Kraiburg profiKura 3D im Einsatzbericht: Unscheinbar und sinnvoll — aber teuer
Der Laufbelag profiKura 3D reduziert Emissionen von Ammoniak im Milchviehstall. Der Boden mit eingebautem Gefälle punktet aber vor allem an anderer Stelle.
Eigentlich wäre mit drei Sätzen alles gesagt: Kraiburg hat einen neuen Gummiboden, der ab Werk ein eingebautes Gefälle von 3 % aufweist. Urin läuft dadurch schnell ab, weshalb die Laufgänge trockener sind und weniger Ammoniak entsteht. Und da mit Gefälle die Kühe beim Lauf des Schiebers ihre Füße nicht mehr in einem See aus Gülle baden, profitiert auch die Klauengesundheit vom neuen Bodenbelag mit Drainageeffekt.
Ganz so trivial ist die Sache dann doch nicht, wie der zu Testzwecken vor einem Jahr eingebaute Boden in einem 14 Jahre alten Milchviehstall zeigt. Was uns der Landwirt und Besitzer von 130 Milchkühen im Detail berichtete, dazu gleich mehr.
Klar: Mit Gefälle läuft Wasser von allein ab. Abweichend von dieser Logik wurden und werden immer noch Ställe mit planbefestigten Laufgängen ohne nennenswertes Quergefälle gebaut. Fragt man nach den Gründen, hört man, dass man durch den Verzicht auf ein Gefälle ein zu starkes Abtrocknen zu verhindern versuche.
Tatsächlich werden harte Böden in der warmen Jahreszeit schnell schmierig — entsprechend steigt die Rutsch- und Verletzungsgefahr. Ohne Gefälle trocknen die Böden noch schneller ab. Dafür ist in Kauf zu nehmen, dass beim Abschieben des Bodens die Klauen in einem See aus Gülle stehen.
Dies ist mit Blick auf die Klauengesundheit nicht vorteilhaft. Parallel nimmt die Verschmutzung der Tiere zu, da es beim Abkoten oft meterweit spritzt.
Hinzu kommt, dass ohne Gefälle der Ammoniakgehalt in der Stallluft höher ist. Denn: Fließt der Urin nicht unmittelbar ab, haben die im Kot enthaltende Enzyme ausreichend Zeit zum Aufspalten des Harnstoffs im Urin zum gefürchteten Ammoniak.
Welchen Einfluss Menge und Verweildauer des Urins besitzen, untersuchten Forscher am Emissionsversuchsstall für Milchvieh von Agroscope in Tänikon (Schweiz). Verglichen wurde ein planbefestigter Boden ohne Gefälle mit einem Boden mit Sammelrinne und 3 % Quergefälle.
Ergebnis: Das 3 %ige Gefälle reduzierte den Ammoniakgehalt in der Stallluft um 20 %. Seitdem wird in der Schweiz der Einbau eines Quergefälles im Laufgang nicht nur dringend empfohlen, sondern auch finanziell unterstützt.
Weiter untersuchten die Schweizer Forscher, welches Quergefälle optimal ist. Ergebnis: Mit einem 3 %igen Gefälle (+/- 0,5 % Toleranz) war der Abfluss von Urin optimal. Ein stärkeres Gefälle von bis zu 5 % brachte keine nennenswerten Vorteile. Davon abgeleitet bleiben die Forscher bei der Empfehlung zum Einbau eines 3%igen Quergefälles. Im Abschlussbericht positiv vermerkten sie außerdem, dass trotz Bodengefälle die Tiere keine Beeinträchtigung zeigten, z. B. durch Schäden an den Gelenken.
Mit dem neuen 3D-Boden ist die Konsistenz des verbleibenden Kots erstaunlich fest.
(Bildquelle: Tovornik)
Die bis zu 2 m breiten und bis zu 7,5 cm dicken Matten sind keilförmig aufgebaut.
(Bildquelle: Tovornik)
Gefälle zum Nachrüsten
Auch in Deutschland wird zusehends über eine Reduzierung von Ammoniak-Emissionen aus der Milchviehhaltung diskutiert. Die Ergebnisse der Schweizer Forscher ließen so auch die Entwicklungsabteilung von Kraiburg aufhorchen. Tatsächlich fehlte dem Hersteller noch ein elastischer Gummiboden mit eingebautem Gefälle für neue und alte Ställe im Produktprogramm.
Passend zur EuroTier 2020 war der neue Laufgangbelag profiKura 3D präsentierfähig. Und er bestand auch schon einen DLG-Test (Prüfbericht 7175), bei dem die Verformbarkeit, Dauerbelastung, Abrieb- und Rutschfestigkeit geprüft wurden.
Im Detail misst der neue Boden eine fixe Länge von 125 cm. Die Breite richtet sich in 2-cm-Schritten von 96 bis 200 cm nach der Gangbreite. Wie schon beim Bodenbelag Kura P und profiKura P setzt der Hersteller beim profiKura 3D auf sein Puzzle-System zum Verbinden der Einzelmatten.
Die Besonderheit des profiKura 3D-Belags steckt im eingebauten Gefälle von 3 %. Dafür hat die Matte an ihrer dünnsten Stelle eine Höhe von 15 mm, an der dicksten sind es 75 mm — ergibt pro laufenden Meter eine Höhendifferenz von 3 cm. Links und rechts einer mittigen Rinne auf dem Laufgang platziert, eignet sich der neue Bodenbelag so für Laufgänge bis 4 m Gesamtbreite. Ob es breitere Matten geben wird, ließ Kraiburg im Gespräch mit profi offen.
Der Vorteil von Laufböden mit Gummibelag ist der hohe Tierkomfort sowie die höhere Rutschfestigkeit. Der neue 3D-Boden besitzt zusätzlich eine optiGrip-Oberfläche. Darunter zu verstehen ist die Bestückung der Oberfläche mit kleinen Körpern aus Korund. Das von Diamantscheiben bekannte Material gibt den Tieren Trittsicherheit. Und es besitzt eine abrasive Wirkung, so dass die Klauen einen ständigen Abrieb erfahren.
Das Befestigen des Bodens erfolgt mit Nageldübeln und Unterlegscheiben aus Edelstahl. Gemäß Vorgabe des Herstellers eingebaut ist der Boden mit halber Schrittgeschwindigkeit und bis 4 bar Reifendruck befahrbar. Bremsmanöver, starke Lenkbewegungen oder ein Durchdrehen der Räder sind zu vermeiden.
Zur Praxis
Offiziell wird der neue Boden ab Sommer 2022 verfügbar sein. Wir hatten die exklusive Gelegenheit, den neuen Belag mit eingebautem Quergefälle schon vorher in einem Praxisbetrieb unter die Lupe nehmen zu dürfen. Der Testbetrieb mit 130 Kühen besitzt seit 14 Jahren einen fünfreihigen und 37 m breiten Laufstall mit zwei Außenfuttertischen. Alle drei Laufgänge verfügen über einen Betonboden mit Besenstrich. Da der Betrieb den melkenden Tieren beim Fressen zu mehr Komfort und Trittsicherheit verhelfen wollte, stattet er schon kurz nach Bezug des Stalls vor 14 Jahren den Laufgang am rechten Futtertisch mit dem Gummiboden Kura P des Herstellers Kraiburg aus. Aus Kostengründen beließ er die zwei anderen Laufböden in ihrem Urzustand.
Die Unterschiede zwischen dem Boden mit und jenen ohne Gummibelag waren so für den Landwirt jeden Tag gut ersichtlich.
So fiel ihm unter anderem auf, dass brünstige Tiere sich bevorzugt auf der Fläche mit Gummiboden aufhalten. Und nur mit Gummiboden fangen die Tiere scheinbar grundlos das Rennen an. Das eigene Belecken auf drei Beinen stehend beobachtet der Landwirt ebenfalls nur auf dem Laufgang mit Gummiboden.
Trotz der augenscheinlichen Vorteile nahm der Betrieb immer wieder Abstand davon, den zweiten Laufgang für die Melkenden mit Gummi auszustatten. Schließlich funktionierte der Betonboden mit Besenstrich die ersten Jahre gut. Doch nahmen die Probleme mit ausrutschenden Tieren beim Aufstehen und rückwärtigen Austreten aus der Box stetig zu.
Als der Landwirt das Angebot bekam, den neuen Boden profiKura 3D versuchsweise testen zu können, musste er nicht lange überlegen. Als wir ihn besuchten, war der 3D-Prototyp bereits ein Jahr im Einsatz.
Wertvolle Erfahrungen
Wir haben mit dem Landwirt über seine Erfahrungen diskutiert und folgende Punkte für Sie festgehalten:
Anders als im Laufgang mit plan verlegtem Gummiboden läuft durch das neue Quergefälle der meiste Urin binnen Sekunden ab. Am Ende des Laufgangs fließt so kontinuierlich Urin in den Querkanal.
Die Luft im Stallbereich mit dem neuen Boden war bei unserem Besuch auffallend gut. Mangels Messungen bleibt es hier jedoch bei einem subjektiven Eindruck.
Der Landwirt lässt den Schieber — wie auch schon vor dem Einbau des neuen Bodens — zu jeder Stunde laufen. Anders als beim plan verlegten Boden im Laufgang nebenan ist die Menge vor dem Schieber aber sichtbar reduziert, und der Kot ist von festerer Konsistenz.
Interessant findet der Landwirt, dass die Kühe sich bevorzugt an den Rändern des neuen Bodenbelags bewegen. Das bedeutet: Wenn die Kühe wählen können, bevorzugen sie den mit bis zu 7,5 cm Höhe
sehr weichen Gummiboden. Offensichtlich empfinden die Tiere den Boden als sehr angenehm.
Senken und leichte Buckel, die vor 14 Jahren beim Betonieren des Stallbodens eingebaut wurden, kann der profiKura 3D zum Bedauern des Landwirts nur ansatzweise kompensieren.
Da mit Senken im Untergrund der Schieber nicht alles abschieben kann, bleibt an diesen Stellen nicht wenig Dreck zurück.
Abgeleitet davon rät der Landwirt vor dem Einbau des 3D-Bodens dazu, unebene Untergründe auszugleichen, z. B. mit einer Betonfräse oder mit Fließestrich.
Durch den weichen und griffigen Gummiboden ist ein Ausrutschen der Tiere im Testbetrieb kein Thema mehr.
Der seit 14 Jahren arbeitende Mistschieber läuft in einer 10 cm tiefen Rinne. Zuzüglich der 1,5 cm hohen Matten ergibt sich eine 11,5 cm hohe Drainage, die ohne einen Umbau der Schieberanlage einen schnellen Ablauf des Urins sicherstellt.
Unebenheiten durch betonierte Senken kann der neue Laufbelag trotz eines 3 %igen Quergefälles nicht kompensieren.
(Bildquelle: Tovornik)
Mit einem unflexiblen Schieber bleibt in den Senken Dreck zurück.
(Bildquelle: Tovornik)
Die Preise
Der neue profiKura 3D Bodenbelag mit serienmäßiger optiGrip-Oberfläche (Korund) soll laut Kraiburg 102 Euro/m2 kosten (alle Preise ohne Mehrwertsteuer). Zum Vergleich: Der von Kraiburg vor Jahren eingeführte Kura P steht mit 59 Euro/m2 in der Preisliste des Herstellers. Die Ausstattung des Kura P-Bodens mit abrasivem Korund kostet weitere 19 Euro/m2 — macht zusammen 78 Euro/m2. Unterm Strich kostet so der profiKura 3D rund 25 % mehr als der Kura P mit Korund.
Befeuchtung gegen Schmierfilm
In der warmen Jahreszeit kann es zur Bildung von Schmierschichten kommen. Ein zügiges Abfließen des Harns durch das Quergefälle kann diesen Effekt sogar noch verstärken, so dass die Gefahr eines Ausrutschens durch die Tiere durchaus gegeben ist.
Laut Forschern am FAT Tänikon rechtfertigt eine mögliche Schmierschicht aber nicht den Verzicht auf ein Quergefälle der Laufflächen, da sowohl die Klauengesundheit als auch die Umwelt durch höhere Emissionen Schaden nehmen. Betrieben, die mit Schmierschichten zu kämpfen haben, wird deshalb von den Forschern das Befeuchten der Laufflächen vor dem Lauf des Schiebers empfohlen. Damit ließen sich Schmierschichten deutlich reduzieren, mitunter sogar ganz verhindern, so die Experten.
Wie eine weitere Untersuchung mit einer Niederdruck-Befeuchtungsanlage zeigt, sind Verbesserungen hinsichtlich der Schmierbildung und eines Ausrutschens selbst dann zu erwarten, wenn nur ein Mal pro Tag vor dem Entmisten die Anlage läuft.
Der ermittelte Wasserverbrauch lag bei einem einmaligen Befeuchten pro Tag bei rund 2,8 l pro Tier. Bei 120 Tieren und 210 Tagen Betriebszeit werden so im Jahr rund 70 m³ Wasser mehr verbraucht (10 m³/Monat). Da die Anlage in der Regel nur in den Sommermonaten in Betrieb ist, fällt dafür normalerweise kein zusätzlicher Güllelagerbedarf an.
Fazit
Schweizer Forscher wiesen nach, dass ein schnelles Ableiten des Harns unmittelbar nach dem Urinieren der Kühe eine Reduzierung von 20 % der Ammoniakemissionen erbringt. Erreicht wurde das Ziel mit einem Quergefälle von 3 % zur Laufgangmitte.
Um Betrieben mit planbefestigten Laufgängen im Alt- und Neubau den Schritt zu einer besseren Luft im Stall zu ermöglichen, entwickelte Kraiburg den Gummiboden profiKura 3D mit einem integrierten Quergefälle von 3 %. Wie wir selbst feststellen durften, besitzt der Boden eine faszinierende Drainagewirkung — was eine spürbare Reduzierung an Emissionen erwarten lässt.
Punkten kann der sehr weiche Boden aber vor allem durch einen hohen Laufkomfort und seiner auch im Sommer trotz Schmierbildung hohen Trittsicherheit. Und noch ein kleiner Hinweis: Der profiKura 3D ist seit Kurzem als emissionsmindernd anerkannt und so als AFP-Maßnahme förderfähig.