. Doch dazu gleich mehr.
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Der Softdrencher von Hiko ist ein flexibler Silikonschlauch, der für den Notfall ein schonendes Einflößen von Kolostrum nach der Geburt eines Kalbes verspricht. Wir haben den neuen Drencher zusammen mit einer Fachkraft der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Triesdorf eingesetzt.
Dabei zeigt sich: Bei Kälbern, die nach ihrer Geburt nicht selbsttätig saufen, ermöglicht der Softdrencher von Hiko ein vergleichsweise gutes Eingeben von lebenswichtigem Kolostrum. Pluspunkte gab es für die einfache Handhabung, unter anderem aufgrund des verdickten vorderen Endes — auch Olive genannt. Die Olive reduziert das Risiko eines lebensbedrohenden Einführens des Schlauchs in die Luftröhre. Uns fielen beim Einsatz aber auch zwei Dinge auf, über die es noch zu sprechen gilt. Doch dazu gleich mehr.
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Die Aufnahme von Kolostrum unmittelbar nach der Geburt ist enorm wichtig für Kälber. Denn bekanntermaßen kommen Kälber ohne eine eigene Immunabwehr zur Welt. Ihre vor Krankheiten schützende „Schluckimpfung“ erhalten sie stattdessen über die Biestmilch (Kolostrum). Die Aufnahme der Milch hat jedoch zeitnah zu erfolgen. Denn die sogenannte Darm-Blut-Schranke in der Dünndarmschleimhaut ist nur nach der Geburt für große Moleküle durchlässig. Das heißt: Die Abwehrstoffe im Kolostrum — fachmännisch Immunglobuline genannt — gelangen nur nach der Geburt vollständig in das Blut- und Lymphsystem des Kalbes.
Forschungen in den USA ergaben, dass bereits vier Stunden nach der Geburt die Durchlässigkeit des Darms reduziert ist. Nach sechs Stunden durchdringen nur noch die Hälfte der Abwehrstoffe die Darm-Blut-Schranke. Rund 24 Stunden nach der Geburt ist das Fenster für einen natürlichen Aufbau der Immunabwehr nahezu geschlossen. Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (§ 11, Punkt 2) trägt all dem Rechnung durch die Vorgabe, dass einem Kalb innerhalb der ersten vier Lebensstunden Biestmilch anzubieten ist.
Drenchen im Notfall
Neben dem richtigen Zeitpunkt entscheidet auch die Menge an Kolostrum über die Wirksamkeit der eigenen Immunabwehr. Diesbezüglich ergaben Studien, dass Kälber erst bei Aufnahme von rund 200 g Immunglobuline einen ausreichend guten Immunschutz erlangen. Ausgehend von 50 bis 60 g Immunglobuline je l sollte somit das Kalb 4 l Kolostrum aufnehmen.
Bleibt die Frage: Wie schafft man es, dass ein neugeborenes Kalb 4 l säuft? — Klar, das ein oder andere Kalb schlägt sich nach der Geburt gebührend den Magen voll. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder Kälber, die nach der Geburt eine Trinkschwäche aufweisen. Vor allem nach einer langwierigen Geburt kann die Zunge eines Kalbes eine Schwellung aufweisen, wodurch das Saugen an einem Nuckel erschwert ist. In einem solchen Fall säuft ein Kalb gar nicht oder nur sehr wenig.
Was dann hilft, ist das Drenchen des neugeborenen Kalbs mit Biestmilch. Dabei erhält das Kalb die empfohlene Kolostrummenge in Höhe von gut 3 bis 4 l über eine Sonde direkt in den Magen. Allerdings — und das sei hier ausdrücklich erwähnt — ist das Drenchen von Kälbern nach dem Tierschutzgesetz § 9 Punkt 3 nur im Notfall erlaubt.
Das Versorgen saugschwacher Kälber mit Biestmilch stellt daher eine Ausnahme dar. Es stellt sicher, dass jedes Kalb wie von der Nutztierhaltungsverordnung gefordert sein Kolostrum binnen vier Stunden in Höhe der empfohlenen Milchmenge erhält.
Drenchen mit System
Hier kommt der Softdrencher der Firma Hiko ins Spiel. Er besteht aus einem flexiblen Silikonschlauch, der mit der 1-Click-Kälbertränkeflasche des Herstellers gekoppelt werden kann. Der Einsatz der 1-Click-Kälbertränkeflasche erlaubt ein systematisches Vorgehen, da ein schneller Wechsel zwischen Nuckel und Drenchschlauch möglich ist. Dem Landwirt gelingt so eine effektive wie tierschutzkonforme Erstversorgung des Kalbes mit Kolostrum.
Aktuell misst die mit Schraubdeckel ausgestattete Flasche ein Volumen von 3,8 l, ab Mitte 2025 wird diese laut Hersteller durch eine größere Variante mit 4,2 l ersetzt. Nach dem Abfüllen des Kolostrums in die Flasche kann zunächst der Versuch gestartet werden, ob das Kälbchen den Nuckel annimmt und ob es selbstständig eine ausreichende Menge des Kolostrums aufnimmt.
Bleibt dieser Versuch erfolglos, kann durch einen schnellen Wechsel von Nuckel auf Softdrencher gedrencht werden — ohne dass die Milch an Temperatur verliert. Noch schneller geht ein Wechsel vonstatten, wenn zwei Schraubdeckel (einer mit Nuckel und einer mit Softdrencher) zum Einsatz kommen. Dann genügt lediglich der fixe Wechsel des Deckels.
Zentrales Element des neuen Softdrenchers ist ein 160 cm langer, 18 mm dicker Silikonschlauch. Sein vorderes, ins Maul einzuführendes Ende ist verdickt, was ein versehentliches Einführen des Schlauchs in
die Luftröhre weitestgehend verhindert. Zudem löst die sogenannte „Olive“ im Rachenbereich einen Schluckreflex aus, der das Vorschieben in die Speiseröhre vereinfacht. Um sicherzustellen, dass sich der Schlauch in der Speiseröhre befindet, sollte man aber nach dem Einführen des Schlauchs immer erst nur eine kleine Menge drenchen und dabei die Reaktion des Kalbes beobachten.
Tipp: Ob der Schlauch in der Speiseröhre verläuft, ertasten Geübte durch eine spürbare Wölbung an der linken Halsseite. Probieren Sie es mal aus!
Hinter der aus Vollmaterial hergestellten Olive folgen mit wenigen cm Abstand zwei Löcher — fachmännisch Augen genannt. Über sie gelangt das Kolostrum direkt in den Tiermagen. 80 cm von der Olive entfernt befindet sich eine rote Markierung. Sie zeigt dem Landwirt an, wie weit der Schlauch bereits eingeführt bzw. wie weit er noch vorzuschieben ist. Zwar variiert je nach Körpergröße und Geburtsgewicht des Kalbes die Einführtiefe. Erfahrungswerte zeigen jedoch, dass das Vorschieben des Schlauchs bis knapp vor die Markierung (70 bis 80 cm) die besten Ergebnisse zeigt. Wird der Drenchschlauch hingegen nicht weit genug eingeführt, besteht die Gefahr, dass die Olive die Speiseröhre verschließt. Dann staut sich die Milch in Richtung Tiermaul auf.
Die gute Nachricht: Durch das weiche Material sind Verletzungen der Speiseröhre nahezu ausgeschlossen. Ein behutsames Vorgehen empfiehlt sich dennoch.
Am anderen Ende des Schlauchs befindet sich eine Tülle zum werkzeuglosen Befestigen auf der 1-Click-Milchflasche. Die Tülle passt exakt auf den Verschluss einer PET-Wasserflasche. Wer also PET-Flaschen zum Aufbewahren von Kolostrum besitzt, kann diese ebenfalls verwenden. Dazu noch ein kleiner Hinweis: An der Tülle hat der Hersteller eine Vertiefung eingeprägt, welche der Landwirt mit einem kleinen Bohrer öffnen kann. Beim Leeren der Flasche kommt so Luft nach, so dass die Milch ungehindert aus der Flasche fließt.
Der Softdrencher ist kompatibel mit der 1-Click-Milchflasche von Hiko.
(Bildquelle: Zäh)
Basis des 1-Click-Flaschensystems ist der wahlweise mit Nuckel oder Schlauch auszustaffierende Schraubdeckel.
(Bildquelle: Zäh)
Zur Praxis
Zusammen mit der Tierhaltungsschule an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten (LLA) Triesdorf haben wir den neuen Hiko-Softdrencher bei einem neugeborenen Kalb eingesetzt. Dem Tier wurde bereits eine Stunde zuvor Biestmilch angeboten, wobei es nur 1 l trank. Der zweite Versuch erfolgte abermals mit einer Tränkeflasche und Nuckel. Nachdem das Kalb die Milch wieder nicht freiwillig annahm, wurde der Deckel gegen einen mit eingesetztem Softdrencher getauscht.
Zum Drenchen durfte das von der Geburt noch sichtlich erschöpfte Kalb liegen bleiben. Für Entspannung sorgt auch der Umstand, dass durch seinen breiten Boden die auf dem Stroh abgestellte 1-Click-Milchflasche stabil stehen bleibt. Der Landwirt hat somit immer beide Hände frei und kann sich damit allein auf das Vorschieben des Schlauchs konzentrieren.
Durch die Verdickung des Schlauchs am vorderen Ende ist beim Einführen in die Speiseröhre zunächst ein leichter Widerstand zu überwinden. Diesen zu meistern verlangt zugegebenermaßen etwas Routine. Die gute Nachricht: Da sich zu dieser Zeit keine Milch im Schlauch befindet, besteht grundsätzlich keine Erstickungsgefahr. So besteht mit dem Softdrencher nie ein Grund zur Hektik.
Vermutlich weil bei uns der Schlauch fabrikneu war, fiel uns allerdings das Vorschieben des Schlauchs etwas schwer. Das Kalb quittierte dies mit einer leichten Unruhe. Doch beruhigte es sich unmittelbar, nachdem der Schlauch im Magen angelangte. Tipp: Das vorherige Eintauchen des Drenchers in fettreiche Biestmilch lässt den Schlauch besser gleiten.
Noch ein Hinweis: Schläuche aus weichem Silikon reagieren sehr empfindlich auf scharfe Teile. Da auch die Zähne neugeborener Kälber sehr scharfkantig sind, besteht die Gefahr, dass ein Kalb den Schlauch durchbeißt. Was hilft, ist das Umgreifen des Schlauchs mit einer Hand.
Im ersten Schritt steht immer der Versuch des Tränkens mit aufgeschraubtem Nuckel.
(Bildquelle: Zäh)
Sollte das Kalb nicht saufen, kann man den Softdrencher auf die Flasche aufsetzen.
(Bildquelle: Zäh)
Die von der Geburt oft erschöpften Kälber können zum Füttern liegen bleiben.
(Bildquelle: Zäh)
Besser als Edelstahl
Zum Drenchen hebt man den Milchbehälter an und dreht diesen über Kopf. Ist der Schlauch bis kurz vor der Markierung eingeschoben, fließt die Milch langsam aber zügig in den Tiermagen. Das im Schraubdeckel integrierte Lufteinlassventil bewirkt einen gleichmäßigen Milchfluss, so dass sich die Arbeit des Landwirts im Wesentlichen auf das Halten des Milchbehälters und auf den Schutz des Schlauchs vor einem Durchbeißen beschränkt.
Am Ende steht jedoch die Frage: Was sind die Vorteile des neuen Softdrenchers von Hiko? — Einigkeit besteht unter den Beteiligten, dass der flexible Schlauch gegenüber einer starren Drenchsonde aus Kunststoff oder Edelstahl einen deutlichen Fortschritt bedeutet. Denn gegenüber starren Sonden fällt die Abwehrreaktion des Tiers vergleichsweise niedrig aus, und die Handhabung ist angenehmer. Vor allem tendiert das Risiko von Verletzungen im Schlund gegen Null.
Zum Vergleich: Gerade bei Kunststoff-Lanzen ist das Material oft schon nach wenigen Einsätzen durch die Zähne der Tiere von scharfkantigen Kratzern übersät. Die Kratzer führen dabei oft unbemerkt zu langwierigen Verletzungen in der Speiseröhre.
Hiko bietet seinen neuen Softdrencher zum Listenpreis von 41,50 Euro an (alle Preise ohne Mehrwertsteuer). Die dazu passende Hiko 1-Click-Kälbertränkeflasche wird im Handel für rund 34 Euro angeboten. Ein zweiter Deckel mit Nuckel kostet aktuell rund 20 Euro. Und der Vollständigkeit halber: Eine Edelstahl-Drenchsonde, wie sie von Hiko ebenfalls angeboten wird, ist im Handel zu Preisen ab 41 Euro erhältlich.
Fazit
Die zeitnahe Versorgung neugeborener Kälber mit Biestmilch ist extrem wichtig. Auch die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung schreibt die Gabe von Biestmilch in den ersten vier Stunden zwingend vor. Für den Fall, dass das Kalb nicht von selbst ausreichend säuft, entwickelte Hiko den Softdrencher.
In einem ersten Einsatz wusste der Silikonschlauch zu überzeugen, vor allem durch die angenehme Handhabung. Ob der Landwirt den Softdrencher mit einer PET-Wasserflasche oder mit der 1-Click-Tränkeflasche des Herstellers verwendet, obliegt dabei allein der Vorliebe des Landwirts.
Drenchen gemäß Tierschutzgesetz
Das Drenchen von Kälbern ist nur im Ausnahmefall erlaubt
Die Zwangsernährung von Nutztieren ist nach dem deutschen Tierschutzgesetz (§ 3, Punkt 9) ohne klinischen Hintergrund verboten. Die Einschränkung fällt zurück auf die früher praktizierte Zwangsmast von Enten und Gänsen. Doch nüchtern betrachtet handelt es sich beim Drenchen von Kälbern gleichfalls um eine Zwangsernährung — was Kritiker auf den Plan ruft.
Allerdings erfolgt das Drenchen beim Kalb in der Regel nur nach der Geburt, und dann auch nur im Ausnahmefall. Zudem dient das Drenchen mit Biestmilch nicht der Gewinnmaximierung, sondern allein einer guten Gesundheit durch eine optimale Versorgung mit den in der Biestmilch enthaltenen Immunglobulinen.
Gleichwohl der Ausnahmefall den Drenchvorgang als solches legitimiert: Zum Schutz des Tieres sollte der Eingriff immer so schonend wie möglich sowie mit einem minimierten Verletzungsrisiko erfolgen — was einmal mehr für den Einsatz eines weichen wie flexiblen Schlauchs spricht.