In einigen Regionen sind es Krähen, in anderen Möwen, Stare oder Gänse: Große Kolonien dieser Vogelarten richten in kurzer Zeit massive Schäden an Feldkulturen an. WildDetect aus Dänemark hat eine Technik zur Abwehr entwickelt. Das System ist intelligent und arbeitet vornehmlich mit Schall. Der Clou: Es gibt lediglich Töne ab, wenn Schadvögel in der Nähe sind.
Zentrales Element ist ein hochsensibles Mikrofon. Es detektiert die Laute der Schadvögel und sendet nur dann entsprechende Abwehrtöne aus. Zu diesen Tönen zählen beispielsweise arteigene Panikrufe oder Ruflaute von gefährlichen Raubvögeln.
Bird Alert von WildDetect: Modularer Aufbau
Je nach Ausbaustufe können weitere Abwehrsysteme die Lautsprecher unterstützen. Ein Beispiel ist der „Scareman“ — eine selbstaufblasende Vogelscheuche. Auch eine Gaskanone lässt sich zusätzlich installieren. Damit sich die intelligenten Vogelarten nicht an die einzelnen Abwehrmodule gewöhnen, reagiert das System per Zufall: Mal nur akustisch, mal kombiniert oder ausschließlich mit einem der angeschlossenen Sondermodule.
Im Lieferumfang des Standardgerätes sind drei wesentliche Komponenten enthalten: ein 60-W-Photovoltaikmodul, der Dreibeinständer und die zentrale Einheit als praktischer Koffer. Darin integriert sind eine 12-V-Bleibatterie mit 33 Ah samt Laderegler und Rechenmodule zum Ansteuern der Zusatzmodule. Zudem ist darin ein GPS- und GSM-Modem mit einer dazugehörigen SIM-Karte integriert. Hierüber lässt sich das Gerät aus der Ferne orten, ansteuern oder deaktivieren. Ausgeschaltet funktioniert die Ortung leider nicht, was als Diebstahlschutz sicher sinnvoll wäre.
Die Installation der Komponenten ist kinderleicht: Hierfür befinden sich an der Rückseite des Koffers wassergeschützte und farblich markierte Schraubverbinder. Passend dazu sind die Anschlusskabel der Zusatzmodule gekennzeichnet. Auch das Mikrofon und die Lautsprecher lassen sich seitlich mit Hilfe von zwei Rohrschellen werkzeuglos am Koffer befestigen.
Ähnlich einfach ist die Bedienung: Es gibt einen Taster, worüber man das Gerät an- und auch wieder ausschaltet. Währenddessen spricht das Gerät mit vorgefertigten Textblöcken über die Lautsprecher mit dem Anwender, was durchaus hilfreich ist.
Einfache Onlineüberwachung
Hilfreich und anwenderfreundlich ist auch die dazugehörige Webanwendung. Auf der Internetseite birdalert.dk muss zunächst eine Registrierung erfolgen. Anschließend lässt sich das Gerät dort einmalig im Konto einpflegen. Danach kann man über die Weboberfläche verschiedene Parameter einstellen: zum Beispiel definierte Ruhephasen, die Sensitivität oder die Lautstärke der Alarme.
Wir haben Bird Alert nach dem Maislegen und im Gemüse ausprobiert — jeweils in Gemarkungen mit hohem Krähen-Vorkommen. Seit der Installation des Bird Alerts konnten wir einen deutlich Vergrämungseffekt feststellen. Nach dem Aufbau der Anlage kreiste die Kolonie in großer Höhe über den Feldern und spähte die Feindrufe aus. Anschließend flogen sie davon.
Ein Gewöhnungseffekt setzte nicht ein. Sondern die Krähen mieden die Fläche über die gesamte Saison, während sie auf anderen Feldern sichtbar waren.
Als Wirkradius gibt der Hersteller 250 m bzw. eine runde Fläche von knapp 20 ha an. Nach unseren Erfahrungen eine realistische Größe für die Lautsprecher. Die Erkennung per Mikrofon nimmt bei zunehmender Entfernung ab, hier sehen wir eher eine Fläche von 250 x 250 m als realistisch an.
Das Basismodell besteht aus drei Komponenten: einem Dreibein-Gestell, dem Photovoltaikmodul sowie dem Technikkoffer samt Mikrofon und Lautsprechern.
(Bildquelle: Schulz)
Auf der Rückseite des Koffers, in dem die Technik eingehaust ist, werden die Zusatzkomponenten gut geschützt angeschlossen.
(Bildquelle: Schulz)
Start mit der Basis
Für den Einstieg raten wir nur zum Kauf der Basiseinheit. Später kann das System problemlos erweitert werden. Für die Vogelscheuche erhält man dann eine Kunststoffkiste mit integrierter 12-V-Batterie (110 Ah). Am Deckel sind ein starkes Luftgebläse und ein Leuchtmittel integriert. Die aufblasbare Vogelscheuche stülpt man darüber.
Zwei Dinge sollte man wissen. Erstens, das Dreibeingestell mit Koffer und PV-Modul ist unhandlich. Zweitens, das Gerät baut hoch und stört beim Spritzeneinsatz. Auch vor der Lautstärke warnen wir: Die Lautsprecher sind mit bis zu 120 dB(A) sehr laut. Bei angrenzenden Wohngebieten ist Vorsicht geboten.
Vorsicht sollten Sie auch im Hinblick auf den Naturschutz wahren: Einige Vogelarten dürfen nur mit einer behördlichen Genehmigung vergrämt werden. Hierbei spielen vor allem die Einsatzzeiträume und die gewählte Technik eine Rolle.
Preislich gibt es das Grundmodul mit Mikrofon und Lautsprechern ab 1 950 Euro (alle Preise ohne MwSt.). Für das Solarpanel kommen etwa 600 Euro hinzu, für die Vogelscheuche 380 Euro. Macht zusammen 2 930 Euro.
Zusätzlich fallen Jahresgebühren an, die je nach Lizenzmodell bei 80 Euro beginnen. Inwieweit sich das Gerät finanziell rechnet, hängt wohl stark von der zu schützenden Kultur und dem potenziellen Ertragsausfall ab. Vertrieben wird die Technik über die Agravis und die Firma Ornitec.