Scippy führte Sauen an der Nase herum
Der künstliche Eber Scippy von MS Schippers rollte im Gang ferngesteuert an den Sauen vorbei und sollte durch akustische, sensorische und optische Reize den Rauschezustand der Sauen erkennbar machen. Scippy simulierte nicht nur das Grunzen, sondern verströmte sogar Eberduft. Der EuroTier-Jury war das eine Goldmedaille wert. Die Sauen fanden den Plastikboy wohl nicht so attraktiv, so dass Scippy 2002 aus dem Programm genommen wurde. Allerdings bietet MS Schippers das Eberduftspray MS Scippy immer noch an.
TMR auf Vorrat mischen
„TMR (Totale Mischration) auf Vorrat mischen“ war der Leitgedanke der mobilen Futtermischanlage Tomix von Mayer Maschinenbau. Die Anlage war für Lohnunternehmer gedacht, um bei den Landwirten bis zu 70 t Futter pro Stunde zu mischen und in einer zweiten Miete zurückzusilieren. Der Tomix bestand aus zwei 17 m3 großen Vertikalmischern und einem 3-t-Kraftfutterbehälter. Per Schnecke gelangte das Kraftfutter in beide Behälter, um mit Silage vermischt zu werden. Ein Motor mit 420 PS trieb den Tomix an. Die Idee kam gut an, aber die BSE-Krise machte dem innovativen Verfahren einen Strich durch die Rechnung.
Kälber-Iglu für das ganze Jahr
Weil frische Luft beste Voraussetzungen für die Kälberaufzucht bietet, hatte Holm & Laue seine Kälber-Iglus erstmalig zur ganzjährigen Nutzung weiterentwickelt. Im Iglo sorgen Entlüftungsschächte für einen optimalen Luftaustausch. Das Konzept wird heute noch angeboten. Dank des überdachten Außenbereichs können die Kälber selbst entscheiden, ob sie sich im Iglu oder draußen aufhalten wollen. Zum Entmisten lassen sich die Iglus mit dem Schlepper versetzen.
Kuhn setzt auf Horizontalmischer
Auf der EuroTier 2004 präsentierte Kuhn seinen Selbstfahrmischwagen SP 18 mit 18 m3 Inhalt. Während andere Mischwagenhersteller bei Selbstfahrern bereits Vertikalschnecken bevorzugten, setzte Kuhn aufgrund kompakterer Mischbehälter-Abmessungen zunächst weiter auf die Horizontalmischtechnik — beim SP 18 waren es zwei Schnecken. Inzwischen bietet auch Kuhn seine Selbstfahrer nur noch als Vertikalmischer mit einer oder zwei Schnecken an.
Schweinefutter kontrolliert fermentieren
Antibiotische Wachstumsförderer sind seit 2006 verboten. Deshalb stellte Howema schon 2002 das Byferm-Verfahren für die Flüssigfütterung vor, mit dem man darauf leichter verzichten konnte. Die Fermentationsanlage mit nur 50 l Fermentergröße sollte ab 1 000 Tieren rentabel arbeiten. Außerdem sollten sich Futterverwertung und Darmflora verbessern sowie der Arzneimittelaufwand verringern. Studien versprachen sinkende Futterkosten, gesündere Tiere und eine bessere Protein-Verwertung. Für Howema spielte das keine Rolle mehr. Big Dutchman übernahm das Traditionsunternehmen 2005.
Angehängte Mahl- und Mischanlage
Zu jeder EuroTier präsentierte Buschhoff eine neue Variante seiner mobilen Mahl- und Mischanlagen — mit größeren Mischbehältern, neuer Steuerung oder besserer Technik zur Staubvermeidung. 2006 zeigte Buschhoff mit dem Tourmix 02 eine Variante für große Viehbetriebe, die von einem Schlepper gezogen wurde. Den Tourmix 02 bietet Buschhoff auch heute noch wahlweise mit oder ohne Getreidequetsche an.
JF-Stoll-Futtermischwagen von klein bis groß
Zur EuroTier 2006 war JF-Stoll noch gut unterwegs, erst 2011 kam es zur Übernahme durch Kongskilde. 2006 machte JF-Stoll durch zwei neue Produkte von sich reden. Der Einschnecken-Mischwagen mit 10 m3 Inhalt und nur 2,60 m Bauhöhe war dank Mischschnecke und Behälterboden aus Feinkornstahl besonders verschleißfest. Das Flaggschiff VM30-2 mit 30 m3 Volumen und Tandemachse war mit 3,60 m außergewöhnlich hoch, dafür aber mit nur 7,40 m Länge recht kurz.
Sortierschleuse für die Schweinemast
Auf der EuroTier 2008 präsentierte Laake die in Kanada entwickelte Sortierschleuse für die Schweinemast. Für eine lange Haltbarkeit sollte die hängende Wiegeeinrichtung sorgen. Und die automatische Klappe Trainergate sollte die Tiere wieder sanft aus der Schleuse vertreiben. Zur Anlage gehörte eine Software, und auch eine Vernetzung mehrerer Schleusen mit dem PC war möglich. Heute ist die Schweine-Sparte Geschichte: Laake wurde 2006 von der amerikanischen CTB Holding übernommen, die das Unternehmen mit Sitz in Schüttorf umbaute. Jetzt konzentriert man sich auf die Fertigung von Pferde-Stalleinrichtungen sowie von Türen und Toren.
Automatischer Melkstandschemel
Die Arbeit im Melkstand verlangt vollen Körpereinsatz und lange Wege. Siliconform hatte mit dem Galactor die pfiffige Idee, den Melker in einer beweglichen Gondel sitzen zu lassen und hier alles Nötige für seine Arbeit anzubieten. Die an Schienen hängende Gondel bringt den Melker, sofern nötig, auch automatisch zum nächsten Tier. Durch die automatische Steuerung der Melkabläufe erkennt die Technik, was zu tun ist. Und am Ende reinigt die Gondel sogar den Melkstand. Diese Neuheit zeichnete die Neuheiten-Jury der DLG mit einer Goldmedaille aus.
optiScan: Schweine wiegen ohne Waage
Für die optische Verwiegetechnik optiScan erhielt Hölscher und Leuschner 2012 eine EuroTier-Goldmedaille: Für ein paar Sekunden über dem Tier gehalten sollte die Kamera anhand von Größe und Körperbau das Gewicht der Tiere errechnen. optiScan hat nie die Serienreife erreicht, weil die Beleuchtung in Abteilen für die Kamera nicht ausreichte (profi 10/2016). 2022 wagt Hölscher und Leuschner mit der mobilen Durchlaufwaage optiMarker einen neuen Anlauf, der mit einer EuroTier-Silbermedaille honoriert wird.
Kontaktlose Kadaverentsorgung
Die selbstfahrende Kadaverkarre Porkys PickUp von Meier-Brakenberg befördert selbsttätig ein verendetes Schwein auf eine Karre, ohne dass der Landwirt das Tier berühren muss. Das macht die Arbeit nicht nur rückenfreundlicher, sondern auch hygienischer — und war der DLG-Neuheitenkommission eine Goldmedaille wert. Meier-Brakenberg bietet die automatische Kadaverkarre seit der EuroTier 2016 auch in einer größeren Variante für Tiere mit einem Gewicht von bis zu 300 kg an.
Einstreumeister erkennt freie Liegeboxen
Bisherige an Schienen geführte Einstreuautomaten streuten das Stroh auch in Boxen ein, die von Kühen belegt waren. Der Einstreumeister von Hartmann unterscheidet dagegen zwischen belegten und nicht belegten Liegeboxen. Befindet sich eine Kuh in der Liegebox, wird die Box zunächst übergangen. Ist die Liegebox frei, kehrt der Einstreuautomat zurück und sorgt dann für eine frisch eingestreute Liegefläche. Die patentierte Einstreuvorrichtung wird nach wie vor von Hartmann vertrieben.
Selbstfahrer mit Elektroantrieb
Auf der EuroTier 2018 stellte Mayer seinen elektrisch angetriebenen Selbstfahrer eSilokamm 4200 vor. Der Triebkopf ist mit einem Akkupaket ausgestattet, das auf der Staplertechnik von Jungheinrich basiert. Der kompakte Selbstfahrer ist damit nicht nur leise unterwegs, sondern vermeidet auch direkte Emissionen. Die Batterie hat eine Kapazität von 220 Ah und soll für rund zwei Stunden Arbeit ausreichen. Ebenfalls mit Elektroantrieb im Programm hat Mayer heute den selbstfahrenden Mischwagen Siloking Truckline e.0 mit 8 bis 14 m3 großem Behälter.
Urinal senkt Emissionen
Corona-bedingt fiel 2020 die EuroTier aus, sie wurde Anfang 2021 digital nachgeholt. Hanskamp erhielt damals für CowToilet eine Goldmedaille. Die Technik aus den Niederlanden fängt den Harn direkt am Tier auf. In einer Box, in der Kraftfutter zugeteilt wird, wird das Tier unter der Scham stimuliert, so dass es reflexartig Harn lässt. Eine spezielle Schale fängt den Urin auf und führt ihn über eine Vakuumleitung in einen separaten Tank ab. Kot und Harn werden so sehr früh getrennt. Das mindert ein Freisetzen von Ammoniak und damit Emissionen. Ob sich das Urinal durchsetzen wird, ist bei Kosten von rund 1 000 Euro je Tierplatz schwer zu sagen (profi 5/2021). Denn schon das Ableiten von Harn z. B. durch mehr Gefälle im Laufgang ist eine Lösung zur Reduzierung von Emissionen.