Bauer: Als ich neulich auf einer Tagung vom vertikalen und horizontalen Datenfluss hörte, dachte ich, wie abgehoben ist das denn. Sofort fiel mir meine neue Drillmaschine ein, bei der manchmal nicht einmal das Saatgut fließt.
Lohner: Auf der Deluta habe ich von einem Spezi aus der Industrie erfahren, dass rund 80 Prozent aller Daten im ISO-Bus fehlerhaft sind.
Bauer: Du machst mir Hoffnung, 60 000 Euro hat die neue Maschine in 3-m-Ausführung gekostet. Es fing damit an, dass schon nach kurzer Zeit beide Unterlenkerbolzen aus der Sicherung gebrochen waren.
Maring: Deshalb säst du im Januar Weizen?
Bauer: Die gerissenen Bleche hatte ich Gott sei Dank gesehen. Aber der fette Bock in der Elektronik offenbarte sich erst, nachdem der Weizen aufgelaufen war.
Lohner: Ich habe mich gar nicht getraut, dich auf die ungesäten Streifen anzusprechen.
Bauer: War auch besser so, ich hatte einen richtig dicken Hals. Die Drillmaschine hatte in meinem 27-m-System immer wieder zwei benachbarte Arbeitsbreiten nicht gesät. Mal die Spuren 6 und 7, mal 7 und 8 oder 9 und 1. Das passierte immer, nachdem ich in Spur 5 eine Pflegegasse angelegt hatte.
Fahrer: Du siehst doch auf dem Terminal, ob die Maschinen sät oder nicht.
Bauer: Die Drillmaschine habe ich über das Schlepperterminal laufen lassen, da kam keine Fehlermeldung.
Fahrer: Solch einen Fehler merkt man doch am Saatgutverbrauch.
Bauer: Aber nicht bei einem 2 000-Liter-Tank. Nach zehn Tagen sah ich, dass auf sechs Meter breiten Streifen von einem zum anderen Ende des Feldes kein Getreide stand.
Fahrer: Ich kann dich verstehen, das ist ärgerlich. Aber du konntest ja noch nachsäen, es war ohnehin sehr spät.
Bauer: Mit einer Drillmaschine, die einen Schuss hat? Mal ganz abgesehen vom Wetter und den Bodenbedingungen mitten im Winter.
Lohner: Ich fasse es noch mal zusammen. Immer nach dem Anlegen einer Fahrgasse hat die Saatgutdosierung je zweimal ausgesetzt und dann wie von Zauberhand sauber weitergesät?
Bauer: Es war wie eine Lotterie. Ich fuhr mit meinem Landmaschinenhändler die Flächen ab. Er hat die Maschine dann gecheckt und die ganze Elektronik durchgemessen, aber keinen Fehler gefunden.
Maring: Mit einer rein mechanischen Maschine wäre das nicht passiert.
Bauer: Wohl war. Am nächsten Tag stand ein Werksmonteur auf dem Hof. Bei der Lenkrad-Rückenlehnen-Diskussion sprang mir mein Händler zur Seite. Und weshalb hätte ich absichtlich solch einen Bock schießen sollen?
Lohner: Aber es musste doch eine Erklärung geben?
Bauer: Der junge Mann fand die Fehlerquelle ziemlich schnell. Er meinte, der Sensor zur Drehzahlüberwachung des Gebläses sei defekt.
Fahrer: Auch dann gibt es normalerweise eine Fehlermeldung.
Bauer: Was ist schon normal? Meinen Weizen drille ich mit 4 150 Gebläseumdrehungen. Das wird am Terminal angezeigt. Wenn die Fahrgassenschaltung vier Klappen schließt, fährt die Elektronik die Drehzahl herunter. Und unter 3 000 stoppt sie die Säwelle ganz, damit die Dosierung nicht verstopft. Genau das ist scheinbar nach dem Säen einer Fahrgasse passiert.
Fahrer: Welche Drehzahl zeigte das Terminal?
Bauer: Immer 4 150. Der Monteur tauschte den Sensor und schlug vor, die Firmware der Drillmaschine neu aufzuspielen. Nachdem das abgeschlossen war, fuhren wir gemeinsam aufs Feld und säten die ersten leeren Arbeitsbreiten nach. Und tatsächlich funktionierte die Maschine nun so, wie sie soll.
Fahrer: Wichtig ist, dass dir geholfen wurde. Aber die Geschichte mit dem Sensor hätte ich dem jungen Mann nicht abgekauft. Weshalb hat er auch gleich die Software der Maschine neu aufgespielt? Kann es sein, dass das werksseitige Programm von Beginn an einen Schuss hatte?
Lohner: Wie sagte der Insider auf der Deluta? Rund 80 Prozent der ISO-Bus-Daten sind fehlerhaft.
Bauer: Diesen Verdacht hatte ich auch schon. Letzten Endes ist es mir egal, wo der Fehler lag. Wichtig ist, dass die Maschine das tut, was sie soll und mich nicht der Lächerlichkeit preisgibt. Ich bin jetzt gespannt auf das Frühjahr.