Wenn die Arbeitsbreiten zunehmen, sind pneumatische Drillsysteme das Mittel der Wahl — mit all ihren Vor- und Nachteilen. Ein Nachteil ist beispielsweise die sensible Anhängigkeit zwischen Luftführung und Saatgutverteilung. Die Schlauchverlegung, die Länge des Steigrohrs und auch der Durchmesser des Verteilerkopfs müssen perfekt aufeinander abgestimmt sein. Im Einsatz sollten sie möglichst wenig auf wechselnde Einflüsse reagieren. Vor allem bei Maschinen mit komplexen Klapprahmen und aufwändigen Schlauchverlegungen ist dies eine bedeutende Herausforderung der Zukunft.
Entwickler und Maschinenbauingenieur Gerald Funck hat sich dieses Problem zu Herzen genommen und ein neues Verteilerkonzept entwickelt.
Da das Saatgut bei seiner Konzeptidee mit Fliehkraft anstelle von Luftverwirbelung auf die Saatreihen verteilt wird, sieht er wesentliche Vorteile im Vergleich zu bisherigen Systemen. Für seine patentierte Idee sucht er nun Projektpartner, um die Technik weiter zu erproben und in den nächsten Jahren in die Serienreife zu überführen.
Übrigens ist Funck auch gelernter Landwirt und im Bereich der Sätechnik kein Unbekannter: Aus seiner Feder stammt das Horsch Singular System zur Saatgutvereinzelung.
Als zweites Standbein neben seiner Ingenieurtätigkeit baut und vertreibt Gerald Funck verschiedene Wickelgeräte für Vliese, Folien und Netze.
Äußerer und innerer Zylinder
Mit seinem Verteilerturm will Funck vor allem die Querverteilung im Vergleich zu bisherigen Systemen optimieren. Das Konzept basiert auf einem zylindrischen Gehäuse mit einzelnen Etagen.
In jeder Etage sind symmetrische Abgänge für die Saatgutschläuche angeordnet. Im dargestellten Beispiel auf der linken Seite sind exemplarisch drei Etagen mit je sechs Auslässen dargestellt. In Summe könnte dieser Verteilerturm also 18 Einzelreihen mit Saatgut oder Dünger versorgen. Durch eine Erweiterung der Etagen und eine Vergrößerung des Durchmessers könnte die Zahl der Saatgutauslässe skaliert werden. Allerdings verfolgt Funck vielmehr die Philosophie, kleinere und dafür mehr Verteilertürme auf den Säschienen zu positionieren.
Drehender Rotor
Das Herzstück des Verteilerturms ist ein rotierender Saatgutverteiler. In diesen Verteiler kann das Saatgut wie bei bisherigen Systemen pneumatisch von oben oder von unten eingeleitet werden. Auf der jeweils gegenüberliegenden Seite ist ein Elektromotor für den Antrieb positioniert. Beim dargestellten Beispiel sitzt der Motor oben, das Saatgut wird von unten eingeblasen.
Dieser in Drehbewegung versetzte Saatgutverteiler ist in einzelne Kammern — in Anlehnung an einzelne Tortenstücke — aufgeteilt. In manchen dieser Kammern sind kleine Stege vorzufinden, deren Funktion erläutern wir später.
Zurück zum Saatfluss: Zunächst gelangt das Saatgut in unserem Beispiel von unten in den Verteiler. Hierbei wird es nach dem Prinzip des Roulettes auf die Tortenstücke aufgeteilt und an die Außenwand geführt.
Abgabe in die Saatschläuche
Und wie gelangt das Saatgut nun vom drehenden Verteiler durch das statische Gehäuse in die Saatschläuche? Hierfür sind im drehenden Saatgutverteiler in der Außenseite auf Höhe der einzelnen Etagen definierte Auslässe vorgesehen. Sobald der Saatgutauslass des drehenden Verteilers an der Öffnung des statischen Gehäuses entlang streift, werden die Körner per Fliehkraft in den Saatschlauch überführt. Bei 300 bis 500 Umdrehungen pro Minute seien laut Entwickler Funck keine Bruchverluste zu erwarten. Auch die Längsverteilung bleibe durch eine entstehende Verwirbelung gut, so Funck.
Womöglich wundern Sie sich, warum die Auslässe im rot dargestellten Saatgutverteiler unterschiedlich breit sind. Dies beruht auf einem besonderen Kniff, der mit den kurzen Stegen in den Tortenstücken zu tun hat: Durch eine Drehrichtungsänderung lässt sich eine Fahrgassenschaltung realisieren. Dann schmiegt sich das Saatgut innerhalb der Tortenabteile am gegenüberliegenden Steg an und wird beispielsweise nur noch auf zwei statt drei Ebenen verteilt. Die nicht beschickten Saatreihen ergeben dann die Fahrgasse. Zeitgleich muss das Dosiergerät der Sämaschine die Drehzahl reduzieren.
Damit ist Funck aber noch nicht am Ende seiner Ideen: Alternativ zum elektrischen Antrieb des Rotors kann auch der Luftstrom mit einer entsprechenden Flügelgeometrie für den Antrieb ausreichen. Auch an eine Saatflussüberwachung hat er gedacht. Um diese preiswert zu gestalten, reicht ein Sensor aus, um eine oder mehrere Saatleitungen im System zu erkennen. Dieser Sensor könnte beispielsweise in einer eigenen, ganz oben angeordneten Etage Platz finden. Sobald eine Saatleitung verstopft, würde das jeweilige Tortenstück das Saatgut nicht mehr in den eigentlichen Auslass abgeben können. Da aber weiteres Saatgut in das Tortenstück nachströmt, findet es seinen Weg bis zur oberen Ebene. Dort erkennt der Sensor, dass es offenbar in einer der Reihen zu einer Verstopfung kam.
Zudem hat Funck Ideen, um das Saatgut z. B. durch einen Verteilerturm in einen nächsten zu leiten. Dies solle eine Art Reihenschaltung der Türme mit nur einer Zuleitung ermöglichen. Auch zur Reihenabschaltungen hält er ein Patent in der Hand, das dieses Verteilerkonzept womöglich ergänzen könnte.
Wie sehen Sie die Chancen zu diesem System? Melden Sie sich hierzu gerne per E-Mail bei uns in der Redaktion (redaktion@profi.de) oder direkt bei Gerald Funck (info@funck-maschinenbau.de).