Maring: Auf den Höfen brodelt es. Der eine Bauer hat Herzprobleme, beim anderen ist die Frau weg, bei einem hat der Junior hingeschmissen, der nächste findet keinen Mitarbeiter, und ich sitze mittendrin. Das geht an die Substanz.
Bauer: Ja, die Zeiten sind heftig. Meine Frau hat neulich auch eine deutliche Ansage gemacht, weil ich mal wieder einen Sonntag komplett auf dem Schlepper und im Büro verbracht habe.
Maring: Du hast nie gelernt, Arbeit abzugeben. Statt deinen Weizen in den Boden zu schmieren, könnte ich dir fünf Landwirte und drei Lohnunternehmer vermitteln, die dann säen, wenn die Bedingungen besser sind.
Bauer: Die Außenwirtschaft ist nicht mein Problem. Aber was in einem normalen, bäuerlichen Betrieb an Schreibkram und Zeit am PC anfällt, geht auf keine Kuhhaut.
Maring: Warum machst du deine Buchführung selbst? Die Meldungen deiner Wirtschaftsdünger könnten wir für dich erledigen.
Bauer: Bei keiner Arbeit ist die Stundenproduktivität so hoch wie bei meinem Kassenbuch. Ich schaue mir jede Rechnung genau an, besonders bei Versicherungen. Das Überweisen am PC geht ruck zuck, und die richtige Verbuchung ist inzwischen reine Routine.
Lohner: Wenn ich bei uns auch noch die Bankgeschäfte und die Buchhaltung an der Backe hätte, könnte ich mich gleich bei Dieter in die Schleife des Sorgentelefons einreihen.
Bauer: Hallo! Reichst du Rechnungen einfach an deine Bürokraft weiter, ohne vorher draufzuschauen?
Lohner: Meine Frau hat das Büro fest im Griff, da brennt nichts an, auch nicht bei den ausgehenden Rechnungen. Immer donnerstags druckt sie eine Liste der Mahnungen, und dann überlegen wir gemeinsam, was in jedem einzelnen Fall zu tun ist. In der jüngsten Liste steht übrigens auch ein gewisser Albert Bauer.
Bauer: Das ist bestimmt ein Versehen, ich habe die Rechnung für den Mulcher neulich gerade in der Hand gehabt und eingegeben.
Lohner: Aber laut unserer EDV nicht bezahlt. Sollen wir dich besser wieder von E-Mail auf die gelbe Post umstellen?
Bauer: Ich ahne den Fehler, der passiert mir ab und zu. Für alle Rechnungen, die etwas mit dem Ackerbau zu tun haben, öffne ich grundsätzlich zuerst meine Schlagkartei.
Maring: Ich kenne deine EDV nicht im Detail, aber das eine Schlagkartei mit Bankingfunktion ist mir neu.
Bauer: Es geht für die Kostenauswertung um die aktuellen Preise, egal, ob es Lohnarbeiten, Dünger, Saatgut oder Pflanzenschutzmittel sind. Erst dann ist die Buchführung dran. Das mache ich seit der Fachschule. Wenn zwischendurch einer anruft und mich ablenkt, kann es passieren, dass die Rechnung direkt im digitalen Aktenschrank landet. Dann ist sie weg.
Lohner: Aber bezahlt ist sie nicht?
Bauer: Natürlich nicht. Maile mir die Mahnung oder die Rechnungsnummer, morgen hast du das Geld.
Maring: Das sind Gespräche aus dem Nähkästchen. Eure Intimitäten könnt ihr beim nächsten Mal gerne unter euch ausmachen.
Bauer: Die Zeiten des „unter euch Ausmachens“ sind in der Landwirtschaft eh vorbei. Dazu fällt mir aktuell die Düngeverordnung ein. Während die Bedienung einer professionellen Schlagkartei oder der Buchführung wirklich Freude macht, glaubt man bei der Erfassung der verbrachten Wirtschaftsdünger, dass man im digitalen Hochmittelalter gelandet ist.
Lohner: Deshalb ist das bei uns Chefsache. Um ehrlich zu sein, hat meine Frau sich geweigert, den Murks mit der elektronischen Nährstoffmeldung zu bedienen. Ich weiß damit umzugehen, weil ich es fast täglich mache.
Bauer: Ich habe am Sonntag versucht, bei einer Mistlieferung die Inhaltswerte zu korrigieren und ein PDF mit der Analyse hochzuladen. Beides ist mir nicht gelungen, obwohl ich durchaus PC-Erfahrungen habe.
Fahrer: Woran bist du gescheitert?
Bauer: Am leckeren Kuchen, den meine Frau gebacken hat. Ich habe dann noch versucht, die Internetseite des Amtes ohne Änderungen zu verlassen, was ebenfalls nicht gelang. Am Ende war es mir egal, schließlich war Montag auch noch ein Tag.
Maring: Ihr jammert auf hohem Niveau, eure Probleme möchte manch anderer Landwirt haben.