Systemvergleich Ladewagen, Häcksler und Presse: Wer schneidet wie durch?
Bei unserem Praxistest mit dem Pöttinger Ladewagen hatten wir die Möglichkeit, im ersten Schnitt Durchsatz und Schnittqualität weiterer Ernteverfahren miteinander zu vergleichen.
Die Frage zum Verfahren Futterernte bleibt betriebsindividuell. Wir möchten Ihnen einige Argumente an die Hand geben, damit Sie für den eigenen Betrieb das passende Ernteverfahren wählen können.
Durchsatz
Zum Thema Durchsatz ist schnell alles gesagt. Wirklich? Zumindest in unserem Vergleich haben wir erstmals gemessen, dass ein Ladewagen bei der reinen Ladearbeit ohne Wendezeiten mehr Futter (215 t FM/h; 70 t TM/h) durchsetzt als der Feldhäcksler (180 t FM/h; 59 t TM/h). Der Grund ist einfach. Zum einen bietet Pöttinger für Großschlepper das richtige Besteck, zum anderen musste der 539 PS starke Häcksler das Futter mit 23 mm kürzer schneiden als der Ladewagen. Die Presswickel-Kombination erreichte bei 1,30 m durchmessenden Ballen genau 60 t FM/h; 19,8 t TM/h Durchsatz. Hier begrenzte der zweiarmige Wickler die Arbeit, sonst hätte die Presse sicherlich noch mehr Futter pro Stunde pressen können.
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Die Frage zum Verfahren Futterernte bleibt betriebsindividuell. Wir möchten Ihnen einige Argumente an die Hand geben, damit Sie für den eigenen Betrieb das passende Ernteverfahren wählen können.
Durchsatz
Zum Thema Durchsatz ist schnell alles gesagt. Wirklich? Zumindest in unserem Vergleich haben wir erstmals gemessen, dass ein Ladewagen bei der reinen Ladearbeit ohne Wendezeiten mehr Futter (215 t FM/h; 70 t TM/h) durchsetzt als der Feldhäcksler (180 t FM/h; 59 t TM/h). Der Grund ist einfach. Zum einen bietet Pöttinger für Großschlepper das richtige Besteck, zum anderen musste der 539 PS starke Häcksler das Futter mit 23 mm kürzer schneiden als der Ladewagen. Die Presswickel-Kombination erreichte bei 1,30 m durchmessenden Ballen genau 60 t FM/h; 19,8 t TM/h Durchsatz. Hier begrenzte der zweiarmige Wickler die Arbeit, sonst hätte die Presse sicherlich noch mehr Futter pro Stunde pressen können.
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Wichtig ist die gemittelte Leistung pro Stunde mit Lade-, Entlade- und Umsetzzeiten. Bei uns waren mit dem Häcksler bei 1,5 bis 2 km Feld-Hof-Entfernung noch 100 t FM/h bzw. 33 t TM/h realistisch. Ein Zyklus mit dem Ladewagen dauerte bei gleicher Entfernung etwa 15 min, sprich hier erntet ein Wagen etwa 50 t FM/h; 16,5 t TM/h. Die Press-Wickel-Kombination erreicht nach unseren Erfahrungen mit Folienwechsel usw. etwa 35 t FM/h; 11,55 t TM/h. Das Abfahren der Ballen haben wir hier nicht berücksichtigt.
Mittlerweile bieten Ladewagen- und Pressenhersteller Vielmesserschneidwerke an. Bei unserem Vergleich beträgt die theoretische Schnittlänge 25 mm beim Ladewagen und 36 mm bei der Presswickel-Kombination. Der Feldhäcksler (John Deere 8400i) war mit 48 von 64 Messern bestückt. Die maximale Schnittlänge betrug so 23 mm – so hinkt der direkte Vergleich zum Ladewagen in puncto Durchsatz und Schnittleistung geringfügig. Aber auch mit 2 mm kürzerem Futter: Der Häcksler schneidet konstant gut. In der Grafik „Schnittlängen im Vergleich“ haben wir die Ergebnisse der DLG (Kasten: „So haben wir gemessen“) dargestellt. 73 % aller Halme des mit über 70 cm langen Feldgrases haben wir im Schnittlängenbereich von 5 bis 40 mm wiedergefunden. Davon liegen bereits 50 % im Bereich 5-25 mm. Der Ladewagen schafft es in diesem Schnittlängenbereich auf etwa 30 %, wie die Presse auch. Die Presse hat (wie auch unser visueller Eindruck bestätigt) deutlich mehr Überlängen im Futter (41 bis >80 mm). Der Ladewagen kommt mit dem Vielmesserschneidwerk deutlich näher an die Ergebnisse des Feldhäckslers heran.
Je kürzer die Schnittlänge, desto einfacher lässt sich das Futter auf dem Silo verteilen und verdichten. Die Verdichtungsleistung muss zum Ernteverfahren passen! Bedenken Sie: Bei 100 t Ernteleistung je Stunde beim Häcksler müssen 33 t aufs Silo, bei 50 t/h sind 17 t Walzfahrzeug(e) nötig.
Dennoch bleibt die Art der Futterbergung betriebsindividuell. Der Häcksler bereitet das Futter am konstantesten auf und hat eine sehr hohe Bergeleistung über den Tag verteilt. Der Ladewagen kann universell eingesetzt werden, Futter unterschiedlicher Parzellen lässt sich mit dem System gut mischen. Außerdem ist der Ladewagen prädestiniert für viele verstreute Flächen, denn das Umsetzen mit dem Häcksler samt Abfahrwagen kostet Zeit. So ist nicht verwunderlich, dass ein Ladewagen durchaus in einer solchen Häckselkette mitarbeitet, um die Vorteile der beiden Systeme zu vereinen.
Die Presswickel-Kombination tütet das Futter direkt ein, hat im Vergleich die geringste Durchsatzleistung pro Stunde, abhängig von der Schlaganzahl, Größe und Entfernung zum Betrieb natürlich. Sie kann aber von einer Person bedient werden und bedarf damit keiner weiteren Personen, bzw. Koordination. Auch Teilflächen lassen sich mit dem System einfach ernten.
Fazit
Alle Ernteverfahren sind richtig. Es gibt zu viele weiche Faktoren (Siloanlage, Feldstruktur, zu erntende Gesamtmenge, Futterart, Wetterlage, Dosiermitteleinrichtung etc.) die eine konkrete Antwort auf die Wahl des Ernteverfahrens zulassen.
Wenn es um die reine Schnittleistung geht, ist die Häckslertrommel noch das Maß der Dinge, aber die Kurzschnitttechniken der anderen Systeme holen merklich auf.
So haben wir gemessen
Auf einer Feldgrasfläche mit gleichmäßig hohem Aufwuchs haben wir parallel Häcksler, Ladewagen und Rundballenpresse arbeiten lassen. Die Schwaden sind zuvor von einem Vierkreiselschwader 1403 von Pöttinger geformt worden. Pro Meter Schwad lagen etwa 16 kg Futter, bei einem Trockenmassegehalt von 33 %. Bei der Presse haben wir Futterproben bei offener Ballenkammer entnommen. Beim Häcksler und dem Ladewagen haben wir eine Mischprobe vom späteren Fahrsilo entnommen. Die Proben wurden auf einer glatten Betonfläche getrocknet und dafür mehrfach umgewälzt. Die DLG hat die Proben ausgewertet. Insgesamt wurde die Schnittlängenanalyse für jedes Verfahren drei Mal wiederholt. Dabei sind jeweils 1 500 Halme in einer von der DLG entworfenen Apparatur aufgelegt worden, die fotografisch die Halmlänge erfasst.
Das Team um Franz Handler von der HBLFA Francisco Josephinum, Wieselburg in Österreich hat zusammen mit Pöttinger in 2022 auf einem Betrieb in Thüringen einen Verfahrensvergleich zwischen Ladewagen (25 und 34 mm Schnittlänge) und Feldhäcksler durchgeführt. Neben dem Kraftbedarf beider Längen, hat das Team unter anderem auch die Schnittqualität, die Verdichtbarkeit am Silo und die Flächenleistung der Ernteketten erfasst. Geerntet wurde auf einer 30 ha großen Parzelle in Thüringen mit 3,2 t TM/ha Ertrag und einer Feld-Hof-Entfernung von 3,1 km. Die Modellberechnung zeigt die Flächenleistung mit Wende- und Umsetzzeiten. Der Feldhäcksler erntet bei einem durchschnittlichen Schlag von 5 ha Größe deutlich schneller und vor allem mit konstanter Leistung pro Stunde im Vergleich zum Ladewagen. Dagegen steht ein höherer Aufwand bei der Logistik und Koordination, schließlich sind je nach Anzahl der Transportfahrzeuge mehr Fahrer zu koordinieren. Arbeitet der Ladewagen indes hofnah, erzielt ein Wagen (angetrieben von einem Fendt 942 Vario) etwa die halbe Leistung des Feldhäckslers (Claas Jaguar 950). Das Verfahren Feldhäcksler verbraucht in diesem Versuch inklusive Transport 6 l/t TM Diesel. Das System Ladewagen verbraucht laut BLT nur 3 l/t TM.