Stammtisch des Fortschritts: Digitale Odyssee
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Bauer: Es sind nicht meine Schäfchen, ich habe sie nur temporär als Rasenmäher ausgeliehen. Im Gegenzug nutzt der Schäfer unsere Wiese am Hof.
Lohner: Eine schlaue Vereinbarung.
Bauer: Solange die Viecher nicht Reißaus nehmen.
Fahrer: Die Herde war doch super eingezäunt. Hat der Wolf sie aufgescheucht?
Bauer: Wir denken nicht, dafür liegt die Weide zu nah am Hof. Die Ursache ist eine andere. Als es um ein neues Elektrozaungerät ging, habe ich gleich eine Version mit App gekauft. Allerdings mache ich mein Smartphone nachts grundsätzlich aus.
Maring: Ganz schön mutig. Hast du neulich nicht die Apps für die Stallbelüftung und die Biogasanlage über den Klee gelobt?
Lohner: Du gibst Geld für eine Alarmfunktion aus und schaltest sie nachts aus? Konsequent ist das nicht.
Bauer: Man kann sich zum Sklaven der Technik machen. Nachts will ich schlafen.
Fahrer: Unsere Kuhbauern mit Weidehaltung haben inzwischen alle eine Zaun-App. So sparen sie bei der Kontrolle eine Menge Lauferei.
Bauer: Der Schäfer hat natürlich auch die App und einen Zugang zu meinem Gerät. Ich hatte ihm aber schon häufiger gesagt, dass an der Wiese mehrere Pfähle abgefault sind. Vereinbarungsgemäß ist das seine Baustelle. Er hat sich dann alle Mühe gegeben, die Wackelkandidaten mit noch mehr Draht zu stabilisieren.
Lohner: Schafe sind nicht so dumm, wie häufig angenommen wird. Die Tiere nutzen ihre Chance, wenn sie ausbüchsen können.
Bauer: Ein wenig blöd sind sie dennoch, sie hatten sich zum Abschluss ihres nächtlichen Ausflugs im Buswartehäuschen der Grundschule gesammelt und warteten dort auf uns.
Maring: Scheinbar hatten sie Bildungsbedarf.
Bauer: So wie der Schäfer selbst. Er hat eingesehen, dass mein Hinweis auf neue Pfähle nicht der schlechteste war. Er schlug vor, die ganze Wiese mit Kunststoffpfählen neu einzuzäunen. Dann sei in Kombination mit dem zornigen Elektrozaungerät in der Garage ein für alle Mal Ruhe. Meine Frau und ich waren uns ausnahmsweise mal einig und haben das abgelehnt.
Fahrer: Warum? Wenn der Pächter die Pfähle bezahlt? Die sind sündhaft teuer, halten aber ewig.
Bauer: Dann könnten wir gleich Plastikblumen am Hof und im Garten pflanzen — nein, Kunststoff ist tabu. Doch damit war ich in der Pflicht, eine bezahlbare und dennoch haltbare Alternative aus Holz zu besorgen.
Lohner: Bongossi.
Bauer: Das geht gar nicht. Aber ich fand bei eBay eine Sägerei, die imprägnierte Rubinienpfähle aus heimischer Produktion anbot. Wir wurden uns einig, und so holte ich mit Schlepper und Anhänger eine Ladung Pfähle.
Maring: Welch ein Aufwand.
Bauer: Auf dem Rückweg war die Tankuhr schon im roten Bereich, und so steuerte ich eine Tankstelle an. Zuerst wollte ich es bei 20 Liter belassen, aber dann tankte ich voll, fast 200 Liter.
Fahrer: Du besitzt doch eine Hoftankstelle.
Bauer: Dort ist der Sprit kaum billiger, und die Tanksäule hat überdies einen erzieherischen Effekt. Rund 270 Euro habe ich in aller Kürze in meinem Schlepper versenkt!
Maring: Das ist heftig, aber als Landwirt erhältst du doch eine Steuerrückvergütung.
Bauer: Angesichts weiter steigender Spritpreise ist das ein schwacher Trost. Beim Ausrechnen der Rückvergütung fiel mir wieder ein, dass ich meinen Antrag für 2020 im Winter an den Zoll gefaxt und zusätzlich per Post geschickt hatte. Es war mir nicht gelungen, mich über das Internet anzumelden.
Lohner: Freu dich, dass es diese alte Möglichkeit noch gibt. Beim Finanzamt und den Sozialkassen beißt du ohne Computer und Internet längst auf Granit.
Bauer: Beim Zoll kannst du sogar anrufen.
Maring: Hast du uns nicht im Frühjahr in derben Worten von deinem gescheiterten Versuch berichtet, dich dort anzumelden?
Bauer: Ich habe das katastrophale Anmeldeverfahren kritisiert, nicht den Service. Damit ich meine Steuerrückvergütung im kommenden Jahr wieder digital beantragen kann und die Kohle schneller auf meinem Konto ist, habe ich jetzt einen neuen Anmeldeversuch unternommen.
Lohner: Hat es geklappt?
Bauer: Nicht wirklich. Wieder begab ich mich auf die digitale Odyssee, um vom Finanzamt ein gültiges Elster-Zertifikat zu bekommen. Und wieder bin ich gescheitert. Angeblich ist meine Steuernummer ungültig.
Fahrer: Das ist ja frustrierend.
Bauer: Ja und nein. Ich habe beim Zoll in Dresden angerufen und mein Problem geschildert. Dort wurde ich erneut super-nett und vor allem kompetent beraten.
Maring: Also ist dein Zugang wiederhergestellt?
Bauer: Noch nicht. Per E-Mail bekam ich von der Finanzverwaltung die Aktivierungs-ID und nun warte ich zum wiederholten Mal auf den neuen Aktivierungscode, der per Post kommt.
Fahrer: Man fasst es nicht.
Bauer: Doch die wichtigste Botschaft für alle Berufskollegen, die noch kurzfristig bis zum 30. September ihren Dieselantrag stellen wollen, heißt, es per Papierantrag zu erledigen. Das ist die sicherste Variante und noch bis 2024 möglich. Erst danach geht es nur per Elster-Zertifikat. In drei Jahren soll es mir wohl gelingen, dies zu bekommen.