Deutschland ist und bleibt Traktorenland. Allen Unkenrufen hinsichtlich schwieriger Marktsituationen und sinkender Zahlen landwirtschaftlicher Vollerwerbsbetriebe zum Trotz: Die Zahl zugelassener Traktoren stieg auch im Corona-Jahr 2021 noch mal um fast 9 % auf 34 472 Stück.
Mit genauerem Blick auf die Statistik sind es aber kaum die Landwirte, die das Wachstum verursachen, der Stückzahlenzuwachs findet vornehmlich in der Hobbyliga unterhalb von 51 PS statt. Hier scheint es einen regelrechten Boom gegeben zu haben: John Deere, Kubota und vermeintliche Exoten wie der indische Hersteller Sonalika (Solis) fahren rekordverdächtige Ergebnisse ein.
Wie so oft in der Geschichte der Zulassungszahlen hat das auch gesetzliche Gründe. Die Abgasrichtlinien sehen für diese Klasse neue Rahmenbedingungen vor, mit denen alte Modelle 2022 nicht mehr zugelassen werden dürfen. Heißt: Schnell eine Tageszulassung und der Hersteller ist zumindest mit Lagermaschinen im grünen Bereich.
Hier werden die Zulassungszahlen 2022 zeigen, ob der Boom der Kleinschlepper 2021 ein echter oder ein gesetzlich bedingter war. Für eine Jahresendrallye sprechen die hohen Zulassungszahlen zum Ende des Jahres: 3 900 zugelassene Traktoren im Dezember (+33 %) und 2 899 im November (+29 %). Von den im Dezember zugelassenen Traktoren hatten 2 038 Einheiten unter 50 PS.
Entsprechend dieser hohen Stückzahlen im Bereich unterhalb von 50 PS rückt John Deere mit 6 178 zugelassenen Einheiten in den Traktorenzulassungen 2021 zurück auf Platz 1 (Tabelle: „Traktorzulassungen 2021“). Fendt belegt mit 5 762 Schleppern Platz 2 und verliert im Vergleich zum Vorjahr mehr als 15 %. Dennoch verkaufen die Allgäuer noch mehr als doppelt so viele Traktoren in Deutschland als Deutz-Fahr auf Platz 3 mit 2 764 Einheiten. Kubota belegt Platz 4, gefolgt von Case IH/Steyr und Claas.
Gewinner dieses Jahres ist Sonalika: Mit einem Zuwachs von 140 % steigen die Inder in diesem Ranking auf Platz 8 auf und drängen selbst Massey Ferguson und Valtra nach unten. McCormick gewinnt bei den Neuzulassungen und konnte mit 349 Schleppern ein Plus von 157 Traktoren verzeichnen.
Aber nicht nur unterhalb von 50 PS gibt es stückzahlmäßig starke PS-Klassen. Der Markt von 51 bis 100 PS ist auch einer. Hier buhlen Deutz-Fahr, Fendt und New Holland am erfolgreichsten um die Gunst der Käufer. Fendt ist aber insbesondere im Bereich von 200 bis 300 PS zu Hause. Das belegt nicht nur die PS-Bundesliga, sondern auch die Tabelle der beliebtesten Modelle 2021. Seit Jahren dominiert der 724 Vario dieses Ranking — trotz Absatzeinbruch in Deutschland 2021. Laut Fendt sind Lieferengpässe und Lieferzeiten für Schlepperbauteile das Problem. Damit haben sicher auch Marktbegleiter zu kämpfen.
Wer in welcher Leistungsklasse zu Hause ist, haben wir erstmals auch grafisch im Diagramm „Leistungsklassen nach Hersteller“ dargestellt.
Auf Konzernebene bliebt es beim bekannten Bild. AGCO verliert gemäß den immensen Stückzahlenverlust in Deutschland von Fendt mehr als 5 % Marktanteil im Vergleich zu 2020. John Deere kann den Marktanteil um 0,4 % leicht erhöhen (17,9 %). CNH bleibt mit 4 444 Schleppern auf dem Niveau von 2020. Die Macht der Big Five sinkt leicht, aber mit 26 618 von insgesamt 34 472 Traktoren dominieren die fünf großen Konzerne nach wie vor den deutschen Traktorenmarkt.
Die Schlepperverkäufe brummten auch 2021. Insgesamt 34 472 zugelassene Traktoren bedeuten ein Plus von 2 818 Stück im Vergleich zu 2020. Diese Entwicklung wird sich auch in 2022 fortsetzen, wenn die Teileknappheit bei den Herstellern gelöst werden kann. Außerordentliche Wachstumsraten sind unterhalb von 50 PS erzielt worden. Eine neue Abgasstufe und die Tatsache, dass viele Hobbygärtner sich für diese Technik entscheiden, sprechen für diese Entwicklung. Oberhalb von 51 PS ist der Schleppermarkt mit einem Plus von nur 174 Traktoren mehr (24 639 gesamt) beinahe konstant geblieben. Fendt verliert hier mit einem Minus von über 1 000 Einheiten den größten Marktanteil