Die grüne Insel besticht nicht nur durch die Farbe, sondern mit Weidelgras-Erträgen, die anderswo auf der Welt kaum zu finden sind. Lesen Sie, warum selbst 1.180 PS müde werden.
Irland ist grün. Das viele Gras bietet bestes Grundfutter für die 18.000 Milchviehhalter. 70 % der Milchwaren werden exportiert. Und die Basis für die Milch wächst gut und günstig auf den Feldern. Mit gemäßigtem Klima, kühlen Sommern und warmen Wintern sowie viel Regen gedeiht das Weidelgras für 8 Mio. Schafe und 2,5 Mio. Kühe in Hülle und Fülle.
Materialschlacht
Bei der Futterernte ist das irische Gras eine echte Nummer. Schwere feuchte Schnitte mit Erträgen bis zu 40 t Frischmasse stellen sämtliche Erntetechniken in diesem Bereich vor Herausforderungen, die wir in unseren Breiten nicht kennen. Mäher, Wender, Schwader, Ladewagen oder Feldhäcksler: Maschinen, die unter diesen Bedingungen dauerhaft performen, erhalten das Prädikat „stabil“. So verwundert es nicht, dass deutsche Hersteller das Potenzial der irischen Futterernte erkannt haben und den Export auf die Insel forcieren. Einer dieser Partizipanten ist Farmhand. Farmhand ist der Generalimporteur für Krone in Irland (Kasten: „Alles aus einer Farmhand“). Wir waren Anfang Mai mit Krone auf der Insel. Schauen Sie sich dazu auch unser Video auf unserer Homepage an.
Alles aus einer Farmhand
Farmhand als Generalimporteur für Krone in Irland wurde 1962 gegründet. Bernard Krone kooperierte seinerzeit mit Farmhand und hielt 50 % der neu gegründeten Firma. Er war seit 1963 bei Farmhand in Irland aktiv, bis er nach dem frühen Tod seines Vaters selbst als Geschäftsführer in Spelle agierte.
John Scrivener als guter Freund von Bernard Krone kaufte Krones Anteil aus den Gründungsjahren zurück und entwickelte das Unternehmen weiter. Dass sich Krone in den frühen Siebzigern auf die Futtererntetechnik spezialisierte, passte für Farmhand perfekt ins Bild.
John ist seit 2015 im verdienten Ruhestand. Die Söhne Paul und Stephen wie auch die Tochter Sinead leiten mittlerweile das Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern, unweit von Dublin. Neben Krone ist Farmhand Importeur für Amazone, Alö, Zuidberg und APV. Außerdem hat man mit Fastparts einen eigenen Online-Handel für Irland entwickelt, mit erfreulicher Resonanz.
Für Krone ist Farmhand ein wichtiger Partner, schließlich werden die Hälfte der 50 Millionen Euro Umsatz der Iren mit Krone-Produkten gemacht. So werden jährlich 1.200 Mähwerke, Wender und Schwader importiert. Hinzu kommt die Erntetechnik. Pro Jahr werden etwa 20 Big M auf die Insel geschafft und noch mal 15 Big X. Mit seinen Mitarbeitern unterstützt der Generalimporteur dabei seine 30 Händler, schult die Fahrer für die irischen Gegebenheiten und sorgt für den reibungslosen Import von Ersatzteilen.
Dennehy Harvesting
Über 1.000 PS für irisches Gras und deutschen Mais
Als wir das Betriebsgelände von Dennehy Harvesting erreichen, herrscht morgens reges Treiben. Die sechs Schlepper werden für den anstehenden ersten Schnitt vorbereitet, die Messer der beiden Krone Häcksler (630 und 1180) geschliffen und die Radlader (Volvo L 70 und L 110) werden abgeschmiert. Die drei Mähwerkskombinationen (Front-Heck-Kombi; Butterfly und Big M) waren in den Tagen zuvor fleißig, sodass jetzt eine größere Menge Gras geerntet werden muss.
Zuvor wurden die eigenen 250 Kühe noch auf die Weide gelassen, die im Winter im neu errichteten Stall unterkommen. Milch ist in Irland ein großes Thema und weil Grundfutter in Form von eiweißreichem Gras ausreichend vorhanden ist, werden die Tiere zumeist auf der Weide gehalten und zweimal täglich gemolken. Die Weidehaltung geht so weit, dass selbst Zuckerrüben angebaut wurden, die im Herbst von den Kühen direkt „gerodet“ werden. Die Weidehaltung ist typisch für die irische Milchwirtschaft, senkt sie doch die Produktionskosten. Die durchschnittliche Herdenleistung beträgt etwa 6.000 bis 8.000 Liter Milch pro Tier und Jahr.
Zurück zum Lohnunternehmen: David Dennehy leitet das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder. Jetzt zur Erntezeit sind bis zu 20 Mitarbeiter unterwegs. Insgesamt erntet das irische Unternehmen so etwa 2.000 ha Gras pro Jahr. Dabei sind die Erträge nicht die, wie man sie in Deutschland kennt. Bei 40 t Frischmasse pro Hektar gleichen die Schwade, die der Vierkreiselschwader von Krone formt, echten Schutzwällen.
Seit 2023 setzt Dennehy auf den größten Häcksler von Krone den Big X 1180. Über 1.000 PS im Gras? Die gleiche Frage stellten wir uns auch, aber als die Maschine dann bei 100 % Motorauslastung Unmengen Gras bei 12 km/h aus dem Krümmer katapultiert, haben wir erkannt, dass selbst bei der Grasernte diese Motorleistung gefordert werden kann. Die Erntefenster im Südosten Irlands sind eng. Daher setzt Dennehy auf Schlagkraft.
Dennehy bietet zumeist die gesamte Kette der Grasernte an: Mähen, Schwaden, Ernten und Festfahren. Zum Abfahren nutzt der Lohnunternehmer vornehmlich die typischen Tandemkipper, die sich durch eine robuste Bauweise und eine schnelle Entladung am Silo auszeichnen.
Viele seiner Kunden mähen in der Regel nur zwei Schnitte. Ein Umdenken hinsichtlich der Silagequalität sei aber erkennbar, so dass einige Betriebe das Gras jünger ernten, um noch mehr Energie und Eiweiß pro Hektar zu ernten.
Mit bis zu drei Mähkombinationen rückt der Lohnunternehmer aus. Der selbsfahrende Big M ist auf den meist kleinen Flächen wendig unterwegs.
(Bildquelle: Dennehy)
Typisch sind die Silagetrailer. Sie fassen bis zu 40 m³ und wiegen nur knapp 6 t.
(Bildquelle: Bensing)
Dennehy mit zwei Radladern von Volvo, um die Massen verarbeiten zu können.
(Bildquelle: Bensing)
Irland ist aber nicht nur äußerlich eine grüne Insel. Auch politisch weht der Wind des Wandels. So sollen die eigens gesteckten Klimaziele zur Folge haben, dass 10 % weniger Rinder auf der Insel gehalten werden, um das vermeintlich klimaschädliche Methan-Gas zu reduzieren.
Da verwundert es nicht, dass David Dennehy als Unternehmer weitere Pläne für die Nutzung des anfallenden Grünfutters hat. Inspiriert von einem guten Freund, der in der Nähe von Berlin eine Biogasanlage betreibt, möchte David auch in Irland Biomethan erzeugen. Die Planungen für die eigene Biogasanlage laufen auf Hochtouren. Sie soll mit Gülle, Gras, GPS und Mais gefüttert werden. Der irische Freund in Deutschland ist auch der Grund für ein außergewöhnliches Nomadentum Dennehys. Seit nun fünf Jahren setzt der irische Unternehmer mit Häcksler und drei Abfuhrgespannen von Irland nach Brandenburg über, um dort für die Biogasanlage Mais zu ernten.
„Ich liebe Deutschland und die Gegebenheiten für die Ernte sind einfach gut. Zudem kann ich meine Maschinen im August prima auslasten, bevor bei uns im Oktober die Maisernte beginnt, sofern wir hier Mais anbauen können“, gibt der Unternehmer zu bedenken.
Ein Großteil des Maisanbaus findet unter Folie statt. Das Klima unter der Folie fördert die Jugendentwicklung der Maispflanzen bei den sonst sehr nass-kühlen Bedingungen im irischen Frühjahr. Die Folie sei dabei biologisch abbaubar.
Mais wird vornehmlich unter Folie angebaut, damit er im nasskalten Frühjahr trotzdem eine gute Jugendentwicklung vorweisen kann.
(Bildquelle: Dennehy)
(Bildquelle: Dennehy)
Hier auf der Fähre: Dennehy setzt von Irland nach Deutschland über, um Mais zu ernten.
(Bildquelle: Dennehy)
Ger Delaney
Ein Mann, ein Ladewagen
Neben großen Lohnunternehmen wie Dennehy gibt es natürlich auch noch kleinere Unternehmen, die wie in Deutschland auch Dienstleistungen für die Landwirte vor Ort anbieten. Einer von ihnen ist Ger Delaney. Der gelernte Mechaniker hat neben seinem Ladewagen und Schwader drei Bagger im Betrieb. Damit macht er den größten Teil seines Umsatzes und sagt aber ehrlich: „Die Grasernte ist für mich pure Entspannung. Seit Jahren fahre ich in meiner Umgebung mit dem Ladewagen und ich freue mich jedes Jahr aufs Neue auf den ersten Schnitt“, schwärmt der junge Unternehmer.
Delaney ist mit einem Krone ZX 430 Kurzschnittladewagen unterwegs. Zudem besitzt er einen Krone TC 760-Mittelschwader, mit dem in der Regel die Schwaden für den Ladewagen geformt werden. Delaney arbeitet für kleinere Milchviehhalter in der Region. „Mit dem Ladewagen sind so 20 Hektar pro Tag realistisch. Schließlich ernten wir hier eine Masse Gras. Ich kann pro Wagen etwa 1,5 Acre (0,6 ha) laden. Somit komme ich auf 30 bis 40 Fuhren am Tag — je nach Hof-Feld-Entfernung natürlich.
Ich habe zwar auch größere Kunden mit 80 Hektar und mehr, die mähen aber in der Regel nur die Menge, die ich mit einem Wagen auch bewältigen kann. Der Vorteil: Wir sind ein kleines Team und wir sind schön flexibel, wenn es um die Gestaltung des Tagesplans geht.“
Das schwere Gras ist nicht einfach zu schwaden. TS Gehalte um die 30 % sind hier zu erwarten.
(Bildquelle: Bensing)
Der 6215R von John Deere hat gut zu tun, das lange Gras durch die 48 Messer zu drücken.
(Bildquelle: Redaktion profi)
Es wird ohne Dosierwalzen entladen, der Radlader verdichtet das Futter.
(Bildquelle: Redaktion profi)
Typisch irisch: Die mit Hecken umgebenen Felder, die die Zufahrten und Straßen eng werden lassen.
(Bildquelle: Redaktion profi)
Delaney setzt vor seinem Wagen einen John Deere 6215R ein. „Das ist sicherlich die untere Grenze bei unseren Erträgen hier“, berichtet der Praktiker. Die Schnittqualität des massigen Grases geht in Ordnung, ebenfalls gefällt mir der per Riemen angetriebene Rotor.“ Damit seien die „Lumps“, also die Klumpen oder Haufen im Schwad, kein Problem, da die Überlastsicherung des Antriebs mit dem Riemen nicht so schnell anspricht. Zudem ist Delaney vom Verfahren Ladewagen überzeugt, weil der Ladewagen mit seinen 37 mm Schnittlänge nicht so stein-empfindlich sei wie der Feldhäcksler. „Ich schleife die Messer nach etwa 40 Hektar Einsatzfläche und dann war es das“, ist Delaney vom einfachen Aufbau des Systems angetan.
Delaney hat einen befreundeten Unternehmer, der mit einem Radlader für ihn die Silage walzt. „Bei uns in der Region gibt es eigentlich keine Landwirte, die noch selber walzen oder ernten. Das übernehmen Lohnunternehmer.“
Noch nicht weit verbreitet, aber sehr beliebt, ist bei den Iren übrigens die K80- Kugel und die Zwangslenkung für den Wagen. „Damit komme ich rückwärts schnell in jedes Silo“, resümiert Delaney. Mit einem kurzen „See you“ geht es schon wieder zum Feld, denn die Zeit drängt... G(r)as geben eben.