Schlepperzulassungen in Deutschland 2022: Zum Teil fehlen Teile
Keine Sorge, unsere Recherche ist komplett. Aber der Rückgang zugelassener Schlepper wird zu großen Teilen dem Teilemangel in der Coronakrise zugeschrieben.
Das Jahr 2022 bleibt uns (hoffentlich) als letztes ernstes Coronajahr in Erinnerung. Spuren hinterlässt das Virus auch in der Schlepperindustrie, denn die Produktion hängt einmal mehr von Zulieferfirmen ab. Und hier kriselte es bei fast jedem Hersteller. 2022 wurden in Summe 30.344 Traktoren zugelassen. Das ist ein Minus von 4.128 Einheiten im Vergleich zu 2021.
Dem Phänomen der Jahresendrallye konnte Corona indes nichts anhaben. Viele Hersteller haben noch im Dezember überdurchschnittlich viele Schlepper zugelassen. Welche davon nur eine Tageszulassung bekommen, können wir nicht heraus filtern, aber auch Händlerprämien etc. spielen bei diesem Thema eine Rolle. Daher ist das gleitende Mittel der Zulassungszahlen ein guter Indikator für die Entwicklung der generellen Verkaufszahlen (Zulassungszahlen nach Hersteller). Hier zeigt sich, wie John Deere und Fendt den deutschen Markt regelrecht beherrschen. In Summe haben beide Marken einen Marktanteil von mehr als 44 Prozent. Mit Blick auf die Zahlen 2022 und der möglichen Einschränkung für überdurchschnittliche Zulassungen im Dezember hat John Deere den richtigen Kurs eingeschlagen. 6.425 Traktoren bedeuten ein Plus von vier Prozent im Vergleich zum Jahr 2021. Die grüne Kurve von John Deere steigt als eine der wenigen an, während viele andere Hersteller leichte Rückgänge verbuchen müssen — bis auf Massey Ferguson und Valtra. Der Zuwachs bei MF ist minimal bzw. auf dem Niveau der letzten Jahre, während Valtra sich in der Tabelle (Traktorzulassungen 2022) langsam aber stetig behauptet.
Verlierer im letzten Jahr sind New Holland und Kubota. Beide Hersteller müssen in der Top Ten der Zulassungen überdurchschnittlich viele Federn lassen. Während Kubota vornehmlich weniger Kleinsttraktoren verkauft, setzt sich der Verlust bei New Holland auch in größere PS-Klassen über 50 PS fort. Lieferverzögerungen scheint es wohl beim in Amerika gebauten T8 gegeben zu haben, aber dieser Großtraktor spielt bei den gesamten Zulassungszahlen eher eine untergeordnete Rolle. Als weiteren Grund nennt New Holland überdurchschnittlich viele Verkäufe zum Ende des Jahres 2021 vor der internen Preiserhöhung. Viele Maschinen seien von den Händlern abverkauft worden, was zu einem kleinen Dämpfer bei den Verkaufszahlen 2022 geführt habe. Somit sei der Verlust nur temporär, heißt es zuversichtlich aus den Kreisen von New Holland.
Verfolgungsjagd
Schaut man sich die Tabelle der zugelassenen Traktoren ab 51 PS an, wird klar, dass John Deere den Herren aus Marktoberdorf gefährlich Nahe kommt — zumindest im Jahr 2022. Erzrivale Fendt kann zwar Platz 1 in dieser Tabelle behaupten, aber der Vorsprung schmilzt gewaltig: Gerade mal 0,3 Prozentpunkte beträgt der Unterschied bei den Marktanteilen, bzw. in Stückzahlen sind es gerade mal 83 Einheiten.
John Deere konnte im Bereich der „echten“ Traktoren unter den Top 3 (Fendt, John Deere, Deutz-Fahr) ein Plus von 536 Neuzulassungen erzielen, während viele andere Hersteller Abstriche bei den Zulassungszahlen verzeichnen müssen (Fendt - 441 Einheiten, Deutz-Fahr - 349 Einheiten und z. B. New Holland - 362 Einheiten).
Schaut man sich die Zulassungszahlen auf Konzernebene an, dann schließt sich der Kreis der positiven Nachrichten für Grün-Gelb. Agco verliert „nur“ vier Prozent, während die Verluste bei drei der übrigen Big Six zweistellig sind. Die SDF-Group verzeichnet zusammen mit Kubota die höchsten Verluste.
Case IH und Steyr konnten die höheren Verluste von New Holland hier kompensieren. Im Zuge generell sinkender Zulassungen in Deutschland konnten sich die großen sechs Konzerne in Summe stärken. So stammen mittlerweile über 80 Prozent der Traktoren in Deutschland von diesen sechs Herstellern.
Der heiß umkämpfte Markt der Leistungsklassen spielt sich im Bereich zwischen 100 und 300 PS ab (PS-Bundesliga 2022). Fendt und John Deere buhlen um die Gunst der Kunden.
Diese Tabelle ist eng verknüpft mit den beliebtesten Modellen 2022: Denn wie im letzten Jahr auch sind der Fendt 724 und der John Deere 6155 R die Stückzahlbringer. Erwähnenswert sind 153 Großtraktoren über 400 PS bei Claas (Xerion) sowie 8 verkaufte Mercedes Benz. Hier handelt es sich wohl um LoF-Zulassungen von Lkw.
Grün dominiert die Tabelle der beliebtesten Modelle. Der Allrounder Fendt 724 Vario wurde im Jahr 2022 sage und schreibe 887 zugelassen, gefolgt vom ebenfalls vielfältig einsetzbaren 6155 R von John Deere, der 768-mal ein Nummernschild bekam. Bei Deutz-Fahr bleibt der 5080 D Keyline der Topseller, während Kubota erstmals mit dem L1 die meisten Kompakttraktoren zulassen konnte. Bei Claas dominiert der Arion 650/660.
Die Lieferengpässe sorgten bei fast allen Herstellern für längere Lieferzeiten. So standen bei vielen Produzenten die Schlepper auf dem Hof, weil Kleinigkeiten fehlten. Es wurden 30 344 Schlepper zugelassen. Das sind 4 128 weniger als im Jahr 2021. Gewinner in diesem Jahr ist John Deere, Kubota und New Holland verlieren im Vergleich am meisten.